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Jänzi-Trail und Lungern Schönbüel: Schneeschuhtouren in Obwalden

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Wenn sich an den Wochenenden die Massen in den Skigebieten tummeln, bin ich am liebsten mit Schneeschuhen in der Natur unterwegs. Schneeschuhwandern hat etwas Beruhigendes, ja fast Meditatives. Schritt für Schritt … Von jungfräulichem Pulverschnee über Sulz, von Schneegestöber bis strahlendem Sonnenschein, von verschneiten Wäldern bis zu braunen Almwiesen war auf meinen letzten zwei Schneeschuhtouren in Obwalden alles mit dabei.

Das Schöne am Schneeschuhwandern ist, dass man gar nicht in die Ferne schweifen muss. Sogar im kleinen Kanton Obwalden gibt es eine Reihe ganz toller Touren, nicht nur in Engelberg. Im Beitrag berichte ich vom Jänzi Panorama Trail und dem Schneeschuhtrail von Turren nach Lungern Schönbüel.

Jänzi Panorama Trail, der Klassiker unter den Schneeschuhtouren in Obwalden

Es ist einer dieser typischen Januartage in der Zentralschweiz: Hochnebel, alles grau in grau. Man kann es den Leuten nicht verübeln, dass sie sich nach Sonne sehnen, in die Berge wollen und diese fiese dicke Nebeldecke von oben betrachten möchten. Es ist aber auch eines der Wochenenden, an denen bereits um 09:00 Uhr morgens der Parkplatz im Langis besetzt ist. Ich habe Glück und kann noch einen der letzten freien Plätze ergattern.

Hier am großen Parkplatz beim Berghotel Langis starten Winterwanderwege, Schneeschuhtrails und Loipen. Die Kleinen können sich am 400 Meter langen Skilift vergnügen. Ich bin ein Fan dieser Region. Die größte Moorlandschaft der Schweiz ist Sommer wie Winter einen Ausflug wert. Im Mai blüht das Wollgras. In den kalten Wintermonaten ist das Langis perfekt, um dem Nebel zu entfliehen und der Weg entlang der mäandrierenden Grossen Schliere einfach nur magisch.

Jänzi Schneeschuhtour, die Route

Vom Startpunkt im Langis aus geht es los Richtung Schwendi Kaltbad. Es ist ein breiter, gut präparierter Weg, den man sich teilweise mit Fußgängerinnen und Fußgängern teilt. Schwendi Kaltbad ist vielen bekannt wegen der idyllisch gelegenen kleinen Kapelle und des Bergrestaurants. Der Name Kaltbad ist auf die Temperatur der eisenhaltigen Quelle zurückzuführen, die hier sprudelt. Mehr als 100 Jahre lang suchten Kurgäste im Kurhaus der Familie Burch (Franzä-Tonis), die den Betrieb erfolgreich in mehreren Generationen führte, nach Linderung ihrer Leiden.

Im September 1970 brannte das Kurhaus vollständig nieder – das Ende einer Ära. Schwer vorstellbar, dass nur wenige Jahre später an dieser Stelle ein Resort mit Kurhaus, Bädern, Tennisplätzen und Ferienwohnungen entstehen sollte. Zum Glück legten Naturschützer ihr Veto ein. Abgesehen von den Auswirkungen auf das Hochmoor, wäre es schwierig geworden, einen solchen Betrieb an dieser Stelle gewinnbringend zu betreiben. Stattdessen startete Franz-Toni Burch in den 1980er-Jahren zunächst einen kleinen Kiosk und später ein Restaurant. Seit Kurzem gibt es sogar wieder die Möglichkeit im neuen Gästehaus in modern gestalteten Studios, Kajüten- beziehungsweise Familienzimmern und Ferienwohnungen zu übernachten.

Der Schneeschuhtrail zweigt hier nach der kleine Brücke rechts ab und folgt für etwa 1.5 Kilometer gemeinsam mit dem Winterwanderweg der Schliere. Die Abzweigung danach Richtung Egg ist nicht ganz einfach auszumachen. Ebenfalls an einer der Brücken geht es wiederum rechts weg. Der Schneeschuhtrail quert die Langlaufloipe und führt sanft steigend bis zur Egg-Hütte. Dabei handelt es sich nicht um eine bewirtschaftete Hütte. Mit etwas Glück findest du jedoch ein Plätzchen auf einer der geschützten Bänke und kannst dich vor den letzten Höhenmetern nochmals stärken. Ein kurzer Anstieg durch den Wald und dann sind die Hochebene und der Grat zum Jänzi schon erreicht.

Bei viel Schnee sieht es hier oben fast aus wie in Lappland. Bei meiner Wanderung am Jänzi Trail sind es eher die Sonne und das unter mir liegende Nebelmeer als der Schnee, die zu Begeisterungsstürmen führen. Bei Frühlingshaften Temperaturen sitzen und liegen am Grat und beim Gipfelkreuz viele Schneeschuhwanderinnen und -wanderer im Gras und genießen die Sonne. An schönen Tagen wie heute ist ganz schön viel los. Dabei ist mir unterwegs kaum jemand begegnet. Am Gipfel trifft man aber auch diejenigen, die den Weg in umgekehrter Richtung absolvieren.

Der Panoramablick ist einzigartig: Pilatus, Urner Alpen, der Sachsler Hausberg Stuckli-Chriiz bis hin zum Berner Oberland. Richtung Vierwaldstättersee ragen Mueterschwandenberg und Lopper wie kleine Inselchen aus dem Nebelmeer. Vom Gipfel des Jänzi aus geht es über Wolfetsmatt und Hohnegg wieder zurück ins Langis. Das erste Stück hinunter nach Siwellenbrunnen ist ziemlich steil und aufgrund des fehlenden Schnees gerade nicht sonderlich schön zu begehen. Die Südhänge sind bereits aper und teilweise muss ich von der ausgeschilderten Route abweichen, um nicht vollständig durchs Gras zu laufen.

Apropos Scheeschuhwandern und markierte Trails: Natürlich ist es traumhaft, seine Spuren durch den unberührten Schnee zu ziehen. Dennoch solltest du die offiziellen Schneeschuhtrails nicht verlassen. Die Moorlandschaft am Glaubenberg ist beispielsweise ein wichtiger Lebensraum für das gefährdete Auerwild. Schnee- und Birkühner sind hier heimisch. Auch sonst stört man beim unbedachten Stapfen durch den Wald nur unnötig das Wild. Wildtiere müssen im Winter sparsam mit ihren Kräften umgehen. Sorge dafür, dass sie nicht unnötig die Flucht ergreifen müssen.

Nach Wolfetsmatt zweigt der Weg nochmals rechts ab. Dieses Stück ist mir als Bikeroute 290 vom Sommer her bestens bekannt. Ein letztes Mal erfreue ich mich am Rastplatz Hohnegg an der Aussicht. Weil der Schnee immer weniger und matschiger wird, entscheide ich mich dafür, die Schneeschuhe auszuziehen. Bedauerlicherweise endet der Jänzi Panorama Trail nach etwa 11 Kilometern auf der Straße Richtung Langis. Es gibt nach einer so grandiosen Tour wahrlich Schöneres, als bei viel Verkehr über den Asphalt zu stapfen. Schade, hat man hier nicht über eine alternative Routenführung – wenn auch nur ein wenig abgesetzt von der Straße – nachgedacht.

Nach gut vier Stunden (ohne Pausen) erreiche ich wieder den Parkplatz. Wie du der Beschreibung entnehmen kannst, ist es möglich den Jänzi Trail auch gegen den Uhrzeigersinn zu begehen. Ich habe mich für den Start im Schlierental entschieden, weil der Aufstieg zum Gipfel von dieser Seite gleichmäßiger und weniger steil ist. Dafür entfällt dann der Einkehrschwung in Schwendi Kaltbad.

Schneeschutrail von Turren nach Lungern Schönbüel

Ein paar Kilometer kürzer als der Jänzi Panorama Trail ist der Schneeschuhtrail von Turren nach Schönbüel in Lungern. Die zurückzulegenden Höhenmeter sind jedoch annähernd gleich. Auch diese Tour besticht mit viel Aussicht. Der Weg ist jedoch weniger geschützt und verläuft nur am Anfang durch den Wald.

Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als Lungern – Schönbüel ein Skigebiet war. Ein paarmal bin selbst dort über die Pisten gewedelt. Für ein paar Stunden im Schnee war das Skigebiet völlig ausreichend. Doch das war einmal. Seit Erneuerung der Bahn Ende der 1990er-Jahre kämpfte das Gebiet mit geringer Auslastung und Geldsorgen. Trotz der finanziellen Zuschüsse der Gemeinde Lungern mussten die Betreiber Konkurs anmelden.

Die Rettung nahte 2001, als der ehemalige Geschäftsführer der Klewenalp-Bahn Lifte und Berggasthäuser unter dem Namen Panoramwelt Lungern Schönbüel übernahm. Doch auch der Panoramwelt drohte die Insolvenz. Als 2012 noch eine Stütze der Sesselbahn einknickte, war das Ende des Skigebiets besiegelt. Der Skibetrieb wurde eingestellt und die Lifte zurückgebaut.

Zum Glück blieb die Seilbahn von Obsee nach Turren erhalten. Mit modernen Kabinen wird die Bahn seit 2016 wieder betrieben. Sie bringt heute Sommer wie Winter Wanderinnen und Wanderer auf 1531.50 m ü. M. Turren ist ein beliebtes Ziel für Tourengänger und Schneeschuhläufer. Im Sommer ist Turren Ausgangs- oder Endpunkt beliebter Wanderungen wie dem Höhenweg aufs Brienzer Rothorn oder dem Schmetterlingspfad. Im Winter lockt der Schneeschuhtrail mit der Nummer 799.

Route

Der Trail beginnt hinter dem Bergrestaurant. Auf dem Weg von der Bergstation der Bahn bis zum Ausgangspunkt kannst du noch die ehemaligen Gondeln und Sessel bewundern – ein bisschen Nostalgie muss sein. Anfangs folgt man der verschneiten Schönbüelstraße, die schon bald eine Kehre macht. Bei Chuematt trennen sich dann Winterwanderweg und Schneeschuhtrail.

Eigentlich hatte der Wetterbericht Schönwetter für das Wochenende versprochen. Doch schon auf der Fahrt nach Lungern hat mich mich der Regen überrascht. Auf Turren herrscht dichtes Schneegestöber. Augen zu und durch. Es kann nur besser werden. Bis Chuematt schneit es heftig. Zwischen den Flocken lässt sich manchmal die Sonne erahnen. Und auf dem Weg zur Usseri Alp kann ich sogar einmal kurz einen Blick auf mein Ziel, das Berggasthaus Schönbüel erhaschen. Bis dahin gilt es aber noch einige Höhenmeter zu überwinden.

Bei der Usseri Alp muss ich mich zwischen der kurzen Variante (1.1 km) oder dem eigentlichen Trail (2.4 km) über Tüfengrat zum Berghaus Schönbüel entscheiden. Da die Bahn von Obsee nach Turren nur alle 20 Minuten verkehrt und die Gruppe Tourenskifahrer den Weg über Breitenfeld wählt, bin ich ganz allein auf weiter Flur. Mittlerweile rauben dichter Nebel und tiefliegende Wolken jegliche Sicht.

Obwohl mit der Aussicht auf den Brienzersee nicht zu rechnen ist und die jeweils nächste pinkfarbene Stange, die den Schneeschuhtrail markiert, nicht auszumachen ist, entscheide ich mich für die Zusatzschlaufe. Immerhin sind ein paar Spuren im Schnee erkennbar. Und kurz vor dem letzten steilen Anstieg, der in Serpentinen hinauf nach Schönbüel führt, lichtet sich der Nebel und die Sonne bricht durch. Das ist ein absolut magischer Moment, während ganz feine Schneekristalle durch die Luft wirbeln. Plötzlich sind rundum die weißen Berggipfel und das Haslital zu erkennen.

Auf dem der Sonne und dem Wind ausgesetzten Hang bis oben muss ich den Schnee schon suchen. Auf Schneeschuhen über braune Alpwiesen zu stapfen ist nicht besonders romantisch. Sobald sich meine Pulsfrequenz wieder im Normalbereich bewegt, starte ich deshalb gleich den Abstieg entlang der ehemaligen Skipiste Richtung Breitenfeld. Breitenfeld gehört zu den größten Obwaldner Hochalpen. Die Alphütten sind eng aneinander gebaut und im Winter tief verschneit. Sogar eine kleine Alpkapelle mit dem Namen Maria zum Schnee gibt es hier. Das ist nicht die einzige Parallele zum Langis. Auch in Breitenfeld gab es Pläne für eine Alpenlodge und ein Feriendorf.

Ich suche mir ein ruhiges Plätzchen an der Sonne und verzehre mein mitgebrachtes Sandwich. Bis nach Turren sind noch gut zwei Kilometer zurückzulegen und etwa 200 Höhenmeter im Abstieg. Während ich mit der Bahn langsam wieder Richtung Tal schwebe und die Aussicht auf den Lungerersee genieße, zieht ich das Fazit, dass das Ende des Skibetriebs der Region sogar gut getan hat. Der Schritt zum naturnahen Tourismus hat Lungern aufgewertet. Pistenrummel mit Schneebars und Aprés-Ski gibt es schon zur Genüge. Wer nach Turren kommt, sucht und findet Ruhe und Erholung.

Weitere Schneeschuhtouren Zentralschweiz und Winterabenteuer

Mal schauen, was die nächsten Winterwochenenden noch bringen. Von den Schneeschuhtrails in Obwalden fehlen mir jetzt nur noch die Routen auf Melchsee Frutt, Erzegg und Bonistock.

Schneeschuhtouren in Obwalden: Jänzi-Trail
Schneeschuhtouren Obwalden

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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