Meine Reisevorlieben anno 2016 – und was sich seither verändert hat

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Im Jahr 2016 habe ich meinen allerersten Blogbeitrag geschrieben, in dem es um meine Reisegewohnheiten und -vorlieben ging. Während ich mir beim Reisen sicher war, hätte ich nie gedacht, dass mich das Schreiben so lange begleiten würde. Mittlerweile ist Travellingcarola den Kinderschuhen entwachsen. Heute, etwas neun Jahre später, habe ich diesen Text wieder gelesen. Vieles davon stimmt noch immer, manches hat sich verändert. Zeit also, auf meine damaligen Reisevorlieben zurückzublicken und sie mit meiner heutigen Sichtweise zu vergleichen.

Finde heraus, wie sich mein Blick aufs Reisen im Laufe der Jahre gewandelt hat – und warum Fernweh für mich heute anders klingt als damals.

Reisevorlieben in Sachen Unterkunft: klein, besonders, bewusst

Wenn ich heute eine Unterkunft buche, dann geschieht das selten spontan. Ich liebe die Vorfreude, die mit einer gründlichen Recherche einhergeht. Stundenlang kann ich mich durch Websites und Bewertungen klicken, immer auf der Suche nach diesem einen besonderen Ort, der genau die Atmosphäre ausstrahlt, die ich für eine Reise brauche. Es darf ruhig kleiner, individueller und charmanter sein – Hauptsache, die Unterkunft hat Charakter.

Große Hotelketten meide ich wann immer möglich. Sie sind mir zu unpersönlich, oft austauschbar und haben wenig Bezug zum Ort selbst. Mir ist wichtig, dass die Wertschöpfung vor Ort bleibt. Es sollen jene Menschen profitieren, die das Hotel mit Herzblut führen. Es sind die Geschichten hinter einem Boutiquehotel, einem alten Herrenhaus, einem Palast, einer Höhlenwohnung, einer Windmühle oder einer rustikalen Berghütte, die meine Reisen prägen. Sie machen den Unterschied, der sich nicht in Sternen messen lässt.

Airbnb habe ich früher intensiver genutzt, vor allem, wenn ich allein unterwegs war, ein bisschen das Gefühl von Zuhause suchte und einfach auch sparen wollte. Ich finde die Idee nach wie vor gut, doch inzwischen buche ich nur noch in Ausnahmefällen und sehr bewusst. Gerade in Städten mit Wohnungsnot kann ich nicht ignorieren, welchen Einfluss diese Plattform auf den Markt hat. Für mich sind heute Atmosphäre, Lokalkolorit und Nachhaltigkeit die entscheidenden Kriterien. Ich übernachte lieber in einem kleinen Gasthof, in dem mir die Besitzerin beim Frühstück lokale Tipps gibt, als in einem gesichtslosen Luxushotel mit standardisierten Abläufen.

Das Frühstück ist für mich die wichtigste Mahlzeit des Tages. Es gibt nichts Schöneres, als eine gute Auswahl an hochwertigen Produkten zu haben und diese Zeit zu genießen. Entsprechend wähle ich meine Unterkünfte auch nach dem Frühstücksangebot aus.

Reiseart: Qualität vor Quantität

Mein Entdeckergeist ist geblieben, doch mein Tempo hat sich verändert. Früher wollte ich auf jeder Reise möglichst viel sehen, alle Sehenswürdigkeiten abhaken und nichts verpassen. Heute weiß ich, dass es unmöglich ist, alles zu sehen, und dass es auch gar nicht notwendig ist. Ich lasse mich lieber treiben, bleibe länger an Orten, die mir gefallen, und nehme mir Zeit für Details.

Das heißt jedoch nicht, dass ich zum Slow Traveller geworden bin. Ich bin nach wie vor aktiv unterwegs, möchte etwas erleben, spüren und hinter die Kulissen blicken. Entsprechend sind Aktivreisen genau das Richtige für mich. Zwar bin ich kein Adrenalinjunkie, der auf der Suche nach Extremerlebnissen um die Welt reist, aber ich liebe Bewegung. Wandern, Trekking, Radfahren, Segeln, Kanufahren oder Hundeschlittenfahrten im Winter – das sind Erfahrungen, die für mich das Reisen lebendig machen.

Ich habe auch kein Problem damit, solche Touren über spezialisierte Reiseveranstalter zu buchen. Im Gegenteil: Oft kommt man auf diese Weise Menschen und Kultur näher als manche Individualreisende, die glauben, per se die «besseren» Tourist:innen zu sein. Sie übersehen manchmal, dass auch sie einer Blase folgen – jener aus Reiseführern, Blogs oder Social-Media-Hotspots. Für mich zählt, wie ich reise, nicht wie sehr ich mich von anderen abgrenze.

Zwischen kürzeren und längeren Aufenthalten halte ich ein ausgewogenes Verhältnis. Ich plane spontane Wochenend-Städtereisen in mir vertraute europäische Städte, aber auch längere Reisen, die mich auf einen anderen Kontinent führen. Wenn ich unterwegs bin, möchte ich aktiv sein und Kultur, Landschaft und Menschen erleben.

Erholen kann ich mich auch zu Hause.

Lange Badeferien oder ausschließlicher Strandurlaub gehören nicht zu meinen Reisevorlieben. Nach ein, zwei Tagen am Meer werde ich unruhig. Ich brauche Abwechslung und Bewegung. Zwar genieße ich Sonne, Sand und Wellen, doch auf Dauer fehlt mir das Erleben. Ich bevorzuge Reiseziele, die neben Meer und Palmen auch Kultur, Natur und Aktivitäten bieten – Orte, die mich fordern und inspirieren. Vielleicht spielt die Natur heute eine größere Rolle als früher. Eine Wanderung, eine Radtour oder eine Stunde am Meer kann intensiver sein als jedes Museum oder jede Skyline.

Unterwegs sein

Das Gefühl, wenn ein Flugzeug abhebt, liebe ich bis heute. Dieser Moment zwischen Boden und Himmel, der alles Alltägliche hinter sich lässt fasziniert mich nach wie vor. Und doch gehe ich heute anders mit dem Fliegen um. Bewusster, überlegter, mit mehr Verantwortung.

Wann immer es sich zeitlich vereinbaren lässt, steige ich in den Zug. Gerade in Europa ist das Reisen auf Schienen oft komfortabler, entspannter und klimafreundlicher. Ich schätze es, während der Fahrt die Landschaft vorbeiziehen zu sehen, nicht nur den Start und die Landung wahrzunehmen. Und ich mag, dass das Zugreisen automatisch das Tempo verlangsamt. Man reist nicht einfach irgendwohin, man kommt an.

Das heißt nicht, dass ich das Fliegen aufgegeben hätte. Es bleibt für mich etwas Besonderes. Ich kompensiere seit vielen Jahren jeden meiner Flüge, nicht als Freikauf, sondern als bewussten Ausdruck von Verantwortung. Ich plane meine Strecken gezielter, versuche, Flugkilometer zu reduzieren, indem ich Reiseziele kombiniere oder länger bleibe. Das entlastet nicht nur die Umwelt, sondern entspannt auch das Reisen selbst. Fernweh und Klimabewusstsein lassen sich nicht immer perfekt vereinen, aber sie dürfen koexistieren.

Planung: Struktur mit Raum für Spontanes

Ich gebe es zu: Ich bin ein Planungsmensch. Ich liebe es, Routen zusammenzustellen, Reisezeiten zu vergleichen und mir in Reiseführern Notizen zu machen. Dabei geht es mir nicht nur ums Organisieren, sondern auch um die Vorfreude, das langsame Sich-Hineinträumen in eine Reise.

Trotzdem war ich nie jemand, der alles im Detail festlegt. Ich brauche kein minutiöses Programm, um unterwegs glücklich zu sein. Mir reicht ein grober Rahmen, der mir Orientierung gibt. Der Rest darf sich ergeben. Ich mag es, morgens spontan zu entscheiden, wohin der Tag mich führt, und mich von Ideen, Begegnungen und Stimmungen treiben zu lassen.

Für mich ist Planung keine Einschränkung, sondern Teil der Reise selbst. Sie bereitet den Boden, auf dem das Ungeplante wachsen kann. Und genau das sind meist die schönsten Momente: jene, die man nie geplant hätte.

Reisen als Haltung

Reisen war für mich immer ein Privileg, und dieses Bewusstsein ist in den letzten Jahren gewachsen. Je mehr ich gesehen habe, desto stärker wurde mir bewusst, wie unterschiedlich Lebensrealitäten sein können. Reisen bedeutet für mich deshalb nicht nur, neue Orte zu entdecken, sondern auch, Verantwortung zu übernehmen. Mit dem, was ich schreibe, möchte ich nicht nur Sehnsucht wecken, sondern auch zum Nachdenken anregen.

Ich schreibe über Nachhaltigkeit, respektvolles Verhalten und soziale Ungleichheiten, also über Dinge, die nicht immer auf den ersten Blick sichtbar sind. Denn Reisen zeigt nicht nur Schönes, sondern auch Herausforderungen. Wer reist, sollte mehr mitnehmen als Fotos: Eindrücke, Verständnis und Respekt.

Nach meinem mehrmonatigen Aufenthalt in Australien, Neuseeland und auf den pazifischen Inseln Fidschi und Hawaii war meine Reiselust für eine Weile gestillt. Ich hatte so viel gesehen und erlebt, dass ich erst einmal ankommen musste. Diese Erfahrung hat meinen Blick verändert. Mir wurde bewusst, wie unglaublich vielfältig und faszinierend Europa ist. Von der nordischen Gelassenheit bis zur mediterranen Lebensfreude, von Alpengipfeln bis hin zu Inselwelten. Alles liegt näher, als man denkt.

Auch meine Heimat, die Schweiz, sehe ich seither mit anderen Augen. Ich entdecke immer wieder neue Orte, die mir früher verborgen geblieben sind. Vielleicht liegt es am Älterwerden oder an der Erkenntnis, dass Abenteuer nicht zwingend mit Fernreisen verbunden sind. Das heißt nicht, dass mir Fernreisen keinen Spaß mehr machen – ganz im Gegenteil. Aber ich brauche sie nicht mehr, um das Gefühl zu haben, unterwegs zu sein.

Heute ist Reisen für mich weniger Flucht als Verbindung. Weniger Impuls, mehr Haltung. Ich reise, um zu verstehen, nicht nur, um zu sehen. Und manchmal ist genau das der schönste Wandel: zu erkennen, dass das Fernweh bleibt, der Blick darauf jedoch reifer geworden ist.

Reisevorlieben
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Autor:in
Carola ist eine leidenschaftliche Teilzeitnomadin, die ihren Vollzeitberuf mit Reiselust verbindet. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola und seit 2016 eine wahre Inspirationsquelle für alle, die die Welt entdecken wollen. In ihren authentischen Reiseberichten teilt sie einzigartige Erlebnisse und gibt praktische Tipps.

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