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Koufonisi, süßes Nichtstun auf den Kleinen Kykladen

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Der Aufenthalt auf einer Insel, deren Name auf der Zunge zergeht, kann nur schön sein. Eine Reise nach Pano Koufonisi erinnert ein wenig an die Zeit, bevor sich der Massentourismus in Griechenland breitgemacht hat. Wer hierher kommt, darf weder Aktivurlaub noch Party wie auf Mykonos erwarten. Auf Koufonisia steht süßes Nichtstun auf der Tagesordnung. Schon nach kurzer Zeit passt man sich unweigerlich dem gemächlichen Rhythmus der Insel an.

Viel gibt es nicht zu berichten von der Kykladeninsel Koufonissi die keine sechs Quadratkilometer groß ist, gerade einmal 400 Einwohner zählt und in weniger als drei Stunden zu Fuß umrundet ist. Ausflugs- und Ausgehtipps halten sich in Grenzen. Dafür gibt es tolle Strände und eine äußerst entspannte Atmosphäre.

Kleine Kykladen

Die Kleinen Kykladen umfassen die Inseln Donoussa, Schinoussa, Iraklia und Koufonisia, das wiederum aus Pano Koufonisi sowie den heute unbewohnten Eilanden Kato Koufonisi und Keros besteht. Ende der 1960er Jahre haben die wenigen Einwohner die Inseln Kato Koufonisia und Keros verlassen. Unvorstellbar, dass das Telefon erst im Jahr 1964 nach Koufonisia kam, der Strom noch später, als 1984 der Hafen gebaut wurde.

Koufonisi

Es ist eine kleine Welt in einfacher Ausführung, in der man sich hier zwischen Naxos und Amorgos bewegt. Die meiste Zeit des Jahres sind die Inseln der Kleinen Kykladen verschlafene Fleckchen Erde. Die Einwohner lebten und leben vom Fischfang, fahren Tag für Tag mit ihren Kaikis aufs Meer hinaus. Die kurze Saison und beschränkt sich auf Juli und August, dann wenn die Griechen Urlaub machen. Der Tourismus hat sich in den letzten zehn Jahren zum wichtigsten Erwerbszweig auf Koufonisia entwickelt.

Anreise auf die Kleinen Kykladen

Auf einer so winzigen Insel gibt es keinen Platz für einen Flughafen. Wenn du nach Koufonisia willst, bleibt dir nur der Seeweg. Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist der Express Skopelitis die Lebensader der Kleinen Kykladen. Die Fähre verbindet die Inseln mit Naxos und Amorgos. Fähren brachten alles, was die Bewohner benötigten oder irgendwo bestellt hatten, von Waschmaschinen über Medikamente bis hin zu Baumaterialien.

Mittlerweile gibt es tägliche Verbindungen von und nach Athen nach Koufonisa mit Blue Star Ferries und Seajets. Die schnellste Anreise nach Koufonissi erfolgt per Flug nach Naxos. Von dort aus benötigt der Seajet eine knappe Stunde. Tickets für Fähren von Athen nach Koufonisa kannst du direkt bei Ferryscanner buchen.

Fähre Athen – Koufonisi [Affiliate Link, Werbung]

Manche kommen mit den eigenen Yachten und von Paros oder Naxos kannst du während der Saison eine Bootstour zur Insel Koufonisia buchen. Ziele dabei sind die außergewöhnlichen Buchten und Küstenabschnitte der Inselgruppe .

Mein letzter Ausflug nach Koufonisia ist zwei Jahre her. Damals war ich mit einem Boot von Paros aus unterwegs. Diesmal verbringe ich eine Nacht auf dem Weg von Naxos nach Amorgos hier.

Fortbewegung auf Koufonisia

Die Insel ist nur an der zum Meer hin flach abfallenden Ostseite besiedelt. Das Hinterland ist ursprünglich und landwirtschaftlich geprägt. Dabei ist Koufonisia überwiegend flach, der höchste Punkt, der Profitis Ilias, ist gerade einmal 113 Meter hoch. An der Ostküste befindet sich die Chora, wo der Hafen liegt und sich der Großteil des Insellebens abspielt. Wobei selbst dieser Großteil sehr überschaubar ist.

Obwohl sie nicht unbedingt nötig wären, kurven einige Autos auf der Insel herum. Meist handelt es sich dabei um die Fahrzeuge der Hotelbesitzer oder Vermieter von Privatunterkünften. Sie holen ihre Gäste oder zumindest deren Gepäck vom Fähranleger im Hafen ab. Eine Autovermietung gibt es auf der Insel Koufonisia nicht. Dafür kannst du in der Chora Fahrräder mieten und so an die weiter entfernten Strände fahren oder hast für den abendlichen Abstecher in die Hauptstadt einen fahrbaren Untersatz.

Die meisten Strecken lassen sich gut zu Fuß zurücklegen. Wer nach Koufonisia kommt, hat sowieso viel Zeit. Und die Entfernungen sind kurz. Der längste Weg von der Chora bis zum Pori Beach dauert etwa 45 Minuten.

Während der Saison fahren vom Fähranleger aus mehrmals täglich kleine Badeboote von Bucht zu Bucht. Sie bringen die Urlauber zu den Stränden auf Pano Koufonisi und auf die Nachbarinseln. Bezahlt wird direkt beim oder auf dem Boot. Praktisch, gratis, aber nicht so stilvoll, ist der kleine städtische Bus, der zwischen der Chora und dem Strand von Finikas hin- und herpendelt.

Sehenswertes

Chora

An der Chora kommt man auf Koufonisia nicht vorbei – alle Wege führen dorthin. Als einziges Dorf ist sie gleichzeitig das Zentrum der Insel. Hier legen die Fähren an und hier befinden sich die meisten Unterkünfte, Geschäfte und Tavernen.

Gassen in der Chora mit blühendem Oleander
Chora

In fast jedem Haus werden Zimmer vermietet, viele Unterkünfte auf Koufonisia allerdings nur in der Hauptsaison geöffnet. Bei meinem Besuch Anfang Juni liegt alles noch im Tiefschlaf. Überall wird gestrichen, geputzt, renoviert und gewerkelt. Die Inselbewohner bereiten sich auf den Sommer vor.

Tavernen machen sich bereit für die Saison
Chora

Die Chora ist ein charmantes Dorf mit typisch kykladischer Architektur, engen Gassen und weißen Häusern. Im Zentrum thront die hübsche Kirche St. George, etwas außerhalb stehen zwei traditionelle Windmühlen, weniger exponiert und imposant als auf anderen Inseln wie Mykonos oder Amorgos, aber dennoch schön. Die eine bei der kleinen Werft wurde zur Ferienvilla umgebaut, die andere beherbergt die stylische Bar Mylos Koufnisia, die zum Sonnenuntergang und abends sehr beliebt ist. Ein weiterer Hotspot des Nachtlebens auf Koufonissi ist die Sorokos-Bar. Dabei handelt es sich um die älteste Bar der Insel.

Die Auswahl an Restaurants und Tavernen ist überschaubar, aber ausreichend. Eine Anlaufstelle für Liebhaberinnen und Liebhaber griechischen Street-Foods ist das Sti Strofi in der Hauptstraße. Hier werden Souvlaki, Pita und Gyros über ein Fenster zur Gasse verkauft.

Schnellimbiss auf Koufonisia
«Gyros-Fenster» in der Chora von Pano Koufonissi

Beliebt und auch außerhalb der Saison geöffnet ist Captain Nicolas, eine griechische Taverne, die für Fisch, Meeresfrüchte und Pasta mit Hummer berühmt ist. Wenn du den Weg an der zweiten Windmühle vorbei weitergehst, gelangst du zum Fischerhafen Ormos Parianos, wo sich mit dem Aneplora ein gutes Restaurant in idyllischer Lage befindet.

Das Auge des Teufels (To Mati Tou Diavolou) und Natur-Badebecken

Auf engem Raum bietet die Insel eine Fülle von Naturschönheiten: eine eindrückliche Felsküste im Osten mit kleinen Grotten und Salzwasserbecken. An der Ostseite der Insel, unweit des Klippenpfads in der Nähe des Pori Strandes, liegen ein spektakuläres Badebecken und eine kleine Höhle mit dem Namen «Das Auge des Teufels». Fälschlicherweise wird oft der natürliche Pool als Teufelsauge bezeichnet, sogar auf Google Maps ist der Name so vermerkt.

Der natürliche Swimmingpool wird durch einen unterirdischen Kanal mit Meerwasser gespeist. Nahezu herzförmig und mit glasklarem Wasser hat sich dieser Ort zu einem der beliebtesten Instagram-Motive der Insel entwickelt. Wenn du hier einen Sprung ins Wasser wagen möchtest, empfehle ich dir wegen der scharfkantigen Felsen und der Seeigel Badeschuhe. Das Naturschwimmbad ist groß genug, dass mehrere Personen darin schwimmen oder tauchen können.

Etwas schwieriger zu finden ist das Auge des Teufels. Gute 250 Meter nach dem Natur-Badebecken Richtung Pori Beach entdeckst meerseitig eine Öffnung zwischen den Felsen. Der Eingang zur Höhle ist sehr niedrig. Auf der rechten Seite befindet sich ein Fenster oder Loch, durch das das aufsteigende Meer in die Höhle eintritt und den Höhlenboden überflutet, um danach wieder abgesaugt zu werden. Bei höherem Seegang schäumt und gurgelt das eintretende Meerwasser stark. «Tiefe Seufzer» begleiten das permanent steigende und fallende Wasser, sodass du die Kraft des Meeres spürst und weißt, warum die Höhle auf Koufonisia ihren Namen bekommen hat.

Gala Beach

Wenn du vom Pori Beach aus Richtung Osten hinaus auf das kleine Kap läufst, gelangst du zum Gala Beach. In der Bucht wird das Meerwasser durch den Felsen gedrückt und schimmert je nach Lichteinfall milchig-weiß. Daher kommt der Name «Gala» oder Milch. Es handelt sich um ein physikalisches Phänomen, das nur sichtbar wird, wenn du im richtigen Winkel davor stehst. Die weißen Steine im Wasser verstärken den Eindruck.

Xylobatis Höhlen

Nördlich von Pori befindet sich die Bucht von Xylobatis mit ihren Höhlen. Dabei handelt es sich um Hohlräume im Felsen, die aber nicht tief sind. Die Formationen sind sehr eindrücklich und schön anzusehen. Der Zugang ist nur vom Meer aus möglich. Vom Hafen in der Chora aus fahren Ausflugsboote. Du kannst aber auch eine Kajaktour unternehmen oder es schwimmend vom Strand aus versuchen. Beim Herumspazieren entlang der Klippen ist Vorsicht geboten. Das Gestein ist porös und du solltest dich nicht zu weit in die Nähe des Abgrunds wagen.

Die Strände

Das Meer hier ist eine Badewanne.

Auf einer Insel, auf der es nur wenig zu tun oder zu sehen gibt, ist das Meer mit seinem fast unwirklich türkisfarbenen Wasser die Hauptattraktion. Dazu gibt es im wahrsten Sinne des Wortes eine Reihe von wunderschönen Strandabschnitten. Du wirst schnell deinen Lieblingsstrand finden. Die Strände sind (noch) nicht bewirtschaftet. Wenn du baden willst, musst du Handtuch und Sonnenschirm selbst mitbringen. Liegestuhlvermieter gibt es nicht. Dafür findest du an den meisten Stränden kleine Bars oder Restaurants.

Ammos Beach

Ja, es gibt schönere Strände auf Koufonisia. Doch der «Stadtstrand» Ammos Beach direkt in der Chora ist idyllischer als manch anderer Strand auf anderen Inseln. Die Kulisse mit den bunten Fischerbooten und den weißen Häusern im Hintergrund ist das perfekte Postkartenmotiv. Und für ein kurzes Bad in der Sonne oder im Meer reicht der Ammos Beach allemal.

Ammos Beach Koufonisia
Stadtstrand

Charokopou Beach (Finikas)

Einen kurzen Spaziergang von der Chora entfernt liegt der Charokopou oder Finikas Beach. Dabei handelt es sich um die erste von drei weitläufigen Buchten mit feinem, hellen Sand. Der Charokopou Strand ist selten überlaufen, die meisten zieht es weiter Richtung Italida oder Pori Beach. Für das leibliche Wohl sorgt hier das Restaurant des Hotels Finikas.

Strand, kristallklares Wasser und eine Agave
Charokopu Beach

Fanos Beach

Ein paar Schritte weiter über einen Trampelpfad erreichst du die nächste Bucht, den Fanos Strand. Von Chora aus bist du zu Fuß etwa 25 Minuten unterwegs bis hierher. Der Strand ist weitläufig, immer wieder durch kleine Felsen unterbrochen. Am Anfang des Strandes befindet sich eine kleine Snackbar und die Fanos Studios bieten eine fantastische Aussicht aufs Meer.

einer der Strände auf Koufonisa
Fanos Beach

Platia Pounta oder Italida Beach

Die Platia Pounta (besser bekannt unter dem Namen Italida) ist einer der beliebtesten Strände der Insel und entsprechend gut besucht. Knapp zwei Kilometer vom Dorf entfernt, ist er entweder über den Pfad an der Küste oder per Boot zu erreichen. Im Gegensatz zu den anderen Stränden gibt es hier kein Restaurant oder Café. Du musst Wasser und Verpflegung mitbringen.

Pori Beach

Pori gilt als der schönste Strand der Insel, er ist am weitesten von der Chora entfernt. Die perfekte Lage, der feine, helle Sand und das türkisblaue Wasser in der Lagune machen ihn sogar zu einem der besten Strände der Kykladen. Die fast kreisförmige Bucht mit dem flach abfallenden Sandstrand ist wirklich ein Hingucker, in der Hochsaison allerdings sehr gut besucht. Das gilt ebenso für das Kalofeggo, eines der populärsten Restaurants von Koufonisia.

Strände auf Kato Koufonisi

Nicht minder schön sind die Strände auf der Schwesterninsel Kato Koufonisia: Kastelli mit dem berühmten Steinbogen, Nero, der einzige mit einer im Sommer geöffneten Taverne, oder Pezoúlia.

«Das Mykonos der Kleinen Kykladen»

In den 1980er-Jahren galt Koufonisia als absoluter Geheimtipp. Mittlerweile ist die Insel auf bestem oder schlechtestem Weg, das Mykonos der Kleinen Kykladen zu werden. Im Hochsommer ist es bereits ziemlich voll. Die griechische Schickeria aus Athen und Gäste vorwiegend aus Italien oder Skandinavien geben sich dann ein Stelldichein.

Die Zeit geht auch an Koufonisia nicht spurlos vorbei.

Die Yachten vor der Küste werden länger oder teurer und die Besucherinnen in wallenden Hippie-Kleidern mehr. Überall auf der Insel entstehen neue, teilweise luxuriöse, Unterkünfte oder Beach Clubs und in der Chora sprießen stylische Boutiquen aus dem Boden. Noch hat der Resort-Tourismus die Insel nicht erreicht, die Entwicklungen von der bodenständigen, ursprünglichen Insel hin zu einer Nobeldestination sind jedoch nicht von der Hand zu weisen.

Landschaftlich begeistert mich die Insel wie vor 25 Jahren bei meiner ersten Reise. Dass das kleine Eiland sich so stark verändert hat, gefällt mir jedoch weniger. Der Luxus kommt, der typische Charakter der Insel schwindet. Deshalb möchte ich dir eine Reise nach Koufonisia ans Herz legen, solange noch etwas von der Ursprünglichkeit erhalten ist.

Wenn du längere Zeit auf Koufonisia verbringen willst, solltest du sicherheitshalber ausreichend Bargeld mitbringen. Zwar gibt es mittlerweile einen Bankomaten auf der Insel und man kann mit Kreditkarten zahlen, eine Garantie, dass beides funktioniert, hast du aber nicht. Die nächste Bank befindet sich auf Naxos.

Sämtliche Strände auf Koufonisia sind nicht bewirtschaftet. Schatten gibt es kaum. Wenn du die pralle Sonne meiden möchtest, musst du selbst einen Sonnenschirm oder anderen Sonnenschutz mitbringen. Um das Müllproblem auf den griechischen Inseln nicht noch zu verstärken, solltest du diesen nach deinem Urlaub wieder mitnehmen.

Bei vielen Wegen handelt es sich um Naturstraßen oder mit Sand bedeckten Pfaden. High-Heels können also getrost zu Hause bleiben. Dafür gehören bequeme Schuhe in den Koffer oder Rucksack.

Selbst wenn die touristische Infrastruktur mehr wird, Entertainment und wilde Partynächte darfst du nicht erwarten. Wer das sucht, ist auf jeden Fall falsch auf Pano Koufonisia. Genau richtig bist du, wenn du einfach den Moment genießen, dich ohne schlechtes Gewissen oder Langeweile den ganzen Tag am Strand aufhalten willst oder kannst. In den letzten Jahren sind zusätzlich Yoga Retreats sehr populär geworden. Die Unterkünfte befinden sich meist in der Nähe des Pori Strandes im Osten der Insel.

Kaiki im Hafen von Koufonisi
Koufonisia Griechenland

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

2 Gedanken zu „Koufonisi, süßes Nichtstun auf den Kleinen Kykladen“

  1. Liebe Carola,
    Griechenland steht bei mir ja immer noch auf der Todo-Liste… Aber wenn ich diese Bilder sehe, würde ich am liebsten sofort losreisen! Vielen Dank für die schönen Urlaubseindrücke!
    Liebe Grüße
    Britta

    Antworten
  2. Liebe Carola, übrigens auch mein Name, vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. Deine Darstellung: Insel umrunden in 2 Stunden finde ich aber etwas euphorisch, von der Westseite der Chora bis italida geht man schon 40 Minuten. Und es ist jetzt, Mitte September, hier immer noch unglaublich voll, an den hübschen aber schmalen Strandbuchten drängen sich die Urlauber. Aber schön ist es.
    Sei gegrüßt
    Carola

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© TRAVELLINGCAROLA

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