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Im Herzen der Insel: Tee, Tempel, Wanderungen und eine Zugfahrt im Hochland Sri Lankas

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Nur wenige Länder sind mit einer solchen geografischen Vielfalt gesegnet wie Sri Lanka. Die Insel ist ein landschaftliches und klimatisches Kontrastprogramm. Abseits der tropischen Küstenregionen bietet das Hochland Sri Lankas, das Hill Country, atemberaubende Landschaften und angenehme Temperaturen. Hier reiht sich Postkartenmotiv an Postkartenmotiv, seien es die hügeligen Teeplantagen, die höchsten Gipfel des Landes, tosende Wasserfälle, Zeugnisse des kolonialen Eisenbahnbaus oder Städte mit Charme und Charakter.

Wer nicht im Hochland war, der war nicht in Sri Lanka, heißt es. Mit derartigen Behauptungen bin ich vorsichtig. Dennoch hat die- oder derjenige verpasst, Sri Lanka in all seinen Facetten kennenzulernen. Dazu gehört unter anderem die Zugfahrt von Ella nach Kandy.

Der folgende Beitrag führt dich zu den Highlights im Hochland von Sri Lanka. Ich möchte dir meine Tipps für Städte, Wanderungen, Besichtigungen und Aktivitäten im Hill Country vorstellen und wünsche dir ganz viel Fernweh!

Buduruwagala

Wenn du von der Südküste her kommend ins Hochland nach Ella unterwegs bist, solltest du dir den Buduruwagala Tempel mit seinen geheimnisvollen Steinreliefs nicht entgehen lassen. Die Tempelanlage liegt unweit der wenig attraktiven Stadt Wellawaya. Nur fünf Kilometer von der Hauptstraße A2 entfernt erwartet dich ein kleines Naturparadies und eine einzigartige Tempelanlage. Der Ort ist magisch. Nach einem kurzen Fußmarsch durch den Wald eröffnet sich den Besucher:innen der beeindruckende Blick auf den Granitfelsen mit den sieben in den Stein gemeißelten Buddhas.

Als erstes fällt der Blick auf die fast 17 Meter hohe Buddha-Statue im Zentrum. Seit Zerstörung der Buddha-Statue von Bamiyan in Afghanistan durch die Taliban gilt diese Statue nicht nur als die höchste Sri Lankas, sondern als höchste Buddha-Statue der Welt. Links und rechts wird sie von zwei Dreiergruppen flankiert. Die Figuren im Stil des Mahayana-Buddhismus sind wohl zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert entstanden. Das Besondere an Buduruwagala ist, dass die Anlage im Vergleich zu anderen Tempeln nicht überlaufen ist. Hier kannst du in aller Ruhe die ganz besondere Atmosphäre genießen.

Buddhastatuen von Buduruwagala auf dem Weg ins Hochland Sri Lankas
Buduruwagala

Ella, Backpacker-Hochburg im Hochland Sri Lankas

Ich muss es nicht schönreden oder um den heißen Brei herumreden. Du wirst es an meinen Ausführungen merken, dass Ella – zumindest der Ort selbst – nicht zu meinen Lieblingsorten in Sri Lanka gehört. Ella ist eine Backpacker-Hochburg wie die Bocas del Toro, Koh Phi Phi und Chiang Mai, Ubud, Goa oder Kathmandu. Das jüngere Publikum zieht Ella dem eher konservativen Nuwara Eliya als Homebase im Hochland Sri Lankas vor. Ich finde, das kleine Städtchen ist hässlich und austauschbar. In den Restaurants und Bars läuft abends zu laute Live-Musik und in Souvenir- und Bekleidungsgeschäften findet der Tourist vermeintlich alles, was er braucht.

Ella Schlucht
Ella

Einen großen Pluspunkt hat das Städtchen, das sich voll und ganz dem Tourismus verschrieben hat, jedoch: Es gibt eine Reihe von Cafés mit westlichem Flair. Obwohl ich noch keine Woche unterwegs bin, vermisse ich bereits einen starken Espresso. Guter Kaffee ist in Sri Lanka leider nicht so leicht zu finden. Und der eigentliche Grund, warum es sich trotzdem lohnt, nach Ella zu kommen, ist die fantastische Natur, die den Ort umgibt: Wasserfälle, Schluchten, Berghänge und Teeplantagen. Entsprechend boomt der Wander- und Outdoor-Tourismus.

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Sehenswertes und Aktivitäten in und um Ella

Baden im Ravana-Wasserfall

Langsam schraubt sich die A23 von Wallawaya in Kurven und Serpentinen den Berg hinauf. Rund 700 Höhenmeter sind bis ins 1000 m ü.M. liegende Ella zu überwinden. Dabei passierst du die Ravana Falls. Die Wasserfälle führen je nach Jahreszeit und Niederschlagsmenge mal mehr oder weniger Wasser, sind etwa 25 Meter hoch und liegen sechs Kilometer vor Ella. Der Wasserfall ist ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und indische Touristen. Es gibt eine Aussichtsterrasse und einen Zugang zu einem natürlichen Schwimmbecken. Wer will, kann hier auch ein wenig im erfrischenden Wasser planschen. Viele nutzen den Platz auch zum Sonnenbaden, Picknicken oder Ausruhen.

Nine Arch Bridge

Sie ist ein Glanzstück kolonialer Eisenbahnbaukunst. Eingebettet in dichten Dschungel, Tee- und Gemüseplantagen überspannt die Nine Arch Bridge eine grüne Schlucht unweit von Ella. Mit einer Länge von 91 Metern und einer Höhe von 24 Metern ist die ausschließlich aus Steinblöcken und Zement errichtete Brücke eine architektonische Meisterleistung.

In den letzten Jahren hat sich die Nine Arch Bridge zum Top-Fotomotiv und Instagram-Hotspot entwickelt. Die Chancen, die Brücke ohne Menschen fotografieren zu können, stehen mittlerweile schlecht. Die beste Zeit ist in den frühen Morgenstunden. Besonders beliebt sind die Zeiten, in denen Züge die Brücke passieren. Diese hier aufzulisten macht keinen Sinn, da sich der Fahrplan schnell ändert und auch die Pünktlichkeit mancher Züge zu wünschen übrig lässt. Informiere dich am besten vor deinem Besuch über die Abfahrtszeiten.

Von Ella aus erreichst du die Brücke in einem etwa halbstündigen Spaziergang, wobei du bis zum Nine Arch Bridge Parkplatz auch fahren kannst. Je nach Tageszeit und Lichtverhältnissen ist entweder das Tunnelportal Richtung Ella oder auf der anderen Seite Richtung Demodara der bessere Standort zum Fotografieren . Die besten Aussichtspunkte sind die kleinen Cafés an den Berghängen überhalb der Brücke. Natürlich zahlst du den Blick dort mit. Trotz allem Trubel, der herrscht, ist der Spaziergang über die Brücke ein unvergessliches Erlebnis.

Little Adam’s Peak

Die gigantische Ella-Schlucht ist bis zu 1’000 Meter tief und 15 Kilometer lang. Am nördlichen Ende liegt Ella. Zwei imposante Gipfel flankieren die Ella Gap, der Little Adam’s Peak und der Ella Rock. Dies sind auch die beiden beliebtesten Bergtouren rund um Ella. Der einfache Aufstieg zum Little Adam’s Peak dauert keine Stunde und ist leicht zu bewältigen. Zunächst führt der Weg durch Teeplantagen, vorbei an tamilischen Siedlungen. Vielleicht triffst du auf Teepflückerinnen, die gegen ein kleines Trinkgeld vor der Kamera posieren. Der Weg ist gesäumt von Verkaufsständen und -wagen, an denen Tamilen gegrillten Mais, Getränke oder kleine Kunstgegenstände verkaufen.

Bevor der letzte steilere Anstieg beginnt, wirst du leider abrupt in eine völlig andere Welt katapultiert. Schon von weitem hörst du viel zu lauten Technosound. Der Ravana Pool Club zeigt deutlich die negativen Auswüchse des Tourismus. Das Gebäude an sich ist nicht hässlich, wirkt aber in Größe und Architektur dennoch deplatziert. Schade um die schöne Umgebung! Gleich daneben schaukeln Möchtegern-Influencerinnen im Wallekleidchen und mit Blumenkranz im Haar gut gesichert auf dem Ella-Swing, einer überdimensionalen Schaukel über der Ella-Schlucht. Und noch ein paar Meter weiter befindet sich der Start der Flying Ravana Mega Zipline, die so mega gar nicht ist – eher sehr kurz.

Dafür wirst du am Gipfel von einem herrlichen Ausblick auf den gegenüberliegenden Ella Rock belohnt. Den Panoramablick musst du mit vielen anderen Wanderinnen und Wanderern teilen. Wenn immer möglich lohnt es sich, früh aufzubrechen, da am späten Vormittag im Hochland Sri Lankas oft Nebel aufziehen.

Ella Rock

Für die anstrengendere Wanderung zum Ella Rock solltest du auch wegen der Temperaturen früh aufbrechen, gutes Schuhwerk tragen und ausreichend Wasser mitnehmen. Wir starten noch vor Sonnenaufgang. Der erste Teil der Strecke führt entlang der Eisenbahnlinie. In Sri Lanka ist es üblich, das Gleisbett als Fußweg zu benutzen. Und so frequentieren jeden Tag mehr Fußgänger als Züge die Bahntrasse. Herannahende Züge hörst du schon von weitem. Außerdem machen sie sich durch lautes Hupen bemerkbar. Spitzengeschwindigkeiten erreichen die Züge hier im Hochland sowieso nicht.

Wenn du die Tour alleine machst, solltest du dich mit Wanderkarten oder Apps vorbereiten. Laut vielen Berichten und Blogartikeln versuchen falsche Guides Touristen vom Weg abzubringen, indem sie die schnellste Route anpreisen oder Leute in eine falsche Richtung schicken. Wenn die Wandernden dann hilflos durch die Gegend irren, tauchen sie als Retter in der Not wieder auf und wollen für ihre Dienste natürlich bezahlt werden. Angeblich gibt es mittlerweile sogar gefälschte Wegweiser. Nach einem steilen Aufstieg durch den Wald wirst du am Gipfel mit einer traumhaften Aussicht über die Ella-Schlucht belohnt.

Nuwara Eliya

Zwei Autostunden trennen Ella von Nuwara Eliya. Größer könnte der Unterschied zwischen den beiden Orten im Hochland Sri Lankas kaum sein. Während Ella jung und hipp ist, geht es in Nuwara Eliya eher konservativ und very British zu. Nuwara Eliya liegt auf 1’900 m ü.M. und ist damit die höchstgelegene Stadt Sri Lankas. Das Klima ist kühler als anderswo und der Verkaufsschlager an den Marktständen sind dicke Fleecepullover, Mützen und Handschuhe. Und abends wird schon mal der Kamin angefeuert.

Weil Nuwara Eliya nicht nur klimatisch, sondern auch landschaftlich und architektonisch so anders ist als der Rest Sri Lankas, ist es ein beliebtes Ziel für Flitterwochen. Tatsächlich fühlst du dich hier eher wie in England als auf einer Tropeninsel. Die Stadt wurde im 19. Jahrhundert von englischen Kolonialbeamten gegründet. Davon zeugen heute noch viele viktorianische Villen, eine Pferderennbahn und ein Golfplatz. Die Bezeichnung «Little England» trifft es ziemlich gut.

Nuwara Eliya ist geprägt von seinem See. Neben Flanieren auf idyllischen Spazierwegen sind hier vor allem Speedboat- und Jetskifahren sehr beliebt. Nimm dir etwas Zeit, den Ort zu erkunden. Im Grand Hotel im Jetwing St. Andrew’s oder im The Hill Club kannst du die Atmosphäre der historischen Hotels schnuppern, die Architektur bewundern oder einen Afternoon Tea genießen. Das ist auch im Clubhaus des Golfplatzes möglich. Mache einen Spaziergang durch den Victoria Park und besuche das koloniale Post Office.

Auch die Markthalle ist einen Besuch wert. Rund um Nuwara Eliya wird nicht nur Tee angebaut. Auf den Feldern gedeihen Obst und Gemüse. Zusammen mit tropischen Früchten ergibt das ein wunderbar farbenfrohes Bild.

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Besuch einer Teefabrik

Die dominierende Farbe im Hochland Sri Lankas ist eindeutig teegrün, Teeplantagen so weit das Auge reicht. Die Highland Teas, die ab einer Höhe von 1’200 Meter wachsen, sind kräftig, aromatisch und von hoher Qualität. Dabei sollte ursprünglich Kaffee hier gedeihen. Doch weil die Kaffeesträucher der Kaffeepest zum Opfer fielen, startete man in den 1870er-Jahren mit dem Teeanbau. Tatsächlich waren Lage und Klima perfekt. Der Tee gedieh wunderbar und schon bald entwickelte er sich zum wichtigsten Agrarprodukt und Exportschlager. Der Besuch einer der vielen Teefabrik gehört also schon fast zu den Must do’s in dieser Region.

Im Rahmen einer Führung kannst du die Schritte der Teeherstellung und -verarbeitung beobachten und erhältst Erklärungen zum Welken, Rollen, Fermentieren, Trocknen und Mischen. Im Anschluss erwartet dich ein Tea Tasting und in den Fabrikläden kannst du ein Mitbringsel für dich oder die daheimgebliebenen Teeliebhaber:innen erstehen. Wir haben Damro besucht. Der berühmte Lipton’s Seat, die Heimat der gelben Teebeutel, liegt übrigens in der Nähe von Ella beziehungsweise Haputale.

Doch vor dem Genuss steht die monotone, harte und schlecht bezahlte Arbeit der Teepflückerinnen. Es ist ein Knochenjob. Mit schnellen Bewegungen zupfen sie im Akkord die Knospen und die obersten hellen Blätter der Teepflanzen und werfen sie in den Korb auf ihrem Rücken. Es bleibt keine Zeit, die Schönheit der Landschaft zu bewundern.

Gute Pflückerinnen schaffen bis zu 18 Kilo am Tag. Am Ende des Tages entspricht das im besten Fall einem Lohn von umgerechnet drei Euro. Mit dem zeitweiligen Importverbot für Kunstdünger oder den fehlenden Devisen für den Einkauf sind Ertrag und Entgelt nochmals gesunken. Die Arbeiterinnen sind Tamilinnen, Nachfahren von Einwanderern aus Indien, die Ende des 19. Jahrhunderts als billige Arbeitskräfte ins Land kamen. Die Singhalesen hatten wenig Lust auf die harte Arbeit in den Teeplantagen.

Nationalpark Horton Plains

Der Horton Plains Nationalpark liegt etwas mehr als eine Autostunde von Nurawa Eliya entfernt. Er ist vor allem für seine Bidodiversität und die vielen endemischen Pflanzen bekannt. 750 Pflanzenarten aus 20 Pflanzenfamilien sollen hier vorkommen. Neben immergrünen Grasland findest du hier auch noch Bergnebelwald. Auffalend sind die bunten Farbtupfer der Rhododendronbüsche. Nicht umsonst gehört der Park zur Liste des UNESCO-Weltnaturerbes.

Der eigentliche Grund, warum der Park so viele Besucherinnen und Besucher anlockt, ist die Wanderung ans Ende der Welt. Als World’s End wird die spektakuläre Abbruchkante, die bekannteste Attraktion des Parks, bezeichnet. Von der Klippe auf 870 Metern Höhe kannst du bei guter Sicht in der Ferne sogar das Meer erkennen. Dafür musst du allerdings früh aufbrechen, am besten ausgerüstet mit Lunchpaketen schon um fünf Uhr früh Nurawa Eliya Richtung Nationalpark verlassen.

Dort erwartet dich zunächst eine lange Schlange bei der Eingangskontrolle. Plastik ist im Park streng verboten und das wird strikt kontrolliert. Es kann sein, dass du mitgebrachte Sandwiches umpacken und Kekse auspacken musst. Am besten lässt du solche Sachen im Auto zurück. Die Unterkünfte in Nurawa Eliya sollten sich mittlerweile darauf eingestellt haben. Der zweite Grund für das frühe Aufstehen, sind aufziehende Wolken und Nebel. Bereits gegen zehn Uhr steigen am Steilhang von World’s End Wolken hoch, die die Sicht beinträchtigen. Es wäre schade, wenn du hier im dichten Nebel stehst.

Es gibt mehrere Wanderwege, die den Park durchziehen. Am beliebtesten ist die rund dreistündige Tour vorbei an den Baker’s Falls zum World’s End. Sie kann in beide Richtungen gestartet werden.

Die Zugfahrt von Kandy nach Ella oder umgekehrt

Wenn ich an meine Sri-Lanka-Reise zurückdenke, war die Zugfahrt durch das Hochland eines der eindrücklichsten Erlebnisse. Grundsätzlich kannst du ganz Sri Lanka mit dem Zug bereisen. Eine der schönsten Strecken führt von Kandy nach Ella oder umgekehrt. Der «Expresszug» fährt die gut 150 Kilometer lange Strecke zweimal täglich. Dafür benötigt er ungefähr sieben Stunden. Wenn dir das zu lange ist, kannst du dich für eine Teilstrecke entscheiden. Wir fahren von Nanu Oya, dem Bahnhof von Nuwara Eliya, bis nach Kandy.

Die Fahrt führt dich durch eine atemberaubende Landschaft. Du siehst Wälder, Wasserfälle, malerische Dörfer und natürlich Teeplantagen – dazwischen als bunte Farbtupfer die Teepflückerinnen in ihren Saris. Im Hochland ruckelt der Zug ganz gemächlich dahin. Später Richtung Kandy kann er schon einmal Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreichen. Langweilig wird es trotzdem nicht.

Hungern musst du auch nicht. An den kleinen Bahnhöfen reichen Händler ihre Waren durchs Zugfenster und auch im Zug kannst du für wenig Geld kleine Snacks und Tee kaufen. Immer wieder steigen Verkäufer zu, fahren ein Stück mit und laufen durch die Waggons. Die frisch gerösteten Erdnüsse bekomme ich in selbstgebastelten Papiertüten mit handgeschriebenen singhalesischen Schriftzeichen und mit einem Augenzwinkern des Verkäufers sehr spicy serviert.

Bahnhof Watagoda
Zugfahrt von Nanu Oya nach Kandy

Wahl zwischen den verschiedenen Klassen (mit Sitzplatzreservierung oder ohne)

Während die meisten Einheimischen in der 3. Klasse und ohne Sitzplatzreservierung reisen, haben Touristen die Wahl, wie komfortabel sie reisen möchten und wie viel Geld sie dafür ausgeben wollen.

In der 1. Klasse mit Sitzplatzreservierung, im sogenannten Observation Car, gibt es eine Klimaanlage. Deshalb kannst du die Fenster nicht öffnen. Außerdem sind sie oft blind oder schmutzig sind, was das Fotografieren erschwert. Du hast zwar einen bequemen Sitzplatz, aber reist wenig authentisch. Das Flair einer Zugreise durch das Hochland von Sri Lanka fehlt.

Die 2. Klasse kannst du ebenfalls nur mit Sitzplatzreservierung buchen. Die Sitzbänke sind gepolstert, aber relativ eng. Es gibt keine Klimaanlage, jedoch Deckenventilatoren. Außerdem lassen sich die Fenster komplett öffnen. Solltest du keinen Fensterplatz haben, kannst du zwischendurch an der offenen Tür stehen und fotografieren.

In der 3. Klasse triffst du die meisten Einheimischen. Es geht authentisch zu und her. Der Erlebnisfaktor und die Chancen mit Locals ins Gespräch zu kommen, sind hier am größten. Dafür kann es sehr eng werden. Das fängt schon mit den Sitzplätzen an. Je nach Streckenabschnitt musst du vielleicht zusammengepfercht am Gang stehen. Klimaanlage oder Ventilatoren sind Fehlanzeige. Dafür sind Fenster und Türen permanent geöffnet.

Kandy

Kandy war die Hauptstadt des letzten singhalesischen Königreiches. Erst 1815 wurde es von den Briten erobert. Auch wenn Kandy längst nicht mehr zu den größten Städten Sri Lankas gehört, versteht es sich immer noch als intellektuelles Zentrum. Schließlich wurde hier die erste Universität des Landes gegründet. Selbst heute ist die Peradeniya Universität noch immer die größte Hochschule des Landes. Und dann ist Kandy so etwas wie das religiöse Zentrum Sri Lankas.

Im Sri Dalada Maligawa, dem sogenannten Zahntempel, soll der linke Eckzahn des Buddhas Siddharta Gautama aufbewahrt werden. Der Tempel ist eine der wichtigsten Pilgerstätten des Buddhismus. Täglich pilgern Tausende von Menschen aus Sri Lanka und aus aller Welt hierher. Dass ein Eckzahn mit so viel Hingabe verehrt wird, erscheint mir reichlich seltsam, zumal du den Zahn selbst nicht zu Gesicht bekommst. Du kannst lediglich dreimal täglich an einer der Zeremonien teilnehmen, zusammen mit anderen im Gedränge auf die Öffnung des Schreins warten und einen Blick auf den Reliquienbehälter aus Elfenbein erhaschen.

Zahntempel
Kandy

Einmal im Jahr findet die Kandy Perahera statt. Zum Esala-Vollmond im Juli oder August wird der Heilige Zahn in einer Prozession durch die Stadt getragen. Am Spektakel nehmen Trommler, die berühmten Kandy-Tänzer, Akrobaten, Feuerschlucker und Peitschenschläger teil. Die wichtigsten Akteure sind die prachtvoll geschmückten Elefanten. Für den Umzug werden jedes Jahr an die 100 Elefanten auf Anhängern nach Kandy gebracht.

Für mich als Außenstehende ist es völlig unverständlich, warum Elefanten bei religiösen Umzügen eingesetzt werden. Die Feuerwerke, der ohrenbetäubende Lärm , der schwere Körperschmuck, Ketten an den Beinen und die Haken der Mahuts, all das ist Tierquälerei. In einem Land, in dem die Dickhäuter so stark in Tradition, Kultur und Spiritualität verankert sind, stoßen Tierschützer und westliche Sichtweisen bei religiösen, aber auch selbst bei vermeintlich gebildeten Personen auf taube Ohren.

Direkt neben dem Zahntempel in Kandy befindet sich ein Museum, das dem berühmtesten Elefanten Sri Lankas gewidmet ist. Als Tempel-Elefant hat Raja 37 Jahre lang an der Esala Perahera den Schrein mit dem Zahn getragen. Entlang des Kandy Lake kannst du wunderbar flanieren und in der Altstadt von Kandy entdeckst du bestimmt einige schöne Gebäude. Abends bietet sich ein Besuch in der Kandy-Dance-Show an. Die lebhafte Markthalle von Kandy ist ebenfalls einen Abstecher wert. Wie überall auf solchen Märkten ist die Fisch- und Fleischabteilung nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter.

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Umgebung von Kandy

Besonders beliebt ist der Botanische Garten von Peradeniya. Die rund 60 Hektar große Anlage zählt zu den schönsten botanischen Gärten Asiens. Hier findest du etwas Abstand vom Großstadttrubel Kandys und kannst durch Palmenalleen spazieren. In der Hügellandschaft südwestlich von Peradeniya liegen drei geschichtsträchtige und beeindruckende Tempel. Die Bauwerke stammen aus dem 14. Jahrhundert und sind jeweils aus unterschiedlichen Materialien gefertigt. Der Gadaladeniya-Tempel besteht aus Granit, der Lankatilaka Raja Maha Vihara aus Ziegelsteinen und beim Embekke Devala handelt es sich um einen Hindu-Schrein aus Eisenholz.

Ambuluwawa Tower

Der weiße Aussichtsturm im Hochland von Sri Lanka hat sich in den letzten Jahren zu einer Trenddestination für Reiseblogger:innen, Influencer und Abenteurer:innen entwickelt. Der Ambuluwawa Tower (Ambuluwawa Biodiversity Complex) liegt etwa eine Stunde südwestlich von Kandy und lässt sich gut im Rahmen eines Halbtagesausflugs erkunden. Mit dem Tuk Tuk bin ich für eine Strecke etwas mehr als eine Stunde unterwegs und bezahle für Hin- und Rückfahrt inklusive Wartezeit 6’000 Sri-Lanka-Rupien (2023). Vom Haupteingang mit dem Ticketschalter führt die Straße in Serpentinen steil nach oben. Aber mein Fahrer gibt sein Bestes und irgendwie schaffen wir es bis zum obersten Parkplatz.

Der Turm mit seiner fantasievollen Architektur thront auf einem Hügel. Auf dem Gelände befinden sich auch ein hinduistischer und ein buddhistischer Tempel sowie eine Moschee. Von einem zweiten kleineren Aussichtsturm hast du eine tolle Aussicht auf den Ambuluwawa Tower und kannst beobachten, wie die Besucherinnen und Besucher langsam nach oben steigen. Obwohl der Komplex erst 2006 eingeweiht wurde, ist der Lack ab. Leider ist die gesamte Anlage in keinem guten Zustand, überall blättert die Farbe und vieles ist desolat. Da hilft es auch nicht, dass einige Arbeiter die Geländer weiß pinseln. Insgesamt ist der Ambuluwawa Tower 54.5 Meter hoch. Die Spitze befindet sich 1’085 Meter m ü.M.

Ambuluwawa Turm
Ambuluwawa

Die ersten Stockwerke erklimmst du wenig spektakulär im Inneren des Turms. Erst nach der ersten Aussichtsplattform beginnt die spiralförmige Wendeltreppe, die sich außen am Turm nach oben windet. Der 360-Grad-Blick auf das Hochland ist grandios. Nach und nach wird die Treppe schmaler. An manchen Stellen ist sie nur noch 20–30 cm breit und nicht für jeden Körper geeignet. Rucksäcke und Taschen bleiben besser unten.

Lustig wird es bei Gegenverkehr, denn eine Einbahnregelung gibt es nicht. Immer wieder musst du dich schlank machen, an den Turm oder ans Geländer quetschen, in eine der wenigen Ausweichnischen ducken oder einfach ein paar Schritte zurückgehen. Höhenangst darfst du natürlich nicht haben. So schwindelerregend oder gefährlich wie der Aufstieg oft beschrieben wird, ist er allerdings nicht. Ich habe Spaß, aber von Adrenalin ist da keine Spur.

Eisenbahnbrücke bei Ella im Hochland Sri Lankas
Hochland Sri Lankas
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Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

3 Gedanken zu „Im Herzen der Insel: Tee, Tempel, Wanderungen und eine Zugfahrt im Hochland Sri Lankas“

  1. Danke für die schöne Übersicht zu den Zielen in Sri Lanka. Zu dem Turm haben wir es nicht geschafft, ich habe ihn nur von der Straße aus von unten gesehen. Und dass wir nicht zur Zeit des Perahera in Kandy waren, fand ich auch gut – die Elefantenparade hätte ich auch nicht gut ertragen.

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  2. Es ist schon so lange her, dass ich in Sri Lanka war, einmal mit meinem Mann und später noch einmal allein. Es ist solch eine schöne Insel, deshalb freue ich mich sehr, dass ich durch Deinen Beitrag vieles sehen kann, was ich selbst nicht gesehen habe. Der Beitrag macht Freude, so vieles zu sehen, was erlebenswert ist. Vielen Dank dafür. LG M.

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    • Liebe Marie

      Ja, Sri Lanka ist wunderschön. Ich habe die Insel und die Menschen von der ersten Sekunde an ins Herz geschlossen. Dabei kann ich mich gar nicht entscheiden, wo es am schönsten ist. Zwischen Palmenstränden, Teeplantagen und Reisfeldern gibt es ganz viel Kultur zu entdecken.

      Herzlich
      Carola

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