Meine Nissomanie, die Inselsucht, ist schier endlos. Irgendwie geht nichts ohne griechische Inseln. Die Kykladen haben es mir besonders angetan. In letzter Zeit lande ich immer weiter südöstlich. Nach Amorgos, der östlichsten Insel der Kykladen und Astypalea geht es diesmal nach Karpathos im Dodekanes. Normalerweise mache ich einen großen Bogen um griechische Inseln mit internationalen Flughäfen und Pauschaltourismus. Mitte Oktober gibt es jedoch kaum noch Direktflüge nach Karpathos. Die wenigen Charterflüge, die noch landen oder starten, kann man an einer Hand abzählen.
Die Insel bereitet sich auf den Winterschlaf vor. Die meisten Unterkünfte, Tavernen, Cafés und Bars sind verwaist. Aber wer den Spätsommer in Griechenland liebt, lieber wandert als am Strand brutzelt und auf Partystimmung verzichten kann, findet auf Karpathos im Oktober viel Ruhe und Erholung abseits ausgetretener Pfade. Um diese Jahreszeit sind Reiseführer, Blogartikel und selbst GoogleMaps wenig nützlich. Was hilft es, wenn an einem Ort die beste Aussicht auf den Sonnenuntergang und am anderen die besten Makarounes versprochen werden, wenn die Saison längst vorbei ist und Bars oder Tavernen bereits geschlossen haben?
Unterwegs auf Karpathos im Oktober
Mit einer Fläche von 324 km² ist Karpathos immerhin die zweitgrößte Insel des Dodekanes. Vom Flughafen im Südosten der Insel bis zum Badeort Diafani im Norden sind es ungefähr 60 Kilometer. Auf engen und kurvigen Gebirgsstraßen bist du für diese Strecke gut eineinhalb Stunden unterwegs. Wie überall auf den griechischen Inseln bringen dich die Busse von KTEL in alle wichtigen Ortschaften. Der zentrale Busbahnhof liegt in Pigadia. In der Nebensaison empfehle ich dir klar einen Mietwagen. Der Busfahrplan ist stark reduziert. Manche Dörfer werden im Oktober nicht mehr täglich angefahren.
Wenn du also flexibel sein möchtest und die Insel im eigenen Tempo erkunden willst, kommst du um einen Mietwagen nicht umhin. Wie üblich buche ich mein Auto in Griechenland jeweils bei einem lokalen Anbieter und nicht bei den großen weltweit tätigen Mietwagenfirmen. Mir ist es wichtig, kleine Unternehmen vor Ort direkt zu unterstützen. Diesmal entscheide ich mich für United Car Rental in Arkasa. Die Firma hat sehr gute Bewertungen. Übergabe und Rückgabe verlaufen schnell und unkompliziert. Das Fahrzeug ist gut in Schuss. Es gibt nichts auszusetzen.
Grundsätzlich kannst du von Pigadia (Karpathos Stadt) oder den Badeorten im Süden sämtliche Ziele auf der Insel im Rahmen eines Tagesausflugs erkunden. Ich ziehe es vor, meinen Standort zu wechseln und verbringe je zwei Nächte in verschiedenen Regionen. Von Arkasa aus erkunde ich die Westküste, den Norden erlebe ich in und um Olympos und die Zeit in Pigadia sorgt für Urlaubs- und Hauptstadt-Feeling am Ende meiner Reise.
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Weitere InformationenBootsausflüge zur unbewohnten Insel Saria von Diafani oder Pigadia aus suchst du im Oktober vergebens. Gegen Voranmeldung und bei ausreichender Anzahl Buchungen kannst du mit etwas Glück von Pigadia aus zu den Stränden und Buchten der Ostküste schippern. Blue Star Ferries verbindet Karpathos mit Kasos noch viermal pro Woche.
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Für einen Abstecher nach Kasos müsste ich mehr Zeit haben. Und um ehrlich zu sein, reicht mir das Nachsaison-Feeling auf Karpathos bereits. Noch mehr Einsamkeit könnte ich nicht ertragen.
Die Einheimischen haben die Küstendörfer und Badeorte wieder für sich. Fast alle Hotels und Apartmentanlagen sind verwaist. Die typischen Minimarkets stehen leer. Es ist niemand mehr da, der Schwimmhilfen, Sonnencreme und Souvenirs kaufen könnte. Die Strände sind nicht mehr bewirtschaftet. Sonnenliegen warten auf Stapeln darauf abtransportiert zu werden.
Sonnenuntergänge in Arkasa
Die kubischen Häuser des 500-Seelen-Dorfs sind mehrheitlich weiß, manche auch gelb oder blau getüncht. Im Gegensatz zur reduzierten und minimalistischen Architektur auf den Kykladen sind die Gebäude auf Karpathos verspielter, mit bunten Bordüren an den Hauswänden und Balkonen mit kunstvollen Ornamenten oder Balustraden. Kirchen und Kapellen haben oftmals filigrane Glockentürme. Der Ortskern von Akasa wirkt harmonisch, außerhalb gibt es leider ein paar Bausünden.
Arkasa liegt links und rechts eines ausgetrockneten Flussbettes. Das Zentrum ist mehrheitlich autofrei. In den Abendstunden ist zusätzlich ein Stück der Hauptstraße für den Verkehr gesperrt. Berühmt ist Arkasa vor allem für seine Sonnenuntergänge, den angeblich schönsten der Insel. Um zuzusehen, wie die Sonne als glutroter Feuerball im Meer versinkt und alles in ein sanftes Orange und Rot taucht, trifft man sich – zumindest im Sommer – zu einem Drink in der Bar Nustema. Tavernen mit klingenden Namen wie «To Steki tou Markou» oder «Kipos» tischen typische griechische Mezedes und andere kulinarische Leckerbissen aus Topf und Pfanne oder vom Grill auf. Mitte Oktober sind sowohl die Stemna-Bar als auch nahezu alle Tavernen geschlossen. Einzig das Petalouda empfängt noch Gäste.
Viele Sehenswürdigkeiten hat Arkasa nicht zu bieten. Einen Besuch der Ypapanti-Kirche solltest du dir nicht entgehen lassen. Kurz vor der Landzunge beim Agios Nikolaos Beach liegt die kleine Kirche Agia Sofia. Sie ist eine der ältesten der Insel und überrascht mit einem gut erhaltenen Bodenmosaik. Ganz in der Nähe am Paleokastro-Hügel liegen die Überreste antiken Akropolis.
Der goldgelbe Agios-Nikolaos-Strand zählt zu den bekanntesten Stränden der Insel. Der Strand fällt sanft ins Meer ab und ist deshalb bei Familien beliebt – zumindest, solange kein Wind weht. Und der kann an der Südwestküste richtig heftig sein. Während meines Aufenthalts ist das Meer aufgepeitscht, an Schwimmen ist nicht zu denken.
Immerhin kann ich den Strand vom Balkon meiner Unterkunft aus sehen. Das Arkasa Palace ist ein modernes Boutique-Hotel mit geschmackvoll eingerichteten Zimmern, einige davon mit privatem Pool oder Jacuzzi. Erstaunlich, dass es sich «nur» um ein 2*-Hotel handelt. Das Frühstück wird am Tisch serviert. Neben einer Auswahl an Brot und Backwaren, Orangensaft und Joghurt gibt es täglich wechselnde Eier- und Süßspeisen sowie Früchte. Die Gastgeberin Maria ist ausgesprochen herzlich.
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Fischerdorf Finiki
Keine zwei Kilometer trennen Finiki von Arkasa. Der Rest lässt sich schnell zusammenfassen: etwa 30 Einwohner, eine halbmondförmige Bucht mit Sandstrand, ein Hafen mit einer Handvoll «freundlich dreinblickender Kaikis», die Agios-Nikolaos-Kirche auf dem Hügel fürs perfekte Griechenland-Klischee und vier Fischtavernen entlang der Straße. Zwei von ihnen haben sogar noch geöffnet.
Die Tavernen am Hafen genießen einen exzellenten Ruf. Viele kommen von weither, um hier fangfrischen Fisch zu genießen. Es ist allseits bekannt, dass das Mittelmeer hoffnungslos überfischt ist. Das Problem macht auch vor den griechischen Inseln nicht halt. Es ist eine Illusion zu glauben, dass das, was du auf den Teller bekommst, immer frisch ist und aus dem Meer vor der Haustüre stammt. Immerhin ist mittlerweile die Kennzeichnung von tiefgekühltem Fisch in der Karte üblich. Ansonsten fragst du am besten nach dem, was nicht auf der Karte steht und lässt dir den «Fang des Tages» zeigen.
Die Tavernen von Finiki unterscheiden sich nicht wesentlich. Das Finiki Mama Cuisine bietet neben Fisch eine gute Auswahl vegetarischer Gerichte.
Badefreuden in Lefkos
Vor nicht einmal drei Jahrzehnten war Lefkos, oder genauer gesagt Kato Lefkos, eine winzig kleine Siedlung mit einer Handvoll Häusern und einer Kapelle. Seit der internationale Chartertourismus auf Karpathos Fuß gefasst hat, hat Lefkos sich zu einem beliebten Badeort gemausert. Die Fahrt dorthin führt vorbei an zwei Instagram-Hotspots, der blauen Bank und dem grünen Fenster.
Drei geschützte Badebuchten mit kristallklarem seichtem Wasser locken vor allem während der Sommermonate Sonnenanbeterinnen und Wasserratten nach Lefkos. Am besten besucht ist der Gialou Beach. Auf dem schmalen Sandstreifen rund um den geschützten Naturhafen kann es im Sommer, wenn alle Liegen besetzt sind, schon einmal recht eng werden. Gleich dahinter warten zahlreiche Tavernen, Cafés und Strandbars auf Besucher. Hinter einer kleinen Landzunge liegt mit der Limani Panagia die nächste Bucht, die fast nahtlos in den Frangolimionas Beach übergeht. Letzterer ist besonders weitläufig und lädt zu Strandspaziergängen ein. Hier solltest du selbst in der Hauptsaison ausreichend Platz finden.
Rund um die drei Buchten gruppieren sich lose Apartmenthäuser und Hotels. Die leicht erhöhte Lage hinter der Straße bietet herrliche Ausblicke auf die türkisfarbenen Lagunen. In Lefkos ist süßes Nichtstun angesagt. Die einzige Sehenswürdigkeit, die römische Zisterne, ist für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
Selbst im Oktober tummeln sich noch einige Badegäste am Strand und schwimmen im warmen Meer. Verhungern musst du ebenfalls nicht, obwohl manche Restaurants abends nur bei frühzeitiger Reservierung geöffnet haben.
Dorfidylle in Mesochori
Etwa zehn Kilometer nördlich von Lefkos, in der Mitte der Westküste, liegt das idyllische Mesochori. Von dieser Lage kommt der Name. Mesi bedeutet die Mitte und Chori steht für Land, also das Land in der Mitte. Mesochori ist autofrei, du musst dein Auto oberhalb des Dorfes am Parkplatz abstellen. Bei einem Spaziergang durch den Ort erkennst du schnell, warum das so ist. Die engen Gassen und steilen Treppen sind für Fußgänger gemacht. Die Lage am Steilhang über dem Meer zwischen Olivenhainen verspricht eine herrliche Aussicht.
Die Kirche Panagia Vrysiani ist das größte Gotteshaus im Dorf. Sie wurde auf einer unterirdischen Quelle erbaut. Drei Marmorbecken unterhalb der Kirche werden von eben dieser Quelle gespeist. Ich hüte mich davor, von dem Wasser zu trinken. Eine Legende besagt, dass eine Frau, die das Quellwasser trinkt, bald heiraten wird. Aber im Sommer findest du hier die perfekte Abkühlung.
Der Weg durch die Obst- und Gemüsegärten hinunter zur Platia Skopi mit weiteren Kapellen lohnt sich wegen des Panoramablicks und wegen des Cafés Skopi. Auf der Terrasse schlürfe ich ein Frappé und spiele mit den kleinen Kätzchen. Hier darfst du dich übrigens ganz offiziell auf Tischen, Bänken und dem Gebälk verewigen. Die Besitzerin ist sehr zuvorkommend und der ältere Herr, der vor dem Eingang sitzt, deckt mich mit frischen Kakis und Granatäpfeln ein. Einen Gastraum gibt es nicht. Der Besuch auf der Toilette führt dich direkt in die privaten Räumlichkeiten der Familie.
Bunt, bunter … Menetes
Es ist, als ob jemand eine Schachtel pastellfarbene Legosteine auf dem Berghang verstreut hätte. Das farbenfrohe und charmante Bergdorf ist von Pigadia aus gut sicht- und leicht erreichbar. Durch die Lage auf einem Hügel im südlichen Teil der Insel war Menetes früher der perfekte Ort, um bei Piratenangriffen und Invasionen durch Araber oder Perser Zuflucht zu finden.
Von der Kirche Kímisis tis Theotókou, die am Ortsrand auf einem Felsvorsprung thront, hast du einen guten Blick auf das Dorf. Die Kirche am Profitis Ilias ist typisch griechisch in Weiß und Blau gehalten. Das Dorfbild mit den unzähligen bunten Häuschen gleicht einem Wimmelbild. Immer wieder entdecke ich spannende Details. Wenn du dich aufmachst, die engen Gassen zu erkunden, wirst dort an einigen versteckten Tavernen vorbeikommen. Das kleine Heimatmuseum zeigt diverse archäologische Funde, alte Haushaltsgegenstände oder Tonwaren. Das Museum lebt vor allem von Irini, die Besucherinnen und Besucher gerne durch die Räumlichkeiten führt und viele Geschichten aus früherer Zeit erzählt.
Verschlafene Bergdörfer Aperi, Othos und Pyles
Im Inselinneren warten gleich mehrere verschlafene Dörfer darauf, von dir entdeckt zu werden. Aperi, Othos, Voloda und Pyles sind vom Tourismus noch weitgehend unberührt. Zum Glück fehlt die dafür nötige Infrastruktur. Die Straßen sind gerade einmal so breit, dass ein Auto Platz hat. Die Dörfer sind entweder von Pigadia oder Arkasa aus zu erreichen.
In Aperi, der ehemaligen Hauptstadt von Karpathos, kannst du einige renovierte Herrenhäuser bewundern. Auf halbem Weg zwischen Volada und Othos triffst du auf den Aussichtspunkt mit dem I ♡ OΘOΣ-Schriftzug, dem das «I» abhanden gekommen ist. Aber auch ohne «I» ist das ein schöner Aussichtspunkt auf das Dorf und seine Umgebung. Othos ist mit 500 m ü.M. das höchstgelegene Dorf der Insel. Tatsächlich liegt es höher als Olympos, auch wenn es nicht so wirkt. Von Volada und Othos aus hast du bei klarem Wetter einen herrlichen Ausblick auf Pigadia und die Küste. Othos verfügt über keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten. Auf einem Spaziergang kannst du dir die verschiedenen Kirchen und Kapellen sowie das Volkskundemuseum anschauen.
Rundwanderung Othos – Stes – Pyles
Der Grund, warum es mich nach Othos verschlägt, ist die Rundwanderung über Stes nach Pyles. Der knapp acht Kilometer lange Rundweg weist kaum Höhenunterschiede auf und führt durch eine landschaftlich reizvolle Landschaft. Die Beschilderung könnte besser sein, aber mithilfe meiner Wander-App komme ich problemlos ans Ziel. Pyles wirkt zur Mittagszeit wie ausgestorben. Ich empfehle dir übrigens aus der Rundwanderung eine Streckenwanderung zu machen und den gleichen Weg wieder zurückzugehen. Der Rückweg über die Straße ist alles andere als attraktiv.
Bilderbuchdorf Olympos, eine Welt für sich
Olympos ist das Bilderbuchdorf auf Karpathos schlechthin, Postkartenmotiv und Aushängeschild für die Tourismuswerbung. Lange Zeit war Olympos vom Rest der Insel weitgehend abgeschnitten. Es gab weder Strom noch eine Straße. Manche Olymbitinnen und Olymbiten mögen sich nach dieser Zeit sehnen. Denn heute ist Olympos das Ziel unzähliger Tagestouristen, die in den Sommermonaten ins Dorf einfallen. Sie erleben Olympos als Museumsdorf, das sich voll und ganz dem Tourismus verschrieben hat. Selbst Mitte Oktober ist verglichen mit anderen Orten auf der Insel noch einiges los.
Weil der Ort so viel zu bieten hat und ich ihm mit all seinen Besonderheiten und Traditionen hier gar nicht gerecht werden könnte, habe ich ihm einen eigenen Artikel gewidmet.
Wenn du Olympos abseits des Trubels erleben möchtest, solltest du unbedingt über Nacht bleiben und die Ruhe genießen. Ich quartiere mich für zwei Nächte in einer der alten Windmühlen ein. Vasilis Prearis hat hier ein kleines Schmuckstück geschaffen. Liebevoll und traditionell eingerichtet, erwartet dich auf engstem Raum absolute Wohlfühlatmosphäre. Den spektakulären Sonnenuntergang von der Terrasse aus gibt es gratis mit dazu.
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Diafani
Wer sein Quartier in Olympos aufschlägt, muss auf Badefreuden nicht verzichten. Im acht Kilometer entfernten Diafani gibt es einen ganz ansehnlichen «Stadtstrand» und einen gemütlichen Spaziergang entfernt, den Vanata Beach. Diafani steht für urgriechische gemütliche Urlaubsatmosphäre. Entlang der Strandstraße laden mehrere Restaurants und Cafés zum Verweilen ein.
Diafani verfügt über einen Fährhafen mit Verbindungen nach Pigadia und zu anderen Inseln. Während der Hauptsaison starten hier die Ausflugsboote zur Nachbarinsel Saria und den unberührten Stränden und Buchten im Norden – eine Unternehmung, auf die ich um diese Jahreszeit leider verzichten muss.
Strände und Buchten im Osten der Insel
Die Fahrt von Olympos über Spoa Richtung Pigadia ist ein echtes Highlight. Die enge kurvenreiche Straße erfordert einiges an Konzentration. Zum Glück herrscht kaum Verkehr, entgegenkommende Autos sind selten. Als Entschädigung tun sich immer wieder atemberaubende Blicke auf die Küste auf. Zwischen den Kiefernwäldern schimmert das türkisblaue Meer durch. Weit unter mir zwischen den Felsen liegen einige der schönsten Strände der Insel. Den vielstrapazierten Vergleich mit der Karibik braucht es dafür nicht. Die Strände sind griechisch. Anders müssen sie gar nicht sein.
Ein schneller Abstecher zum Strand? Das ist an der Ostküste von Karpathos gar nicht so einfach. Über viele Serpentinen bist du selbst mit dem Auto von der Hauptstraße aus meist zehn bis fünfzehn Minuten unterwegs.
Apella-Bucht
Die Apella Bucht ist zweifelsohne eine der schönsten Buchten der Insel. Alleine der kurze Fußweg vom Parkplatz zum Strand könnte idyllischer nicht sein. Bei meinem Besuch hat die einzige Taverne, die Taverna Apella, bereits geschlossen und der Strand ist völlig leer. Für kurze Zeit bin ich ganz alleine hier. Unvorstellbar, wenn man bedenkt, dass im Hochsommer jeder Liegestuhl belegt ist. Zusätzlich spucken die Ausflugsboote dann in regelmäßigem Rhythmus weitere Badegäste aus.
Kyra Panagia
Nur ein paar Kilometer weiter südlich erwartet dich der nächste Traumstrand. Am Ende einer tiefen und langen Schlucht liegt eine winzige Feriensiedlung mit einigen Unterkünften und einer Handvoll Tavernen. Im Gegensatz zur Apella Bucht weist der Kyra Panagia Beach eine bessere Infrastruktur auf, ist aber aus diesem Grund auch touristischer. Zu erreichen ist der Strand entweder mit dem Auto oder den Ausflugsbooten von Pigadia aus.
Der Strand befindet sich unterhalb der gleichnamigen Kapelle Kyra Panagia. Mit ihrer roten Kuppel ist sie ein beliebtes Fotomotiv. Bestimmt ziert die pittoreske Kirche viele Postkarten, Kalender und Reiseführer.
Strand von Achata
Der dritte im Bunde ist der Strand von Achata. Zwar liegt zwischen Kyra Panagia und Achata noch ein weiteres verstecktes Juwel, der Paralia Kato Lakkos, dieser Strand ist allerdings nur nach einem fünfundzwanzigminütigen Fußmarsch zu erreichen. Wer den Weg auf sich nimmt, wird mit wunderbarer Natur, Ruhe und Einsamkeit belohnt.
Zum Achata Beach führt wiederum eine Straße. Trotzdem ist der Strand nicht überlaufen. Verpflegen kannst du dich an der kleinen Strandbar – außer du kommst so wie ich erst Mitte Oktober hierher.
Pigadia oder Karpathos-Stadt
Nein, Pigadia und ich, das ist keine Liebe auf den ersten Blick. Verglichen mit den hübschen Choras der Kykladen wirkt die Haupt- und Hafenstadt wenig einladend auf mich. Einige unschöne Betonbauten stören das Stadtbild. Ich vermisse ein gewisses Flair. Dennoch ist Pigadia um diese Jahreszeit eine gute Wahl. Es ist vermutlich der einzige Ort auf der Insel, in dem noch etwas Leben herrscht.
Entlang der Promenade am Hafen haben sich zahlreiche Tavernen, Cafés und Bars angesiedelt. In Pigadia gibt es sogar einige Restaurants mit gehobener Küche und gehobenen Preisen. Ende Saison ist es kein Problem einen Platz zu bekommen. Im Hochsommer ist hier sicherlich sehr viel los und die Promenade wird zur Flaniermeile. Von der Terrasse meiner Ferienwohnung überblicke ich die gesamte Bucht bis hin zum Hafen. Ich kann zuschauen, wie im Hafen die großen Fährschiffe an- und ablegen.
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Gleich um die Ecke befindet sich eines der bekanntesten Fotomotive der Stadt, das in eine Treppe eingelassene bunte Fischerboot. Der Lack ist ab. Aber vielleicht bekommen Boot und Gasse vor dem Restaurant Anemoussa im Frühjahr einen neuen Anstrich. In zweiter Reihe in der Einkaufsmeile Αpodimon Karpathion und den dahinter liegenden Gassen entdecke ich dann doch etwas vom Charme Pigadias. Tatsächlich gibt es einige Geschäfte mit geschmackvollem Kunsthandwerk, Schmuck und Bekleidung abseits des üblichen Touristenkitsches.
Mit dem Archäologischen Museum, den Ruinen der frühchristlichen Basilika Agia Fotini und der Evangelistria-Kirche kann Pigadia sogar einige Sehenswürdigkeiten aufweisen. Die kleine Kirche Agios Nikolaos mit dem kleinen Friedhof oberhalb des Hafens ist schön gelegen. Von hier aus ist es nicht mehr weit zu den Überresten der antiken Akropolis. Der Weg dorthin lohnt sich allerdings nur wegen des Ausblicks.
Rund um Pigadia kannst du mit Art and Walk verschiedene kleinere oder größere geführte Wanderungen unternehmen:
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Kali Limni, der höchste Berg auf Karpathos
Was wäre ein Besuch auf Karpathos, ohne den höchsten Berg der Insel zu erklimmen? Die Wanderung auf den Kali Limni ist eine absolute Genusstour. Etwaige Strapazen werden mit dem besten Blick über die Bergwelt bis weit in den Norden und die Küste belohnt. Die Welt – oder besser gesagt die halbe Insel – liegt dir zu Füßen. Für mich ist das abenteuerlichste die Anfahrt zum Ausgangspunkt bei der Taverna Kali Limni. Die Straße ist so schmal, dass ich an jeder Kurve und Bergkuppe hoffe, dass mir niemand entgegenkommt. Dass sich die höchstgelegene Region der Insel gerne in dichte Wolken hüllt, macht die Sache nicht einfacher.
Der Aufstieg zum 1’215 Meter hohen Kali Limni dauert gemäß Wegweiser KA 15 1 Stunde und 31 Minuten! Ich muss schmunzeln. Der 2.29 Kilometer lange Weg ist mit roten Markierungen und Steinmännchen gut gekennzeichnet. Es geht gemütlich los, nur das letzte Drittel ist etwas steiler. Am Gipfel steht neben dem für Griechenland typischen Gipfelstein sogar ein … ähm … Grabkreuz. Die Naturfreunde Niederösterreich haben das 20 Kilogramm schwere Kreuz auf dem Kali Limni installiert. Im Blechkasten für das Gipfelbuch finde ich nur noch einige zerfledderte unleserliche Seiten.
Wenn du die Wanderung im Hochsommer in Angriff nimmst, solltest du frühzeitig los, um die Mittagshitze zu vermeiden. Denke an festes Schuhwerk, eine Kopfbedeckung und reichlich Wasser.
Amoopi
Nach dem Gipfelsturm und zum Abschied von der Insel habe ich mir ein Bad im Meer verdient. Der langgezogene und breite Strand nördlich von Pigadia ist menschenleer. Dennoch erscheint er mir mit den hässlichen Hotelburgen im Hintergrund wenig attraktiv. Ich mache mich auf den Weg nach Amoopi. Im beliebten Badeort gibt es zwei weitläufige Badebuchten mit einem flach abfallenden Sandstrand – ideal für Familien.
Die meisten Hotels und Tavernen haben schon dicht gemacht oder sind gerade dabei alles abzubauen, was an Sommer erinnert. Im Winter muss es hier verdammt einsam und verlassen sein. Trotzdem genieße ich die letzten Stunden in der wärmenden Sonne und tanke noch einmal ordentlich Vitamin D. Morgen wird mich die Maschine von SkyExpress zurück nach Athen bringen.
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