Kurz bevor ich diesen Blogbeitrag veröffentliche, überschlagen sich die Ereignisse. Es ist noch keine Woche her, da hat der «Blick» (Schweizer Boulevardzeitung) die schönsten Natursaunas der Schweiz gekürt, die charmante HolzerSauna ist unter den Top-Drei. Als Natursauna gilt eine Saunakabine, die unabhängig von einem Hotelbetrieb ist und über ein natürliches Gewässer als Tauchbecken verfügt.
Genau dieses natürliche Gewässer, der Sarnersee, tritt infolge der starken Regenfälle am 12. Dezember 2023 über die Ufer. Die Holzersauna 3.0 muss von der Feuerwehr Sachseln evakuiert werden. Zum Glück kann sie bereits vier Tage später an ihren angestammten Platz zurück, wo sie weiterhin für heiße Moment sorgt.
Eine finnische Natursauna als Institution in Obwalden
Alles begann mit einem alten Forstwagen der Korporation Sachseln irgendwo am See. Darin ein Holzofen von Harvia und Platz für sechs Personen. Kein Strom- und kein Wasser. Trotzdem oder gerade deshalb findet das einfache und naturnahe Saunaerlebnis im Sachsler Kreuzgarten schnell viele begeisterte Anhängerinnen und Anhänger. In Zeiten der Covid-Pandemie bot sie Abwechslung, ein privates Saunavergnügen und die Möglichkeit, das Immunsystem zu stärken.
Ich selbst habe die finnische Sauna auf meinen Schlittenhundetouren durch Karelien schätzen und lieben gelernt. Erinnerst du dich noch an die «Wer hat’s erfunden»-Werbung von Ricola? Der Ricola-Agent mit der Schweiz-Krawatte war unter anderem bei den saunierenden Finnen zu Besuch. Das Ricola-Bonbon stammt natürlich aus der Schweiz. Auch das Saunieren haben die Finnen nicht erfunden. Der Ursprung muss irgendwo in Ostasien liegen. Aber kultiviert und in die Welt getragen haben das Saunieren letztlich die Finnen. Das Wort Sauna stammt aus der finnischen Sprache und bedeutet so viel wie «Schwitzstube».
Bis heute ist die Tradition des Saunierens untrennbar mit der finnischen Kultur verbunden. Seit 2020 hat die finnische Saunakultur sogar den Status des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Gezählt hat sie wohl noch niemand, aber es soll in Finnland mehr als drei Millionen Saunen geben – und das bei einer Gesamtbevölkerung von etwa fünfeinhalb Millionen Menschen. Die nächste Schwitzstube ist also nie weit.
Früher war die Sauna ein Ort, an dem Babys geboren, Kranke behandelt und Tote gewaschen wurden. Meist wurde die Sauna noch vor dem Haus gebaut. Heute ist die Sauna in Finnland ein Ort der Ruhe, der Entspannung und der Körperpflege. Die Finnen saunieren übrigens nach Geschlechtern getrennt und ohne Kleidung. Saunieren ist gesund, wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und verlängert das Leben. Das sagen Finnen und Ärzte.
Dreimal HolzerSauna, 1.0, 2.0 und 3.0
Die Finnen sagen auch, dass man in der Sauna nicht fluchen darf. Damit erzürnt man den Saunatonttu, den Elfen oder Geist, der in jeder Sauna wohnt und sie bewacht. Wer mag es wohl gewesen sein, der an Ostern 2021 den Saunatonttu der HolzerSauna beleidigt oder zu viel geflucht hat? In der Nacht von Ostermontag auf Dienstag wurde die mobile Sauna ein Raub der Flammen. Übrig blieben nur das Metallgerippe des Anhängers, Reste der Reifen und ein paar andere verkohlte Teile. Die genaue Brandursache ist nicht bekannt.
Die Initianten, der Verein BergArena, ließen sich dadurch nicht unterkriegen. Mit Fundraising sammelten sie das nötige Geld für ihr Ziel: Wie Phönix aus der Asche sollte der Saunawagen wieder auferstehen, eine mobile Holzofen-Sauna ohne Extrawurst. Im Dezember 2021 konnte die HolzerSauna 2.0 am alten Standort zum ersten Mal eingeheizt werden.
Wenn der Sommer kommt und der See zum Abkühlen zu warm wird, wechselt der Saunawagen seinen Standort. Im Sommer 2022 stand er im Sportcamp Melchtal, wo die Melchaa für die nötige Erfrischung nach dem Schwitzen sorgt. Einen Sommer später saunierten die Fans des naturnahen Saunaerlebnisses beim Zollhaus zwischen Sachseln und Giswil. Und während die mobile Sauna auf Sommerfrische war, wurde in Sachseln bereits an der HolzerSauna 3.0 gewerkelt.
Im Winter 2023/24 kannst du am Sarnersee gleich das doppelte Saunerlebnis genießen, wie bisher im Sachsler Kreuzgarten 3.0 und neu gegenüber auf der anderen Seeseite im Wilerbädli 2.0. Gerade rechtzeitig, als der erste Schnee in den Bergen fällt, schaffe ich es, die beiden Saunas endlich einmal zu testen und den Sarnersee zum Saunasee zu machen.
Meine naturnahen Saunaerlebnisse
Die Buchung ist denkbar einfach. Auf der Website wählst du den gewünschten Standort und ein freies Zeitfenster. Das Bestätigungmail für den Termin folgt umgehend. Darin finde ich Informationen über den Code für den Schlüsselkasten, den genauen Standort, zu Parkplätzen, Stornierungsbedingungen, was ich alles mitbringen soll sowie weitere Verhaltensregeln rund um Feuer, Holz, Kerzen, Aufgüsse und das Tragen von Bademänteln beim Verlassen des Saunawagens.
In Wilen parke ich mein Auto auf dem Parkplatz des Hotels Wilerbad und spaziere dann zu Fuß die steile Straße hinunter zum Strandbad. Der Zugang funktioniert wie beschrieben. Weil ich an diesem Nachmittag die erste Besucherin bin, muss ich selbst einheizen. Aus diesem Grund darf ich auch eine halbe Stunde vor dem Termin kommen. So lange dauert es ungefähr, bis die Sauna warm genug ist.
Selbst für ein Greenhorn wie mich ist das Anfeuern keine große Sache. Eine Schiefertafel mit Erläuterungen zum Anzünden macht die Angelegenheit sozusagen idiotensicher. Anzündhilfen aus Fichtenholzspänen sind vorhanden. Während im Saunaofen das Feuer lodert, nutze ich die Zeit, um ein paar Fotos zu schießen und den Eimer für den Aufguss mit Seewasser zu füllen. Die gebuchte Stunde reicht für zwei Saunagänge und den dazugehörigen «Sprung» in den Sarnersee. Bezahlt wird am Ende mit Twint oder Bargeld in der Kasse vor Ort. Eine Stunde kostet aktuell CHF 30.00, ein fairer Preis für ein Saunaerlebnis, das du mit bis zu fünf anderen Personen teilen kannst.
Mein Besuch in Sachseln folgt zwei Wochen später. Diesmal ist die Sauna bereits vorgeheizt und richtig heiß. Das spart Zeit. Und während ich so wie die Finnen zur Ruhe komme und mich entspanne genieße ich die wunderbare Aussicht auf die Obwaldner Bergwelt. So eine Sauna am See ist Luxus pur. Wenn du nicht so wie ich in der Nähe der Sauna wohnst, kannst du die Parkplätze am Bahnhof nutzen.
Fragst du dich jetzt, welche der beiden mobilen Saunas die bessere Wahl ist? Dazu kann ich dir leider keine klare Empfehlung abgeben. Es schwitzt sich an beiden Orten gut. Der Standort Wilen bietet mehr Privatsphäre. Hier bist du in der im Winter geschlossenen Anlage des Strandbads weit abseits der Straße. Im schlimmsten Fall betritt eine Bootsbesitzerin oder ein Bootsbesitzer das Gelände. Saunieren kannst du hier von Oktober bis März. Der Kreuzgarten in Sachseln liegt direkt am Seeweg, ist einsehbar und auch für die Gäste des Hotels Kreuz zugänglich. Dafür hast du hier die neueste Version der HolzerSauna – und das sogar bis Mai.
Wenn du jetzt noch auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk bist, kannst du auf der Website der Holzer einen Saunagutschein bestellen und ein paar Stunden Schwitzen verschenken.
Natursaunen sind aktuell im Trend und der Verein Bergarena hat mit seiner Idee schon einige Nachahmer gefunden. So steht zum Beispiel im Strandbad Buochs der Schwitzchastä (Schwitzkasten). Von Kastanienbaum am Vierwaldstättersee stechen Saunabegeisterte mit dem Saunaboot in See. Mittlerweile tuckert eine Versions Saunaboots sogar am Thunersee und am Zürichsee. Auf meiner persönlichen Bucketlist steht auf alle Fälle noch die RhySauna in Schaffhausen. Aber der Besuch muss voraussichtlich bis nächsten Winter warten.
Im Februar durfte ich im Open-Air-Spa des Nusfjord Arctic Resorts Wellness der besonderen Art erleben. Das von Architekten der Osloer School of Architecutre erbaute Spa ist ein echtes Highlight. Während du in der Winterkälte der Lofoten in den zwei holzgefeuerten Hot Tubs sitzt oder in der Sauna schwitzt, tobt unterhalb der Felsen das stürmische Meer. Aber auch die Holzfass-Sauna in der Ruheoase Grimsel Hospiz oder die Saunen im Allas Sea Pool in Helsinki behalte ich in bester Erinnerung.
Hast du Empfehlungen für weitere außergewöhnliche Saunaerlebnisse? Teile sie gerne in den Kommentaren!
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.