Die Stadt an der Westküste Sri Lankas ist ein beliebter Zwischenstopp am Anfang oder Ende einer Sri-Lanka-Reise. Nicht wegen ihrer Schönheit. Glaubt man Reiseführern und Reiseberichten, ist Negombo ausgesprochen hässlich und der Negombo Beach alles andere als ein tropischer Traumstrand. Hierher kommt man wegen der Nähe zum Flughafen Bandaranaike International Airport, der nur etwa 20 Minuten entfernt liegt.
Ich selbst habe sowohl vor als auch nach meiner Rundreise durch Sri Lanka in Negombo übernachtet. Nach meiner Ankunft verbringe ich eine Nacht im 5*-Hotel Heritance, das auch eine Option zum early Check-in und late Check-out bietet. Das Hotel ist riesig und wirkt etwas deplatziert. Wie viele Unterkünfte in Sri Lanka ist es bereits etwas in die Jahre gekommen und nicht immer perfekt in Schuss gehalten. Die Zimmer sind jedoch sehr schön. Das Frühstücksbuffet ist reichhaltig und gut. Allerdings stören mich die chinesischen Reisegruppen. Im Restaurant Blue Tan esse ich à la carte. Das Fischcurry ist himmlisch und die Bedienung sehr aufmerksam.
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Wegen der Annullierung meines Fluges werden es zum Abschluss sogar drei Nächte im Nachbarhotel Camelot Beach (3*). Lass dich durch die Klassifizierung nicht täuschen. Ich finde das Gesamtpaket im Camelot Beach besser. Du hast hier das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis und eine familiärere Atmosphäre. Die Pools sind moderner und die Zimmer ebenfalls in Ordnung. Auch das Essen, sowohl das Frühstücksbuffet als auch das Buffet am Abend, ist sehr ansprechend, insbesondere das Angebot an frischen Salaten.
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Strandleben
«Where are you from?» «Ah, Switzerland. Migros! What is Migros?» Nach meinen Erläuterungen streckt mir Savith die Ghettofaust zur Begrüssung entgegen. Seine Familie lebe auf dem Land und er wolle hier als Strandverkäufer etwas verdienen, erklärt er mir. Und schon beginnt er die Schätze aus seiner riesigen Tasche vor mir auszubreiten: Armbänder, Halsketten und andere Schmuckstücke aus Perlen. Ich lehne dankend ab – auch wenn ich ihn gern unterstützen würde. Ich habe weder Geld dabei noch Interesse an Souvenirs.
Savith ist nicht der einzige Strandverkäufer. Andere bieten Sarongs (die typische Billigware, die es überall in Asien zu kaufen gibt), «handgeschnitzte» Elefanten, Katamarane oder Buddha-Statuen und «echte» Mondsteinen. Wieder andere versuchen, unzählige Euro-Cent-Münzen einzutauschen. Die Händlerinnen und Händler sind präsent, aber nicht unangenehm aufdringlich.
Der Strand selbst ist kilometerlang, breit und praktisch menschenleer. Es handelt sich nicht um einen tropischen Traumstrand. Einen kleinen Palmenhain gibt es jedoch. Mit Sicherheit gibt es schönere oder bessere Strände in Sri Lanka. Da ich keine «Strandliegerin» bin, ist das für mich nebensächlich.
Besucherinnen und Besucher können einer Vielzahl von Aktivitäten wie Segeln, Windsurfen oder Kitesurfen nachgehen. Auch eine abenteuerliche Ausfahrt auf einem Katamaran der Fischer ist möglich. Die einfachen Holzboote mit ihren bunten Segeltüchern sind schön anzusehen. Sie erinnern mich ein wenig an die Auslegerboote auf den Philippinen. Während des Südwestmonsuns (Yala) zwischen Mai und September kann das Meer sehr rau sein. Baden im Meer ist dann eventuell verboten. Während meines Aufenthalts im August weht mehrmals die rote Flagge.
Wichtig zu wissen: Der Strand ist öffentlich. Du findest dort in der Regel keine Liegen oder Sonnenschirme. Für diese Annehmlichkeiten musst du im abgegrenzten Bereich des Resorts bleiben. Der Sprung in die Wellen oder ein Strandspaziergang am Abend, wenn es die Einheimischen zum Wasser zieht, machen aber richtig Spaß. Dann lassen Kinder ihre Drachen steigen und vor den kleinen Foodtrucks herrscht reges Treiben.
Bootstour
Ein wunderbares Erlebnis ist eine Bootstour, entweder durch die Kanäle und Flüsse oder in der Lagune. Die Süßwasserlagune hat eine Verbindung zum offenen Meer und wird dadurch regelmäßig mit Salzwasser gespeist. Das macht sie zum beliebten Lebensraum für allerlei Tiere. Selbst ein paar wenige Mangroven gibt es zu sehen. Unsere Bootsfahrt mit Sarath Boat Tours führt uns zuerst durch den Holländischen Kanal und dann weiter in das verzweigte Flusssystem.
Der Holländische Kanal wurde im 18. Jahrhundert während der niederländischen Besatzungszeit angelegt. Über 120 Kilometer verläuft er von Puttalam nach Colombo. Einst diente er dem Transport von Zimt, einem der wichtigsten Exportgüter der Insel. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Kanal teilweise an die holländischen Grachten – die es übrigens auch in Göteborg gibt – erinnert. Leider ist der Kanal voll mit Plastikmüll und der Geruch erinnert ganz und gar nicht an Zimt. Palmen, Bougainvilleen und die bunten am Ufer vertäuten Boote lassen dennoch gute Stimmung aufkommen.
Negombo vom Wasser ausUnser Bootsführer hat ein ausgesprochen gutes Auge. Sobald wir den Fluss Maha Oya erreichen, zeigt er uns verschiedene Reiher, Kingfisher, Seeadler und Pfaue. Im Wasser tummeln sich Warane und Leguane liegen faul in den Bäumen. Sogar ein Chamäleon können wir ausmachen. Nach einer erfrischenden Kokosnuss geht es langsam Richtung Sonnenuntergang. Wir beobachten die Fischer bei ihrem abendlichen Fang und sind im richtigen Moment vor Ort, als der Zug über die Eisenbahnbrücke fährt.
Eine Bootstour erlaubt dir einen anderen Blick auf die Stadt, die sich überwiegend dem Tourismus verschrieben hat. Du siehst Dinge, die du so nicht erwartet würdest. Neben der langen Durchgangsstraße mit Hotels, Lokalen und Geschäften und dem Hamilton-Kanal prägen viele katholische Kirchen das Stadtbild. Zusammen mit hinduistischen Tempeln stellen sie weitere Sehenswürdigkeiten in Negombo dar. Die die schönste und größte dieser Kirchen ist die St. Mary’s Church im Stadtzentrum. Seit der Einnahme durch die Portugiesen ist ein großer Teil der Bevölkerung in Negombo Sri Lanka katholisch.
Fischmarkt Negombo
Der Fischmarkt der Stadt ist einer der größten des Landes und so etwas wie die Hauptattraktion der Stadt. Bereits zu nachtschlafender Zeit laufen die ersten Boote im Hafen ein und entladen den Fang der Nacht. Fische und Meeresfrüchte werden in der Regel in einer Art Auktion an die Meistbietenden verkauft. Es geht lautstark zu und her – ein Rufen, Feilschen und Handeln. Großhändler, Hotels und Restaurants decken sich meist noch vor Sonnenaufgang hier ein. Verkaufsstände sind nicht nötig, es findet alles auf dem Boden statt.
So früh musst du nicht aufstehen. Auch später gibt es noch viel Interessantes zu sehen. Der Fischmarkt ist jedoch nichts für Zartbesaitete, empfindliche Mägen und feine Näschen. Denk daran, für deinen Besuch passendes Schuhwerk zu wählen. Der Boden ist nass und matschig und überall liegen Fischabfälle. Weder zierliche Flip-Flops noch Sneaker aus Stoff, die den Geruch für Wochen und Monate konservieren, sind zu empfehlen.
ein exotisches Spektakel, authentisch, aber irgendwie trostlosAuf alle Fälle erwartet dich auf dem Fischmarkt das wahre Leben. Hier ist nichts geschönt oder für Touristen gestellt. Die Männer, die am Strand arbeiten, sehen fast ein wenig zum Fürchten aus. Vermummte Gestalten, die im Akkord mit Macheten und Messern Fische zerteilen. Sie sind aber allesamt freundlich und demonstrieren bei Interesse gerne ihre Tätigkeiten. Ein großer Teil der Fische wird direkt am Strand auf Palmmatten oder Plastikplanen zum Trocknen ausgelegt. Die Sonne tut ihr Übriges. Der so konservierte Fisch ist lange Zeit haltbar und gibt vielen Gerichten der srilankischen Küche ihren Geschmack.
Besonders viel ist nicht los bei meinem Besuch am frühen Morgen. Viele Verkaufsstände bleiben leer. Dennoch lässt sich die Vielfalt des Indischen Ozeans und der riesigen Lagune südlich der Stadt erahnen. Ein kurzer Spaziergang gibt Einblick in die Wohnverhältnisse. Wirkliche Begeisterung für den Fischmarkt will bei mir nicht aufkommen. Über der ganzen Szenerie hängt eine Tristesse, die trotz Sonnenschein nur schwer zu ertragen ist. So möchte ich Negombo und Sri Lanka nicht in Erinnerung behalten.
Kulinarische Genüsse
Schlemmen für den guten Zweck
Viele Urlauberinnen und Urlauber essen im Hotel. Wer die Auswahl am Buffet langsam satt hat, sollte unbedingt einmal rausgehen. Restaurants gibt es wie Sand am Meer. Zwei davon möchte ich hier besonders hervorheben.
The Icebear ist ein Projekt des Baslers Gerry Haisch. Der Schweizer lebt seit vielen Jahren in Sri Lanka und betreibt ein kleines Guesthouse oder Boutiquehotel sowie ein Restaurant. Die Häuser befinden sich in einer wunderschönen 3’000 m² großen Gartenanlage. Alle, die srilankische Gastfreundschaft, Schweizer Perfektion und Fusionsküche lieben, sind hier gut aufgehoben. Die Preise sind verglichen mit anderen Restaurants etwas höher. Im Gegenzug erhalten die Angestellten faire Löhne.
Im Restaurant Lords gegenüber des Hotels Jetwing Blue erwartet dich eine riesige Auswahl an qualitativ hochwertigen asiatischen Gerichten. Der Besitzer, der Brite Martin Fullerton, war einst ein erfolgreicher Geschäftsmann. Heute engagiert er sich unter anderem für Straßenhunde in Sri Lanka. Die Hope-Foundation kümmert sich um Streuner und finanziert Sterilisations- und Kastrationsprogramme, um die Vermehrung der Tiere zu stoppen und die Ausbreitung von Krankheiten zu verringern. In Zusammenarbeit mit dem Yawajeewa Community-Projekt unterstützt Lords außerdem eine Tagesstätte für Behinderte und Straßenkinder. Hier erhalten die bedürftigen Kinder täglich zwei Mahlzeiten und Bildung.
Skybars
Negombo liegt an der Westküste von Sri Lanka. Das sind die perfekte Voraussetzungen für wunderschöne Sonnenuntergänge. Was eignet sich da besser für einen gemütlichen Drink in den Abendstunden als eine Skybar? Nun ist Negombo natürlich nicht Bangkok, ein paar aussichtsreiche Skybars findest du aber auch hier. Die Sundown Rooftop Bar im vierten Stockwerk des Hotels J hat täglich von 16:00 bis 23:00 Uhr geöffnet und bietet den perfekten Blick, wenn die Sonne im Meer versinkt. Zu Chillout-Musik gibt es spezielle Cocktail-Kreationen in entspannter Atmosphäre. Gehobenes Ambiente erwartet dich in der Sky Track Lounge & Bar des Hotels Regal Resau. Dort sitzt du direkt am Infinity Pool und schlürfst deine Cocktails, allerdings auch zu gehobenen Preisen.
Massagen
Die traditionelle Heilkunst Ayurveda ist in Sri Lanka weit verbreitet und insbesondere Ayurveda-Massagen sind bei Touristinnen und Touristen sehr beliebt. Kein Wunder, möchten viele davon profitieren und ein Stück vom Kuchen haben. Entlang der Hauptstraße reihen sich die Massage Shops aneinander wie die Perlen auf einer Kette. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Nicht überall sind professionelle Therapeutinnen oder Therapeuten am Werk.
Ich entscheide mich für das Spa Secret im Terrace Green Hotel. Nach einer fantastischen Ayurveda-Massage im Aathreya Ayurvedic Hotel and Spa in Sigiriya buche ich kurz vor Rückreise eine Ganzkörpermassage. Das Spa selbst ist nicht groß, stilvoll eingerichtet, sauber und es herrscht eine angenehme Atmosphäre. Preislich liegt es etwas höher als andere Massage Shops, ist aber immer noch mehr als die Hälfte günstiger als das Angebot in Hotel. Im Großen und Ganzen bin ich recht zufrieden. Nach dem entspannenden Aufenthalt kann ich in aller Ruhe meine Heimreise antreten.
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Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit mehr als sieben Jahren schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.
Eine schöne Reportage. Ich würde aber gerne noch einen Restauranttipp abgeben : Besuchen Sie unbedingt das SEA VIEW Restaurant ( direkt neben dem Hotel Camelot) . Perfekte, leckere, immer frisch zubereitete original Srilankische Küche. Zudem ein fantastisches Angebot an täglich fangfrischen Fisch- und Meeresfrüchten Gerichten. Zu erstaunlichen Preisen. Das Restaurant wird von einer Srilankischen Familie (Senanayake) betrieben. Wir sind dort seit vielen Jahren Stammgäste und waren noch nie enttäuscht!!
Eine Reservierung ist angebracht.
Danke für den Tipp, habe selbst dort auch gegessen.