Kategorien Rundreisen

Texel im Winter – zwei Tage Auszeit auf der Nordseeinsel in Holland

Schreibe Einen Kommentar
Pinterest Hidden Image

Auf Texel hat man ganz Holland auf einer Insel, sagt man. Und es gibt etwa gleich viele Schafe wie Menschen, nämlich 14’000. Wenn im Frühjahr nochmals mehr als 10’000 Lämmer dazukommen, verschiebt sich das Verhältnis.

Neben Schafen hat die Insel mit 30 Kilometer Sandstrand, sieben Dörfern und einmaligen Naturgebieten noch mehr zu bieten – selbst im Winter. Dann geht es recht beschaulich zu, man kann die Ruhe genießen, den Alltag hinter sich lassen und neue Kraft tanken. Bei Strandspaziergängen lässt man sich den Wind um die Nase wehen. Ich finde ja, man sollte genau dann, wenn die Tage kurz sind, die Nordsee kalt ist, der Wind heftig weht und die Sonne selten scheint, an die Nordsee reisen.

Bevor du auf die Nordseeinsel reist, solltest du vielleicht noch wissen, dass man diese anders ausspricht, als man sie schreibt. Du fährst nach «Tessel» und nicht nach TeXel.

Texel im Winter? Selbstverständlich! Im folgenden Beitrag findest du Anregungen, was man in zwei Tagen auf der Insel alles erleben oder erfahren kann.

Die Insel Texel «erfahren»

Anreise mit Zug, Fähre

Zweimal pro Stunde fährt der Intercity von Amsterdam Centraal nach Den Helder. Eine Stunde und 17 Minuten dauert die Fahrt von Amsterdam in die Hafenstadt im Nordwesten der Niederlande. Gleich vor dem Bahnhof fährt der Bus 33 direkt zum Fährhafen. Tickets gibt es entweder beim Fahrer (keine Barzahlung) oder in der kleinen Verkaufsstelle am Busbahnhof. Die Karte für € 3.- (2020) beinhaltet auch die Rückfahrt. Die Abfahrtszeiten der Busse sind auf den Fährfahrplan abgestimmt. Tickets für die Fähre gibt es dann am Automaten bei der Einstiegsstelle. Für € 2.50 bringt einem der TESO Fährdienst in 20 Minuten auf die 5 Kilometer entfernte Insel und wieder zurück. Auf der Rückfahrt werden die Karten nicht mehr kontrolliert.

Texelhopper

Ohne eigenes Fahrzeug sind wir auf der Insel ebenfalls auf den öffentlichen Verkehr angewiesen. Hier gibt es allerdings nur eine einzige Buslinie, die regelmäßig bedient wird. Mit der Linie 28 gelangt man vom Veerhaven nach Den Burg und De Koog. Für alle Ziele weiter im Norden und im Osten der Insel nutzt man den Texelhopper. Die Kleinbusse fahren 130 Haltestellen auf der Insel an. Allerdings muss man den Texelhopper mindestens eine halbe Stunde im Voraus bestellen. Das geht telefonisch oder per App. So flexibel, wie es klingt, ist man mit dem Hopper leider nicht immer und überall. Die Wartezeiten können schon mal etwas länger sein und an manchen Haltestellen muss man sich an stündliche Abfahrten halten.

Unterwegs auf der Insel: fietsen unter Strom

Ein E-Bike auf einer topfebenen Insel? Wir sind doch keine Weicheier!

Um von unserer Unterkunft in De Cocksdorp aus die Insel zu erkunden, kommt der Texelhopper nur bedingt infrage. Um während der zwei Tage flexibel zu sein, mieten wir Fahrräder. Im Winter ist De Cocksorp ein ziemlich verschlafenes Nest: ein Supermarkt, ein Laden für Outdoormode, Souvenirs und Produkte aus Schafwolle sowie eine Drogerie sind das höchste der Shopping-Gefühle. Aber wie sollte es in Holland anders sein, eine Fahrradvermietung (Fietsenverhuur) ist selbstverständlich geöffnet. Bei Van der Linde Cycling empfiehlt man uns wegen des starken Windes ein E-Bike.

Auf unserer etwa 45 Kilometer langen Inseltour durchs Eierland nach Osterend, De Waal, Den Burg, zum Ecomare und über De Koog bis hin zum Leuchtturm an der Nordspitze der Insel sind wir dann ganz froh um diese Empfehlung. Denn obwohl es auf der Insel mit Ausnahme der Dünen keine Erhebungen gibt, macht uns der Gegenwind stellenweise ziemlich zu schaffen.

Unsere E-Bike-Route und alle im Beitrag erwähnten Orte sowie meine weiteren Tipps findest du zur besseren Übersicht in der folgenden Karte.

Google Maps

Mit dem Laden der Karte akzeptierst du die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren

Karte laden

Strände und Strandpavillons, Nordsee pur

Auf Sylt habe ich meine Liebe zur Nordsee entdeckt. Wind und Wetter sowie die Kraft des Meeres mit Ebbe und Flut hautnah zu spüren, hat mich begeistert. Als Nordseefan freue ich mich auf lange Strandspaziergänge in der salzhaltigen Luft. Leider begrüßt uns das Eiland mit richtigem Schietwetter. Nicht einfach nur Wind und Kälte, nein, es regnet in Strömen. Erst am späten Nachmittag können wir unseren Spaziergang zum Holzsteg des Steiger Waddenveers antreten.

Am nordwestlichen Zipfel der Insel und rund um den Leuchtturm ist der Strand am breitesten. Das ist der perfekte Platz für Strandsegler, die hier ihre Bahnen und Kreise ziehen. Insgesamt hat die Insel ganze 30 Kilometer Sandstrand zu bieten, der sich den Westen der Insel entlangzieht. Im Winter hat man am nahezu menschenleeren Strand das Gefühl der endlosen Weite.

Wer nach dem winterlichen Strandspaziergang hungrig oder durstig ist, kann in einem der Strandpavillons einkehren. Einige von ihnen haben auch im Winter geöffnet. Es sind dies von Nord nach Süd der Strandpaviljoen Kaap Noord am Paal 33, das Strandcafé am Paal 28, der Strandpaviljoen Paal 17 Aan Ze bei De Koog (mit offenem Kamin und Außenstelle des Standesamtes für Hochzeiten), der Gastropaviljoen XV in der Nähe von Den Burg und der Strandpaviljoen Paal 9. Ich empfehle dir bezüglich Sperrtagen und Urlaubszeiten die einzelnen Webseiten zu konsultieren.

Der Leuchtturm

Der Vuurtoren gehört sozusagen zum touristischen Pflichtprogramm. Das gilt zumindest für mich. Ich habe eine Schwäche für Leuchttürme. Sie trotzen Wind und Wetter, wecken die Sehnsucht nach der Weite des Meeres und geben Orientierung. Mit seinen 50 Metern und seinem leuchtenden Rot ist der Texeler Leuchtturm tagsüber von weither zu sehen. In der Nacht ist sein Licht mindestens bis zu einer Entfernung von 29 Seemeilen sichtbar. Und auch wenn der Turm heute nicht mehr besetzt ist, leuchtet er noch immer vor sich hin.

Der Leuchtturm ist für die Öffentlichkeit zugänglich (Eintritt € 4.75; 2020). Bis zur Galerie und zum ehemaligen Leuchtturmwärter-Häuschen muss man 118 Stufen oder sechs Stockwerke erklimmen. Dazwischen informieren einige Exponate und Schautafeln über die Geschichte des Leuchtturms. Belohnt wird man oben mit viel Wind und bei schönem Wetter mit einer Aussicht über den Strand, die vorgelagerten Sandbänke bis hin zu Nachbarinsel Vieland und das Wattenmeer im Osten der Insel.

Ecomare

Zwischen Den Burg und De Koog liegt eingebettet in die Dünen das Naturkundemuseum und Aquarium Ecomare. Das Museum zeigt Ausstellungen über die Nordsee und das Wattenmeer. Im Walsaal kann man Skelette von im Wattenmeer gestrandeten und verendeten Walen bestaunen. Das Aquarium beherbergt Fische und Pflanzen aus verschiedenen Regionen der Nordsee.

In den 1950er Jahren kam eine Seehund- und Vogelauffangstation hinzu. Die ist heute der eigentliche Besuchermagnet. Viele kommen nur, um Robben und die beiden Schweinswale zu sehen. In dieser Aufzucht- und Pflegestation werden laufend junge und kranke Robben, Heuler, ölverschmutzte Vögel oder verwaiste Küken wieder aufgepäppelt. Die Tiere erhalten professionelle Hilfe und werden dann wieder ausgesetzt. Es gibt allerdings auch einige ständige Bewohner. Dabei handelt es sich um blinde oder zahnlose Tiere, die in der freien Natur nicht mehr überleben könnten. Täglich stehen mehrere Fütterungspräsentationen auf dem Programm und an verschiedenen Exkursionen kann man ebenfalls teilnehmen. Mit dem Eintritt unterstützt du das Ecomare finanziell. Selbstverständlich sind auch weitere Spenden gerne gesehen.

Naturpark Dünen von Texel

20 Nationalparks gibt es in den Niederlanden. Der Nationalpark Duinen van Texel ist einer davon und umfasst 43 km². Er erstreckt sich von der Südspitze der Insel über das gesamte Dünengebiet und den Wald bis zum Leuchtturm im Norden. Teilweise erreichen die Dünen bis zu 25 Meter, dazwischen liegen Heide, Laub- und Nadelwälder sowie Salzwiesen.

Das bekannteste Naturgebiet, nämlich De Slufter, ist genau so ein Salzwiesengebiet. Direkt mit der Nordsee verbunden strömt hier bei Flut Meerwasser in die Priele. Es kann auch vorkommen, dass weite Teile überschwemmt sind. Entsprechend wachsen hier Pflanzen, die sich an das Salzwasser angepasst haben. Bedingt durch die vielen kleinen Meerestiere siedeln hier auch viele Vogelarten.

Malerisches Fischerdorf Oosterend

Wenn es um Windmühlen geht, trifft «Ganz Holland auf einer Insel» nicht ganz auf Texel zu. Windmühlen gibt es nämlich nur zwei. Eine davon steht im Osten der Insel, also auf der Wattenmeerseite bei Oost. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung nach Oosterend. Das kleine Dorf, etwa zwei Kilometer vom Deich entfernt, ist ein wahres Schmuckstück. Viele bezeichnen Ossterend als das schönste Dorf auf der Insel. Dem kann ich eigentlich nur beipflichten.

Rund um die imposante Maartenskerk, die noch aus dem Mittelalter stammt, gruppieren sich niedliche Häuschen, aus Backstein, mit bunten Fassaden und Holzgiebeln. Die engen Gässchen sind richtig pittoresk und ein Fotomotiv jagt das andere. Teilweise stammen die Häuser noch aus dem 12. Jahrhundert.

Im 1’300-Seelen-Dorf gibt es sogar mehrere Gaststätten. Bekannt ist auch das Wijnhuis, wo es Wein und hausgemachte Liköre zu kaufen gibt.

Weitere Tipps für einen Aufenthalt im Winter

In unserem Fall waren die zwei Tage eigentlich zu kurz. Es gäbe noch viel zu entdecken auf der Insel. Weitere Ausflugsmöglichkeiten von Süd nach Nord habe ich hier aufgelistet:

  • Hafen Oudeschild: Oudeschild ist das einzige Dorf, das direkt am Meer liegt. Es ist gleichzeitig der Heimathafen der Texeler Fischereiflotte. Hier gibt es einiges zu sehen und fangfrischen Fisch zu essen.
  • Fahrt mit dem Krabbenkutter: Die Schiffe TX10 und TX20 nehmen bei fast jedem Wetter Touristen mit zum Krabbenfischen und zu den Seehundsandbänken. Zwischen November und März finden die Ausfahrten allerdings nur mittwochs und samstags statt.
  • Museum Kaap Skill: Neben dem architektonisch interessanten Hauptgebäude besteht das Museum noch aus einer Mühle, Fischerhäuschen, Pack- und Bootshäusern oder einer Seegrasscheune. Erzählt werden Geschichten des Fischerdorfs Oudeschild, der Reede und der Strandräuber.
  • Texelse Bierbrouwerij: Ebenfalls in Oudeschild wird Bier gebraut. Die Insel hat ihr eigenes gleichnamiges Bier und das in vielen Sorten. In der Brauerei kann man einen Rundgang machen und Bier verkosten.
  • Einkaufsbummel in De Burg: Die «Hauptstadt» der Insel mit ihren 14^000 Bewohnern wirkt verglichen mit den anderen Dörfern schon fast mondän. Das Zentrum ist dennoch überschaubar. Vor allem findet man hier in verschiedenen Conceptstores ganz tolle Wohnaccesoires oder Mitbringsel im Inselstil, z.B. bei Stek oder Kees de Waal.
  • Schiffbruch- und Juttermuseum Flora: Zwischen Den Burg und De Koog liegt das erste und größte Strandräuber Museum der Welt. Hier wird alles ausgestellt, was in den letzten siebzig Jahren an den Strand gespült wurde. Das ergibt eine kuriose Sammlung.
  • Woolness: Wellness der besonderen Art findest du im Boutique Hotel Texel bei De Cocksdorp. Hier kann man ganz typisch in einem Wollbad entspannen. Das Lanolin der Schafwolle soll die Haut ganz zart machen.
  • Inselrundflug: Texel hat auch einen Flughafen. In 15-, 30-, 45- oder 60-minütigen Rundflügen kann man die Insel aus der Vogelperspektive betrachten. Tessel Air ist zwar nur von April bis Oktober geöffnet. Bei rechtzeitiger telefonischer Voranmeldung lässt sich auch im Winter ein Rundflug organisieren.
Leuchtturm von Texel
Texel

Mehr Benelux

Niederlande

Belgien

Luxemburg


Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

Schreibe Einen Kommentar

© TRAVELLINGCAROLA

Your Mastodon Instance