Sauna ist gesund. Mittlerweile kann man auf ganz verschiedene Art und Weise saunieren: in der finnischen Sauna, in der Biosauna, der Banja, der Erdsauna, der Salzsauna, im Caldarium oder Tepidarium, im Dampfbad, per Infrarot … und das Ganze im vornehmen Wellnessbereich, in der Blockhütte, im Zelt …
Eine Seefahrt, die ist lustig. Aktuell ist es am Vierwaldstättersee recht ruhig und leer. Ideal, um ein kleine Ausfahrt zu machen. Dabei kannst du beides, Sauna und Seefahrt, bestens miteinander kombinieren und mit dem Saunaboot von Kastanienbaum aus in See stechen. Ja, in der Zentralschweiz gibt es tatsächlich ein Saunaboot – und zwar nicht nur eines, das irgendwo fest vertäut am Ufer liegt.
Das Saunaboot, die SSR1
SSR1 steht für Stella Holz, Samuel Muff und Res Wallimann, die drei Initianten des Saunaboots, die sich mit viel Engagement um das Boot kümmern. Res brachte die Idee von einem Aufenthalt in Finnland mit in die Zentralschweiz. Und während in Finnland das eine oder andere Saunaboot auf Seen und Flüssen unterwegs ist, gab es so etwas – kaum zu glauben — in der Schweiz bis vor Kurzem noch nicht. Bis es ein Saunaboot fährt, muss so eine Idee zuerst vom Kopf auf das Reißbrett und dann aufs Wasser gebracht werden. Das ist ein ziemliches Unterfangen.
Den schwimmenden Untersatz für die Sauna ließen die drei innovativen jungen Leute in Italien anfertigen. Der Aufbau entstand in eigener Handarbeit in einer gemieteten Schreinerei. Und so wie bei der Hochzeit im Autobau (Verbindung von Karosserie und Motor), landete der gesamte Auf- auf dem Unterbau und wartete auf seinen Innenausbau. 1.8 Tonnen wiegt die Konstruktion insgesamt. Damit das Saunaboot nicht gleich zum Kentern verurteilt war, musste leichtes Accoya-Holz verwendet und das Gewicht gut verteilt werden. Tatsächlich ist die SSR1 mit ihren 15m² ein kleines Raumwunder. Diese 15m² verteilen sich zu gleichen Teilen gerecht auf Sonnenterrasse, Aufenthaltsraum und Sauna.
Seit 2019 ist die SSR1 nun das erste Saunaboot seiner Art in der Schweiz. Die Anrainer rund um Kastanienbaum haben sich vermutlich schon daran gewöhnt, dass die schwimmende Sauna über den Vierwaldstättersee tuckert und in flachen Buchten vor Anker geht. Wer das Saunaboot nicht kennt, gerät wohl ein wenig ins Staunen.
Nicht nur in der Schweiz ist so ein schwimmendes Schwitzbad etwas Außergewöhnliches. Abgesehen vom hohen Norden dürfte es nur wenige derartige Exemplare geben. Einzig in Berlin scheint man an diesem Vergnügen Gefallen gefunden zu haben. Am Werbellinsee kann man dort mit einem Saunafloß herumschippern, auf Spree und Müggelsee verkehrt das zweistöckige Finnfloat und in Pottsdam geht es auf die Havelsauna, die der SSR1 sogar ein wenig ähnlich sieht. Ich bin überzeugt, dass die Idee in der Schweiz und anderen europäischen Ländern noch Nachahmer finden wird. Hier gibt es jede Menge Seen, die sich dafür eignen würden. Der Sarnersee wäre dafür ebenfalls perfekt.
Heimathafen der SSR1 ist zurzeit das Seehotel Kastanienbaum bei Luzern, ein wunderschönes Plätzchen direkt gegenüber des Bürgenstocks. Das Seehotel glänzt auch sonst mit originellen Ideen. 2018 offerierte es als Pop-up Hotel eine Nacht im Bootshaus inklusive Anreise mit dem historischen Taxiboot. Im Winter kann man (2020/21 sogar ganz Corona konform) Fondue in kleinen Holzhütten am See genießen.
Unser Wellness-Ausflug
Unsere kleine Damenrunde hat sich für das Angebot Saunaboot Classic entschieden. Das sind vier Stunden am Wasser für CHF 300,- (Mo und Di) oder CHF 450,- (Mi bis So). 1.5 Liter Wasser pro Person gibt es mit dazu. Weitere Annehmlichkeiten wie Handtücher, Bademäntel, Slipper, diverse alkoholische und anti-alkoholische Getränke können ebenso gebucht werden wie längere oder sogar kulinarische Ausfahrten mit Frühstück oder Apéro.
Unseren ursprünglich geplanten Termin müssen wir leider wegen eines kleinen Motorproblemchens der SSR1 verschieben. Im zweiten Anlauf klappt es dann. Da das Hotel Kastanienbaum wegen Umbau zurzeit geschlossen ist, ist es ein Leichtes, einen Parkplatz zu finden. Auf dem Weg zum See werden wir freundlich empfangen und erhalten sogleich eine erste Einweisung zum Boot. Stella gibt uns zwei Hinweise zu guten Ankerplätzen, die schnell erreichbar sind. Im Saunaofen flackert das Feuer, diese Arbeit hat man uns dankenswerterweise abgenommen. Es wird aber noch ein wenig dauern, bis die Sauna Betriebstemperatur erreicht.
Ansonsten musst du vor allem wissen, wo sich Feuerholz, Anker und Rettungswesten befinden. Das Wichtigste ist allerdings, dass du dir zutraust die Konstruktion aus dem Hafen und wieder dorthin zurück zu steuern. Für das Führen des Saunabootes benötigst du keinen Bootsführerschein, du musst lediglich volljährig sein. Wie der Motor funktioniert ist schnell erklärt. Mit dem 8-PS-Motor müssen es die Saunagängerinnen und -gänger sowieso eher ruhig angehen lassen.
Während langsam die Sonne über dem Bürgenstock auftaucht und alles in ein wunderschönes Morgenlicht taucht, tuckern wir noch ein wenig fröstelnd nordwärts zur Villa Krämerstein. In der flachen Bucht, in der sich im Sommer unzählige Boote tummeln, sind wir jetzt ganz alleine. Wir werfen Anker und wollen einen ersten Saunagang wagen. Mittlerweile ist die Temperatur in der Sauna auf 80–90° C geklettert. Wir haben aber auch ordentlich Holz nachgelegt. Und so tauschen wir die Winterjacken gegen Bademantel, Pestemal und später noch weniger. Zu dritt haben wir in der Sauna ausreichend Platz. Zu sechst – so viele Personen sind am Boot erlaubt – wird es dann schon recht kuschelig.
Nach dem Saunagang dampfen wir erst einmal an der frischen Luft aus. Die Regenkelle sorgt für etwas mehr Abkühlung mit Seewasser. Wenn du ganz hart im Nehmen bist, kannst du sogar einen Sprung in den kalten Vierwaldstättersee wagen – bitte erst nach der Dusche mit der Regenkelle s und Badeleiter nicht vergessen! Obwohl ich das Tauchbecken nach dem Saunieren extrem schätze, ist mir dieses hier dann irgendwie zu groß und unsicher. Ich denke, der See hat aktuell irgendetwas um die 12 oder 13° C.
Später verlegen wir das Saunaboot in die Horwer Bucht vor Kastanienbaum. Hier gönnen wir uns frei floatend noch ein paar weitere Saunagänge. Mittlerweile ist nicht nur die Sauna warm, auch sonst haben wir an diesem Februarmorgen sehr angenehme Temperaturen. So lässt es sich aushalten. Ich bin jetzt schon Saunaboot-Fan. Das Schönste ist die Aussicht durch die große Fensterfront. Die wäre sogar an einem festen Standort schon sehenswert. Mit dem Saunaboot über den Vierwaldstättersee treibend, ist sie schlichtweg sensationell. Wo Aussichten sind, sind in der Regel auch Einsichten. Du musst eventuell damit rechnen, dass nicht nur die SSR1 zum Hingucker wird.
Nach einem kleine Ausflug Richtung Bürgenstock heißt es dann auch schon wieder Kurs auf den Heimathafen in Kastanienbaum zu nehmen. Das Anlegemanöver meistern wir souverän.
Mein Fazit zum schwimmenden Saunieren auf dem Vierwaldstättersee
Mit CHF 400,- ist das Saunaboot auf den ersten Blick kein Schnäppchen. Aufgeteilt auf bis zu sechs Personen sieht es gleich wieder anders aus. Und die vier Stunden sind für uns perfekt. Auf alle Fälle ist das ein toller Ausflugstipp rund um Luzern, vor allem zu Zeiten von Corona. Du kannst Natur, Wellness und ein wenig Abenteuer gut miteinander verbinden.
Das oben beschriebene souveräne Anlegemanöver verdanken wir unserer Begleiterin, die selbst den Bootsführerschein hat und ein eigenes (etwas schnelleres und wendigeres) Boot besitzt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir das sonst unfallfrei hinbekommen hätten und ob ich mir das zutrauen würde. Am Vierwaldstättersee ist im Winter nicht viel los. Es sind nur ein paar Berufsfischer, das Shuttleboot zum Bürgenstockresort und wenige Kursschiffe auf der Linie Luzern – Flüelen unterwegs. Dennoch wäre mir neben dem Handling des Saunabootes auch bei Rechtsfragen unwohl. Wer hat Vorfahrt oder muss wann ausweichen? Wie nahe dürfen wir ans Ufer? Was ist mit den Fischern usw.
Ein riesige Spielwiese ist das Saunaboot mit 15m² nicht, wenngleich alles gut durchdacht ist. Wer so wie ich in der Sauna gerne gerne liegt, müsste sie schon alleine benutzen. Das Ausstrecken im Ruheraum geht leider ebenfalls nicht. Gestört hat mich das in dieser Situation nicht. Die Sauna selbst wird richtig heiß. Sogar als wir das Feuer ausgehen lassen, hält sich die Temperatur noch lange.
Da du im Winter (allenfalls bei Wind und Wetter) auf dem See unterwegs bist, solltest du dich warm anziehen. Wer am Führerstand ist, muss je nach Tageszeit und Wetter schon etwas Kälte aushalten. Der Aufenthaltsraum bietet ein wenig Schutz, ist sonst nicht geheizt – außer bei geöffneter Tür zur Sauna. Eine Decke zum Einkuscheln kann für alle, die schnell frieren, nicht schaden.
Wenn du den Aufguss gerne duftend hast, solltest du dein eigenes Saunaöl mitbringen. Den Saunameister mit der perfekten Wedeltechnik müsstest du ebenfalls selbst organisieren. Trinken ist beim Saunieren wichtig, schließlich verliert der Körper einiges an Wasser. Denk aber daran, dass es am Saunaboot keine Toilette gibt!
Ich liebe Sauna, wenngleich ich nicht regelmäßig gehe. Deshalb habe ich am Saunaboot auch gleich wohl gefühlt. Das Gesamtpaket stimmt und es ist schon ein unvergessliches Erlebnis. Nach dem Schwitzen in der Fasssauna im Hotel Grimsel Hospiz oder den urtümlichen Saunen in den finnischen Wildnishütten beim Hundeschlittenfahren war das schon ein Saunabesuch, der nachhaltig in Erinnerung bleibt.
Was spricht für regelmäßige Saunabesuche, nicht nur auf dem Wasser?
Saunieren wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem aus. Der Wechsel von heiß auf kalt fördert und stärkt das Immunsystem. Dadurch werden auch die Abwehrkräfte gestärkt. Zudem ist Sauna herrlich entspannend. Man sagt auch, dass regelmäßiges Saunieren allfällige Entzündungsprozesse im Körper regulieren kann. Wer immer wieder einmal in die Sauna geht, ist seltener krank. Angeblich erhöht Saunieren sogar die Lebenserwartung, zumindest bestätigt das eine Studie aus Finnland. Also wenn ich das alles so originell verbinden kann wie auf dem Saunaboot am Vierwaldstättersee bin ich glücklich!
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.
Hallo Carola,
Da beschreibst du aber ein ganz besonderes Erlebnis 🙂 wusste nicht, dass es so etwas gibt, aber es hört sich nach so einem Erholsamen und schönen Tag auf dem Wasser an 🙂
Liebe Grüße
Corinna
Hallo Corinna, bis vor ein paar Wochen wusste ich auch nicht, dass es so etwas gibt. Aber ich mag so ausgefallene Ideen und Erlebnisse. Herzliche Grüße Carola
Das klingt superspannend! Eine tolle Idee für den nächsten Besuch in der Schweiz!
Allerdings, liebe Elke. Das Saunaboot ist allerdings nur während der kalten Jahreszeit unterwegs. Viele Grüße Carola
Das ist ja spannend, das war bestimmt ein einmaliges Erlebnis! Hört sich aber sehr entspannend an!
Ja, das war es in der Tat, liebe Eva. So zu saunieren, ist sicher nicht alltäglich. Viele Grüße Carola
Ich hab eigentlich nur eine Frage: Wann kann ich wieder in die Schweiz? 😉
Ich bin ja ein altes Sauna Häschen, daher steht das nun ganz oben auf meiner Bucketlist.
Lg Barbara
Hallo Barbara, ich habe gerade nachgeschaut – die Steiermark steht bei uns auf der Quarantäneliste, das Burgenland nicht ;-). Aber ich weiß, die Quarantäne wartet dann in Österreich bei der Rückreise. Das würde sich für ein vierstündiges Saunaboot-Abenteuer wohl nicht lohnen. Hoffen wir auf bessere Zeiten und dass du Sauna-Häschen (habe zuerst tatsächlich Sauna-Häuschen gelesen) dir diesen Wunsch erfüllen kannst. Liebe Grüße Carola
Hallo,
das klingt wirklich toll und es würde mich auch reizen. Ich kenne im Tegernsee ein Sauna-Schiff, das am Ufer festgemacht ist. Dort bin ich schon sehr gerne. Aber dann auch noch auf dem See damit unterwegs zu sein, muss herrlich sein. Gerade Luzern und der Vierwaldstätter See ist so herrlich. Auf dem Bürgenstock war ich auch schon.
Lg
Thomas
Hallo Thomas, das klingt auch gut. Aber die Kombination mit Bootfahren hat schon etwas – besonders am Vierwaldstättersee. Zum Bürgenstock habe ich allerdings ein wenig ein gespaltenes Verhältnis ;-).
Lieber Gruß
Carola
Liebe Carola, das ist wirklich mal eine tolle Empfehlung für eine Entspannung zwischendrin. Wie ruhig und einsichtig war es denn mitten auf dem See mit dem Saunaboot?
Hallo Lisa
Es war sehr ruhig. Man muss eigentlich keine großen Bedenken haben. Wir haben wirklich nur einen Berufsfischer gesehen und das Bürgenstock-Shuttle aus der Entfernung. Einzig die Bewohner eines Bungalows am Ufer hatten den Feldstecher zur Hand. Wen genau sie damit beobachtet oder ins Visier genommen haben, kann ich nicht sagen.
Viele Grüße
Carola
Hej Carola,
wie du schon richtig schreibst, sind Saunaboote bei uns in Nordeuropa keine Seltenheit. Trotzdem habe ich es bisher noch nicht geschafft, mit solch einem speziellen Boot auf dem Wasser unterwegs zu sein. Leider sind sie bei uns teilweise noch viel teurer als bei euch in der Schweiz (und das soll schon was heissen). In Stockholm zahlt man für 2 Stunden schon umgerechnet gut CHF 500 – kein billiges Vergnügen!
Euer Boot am Vierwaldstättersee sieht schon sehr schick aus. Und dann noch das tolle Panorama! Werde ich mir merken!
Viele Grüße aus dem hohen Norden,
Hartmut
Hallo Hartmut, das sind ja happige Preise. In dem Fall würde ich mir das auch gut überlegen. Das Ganze ist speziell und witzig, aber natürlich nicht so komfortabel. Vielleicht klappt’s ja mal in der Schweiz.
Grüße in den Norden, den ich mittlerweile ziemlich vermisse
Carola