Schon wieder ist ein Jahr vorbei, vergangen wie im Flug. Michael ruft zur Fotoparade 2023 auf und ich blicke zurück auf mein Reisejahr.
Inzwischen ist es wissenschaftlich belegt: Je älter wir werden, umso schneller scheint die Zeit zu vergehen.
- Zeitwahrnehmung ist relativ. Wir setzen die Zeit, die wir erleben, ins Verhältnis zu der Zeit, die wir schon erlebt haben. Ähnlich lange Zeitspannen erscheinen uns kürzer, wenn wir älter werden.
- Je älter wir werden, desto weniger neue markante Erfahrungen machen wir. Wir neigen dazu, in feste Routinen zu verfallen und engen Zeitplänen zu folgen. Kinder und Jugendliche hingegen erleben ständig Neues und vieles zum ersten Mal. Wenn wir viele Erinnerungen an einen Zeitraum haben, erscheint er uns länger.
- Schließlich verändert sich die Funktion unseres Gehirns. Je älter wir werden, umso langsamer verarbeiten wir Bilder.
Es gehört zu meinen Devisen, möglichst viele bleibende Erinnerungen zu schaffen und schöne Momente zu sammeln. Ein Wochenende zu Hause auf dem Sofa vergeht gefühlt schnell, weil damit keine intensiven Erlebnisse oder Bilder verbunden sind. Da bevorzuge ich doch ein Wochenende gefüllt mit Ausflügen, Wanderungen und Reisen. Ich will, dass möglichst wenig Routine in meinem Leben herrscht, dass ich neue Dinge erlebe und vor allem sehr achtsam dabei bin.
Mein Reisejahr in Zahlen
- kleinere und größere Reisen: 13
- besuchte Länder: 9
- zurückgelegte Kilometer: ca. 45’000
- Übernachtungen in Hotelzimmern oder Ferienwohnungen: 94
- Wanderungen und Mountainbiketouren: 39
- Blogbeiträge: 22
- Fotos: ca. 7’200
Fotoparade 2023: Mein Reisejahr in Bildern, Kategorien und Gedanken
Wie jedes Jahr versucht Michael von Erkunde die Welt, spannende und herausfordernde Themen zu finden. Gleichzeitig gilt: «Alles kann, nichts muss». Die Kategorien dienen als Anregung, sie sind eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle.
Die Themen in diesem Jahr
- Landschaft
- Lecker
- Wasser
- Blau
- Kalt
- SW
Landschaft
Starten wir mit der ersten Kategorie der Fotoparade 2023, dort, wo die Auswahl am schwierigsten ist. Die meisten meiner Bilder sind Landschaftsaufnahmen. Dieses Jahr durfte ich wiederum einige atemberaubende Landschaften bestaunen: die Postkartenmotive der Lofoten, die Küste Apuliens, die Côte d’Azur, die Felsen von Meteora, die schroffe Berglandschaft von Karpathos und natürlich die Schweizer Berge.
Meine Wahl für das Bild der Kategorie «Landschaft» fiel auf eine Aufnahme, die ich während der Zugfahrt durch das Hochland von Sri Lanka gemacht habe. Die Fahrt mit dem «Expresszug» von Nanu Oya nach Kandy war ein eindrückliches Erlebnis. Gut vier Stunden tuckert der Zug gemächlich durch atemberaubende Landschaften. Es bleibt genügend Zeit, Eindrücke zu sammeln und die Bilder zu verarbeiten – seien es die Teepflückerinnen mit ihren bunten Saris entlang der Strecke oder die fliegenden Händler an den Bahnhöfen oder im Zug.
Lecker
Gutes Essen hat für mich einen hohen Stellenwert. Ich liebe es, über Märkte zu schlendern und die Köstlichkeiten des jeweiligen Landes zu probieren. Auf Ibiza gab es leckere Tapas. In der Ria Formosa gönnte ich mir wie immer fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte. Apulien lockte mit Pizza und Orecchiette. Wenn ich in Griechenland bin, genieße ich immer Fava, griechischen Salat, Kolokithokeftedes und auf Karpathos natürlich Makarounes. Völlig fremd gegessen habe ich in Nizza. Dort entschied ich mich unter anderem für georgische Leckereien wie Badridschani und Khachapuri. Ein besonderes Highlight war das Degustationsmenü im Restaurant Fangst in Ballstad auf den Lofoten.
Für die Kategorie Lecker bleiben wir nochmals in Sri Lanka. Das Essen war ein Fest für die Sinne: Curry, Dhal, Ulundu Vadai, Kottu und die verschiedensten Gemüsesorten (alles immer schön spicy) sowie exotische Früchte! Südostasien ist für mich immer verbunden mit Kokoswasser aus frischen Kokusnüssen. Die gelbschalige King Cocunut wurde extra als Trinkkokusnuss gezüchtet und ist in Sri Lanka besonders häufig anzutreffen. Der exotische und isotonische Durstlöscher ist perfekt für heiße Tage.
Wasser
Wasser ist mein Element. Ich mag zwar auch die Berge, aber wenn ich wählen müsste, würde ich mich immer für das Meer entscheiden. Es ist mein Sehnsuchtsort. Ich liebe die Kraft, den Duft, den Geruch und das Gefühl von Weite. Am Meer sind die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes weltoffener. Die endlos langen Strandspaziergänge über die Barriereinseln von Farol nach Culatra oder von Armona nach Fuseta sorgten für unzählige Glücksmomente während meiner Aufenthalte an der Algarve. Somit ist das die perfekte Kategorie für die Fotoparade 2023.
In den letzten Jahren hat sich das Neujahrsschwimmen im Meer zu einer lieb gewonnenen Tradition entwickelt. Nach Madeira und Zypern stürzte ich mich am 1. Januar 2023 in der Bucht Cala Salada auf Ibiza in die Fluten. Mit etwa 18° Celsius war die Wassertemperatur dabei durchaus angenehm. Viele Buchten auf Ibiza verbreiten noch das typische Hippie-Flair, nicht nur die Trommlerbucht, der Strand von Benirrás. Die roten Felsen, die Bootsschuppen und die Pinienwälder bieten einen wunderschönen Kontrast zum türkisfarbenen Wasser. Im Winter, wenn die Party Pause macht, sind Ibiza und Formentera wunderbarere Orte, um die Seele baumeln zu lassen.
Blau
Wer so wie ich das Meer liebt, muss auch die Farbe Blau lieben. In Kombination mit Weiß ist sie für mich untrennbar mit den griechischen Inseln verbunden. Besonders schöne Blau-Schattierungen durfte ich während meines Roadtrips durch Apulien erleben. Ganz entspannt und ohne Zeitdruck erkundete ich die Region am Stiefelabsatz Italiens mit ihren pulsierenden Hafenstädten, den Küstendörfern, den pittoresken Altstädten im grünen Hinterland und machte einen Abstecher nach Matera.
Für die Fotoparade 2023 habe ich dieses Bild aus Polignano a Mare wegen seiner unterschiedlichen Blautöne ausgewählt. Nach einem wetter- und gefühlstechnisch durchzogenen März kam diese Auszeit zu Ostern für mich genau zum richtigen Zeitpunkt. «La Dolce Vita» und viel Zuversicht begleiteten mich durch diese Woche. Das Dolce Vita konnte ich im Alltag beibehalten, die Zuversicht wurde zerstört, noch bevor ich wieder zu Hause war.
Kalt
Im Winter 2020 musste ich meine Reise auf die Lofoten aufgrund der Covid-Pandemie überhastet abbrechen. Drei Jahre später konnte ich mir den Traum endlich erfüllen. Winter in Norwegen bedeutet, dass man zwangsläufig einen Gang zurückschalten muss. Ich habe mich bewusst für diese Entschleunigung entschieden und bin jeweils ohne fixes Programm in den Tag gestartet und nur kurze Strecken gefahren. Von all meinen Reisen 2023 war es die emotionalste. Es blieb viel Zeit, Bilder und Eindrücke zu verarbeiten. Es blieb aber auch viel Zeit, in meiner Euphorie Bilder zu kreieren und mir etwas auszumalen, das leider nie eintraf.
Das Wetter auf den Lofoten hielt viele Überraschungen für mich bereit. Es gab Tage mit Sonnenschein, Regen und Schneefall. Die meiste Zeit war es eisig kalt und windig. Davon ließ ich mich nicht beirren. Spektakuläre Traumstrände sind etwas, was man nicht unbedingt mit dem hohen Norden verbindet. Der Haukland Beach zählt zu den bekanntesten Stränden auf den Lofoten: Puderzuckersand, kristallklares Wasser und ein mächtiges Bergmassiv im Hintergrund. Bei Minustemperaturen und angezuckert mit Schnee, der in der Sonne glitzerte, war der Besuch ein überwältigendes Erlebnis.
SW – RW
Das dritte Mal in Folge taucht die Kategorie oder Zusatzaufgabe «Schwarz-Weiß» nun in den Fotoparaden auf. Sie ist meine größte Herausforderung. Warum? Ich mag keine Schwarz-Weiß-Bilder in Reiseblogs, schon gar nicht wenn sie in Kombination mit Farbfotos in einem Artikel gezeigt werden. Zweimal konnte ich die Kategorie einigermaßen elegant umschiffen. Diesmal nehme ich mir die Freiheit, die Kategorie umzutaufen in «Rot-Weiß» Damit kann ich eines meiner Lieblingsbilder aus diesem Reisejahr, einen Schnappschuss aus der Königsstadt Anuradhapura mitten im Kulturdreieck Sri Lankas unterbringen.
Zusatzaufgaben Fotoparade 2023
- Heiß
- Ausblick
- Tierisch
- Bunt
- Herz
- Modern
Heiß
Du fragst dich jetzt bestimmt, was dieses Bild mit herbstlich verfärbten Wäldern und verschneiten Berggipfeln mit der Kategorie «Heiß» zu tun hat. Nun, es handelt sich dabei um die Aussicht aus der Holzersauna 2.0 im Strandbad Wilen am Sarnersee. Die Holzersauna ist eine mobile Sauna ohne Strom und Wasser, aber mit direktem Seeanstoß. Sie wurde sogar zu den schönsten Natursaunen der Schweiz gekürt. Die Zeit in der Sauna ist perfekt, um die Seele baumeln zu lassen und seinen Gedanken nachzuhängen. Wenn ich das Foto betrachte, merke ich wieder in welch einer schönen Landschaft ich wohne. Es ist höchste Zeit, dass es einmal ein Bild aus der Zentralschweiz in die Fotoparade 2023 schafft.
Ausblick
Meine traditionelle Geburtstagsreise führte mich diesmal an die Côte d’Azur. Wie schon oft in vergangenen Jahren feierten eine Freundin und ich im Doppelpack an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Unser Programm bestand aus ausgedehnten Streifzügen durch die Stadt, gutem Essen und dem ein oder anderen Aperitif. Mit dem Zug ging es nach Cannes, Antibes, Menton und Èze. Das Bild für die Fotoparade 2023 entstand im Jardin Exotique im mittelalterlichen Künstlerdorf Èze. Zwischen Kakteen, Agaven, Palmen und plätschernden Wasserfällen eröffnen sich grandiose Ausblicke aufs Meer und die Küste. Da versteht man sofort, was die Künstler an diesem Ort inspiriert hat.
Tierisch
Zur Kategorie «Tierisch» der Fotoparade 2023 könnte ich vieles beisteuern: Möwen auf Ibiza, Elefanten, Krokodile, Affen, Büffel und Warane in Sri Lanka, Kühe auf der Engstligenalp bei Adelboden, Ziegen auf Karpathos oder die blökenden Schafe im Verzascatal bei Corippo.
Die Wahl fiel auf eine kuriose Szenerie auf den Lofoten, ekelhaft und faszinierend zugleich. Während meines Aufenthalts begann gerade die Stockfischsaison. Nach und nach füllten sich die Stockfischgestelle mit den ersten Kabeljauen oder Skreis, die hier zum Trocknen aufgehängt werden. Der eisige Wind – weiter oben habe ich schon erwähnt und gezeigt, dass es kalt war – kann seine Arbeit tun. Das Besondere dabei ist, dass die Kabeljaue kopflos trocknen. Die Köpfe baumeln zu Tausenden zungenlos an anderen Gestellen. Während die Zungen als Delikatesse gelten und auf den Tellern der Einheimischen landen, werden die getrockneten Fischköpfe meist nach Afrika exportiert.
Bunt
Etwas, was auf Karpathos sofort ins Auge sticht, sind die bunten Bergdörfer wie Menetes, Othos oder Olympos. Anders als auf den Kykladen sind die Häuser hier farbiger und mit Ornamenten verziert. So heben sie sich von der kargen Berglandschaft ab. Mein Aufenthalt Mitte Oktober war durchaus eine Herausforderung. Unsicherheiten und mein Gefühlschaos nahmen mir erstmals überhaupt die Vorfreude auf eine Reise. Meine vergessenen Kontaktlinsen sowie die Einsamkeit auf Karpathos in der Nachsaison vermiesten mir den Auftakt.
Manchmal muss man seine Gefühle einfach aushalten. Manchmal muss man Platz machen für Neues und für Menschen, die wirklich bereit sind, einen Platz in unserem Leben einzunehmen. Und manchmal ist es schwierig, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen. Aber genau an solchen Situationen wächst man.
Am Ende wurde es doch noch ein schöner Urlaub, ein sehr schöner sogar. Die Sonne, das Schwimmen im Meer, meine Wanderungen und die Gastfreundschaft der Einheimischen sorgten schnell dafür, dass ich mich wohl fühlte. Die meisten meiner Bedenken haben sich zwischenzeitlich ebenfalls zerstreut. Und mit dem mittlerweile gewonnenen Abstand, bin ich mir auch sicher, dass meine Entscheidungen goldrichtig waren.
Herz
Noch einmal Apulien. Die Halbinsel Gargano mit dem wunderschönen Vieste hat es mir besonders angetan. Hier führt die Scalinata dell’amore vom Corso Fazzini ins obere Centro Storico. Die Stufen der Treppe sind mit dem Text des Liedes «La Leggenda di Pizzomunno e Cristalda» und vielen Herzen verziert. Mit diesem Lied trat der Künstler Max Gazzé beim Sanremo-Festival 2018 an.
Angeblich soll die Liebe ewig halten, wenn man zusammen mit seiner oder seinem Liebsten Hand in Hand die Treppe hochsteigt. Ich werde es nicht herausfinden, aber ein bisschen Selbstliebe schadet bekanntlich auch nicht.
Modern
Die makedonische Stadt Thessaloniki spielt immer ein wenig die zweite Geige. Dabei muss sich die zweitgrößte Stadt Griechenlands überhaupt nicht verstecken. Unaufgeregt, unprätentiös, lebendig, lässig, jung und modern, so präsentiert sich die Metropole am Thermaischen Golf.
Direkt an der Uferpromenade steht die meistfotografierte Sehenswürdigkeit der Stadt: die «Umbrellas» des griechischen Bildhauers Giorgos Zongolopoulos. Besonders schön sind die 40 transparenten, aufgespannten Schirme, die über dem Meer und der Hafenmole schweben bei Sonnenuntergang. Dann wird die Nea Paralia zur Flaniermeile.
Und hier folgen noch ein paar Bilder, die ich ebenso gerne den Kategorien der Fotoparade 2023 zugeordnet hätte:
Ausblick 2024
Nach dem Jahresrückblick ist vor dem Jahresausblick. 2024 wird für mich ein besonderes Jahr. Eine berufliche Aus- und Weiterbildungszeit wird mich ans andere Ende der Welt führen. Allzu viel möchte ich noch nicht verraten, aber es geht bald los.
Weitere Fotoparaden
Fotoparade 2023: Beiträge anderer Bloggerinnen und Blogger
- Alle Jahre wieder: Fotoparade 2023 (Kekse & Koffer)
- Unsere schönsten Bilder für die Fotoparade 2023 (2CoinsTravel)
- Fotoparade 2023 – neun Wochen durch Amerika! (Willkommen Fernweh)
Meine Beiträge zu früheren Fotoparaden
- Fotoparade 2022 – die besten Bilder von der Algarve und anderen Destinationen
- Fotoparade 2021 und Jahresrückblick: Reise in Bildern durch Europa
- Fotoparade 2020 – ein besonderes Reisejahr in 22 Bildern
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.
Liebe Carola,
das sind wieder mal grandiose Bilder eines tollen Reisejahres! Alle sind sehr besonders, mein Favorit ist aber die rot-weiß-Aufnahme der Dagoba aus Sri Lanka. Eine großartige Momentaufnahme aus einem meiner Lieblingsländer. Aber auch das Thessaloniki-Foto macht Lust auf die Stadt.
Ich freue mich schon auf Fotos aus deinem Weiterbildungsland – ich weiß ja schon, wo’s hingeht ;-).
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke
Danke für deine netten Zeilen. Die Aufnahme von der Dagoba war ein Schnappschuss. Die zwei Bilder, die ich von der Szene habe, wären tatsächlich etwas für die Wand. Ich bin gerade bei den letzten Planungen und dann geht es ab in den Sommer :-).
Herzliche Grüsse
Carola
Du hast wunderschöne Bilder rausgesucht, danke! Diese Kabeljauköpfe müssen ja unglaublich gestunken haben?
So schlimm war es gar nicht. Es war kalt und windig und die Köpfe hingen da wohl schon ein Weilchen.
Liebe Grüße
Carola