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Wildheuerpfad Rophaien und Fleschseeli: Wandern in Eggbergen

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Die Weitsicht über den Urnersee ist einzigartig. Trotz seiner Schönheiten geht der Kanton Uri bei meiner Wanderplanung gerne einmal vergessen. Zuletzt haben mich gleich zwei gemütliche Halbtagestouren in die Region geführt. Den imposanten Rophaien mit seinem markanten Gipfelkreuz im Blick wandere ich zum Fleschseeli und zur Hüenderegg sowie am Wildheuerpfad nach Oberaxen.

Alle, die Seilbahnen, Bergseen, Aus-, Weit- und Tiefblicke lieben, finden in Eggberge ein kleines Paradies. Mit der Rundwanderung zum Fleschseeli und dem spektakulären Wildheuerpfad stelle ich dir hier zwei wunderschöne Touren vor.

Wandern in Eggberge

Was sich anhört wie ein ganzer Gebirgszug, ist eigentlich ein Weiler der Gemeinde Altdorf im Kanton Uri: Eggberge. Eggberge liegt auf auf einer Sonnenterrasse auf etwa 1’500 m ü. M. und bietet eine atemberaubende Aussicht den Vierwaldstättersee. Du erreichst Eggbergen mit der Luftseilbahn von Altdorf/Flüelen aus. Im Halbstundentakt schweben die neuen Gondeln in nur neun Minuten berg- oder talwärts. Die Bergstation Eggberge ist der perfekte Ausgangspunkt für Wanderungen auf dem Schächentaler Höhenweg bis hin zum Klausenpass, oder nach Oberaxen und Flüelen. Im Winter erwartet Familien ein kleines, aber feines Skigebiet.

Blick von Eggberge auf den Urnersee
Eggberge

Wildheuerpfad Rophaien

Unten glitzert türkisfarben das Urner Seebecken des Vierwaldstättersees, oberhalb thront der Rophaien. Seine Hänge sind zu steil für das Vieh. Der Mensch jedoch nutzt und pflegt diese «Planggen». Die Heugewinnung auf den hochgelegenen Steilwiesen wird seit jeher als «Wildheuen» bezeichnet. Diese Form der Heuernte hat im Alpenraum eine jahrhundertealte Tradition. In den Berggebieten der Zentralschweiz wird das Handwerk bis heute gepflegt. Gut ein Drittel der in der Schweiz durch Wildheuen genutzten Flächen liegt im Kanton Uri. Hier bemüht man sich aktiv um die Förderung des Wildheuens. Und so entstand unter anderem ein Lehrpfad oder Themenweg.

Wildheuen, eine «steile» Tradition

Ganz nach dem Motto «Wer zuerst kommt, mahlt zuerst» («De Schneller isch de Gschwinder») darf jeweils der Wildheuer, der zuerst damit begonnen hat, den Hang bearbeiten. Damit nicht zu früh mit dem Wildheuen begonnen wurde, galt lange Zeit der 15. Juli als Stichtag. Heute gibt es Vereinbarungen zwischen den Pächtern der Planggen und der Kantonsverwaltung bezüglich Schnittzeitpunkt und Häufigkeit des Heuens.

Wildheuen ist beschwerlich und gefährlich. Gemäht wird mit der Sense. Danach wird das Gras mit der Heugabel zum Trocknen ausgelegt und später zusammengerecht. Für den Abtransport fasst man das Heu mithilfe von Heunetzen zu großen, schweren Bündeln («Burdenen») zusammen. Auf speziell dafür installierten Seilen sausen die Bündel dann mit bis zu 100 km/h und lauten Zischgeräuschen ins Tal. Am Wildheuerweg kannst du mehrere dieser Seile sehen.

Auf den steilen Grasflächen, die an Felsen und Abhänge grenzen, kann ein falscher Tritt den Tod bedeuten. Kondition, gutes Schuhwerk und Trittsicherheit sind unabdinglich. In der Geschichte des Wildheuens kam es immer wieder zu tragischen Unfällen. War es früher der ökonomische Zwang, tragen die Wildheuer heutzutage zur Biodiversität bei und leisten einen wichtigen Beitrag zum Lawinenschutz.

Der Wanderweg mit der Nummer 587 beginnt gleich links bei der Bergstation der Seilbahn Eggberge und folgt zuerst dem Fahrweg. Du passierst die neue Kapelle, Ferien- und Bauernhäuser sowie die Berglodge37, eine kleine Bergoase für deine Auszeit in den Urner Bergen und ein nachhaltiges Seminarzentrum für Menschen mit Weitblick. Der breite Weg wird nun zu einem schmalen Pfad und führt den massiv verbauten Gruonbach. Weiter geht es durch den Gruonwald. Die Bergsturzlandschaft mit ihren mit Moos bewachsenen Felsbrocken erinnert an einen Märchenwald. Nach einem kurzen Aufstieg erreichst du die Alp Unter Hüttenboden. Auf dem überraschend großflächigen Sömmerungsgebiet weiden während der Sommermonate zahlreiche Kühe.

Jetzt ändert sich die Landschaft und der Weg führt direkt entlang der Südflanke des Rophaien. Hier liegen die die Planggen, die steilen Trockenwiesen. Dank des Wildheuens verwalden die Wiesen nicht. Du kannst dich direkt von ihrem Artenreichtum überzeugen. Mit etwas Glück entdeckst du Lilien und Orchideen. Während die Wildheuer hier einer risikoreichen Arbeit nachgehen, ist der Weg für Wanderinnen und Wanderer gut gesichert. Für eine kurze Rast bietet sich die Bank neben dem behelfsmäßiger Unterstand mit Transportseilen an.

Einmal mehr ändert sich die Vegetation. Der lichte Föhrenwald verleiht der Landschaft einen ganz eigenen Charakter. Die alten, knorrigen Bäume haben dicke Stämme und ausladende Baumkronen. Der für das Urnerland typische Föhn sorgt für das perfekte Klima. Mich erinnern die alten, knorrigen Bäume an die Kiefernwäler in südlichen Gefilden. Und weil die Kronen von Föhren und Kiefern viel Licht durchlassen, können andere Pflanzen gedeihen und bleibt der Boden landwirtschaftlich nutzbar.

Bei und nach der Alp Franzen genießt du einen herrlichen Rundumblick. Die erst kürzlich sanierte Alphütte ist bewirtschaftet und lädt zum Verweilen ein. Der Ausblick auf den Urnersee, der immer wieder türkisgrün zwischen den Bäumen durchschimmert, raubt uns fast den Atem. Das lässt sogar vergessen, dass der Wildheuerweg teilweise sehr steil ist.

Seilbahn Oberaxen, ein «steiles» Abenteuer

Bald ist der Oberaxen erreicht. Dort endet der Wildheuerweg. Auf rund 1’000 m ü.M. wartet das Berggasthaus Oberaxen mit der großen Panoramaterrasse auf die hungrigen Wanderinnen und Wanderer sowie Ausflugsgäste. Hier liegt auch die Bergstation der Luftseilbahn von Flüelen/Gruonbach nach Oberaxen. Die blauen Kabinen der Seilbahn haben Platz für vier Personen. Die Fahrt dauert circa sieben Minuten und ist definitiv nichts für schwache Nerven. Die abenteuerliche Fahrt über die Felswand des Axen und hoch über dem Urnersee bietet jedoch eine spektakuläre Aussicht.

Seilbahn Oberaxen Gruonbach
Oberaxen

Auf der Website Eggberge findest du unter den Wandertipps zum Wildheuerweg sowohl eine Karte als auch eine Broschüre mit Erläuterungen zu den einzelnen Stationen zum Download. Wir wandern die vorgeschlagene Richtung, hinunter nach Oberaxen. Selbstverständlich kannst du die Wanderung am Wildheuerweg auch in Oberaxen starten. Bis Eggberge sind das mehr als teilweise sehr steile 600 Höhenmeter im Aufstieg.

Rundwanderung Fleschseeli und Hüenderegg

Ein weiterer Wanderklassiker neben dem Wildheuerweg Rophaien ist die Wanderung zum Fleschseeli. Dabei handelt es sich um eine gemütliche Tour für Jung und Alt. Die Rundwanderung kann in beide Richtungen gestartet werden.

Ich entscheide mich für die Route im Uhrzeigersinn und wandere zuerst bis zum Fleschseeli auf 1812 Metern. Am Beginn führt der Weg über eine Naturstraße. Danach folgt ein Aufstieg entlang des Skilifts. Obwohl die Wanderung nur 470 Höhenmeter aufweist komme ich an diesem heißen Sommermorgen gleich einmal richtig ins Schwitzen. Die Aussicht auf den Urnersee und die blühenden Bergwiesen sind die beste Entschädigung für die Anstrengung.

Auf dem Fahrweg Richtung Fleschkiosk wird es wieder etwas flacher und der Wald spendet teilweise etwas Schatten. Vor dem eigentlichen Fleschsee (auch Gross Flesch oder Fleschseeli genannt) passierst du ein anderes namenloses Seeli, in dem sich die Landschaft spiegelt. Beide Seen sind idyllisch gelegen und von Bäumen umgeben.

kleiner Bergsee
Fleschsee

Der Fleschsee liegt in einer kleinen Mulde, an seinem Ufer findest du Feuerstellen und Sitzgelegenheiten. Nur ein paar Meter weiter lockt der Fleschkiosk zur Einkehr. Von der Aussichtsterrasse kannst du den Ausblick bis ins Schächental genießen.

Vom Fleschkiosk aus geht es sanft ansteigend hinauf zum Gipfelkreuz des Hüenderegg. Durch Wald und über Wiesen wandere ich gemütlich zurück zur Seilbahnstation Eggberge.

Wildheuerpfad: Aussicht auf den Urnersee
Wanderungen in der Zentralschweiz

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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