Ritipanna, das ist das singhalesische Wort für die traditionelle Fischfangmethode östlich von Galle Sri Lanka, zwischen Unawatuna und Weligama. Nur wenige Meter vom Strand entfernt hocken die Männer mit ihren Angeln auf filigranen Holzkonstruktionen. Auf guten Fang können sie nicht mehr hoffen. Der Fischbestand hat stark abgenommen und die Ausbeute an Kleinfischen reicht kaum zum Überleben. Welch ein Glück, dass viele Reisende die exotische Postkartenidylle bei Sonnenauf- und Untergang festhalten wollen. So haben sich viele Fischer ein zweites Standbein als Fotomodell aufgebaut oder leben ausschließlich davon.
Dafür stehen sie in Kritik, von Touristenabzocke ist die Rede. Ich kann ihnen diese Praxis nicht übel nehmen. Was für Touristinnen und Touristen lächerlich kleine Beträge sind, sichert den Fischern und ihren Familien das Auskommen. Nach wie vor sind die Stelzenfischer ein Motiv, das unzählige Reiseführer und Prospekte ziert. Sogar auf den 20-Rupien-Schein haben sie es geschafft. Immerhin ist diese Art des Fischfangs weltweit einzigartig und nur im Süden Sri Lankas anzutreffen.
Highlights im Süden Sri Lankas
Galle Sri Lanka
Zuerst einmal klingt der Name – zumindest für Deutschsprachige – etwas seltsam. Mit der Körperflüssigkeit hat Galle nichts zu tun. Die Bezeichnung kommt vom singhalesischen Begriff «Gala» (Felsen). Die Portugiesen leiteten daraus den Ortsnamen «Gallo» (Hahn) ab. Ähnlich bunt wie ein Hahn sind die unterschiedlichen Aussprachen des Wortes, von [Gohl] über [Gawl] bis hin zu [Galle].
Galle Sri Lanka liegt am südwestlichen Zipfel der Insel, 115 km südlich von Colombo. Schon vor 2’000 Jahren soll die Bucht als Anker- und wichtiger Handelsplatz gedient haben. 1505 landeten die ersten portugiesischen Schiffe und die Portugiesen bauten nach und nach die erste Festungsanlage. Tatsächlich erinnert vieles an die typischen Fortalezas an der portugiesischen Küste.
Das heutige Fort geht zurück auf die Holländer und wurde ab Mitte des 17. Jahrhunderts sukzessive ausgebaut. Unter englischer Herrschaft war Galle der wichtigste Hafen Ceylons und die Stadt erlebte ihre Blütezeit. Als Ende des 19. Jahrhunderts der Hafen in Colombo ausgebaut wurde, begann der Niedergang von Galle Sri Lanka. Jetzt mit dem zunehmenden Tourismus herrscht erneut Goldgräberstimmung.
koloniale Vergangenheit und sri-lankische GegenwartSri Lankas Städte sind architektonisch wenig reizvoll. Meist sind sie überbevölkert, laut, schmutzig und versinken im Verkehrschaos. Das trifft auch auf die Neustadt von Galle, die sich hinter der kleinen Halbinsel mit dem Galle Fort ins Landesinnere ausbreitet, zu. Wenn ich also schreibe, dass Galle zu den schönsten Städten der Insel gehört, dann meine ich damit die Altstadt innerhalb des holländischen Forts. Hinter der Wallanlage lockt eine attraktive Mischung aus kolonialer Vergangenheit und sri-lankischer Gegenwart, die für die nötige Exotik sorgt. Hippe Boutiquen lassen dich fast vergessen, dass du dich auf einer Tropeninsel befindest.
Die wachsende Beliebtheit sowie die vielen Urlauber:innen und Tagesgäste gehen nicht spurlos an Galle Sri Lanka vorbei. In ehemaligen Wohnhäusern entstehen trendige Boutique-Hotels, Restaurants, Galerien und Geschäfte sprießen nur so aus dem Boden. In absehbarer Zeit wird die Stadt ihr Erscheinungsbild immer stärker verändern. Es bleibt zu hoffen, dass sich Galle seinen Charakter bewahren kann und nicht irgendwann völlig vom Tourismus vereinnahmt wird wie beispielsweise Hội An in Vietnam.
Sehenswertes in Galle Sri Lanka
Die meisten Besucherinnen und Besucher betreten die Stadt durch das «Main Gate» im Norden in der Nähe des Cricket Platzes. Hier kannst du gleich den drei Kilometer langen Spaziergang über die Wallanlagen starten. Er bietet dir eine angenehme Meeresbrise, spektakuläre Ausblicke auf die Felsen im Meer und Einsichten in die Altstadt. Du kommst dabei an 14 Bastionen, am Uhrturm, dem malerischen Leuchtturm und dem Old Gate mit dem Maritimen Museum vorbei. Am Abend zum Sonnenuntergang kannst du dich unter die Einheimischen mischen und zusehen, wie die rote Sonne im Meer versinkt.
Altstadt und Festung von Galle Sri Lanka gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Außerdem handelt es sich um die größte noch erhaltene europäische Festung in Südasien. Dem imposanten Fort und seinen Wallanlagen konnte selbst der Tsunami 2004 nur wenig anhaben. Die entstandenen Schäden sind längst repariert. Die größten Zerstörungen und die meisten der über 4’000 Toten waren außerhalb der Altstadt zu beklagen.
In den Straßen der Altstadt ticken die Uhren ein wenig langsamer. Der Verkehr ist sehr überschaubar und es herrscht eine angenehme Ruhe und Gelassenheit. Die wunderschönen Gebäude in der Altstadt, die prächtigen Villen mit den großen Veranden und Holzjalousien sowie mehrere evangelische Kirchen zeugen von der kolonialen Vergangenheit. Zu verdanken sind sie den Niederländern. Die geballte Ladung Kolonialarchitektur findest du entlang der Church Street: die Dutch Reformed Church, die Bibliothek, die All Saints’ Church und Luxushotels wie das Amangalla, das Galle Fort oder das Fort Bazar Hotel. Insgesamt ist die Auswahl an Hotels in Galle Sri Lanka groß.
Ein sehenswertes und gleichzeitig eines der ältesten Gebäude ist das Old Dutch Hospital in der Hospital Street. Das ehemalige Krankenhaus ist heute ein Einkaufszentrum mit einem Juwelier und einem Uhrengeschäft. Abgerundet wird das Angebot von den hippsten Bars und Restaurants in Galle Fort. In die Vergangenheit eintauchen kannst du im Historical Mansion Museum in der Leyn Baan Street. Auf der Suche nach Souvenirs wirst du in den verschiedenen Kunstgalerien, Geschenkläden oder am Markt am Court Square sicher fündig.
Galle Sri Lanka ist für mich der perfekte Einstieg. Das Einzige, was gegen einen Start der Rundreise im Süden spricht, sind die Temperaturen. Bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 29 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit können die Streifzüge durch das Galle Fort ziemlich anstrengend werden. Meine Unterkunft liegt etwas außerhalb zwischen Dalawella und Koggala Beach. Ich bin kein Strandtyp, somit stört es mich nicht, dass hier im Süden Sri Lankas oftmals nur noch schmale Sandstreifen übrig sind. Viele Strände sind dem Tsunami zum Opfer gefallen. Zudem ist jetzt im August, während des Westmonsuns, das Meer an der West und Südwestküste sehr rau und nicht unbedingt zum Baden geeignet.
Yala Nationalpark
Wer im Süden Sri Lankas unterwegs ist, darf sich auf keinen Fall eine Safari entgehen lassen. Mit Udawalawe, Bundula und dem Yala Nationalpark warten gleich zwei lohnende Ziele. Der Yala Nationalpark ist eines der ältesten Schutzgebiete des Landes. Er wurde 1938 gegründet und umfass 1’297 Quadratkilometer. Berühmt ist der Yala Nationalpark wegen seiner Elefantenherden. Angeblich soll hier auch mit die höchste Leopardendichte der Welt herrschen. Daneben hast du gute Chancen, Affen, Sambahirsche, Lippenbären, Büffel, Krokodile, Warane und verschiedenen Vogelarten (Eisvögel, Bienenfresser, Malabarhornvögel und Pfaue) zu sehen. 32 Säugetier- und 142 Vogelarten sind im Schutzgebiet beheimatet.
Safari im Süden Sri LankasAufgrund seiner großen Tiervielfalt lockt der Yala Nationalpark eine riesige Schar von Besuchern an. Yala West ist mit Abstand der bekannteste und meistbesuchte Nationalpark der Insel. Das Schutzgebiet ist in fünf Blöcke unterteilt. Lediglich die Blöcke I und V sind für die Öffentlichkeit zugänglich und erschlossen. Die Vegetation ist typisch für den Süden Sri Lankas eher spärlich. Zwei Flüsse, der Kumbukkan Oya und der Menik Ganga bewässern das Gebiet. An den Flussufern, in Sumpfgebieten, an Tümpeln und Wasserlöchern halten sich immer einige Tiere auf.
Zudem grenzt Yala-West ans Meer. Die 35 Kilometer lange Küste ist atemberaubend schön. Leider fielen hier beim Rastplatz Pattanagala 70 Menschen dem Tsunami von 2004 zum Opfer. Ein Denkmal mit einer Wellenkonstruktion aus Stahl und eine Gedenktafel mit den Namen der Verstorbenen erinnern an die Katastrophe.
Jeeps dürfen nur zweimal am Tag in den Nationalpark einfahren, am Morgen um 06:00 Uhr und nachmittags um 15:00 Uhr. So ist es möglich den Sonnenauf- oder Untergang oder beides zu erleben. Tagestickets gibt es nicht, der Eintrittspreis ist bei jedem Besuch zu berappen. Tourenanbieter gibt es wie Sand am Meer. Die Kosten variieren abhängig von der Anreise zum Park.
Im Park selbst (Block I) gibt es ein Wegenetz von etwa 40 Kilometern, das die Fahrer nicht verlassen dürfen. Aufgrund des Besucheransturms sind die Fahrzeuge hier oftmals im Konvoi unterwegs. Dabei handelt es sich um Jeeps älteren Baujahrs, in denen bis zu sieben Personen Platz finden. Durch erhöhte Sitze haben alle die Chance, die Tiere gut beobachten zu können. Aussteigen darf man nur an einigen wenigen Stellen am Strand. Die strengen Regeln dienen vor allem der Sicherheit der Besucher. So friedlich die Elefanten auch wirken, sie können durchaus gefährlich werden.
Wegen der Trockenheit und um den Tieren etwas Erholung zu bieten, wurde der Park jeweils im September und Oktober geschlossen. Gemäß Website ist dies 2023 jedoch nicht der Fall. Die Anzahl der Fahrzeuge im Park ist ebenfalls zum Schutz der Tiere auf 400 pro Tag begrenzt. Wie überall in den Nationalparks informieren sich die Fahrer gegenseitig per Funk oder Handzeichen, wenn zum Beispiel irgendwo ein Leopard zu sehen ist. Danach rasen alle zur Fundstelle und drängen sich um die besten Plätze. Wenn es dem Fahrer nicht gelingt, einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern, hast du schlechte Chancen, etwas zu sehen.
Die große Zahl an Besuchern und die damit einhergehenden Probleme führen dazu, dass immer mehr Touristen auf die kleineren und weniger besuchten Parks ausweichen. Natürlich wünschen sich alle das beste Safari-Erlebnis während einer Reise. Persönlich finde ich es gut, wenn die Touristenströme kanalisiert werden und sich auf einige wenige Parks konzentrieren.
Aufgrund des dichten Programms während meiner zweiwöchigen Rundreise durch Sri Lanka besuche ich den Yala Nationalpark an einem Nachmittag. Mit einer Safari in Tansania ist so eine Tour selbstverständlich nicht zu vergleichen. Aber ich mag das Safari-Feeling. Und landschaftlich ist der Yala-Nationalpark sehr eindrücklich. Wir sehen viele Elefanten, Büffel, Krokodile und Vögel. Eine Leopardensichtung bleibt uns leider verwehrt. Die Fahrt in den Sonnenuntergang am Ende des Tages ist dafür magisch.
Weniger magisch ist das Rennen, das sich die Fahrer zurück nach Tissamaharama liefern. Die Stadt Tissamaharama bietet sich als Ausgangspunkt für Safaris an. Hier gibt es ausreichend Unterkünfte in allen Kategorien und die Anfahrt zum Yala Nationalpark beträgt . Zusätzlich gibt es auch innerhalb des Parks verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten, Bungalows, Safari-Camps mit Zelten und Luxusresorts. Übrigens ist Tissamaharama ein durchaus sehenswertes Städtchen, das von mehreren Stauseen umgeben wird. Sehenswert sind die Stupas inmitten der Reisfelder und die riesige Flughundkolonie.
Für einen Besuch in anderen Nationalparks bleibt mir leider keine Zeit. Falls es für dich zeitlich und finanziell möglich ist, würde ich dir das Naturschutzgebiet Bundula empfehlen. Es gibt hier wohl viel weniger Pistenkilometer als in Yala West, aber der Park ist sehr naturnah und bei Weitem nicht so stark frequentiert. Ein besonderes Highlight sind die Palubäume, die sogar abgestorben noch einen Reiz haben.
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.
Schöner Beitrag, vielen Dank! Nach Galle und Yala haben wir es nicht geschafft. Mit etwas mehr Zeit wäre ich gern noch in den Süden gefahren. Vielleicht beim nächsten Mal 🙂
Dafür wart ihr an anderen Destinationen. Das ist eben die Krux beim Reisen: Man muss eine Auswahl treffen ;-). Ich wäre bei mehr Zeit noch gerne in den Norden und Osten. Aber dafür hätte ich fast meinen ganzen Jahresurlaub geben müssen.
Viele Grüße
Carola