Auf Reisen bin ich gerne aktiv oder buche überhaupt Aktivreisen. Irgendwie bin ich immer in Bewegung, sei es zu Hause oder auf Reisen. Deshalb will und muss ich mich im Urlaub nicht fit halten. Neujahrsvorsätze? Nicht bei mir – schon gar nicht, wenn es darum geht, mehr Sport zu machen. Ich gehöre nicht zu denen, die ein konsequentes Fitnessprogramm verfolgen.
Meine Philosophie: aktiv reisen, fit im Urlaub und Aktivreisen
Persönlich ziehe ich den Begriff der Reise dem des Urlaubs vor. Urlaub verbinde ich irgendwie immer mit Erholung. Falls ich überhaupt Erholung nötig habe, dann genieße ich ein paar ruhige Tage zu Hause. Dafür muss ich nicht wegfahren, erst recht nicht ins Ausland oder wegfliegen. Beim Reisen hingegen stehen die täglichen Erlebnisse und die damit verbundenen Erfahrungen im Vordergrund. Ich will mich auf ein Land, eine Region, eine Stadt einlassen, lernen und wenn immer möglich in Natur, Kultur und das Leben dort eintauchen. Das braucht Zeit und funktioniert nicht, wenn ich ein Sportprogramm abspulen muss.
Schon Johann Wolfgang von Goethe hat gesagt: «Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen.» Diesem Zitat kann ich nur zustimmen. Eine Gegend zu erwandern, entschleunigt und lässt einen gleichzeitig alles ganz intensiv erleben. Man kann Orte (Länder) besser spüren, wenn man Raum und Zeit zum Denken und die sprichwörtliche «Luft zum Atmen» hat.
Radfahren fällt für mich in eine ähnliche Kategorie. Mit dem Bike ist man zwar etwas schneller unterwegs, aber immer noch nah dran an Land und Leuten. Neben Wandern oder Trekking und Biken gehe ich folgenden Aktivitäten auf Reisen gerne nach: Langlauf (Skating), Skifahren, Schneeschuhlaufen, Kanu, Hundeschlitten, Reiten, Canopy oder Rafting. Nur Strand wäre mir zu langweilig.
Auf solchen Aktivreisen oder bei kürzeren Aktivitäten probiere ich mit Vorliebe etwas Neues aus und erlebe das eine oder andere kleine Abenteuer. Manchmal muss ich dafür die eigene Komfortzone verlassen. Alles in Allem sind es keine ausgesprochen verrückten Aktivitäten, ich bin kein Adrenalin-Junkie. Ich reise gerne unabhängig und alleine. Von Zeit zu Zeit buche ich Aktivreisen bei einschlägigen Veranstaltern. Solche Aktivreisen haben den Vorteil, dass man mit Gleichgesinnten in einer meist lustigen Gruppe unterwegs ist und die sportlichen Aktivitäten bereits im Vorfeld organisiert sind.
Ansonsten treibe ich im Urlaub nicht gezielt Sport. Insgesamt betätige ich mich nicht ausgesprochen mehr oder weniger als zu Hause. Sportpausen gibt es auf Reisen normalerweise nicht. Eher kommt es vor, dass ich explizit einen Sporturlaub oder sogenannte Aktivreisen verbringe. Wenn man ein bis zwei Wochen nahezu täglich wandert, auf den Skiern steht oder im Sattel sitzt, kommen in der Regel mehr Schritte oder Kilometer zusammen als im Alltag daheim. Sogar auf Städtereisen lege ich an einem Tag gut und gerne 30’000 Schritte am Tag zurück, weil ich vieles zu Fuß erkunde.
Oftmals sind es die Temperaturen, die mich davon abhalten meine Laufschuhe einzupacken. Wenn ich nur mit Handgepäck unterwegs bin, ist es nicht immer einfach, zusätzliche Sportbekleidung im Koffer zu verstauen. Aber eine morgendliche Sightseeing-Jogging-Runde während einer Städtereise ist dennoch unschlagbar. Dafür sind mir Fitnessstudios ein Gräuel – sowohl im Urlaub als auch zu Hause. Ich käme z.B. nie auf die Idee, mich im Hotel aufs Laufband zu stellen. Bewegung und Sport sind für mich immer mit frischer Luft und Natur verbunden. Es geht nicht nur um die körperliche Gesundheit, sondern auch um die seelische Ausgeglichenheit.
Wanderreisen
Wandern geht immer. Neben Touren in der näheren Umgebung gehört Wandern auf Reisen mit dazu, sei es für einzelne Ausflüge oder auf mehrtägigen Aktivreisen. Eine meiner schönsten Aktivreisen war im Oman. Neben den Schwimmtrekkings und leichtem Canyoning in den Wadis haben wir einige Berggipfel erklommen, im Gebirge im Zelt übernachtet, sind durch die Wüste gewandert und mit der Dhau entlang der Küste von Musandam geschippert.
Apropos Wüste: Das Kameltrekking in Marokko, lange Zeit, bevor es diesen Blog gab, bleibt eine unvergessliche Erinnerung. An die Wander- oder Aktivreise nach Kirgisistan, insbesondere die Übernachtungen am Songköl mit Ausritten, denke ich ebenfalls mit Wehmut zurück. Gewandert im Rahmen einer organisierten Tour bin ich ebenso in Armenien und Georgien.
Daneben unternehme ich auf Reisen oftmals Tageswanderungen, zuletzt zum Beispiel auf den Äolischen Inseln Lipari, Vulcano, Alicudi und Stromboli, den Azoren (Sao Miguel, Terceira, Sao Jorge, Faial und Pico) oder auf Madeira. In Südfrankreich, im Luberon, habe ich bei brütender Hitze ein paar leichte Touren in Angriff genommen, genauso wie in Japan oder Costa Rica.
Eine meiner geplanten Aktivreisen für 2020 nach Rumänien, zum Wandern nach Siebenbürgen und zum Kajakfahren im Donaudelta, musste ich aus bekannten Gründen verschieben. Ich hoffe, dass ich die Reise ein Jahr später antreten kann. Sobald Reisen wieder uneingeschränkt möglich ist, plane ich Wander- oder Aktivreisen auf Lombok und Hawaii. Bis dahin kann ich in der näheren Umgebung wandern. Ich genieße das Privileg, die Berge direkt vor der Haustüre zu haben. Im vergangenen Jahr habe ich einige Touren in der Schweiz unternommen (Walensee, Alpstein, Lac de Moiry, Zermatt, Klausenpass, Silsersee, Marbachegg, Hasliberg oder Morcote).
Radreisen
Meine erste individuelle Radreise mit Gepäcktransport führte mich durch Andalusien, von Malaga nach Sevilla. Um einiges sportlicher ging es beim Rad-Inselhüpfen auf den Philippinen zu und her: vier Inseln (Cebu, Bohol, Siquijor und Negros) mit Tagesetappen zwischen 30 und 80 km (die meisten eher Richtung der zweiten Zahl) mit einigen Steigungen, extremen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und Mitreisenden, die mit einer Ironman-Teilnahme in Hawaii aufwarten konnten. Weitere Ziele meiner Rad- und Aktivreisen waren Costa Rica und Panama. Da war ich unterwegs mit dem Mountainbike von Küste zu Küste und habe mich so sehr in die Region verliebt, dass ich kurz darauf zurückkehren musste.
Wenn es nicht gleich eine umfassende Radreise ist, leihe ich mir im Urlaub gerne ein Rad aus, um die Gegend zu erkunden, z.B. auf Sylt oder Texel, im Drei-Seen-Land oder im Appenzellerland, am Bodensee, in Köln und in der Provence.
Mit den geplanten Mountainbike- oder Aktivreisen nach Madagaskar letzten Herbst und der Tour von meinem Heimatort in die Ostschweiz wurde es leider nichts. Vielleicht kann ich mir diese Wünsche irgendwann erfüllen.
Aktivreisen im Winter
Weil ich in den Bergen wohne, habe ich den guten alten Skiurlaub irgendwann gestrichen. Einzelne Skitage sind jedoch nicht das Gleiche, wie wenn man eine Woche vor Ort verbringt. Da ist alles einfach viel entspannter und auch andere Aktivitäten haben noch Platz. Letzten Winter war ich für einige Tage im Bregenzerwald. Neben dem Skifahren und Langlaufen (Skating) genoss ich dort Schneeschuh- und Winterwanderungen. Zum Langlaufen war ich in letzter Zeit im Goms und im Schwarzwald.
Zweimal war ich bisher für Hundeschlittentouren in Karelien, ganz im Osten Finnlands. In der Eräkeskus Wilderness Lodge habe ich den Grenztrail und eine individuelle Winterwoche verbracht. Seither träume ich von einer Wiederholung, am liebsten irgendwo in Lappland in einem richtig tief verschneiten Winterwunderland.
Neben den genannten Aktivitäten könnte ich mir gut vorstellen, auf wintertauglichen Mountainbikes, den Fatbikes, die winterliche Landschaft zu erkunden. Vielleicht klappt das ja mal im kommenden Winter.
Auf dem Wasser
Ob Segeln nun unter Aktivreisen fällt, darüber lässt sich streiten. In Griechenland habe ich einige Törns gemacht, bei denen es ganz schön sportlich zu- und herging. Beim ständigen Segelsetzen, Wenden und Halsen kann man durchaus fit bleiben. Auf dem Katamaran auf den Seychellen oder in Thailand ging es eher gemütlich zu und her. In meinem Traumrevier Guna Yala (San Blas Inseln) konnte ich überhaupt nur eine Koje mit Rundum-sorglos-Paket buchen. Schwimmen, Schnorcheln, Kajak fahren und Stand-Up-Paddling waren dabei die einzigen Aktivitäten, um ein bisschen Bewegung zu haben.
In Costa Rica habe ich mein erstes Rafting-Abenteuer gewagt. Die zweitägige Tour am Rio Pacuare hat all meine Erwartungen übertroffen. Die 25 Kilometer am Fluss erforderten Einsatz und Teamarbeit. Zusammen mit der Übernachtung in der Rios Tropicales Lodge war das ein Natur-Erlebnis der ganz besonderen Art. Weil mir Rafting so viel Spaß gemacht hat, habe ich es dann in der Schweiz auf der Lütschine wiederholt.
Ebenfalls auf Reisen habe ich meine ersten Kajak-Touren unternommen, das ist aber schon viele Jahre her. Zuletzt war die Sonnenaufgangsfahrt durch die Isletas im Nicaragua See vor Granada einfach nur magisch. Oder mit dem Kajak unter der Pont du Gard durchzupaddeln, ist ein Erlebnis. Und nachdem Reisen im Sommer 2020 nicht ganz so einfach war, habe ich mir eine Frühstückstour auf dem Vierwaldstättersee gegönnt. Dort einen Technikkurs zu absolvieren, steht ziemlich weit oben auf meiner Liste.
Im Sattel
Als Teenagerin war ich wie so viele andere auch vernarrt in Pferde. Später habe ich dieses teure und zeitintensive Hobby aufgegeben. Dennoch suche ich auf Reisen immer wieder einmal das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde. So bin ich beispielsweise in der Dominikanischen Republik oder in Marokko am Strand entlang galoppiert oder habe Ausritte rund um den Songköl und die weiten Ebenen der Camargue genossen. Auf einer Estanzia in Argentinien und im Nationalpark Rincon de la Vieja haben wir ebenfalls hoch zu Ross die Gegend erkundent. Der Ausritt im winterlichen Island war ebenfalls großartig.
Einen reinen Reiturlaub würde ich vermutlich nicht planen, höchstens für ein paar Tage oder in Kombination mit anderen Aktivitäten. Sowieso sind mir sogenannte Mulit-Aktivreisen mit viel Abwechslung, Genuss und ein bisschen Wellness am liebsten.
In der Luft oder ein bisschen verrückt
Einmal über die Baumkronen des Regenwaldes «fliegen», dieses Ökosystem aus einer ganz besonderen Perspektive betrachten und die eigenen Unsicherheiten und Zweifel überwinden, das hatte ich mir für Costa Rica vorgenommen. Schließlich werden Zipline- oder Canopy-Touren dort in allen größeren Touristenorten angeboten. Am Sky Trek in La Fortuna schwebte ich so in 200 Metern über dem Abhang. Nach einem ersten mulmigen Gefühl konnte ich diesen Ausflug in luftiger Höhe richtig genießen.
Auch so können Aktivreisen aussehen.Zu den verrücktesten Aktivitäten, die ich bisher gemacht habe, zählt wohl das Vulkanboarding in Nicaragua. Verschiedene Anbieter organisieren Touren auf den in der Nähe von Leon gelegenen Cerro Negro. Er ist einer der aktivsten Vulkane Nicaraguas, mit 700 Metern alles andere als hoch. Der knapp 45-minütige Aufstieg mit dem Board am Rücken war das Aktivste an dieser Aktivität. Die Abfahrt durch Asche und Geröll hätte für mich durchaus etwas rasanter sein können.
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.
Liebe Carola,
vielen Dank für den spannenden Einblick in deine aktiven Reisen. Du hast vollkommen recht: zu Fuß oder mit dem Rad erlebt man sein Reiseziel viel intensiver.
Viele Grüße
Annette