Skifahren war gestern. Immer öfter habe ich in den letzten Wintern die Skier am Wochenende zu Hause gelassen. Der Andrang in den Skigebieten ist mir zuwider. Unterwegs mit Schneeschuhen oder beim Langlaufen lässt sich die Natur viel intensiver genießen. Durch die verschneite Landschaft zu gleiten oder zu stapfen, löst Glücksgefühle aus. Nach Schneeschuhtouren in der direkten Umgebung will ich diesmal zum Arnisee im Urnerland.
Anreise
Zwei Luftseilbahnen erschliessen das Gebiet. Beide sind über die Autobahnausfahrt Amsteg (E35) zu erreichen. Ausreichend viele Parkplätze sind an beiden Orten vorhanden.
Die Seilbahn Amsteg-Arnisee liegt nur etwa 500 Meter von der Autobahnausfahrt entfernt in einem Industriegelände in nördlicher Richtung. Das Stationshäuschen ist eine unscheinbare Holzbaracke, die Bahn selbst winzig und schon etwas in die Jahre gekommen. Die zwei gelben Kabinen bieten jeweils vier Personen Platz. Alle 30 Minuten oder ab drei Personen fährt die Bahn nach vorheriger telefonischer Kontaktaufnahme mit der Seilbahnwartin. Von Amsteg bis zur Bergstation Vorderarni (790 Höhenmeter) und umgekehrt benötigt sie sechs Minuten. Bezahlt wird an der Bergstation. Außerhalb der regulären Fahrpläne wird in den Jeton-Betrieb gewechselt.
Zur Talstation der Luftseilbahn Intschi-Anrnisee fährst nach der Autobahnausfahrt knapp drei Kilometer der Gotthardstraße entlang Richtung Süden. Die Talstation wirkt weniger improvisiert, die Kassa ist während der Betriebszeiten besetzt. Die Bahn verkehrt im 20-Minuten-Takt, hat aber im Winter angepasste Fahrpläne mit Mittagspause und nur morgendlichen Fahrten an Montagen. Auch hier ist Jetonbetrieb möglich. Während der Fahrzeit von fünfeinhalb Minuten überwindet die Bahn 713 Höhenmeter. Die zwei roten Kabinen bieten Platz für acht Personen.
Welche Bahn du wählst, kannst du von verschiedenen Kriterien abhängig machen. Die Retourfahrten kosten CHF 15.- beziehungsweise CHF 16.-, Ermäßigungen wie Halbtax oder GA sind bei beiden Bahnen nicht gültig. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nur die Bahnstation Intschi gut zu erreichen. Diese Bahn wurde 2018 umfassend saniert und erneuert. Sie wirkt auf ängstliche Leute sicherlich vertrauenswürdiger. Außerdem führt sie direkt zum See, während du von der anderen Bergstation noch 20 bis 30 Minuten bis zum See wandern musst. Bei Föhn wird die Seilbahn von und nach Intschi schneller eingestellt, während die Bahn von Amsteg aus aufgrund ihrer leicht windgeschützten Lage weniger witterungsabhängig ist.
Ich selbst habe mich von Luzern her kommend für die Anreise von Amsteg aus entschieden. Weil noch drei andere Fahrgäste hinzukommen, muss ich nicht lange auf die Bergfahrt warten. Schon bald schweben wir dem Winterparadies entgegen.
Arni und Arnisee
Die Sonnenterrasse liegt auf 1’300 m. ü. M. über dem Urner Reusstal. Wer Ruhe und Erholung sucht, ist hier genau richtig. Mit dem kleinen, künstlich angelegten Stausee gehört das Hochplateau Sommer wie Winter zu den beliebtesten Ausflugszielen im Kanton Uri. Ein Besuch steht schon lange auf meiner Liste. Nach den beiden längeren Schneeschuhtouren auf das Jänzi und nach Lungern Schönbüel will ich mit dem Arnisee Trail eine eher gemütliche Rundwanderung in Angriff nehmen.
Der Arnisee ist ein Eldorado für alle, die gerne Skitouren unternehmen, Winterwanderungen machen oder auf Schneeschuhen unterwegs sind. Mit Ausnahme eines kleinen Skilifts für Kinder, der wohl nur zeitweise in Betrieb ist und im Sommer abgebaut wird, gibt es hier oben keine weiteren Aufstiegshilfen. Alleine schon wegen der Kapazität der Bahnen ist nicht mit einem Massenansturm zu rechnen. Die Infrastruktur ist allerdings eher bescheiden.
Im Winter ist das Berggasthaus Alpenblick bei der Bergstation Intschi die einzige Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeit. Hier kannst du unter anderem in Schlaffässern übernachten und beim Winter-Wellness in der Outdoor-Sauna, im Whirlpool und dem dazugehörigen Ruheraum entspannen. Ansonsten wirkt die Gegend mit ihren Ferienhäusern ein wenig aus der Zeit gefallen. Von einigen wenigen stilvollen neuen Hütten bis zu Bausünden aus den 1960er- und 70er-Jahren ist alles mit dabei. Jetzt im Februar sind fast alle Häuser verlassen. Davor wurden sie winterfest gemacht. So etwas wie einen Dorfkern gibt es nicht, es handelt sich eher um mehrere Streusiedlungen.
Schneeschuhtrail 882
Der Schneeschuhtrail führt direkt bei beiden Bergstation vorbei. Er ist gut markiert (rote und blaue Schneestangen) und mit den üblichen Zeichen für Schneeschuhrouten sowie der Nummer 882 ausgeschildert. Genau genommen handelt es sich um drei Trails, Vorderarni, Mittelarni und Hinterarni. Die Tourenlänge lässt sich so je nach Lust und Laune oder Tagesform abkürzen oder erweitern.
Wenn du beim See startest, kannst du jeweils entscheiden, ob die Kondition noch für die nächste anschließende Runde reicht. Wenn die Station Vorderarni dein Ausgangspunkt ist, kannst direkt die Schneeschuhe montieren und losmarschieren. In welche Richtung du von hier losstapfst, spielt keine Rolle. Die Tour führt nämlich quasi in einer «Acht» in nördliche und südwestliche Richtung. Nach der Runde zum Vorderarni kommst du wieder an der Bergstation vorbei.
Ich selbst wandere zuerst in Richtung Aussichtspunkt Vorderarni. Der Weg dorthin führt durch den Wald und weist keine nennenswerten Steigungen auf. Umso imposanter ist dann die Aussicht hinunter ins Reusstal bis zum Urnersee. Während hier oben noch tiefer Winter herrscht, ist unten schon alles grün. Mehrere Bänke laden hier zum Verweilen ein. Für mich es es nach nur ein paar Minuten zu früh für eine Pause und ich wandere nach einem kurzen Fotostopp sofort weiter.
Der Weg bleibt abwechslungsreich. Nach einem kurzen Anstieg geht es durch bewaldete Abschnitte hinunter zur Streusiedlung Mittelarni. Links und rechts des Trails liegen teilweise weite und unberührte Schneefelder, die in der Sonne glitzern. Genau das liebe ich an diesem Sport!
Nach dem kurzen Verbindungsweg muss ich mich entscheiden, welchen Route zum See ich einschlagen will. Letztendlich ist es egal, ob du dich links oder rechts hältst. Beide Wege steigen von hier aus über etwa 800 Meter sanft an. Ich wähle den Weg entlang des Arnibachs, vorbei am Gasthaus Arnisee, das jetzt im Winter geschlossen ist.
Oben angekommen, präsentiert sich der zugefrorene See von seiner besten Seite. Dass es sich um einen Stausee handelt, tut seiner Schönheit keinen Abbruch. Hier sammelt sich das Wasser des Leitschach- und Intschialpbaches. Im Winter ist der See fast vollständig zugefroren. In der kleinen eisfreien Stelle spiegeln sich die umliegenden Berge. Es lohnt sich, den Arnisee einmal ganz zu umrunden und ihn aus allen Perspektiven zu bewundern. Das Wetter tut an diesem Tag sein Übriges dazu. Nach Nebel und leichten Schneefällen am Vormittag setzt sich langsam die Sonne durch, während nach wie vor Wolken die Aussicht auf den Bristen zeitweise verstellen.
Ich nehme von hier aus jedoch zuerst noch die etwas anspruchsvollere Zusatzschlaufe zur Bergkapelle und über die Streusiedlungen Torli und Diessenbrunnen in Angriff. Für diesen Hinterarni Trail musst du gut 45 Minuten einkalkulieren. Alleine wegen der Aussicht auf die Hochebene lohnt sich dieser Abschnitt.
Beim Berggasthof Alpenblick gehe ich weiter in östlicher Richtung und komme beim Aussichtspunkt Chänzeli vorbei. Von diesem Felsvorsprung aus genießt du einen tollen Weitblick ins Urner Oberland, weit hinein ins Maderanertal mit dem Golzernsee und natürlich auf den markanten Gipfel des Bristen. Von hier aus geht es nun mehrheitlich abwärts durch den Wald über Mittelarni wieder zurück zur Seilbahnstation.
Wegen des schlechten Wetters zu Tagesbeginn starte ich die Tour erst am frühen Nachmittag. Von der Länge her und bei einer Wanderzeit von rund drei Stunden ist das durchaus machbar. Leider liegt der letzte Schneefall schon ein paar Wochen zurück. Durch verschneite Wälder wandern und im Tiefschnee die ersten Spuren ziehen, fällt zurzeit unter die Kategorie Wunschdenken.
Das Arni gleicht an diesem Tag nicht direkt dem erträumten Winterwunderland, ist aber immer noch faszinierend. Der Schnee ist aufgrund der warmen Temperaturen schon sehr weich, der Trail breit ausgetreten. Unterwegs treffe ich zwar immer wieder einmal auf ein paar Schneeschuhwanderinnen und -wanderer, überlaufen ist der Schneeschuhtrail keineswegs. Ich gehe davon aus, dass dies an anderen Wochenenden nicht viel anders ist.
Wenn du keine eigenen Schneeschuhe hast, kannst an der Bergstation Vorderarni oder beim Restaurant Alpenblick welche mieten. Auf alle Fälle sind Trail und Gelände perfekt für erste Gehversuche auf Schneeschuhen. Auf dem Rundweg erwarten dich weder extreme Steigungen noch ausgesetzte Stellen. Du kannst dich überall sicher fühlen. Anfängerinnen und Anfänger können erst einmal die Runde um den See wandern und dann nach Belieben weitere Schlaufen anhängen. Auch wenn auf dem Trail nur wenige Höhenmeter zu überwinden sind, ist er auch erfahrenen Schneeschuhwanderinnen und -wanderern zu empfehlen. Natur und Aussicht sind einzigartig – es muss nicht immer Hochleistungssport sein.
Wie bereits in meinen anderen Berichten der Kategorie Schneeschuhwandern möchte ich abermals eine Lanze brechen für die markierten Trails, die sicherlich nicht so attraktiv sind wie Routen im freien Gelände. Es ist und bleibt ein unvergleichliches Erlebnis, Spuren durch den unberührten Schnee zu ziehen. Gleichzeitig dringt man dabei in den Lebensraum der Tiere ein. Für das Wild ist das im Winter ein unnötiger Störfaktor.
Außerdem verlaufen die Schneeschuhtrails durch lawinensicheres Gelände, was für unerfahrene Berggängerinnen und Berggänger ein wichtiges Argument ist. Auch wenn du auf den gekennzeichneten Wegen unterwegs bist, solltest du eine gewisse Vorsicht walten lassen und deine Tour gut planen. Studiere im Vorfeld Route und Höhenprofil. Die nötigen Angaben findest du zum Beispiel auf Outdooractive und anderen einschlägigen Apps.
Mit Outdooractive Pro und Pro+ sämtliche Vorteile genießen [Werbung, Affiliate-Link]
Beachte die Wetterverhältnisse und sei entsprechend vorbereitet und ausgerüstet. Anfängerinnen und Anfänger sollten sich nicht zu viel vornehmen. Schneeschuhlaufen ist nicht schwierg, aber die richtige Gehtechnik will geübt sein. Wenn du einmal die markierten Trails verlassen möchtest, solltest du unbedingt Lawinensuchgerät, Sonde und Schaufel mit dabei haben und natürlich wissen, wie man damit umgeht.
Ich hoffe, dass es im März nochmals schneit und die eine oder andere Schneeschuhtour möglich ist. Ideen, wo es hingehen könnte, habe ich genug.
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.