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Schlittelbahn Preda Bergün, -15°C und eine Nacht im Kurhaus

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Einfach einmal wieder Kind sein. Warum nicht mit dem Schlitten rasant ins Tal kurven? Ein solches Erlebnis verspricht die Schlittelbahn Preda Bergün. Dabei handelt es sich weder um die sportlichste noch die steilste oder längste Abfahrt. Spektakulär ist das Schlittelerlebnis zwischen Preda und Bergün wegen der Streckenführung. Sowieso ist die Region etwas für Nostalgiker, sei es wegen der Rhätischen Bahn oder dem historischen Hotel Kurhaus Bergün. Bergün ist eines der beliebtesten Ausflugsziele im Winter.

Mitte Februar hat die Kältewelle die Schweiz voll im Griff. Temperaturen im zweistelligen Minusbereich bescheren uns frostige Zeiten. Dennoch entscheiden wir kurzerhand, ein Wochenende in Bergün zu verbringen. Und wo könnte man nach dem Schlittenfahren stilvoller übernachten als im Kurhaus Bergün? Das klingt nach der perfekten kleinen und unbeschwerten Auszeit in den Bergen.

In den folgenden Zeilen erzähle ich dir alles Wissenswerte rund um das Schlittelerlebnis in Bergün und berichte von der Übernachtung im Kurhaus.

Schlittelparadies Bergün

Natürlich kannst du mit dem Auto nach Bergün fahren. Viel aussichtsreicher und klassischer geht das jedoch mit der Rhätischen Bahn. Die Strecken der Albula- und Bernina-Linie zählen seit 2008 zum UNESCO Welterbe. In der Pionierzeit der Eisenbahn war die Bahnstrecke eine technische Meisterleistung. Noch heute faszinieren die vielen Viadukte und Kehrtunnel zwischen Thusis und Tirano nicht nur Eisenbahnliebhaber. Kurz vor Filisur überquert der Zug das berühmte Landwasserviadukt.

Vor einigen Jahren war ich hier schon mit dem Glacier Express von Zermatt nach St. Moritz unterwegs. Dieses Mal ist Bergün das Ziel. Direkt am Bahnhof befindet sich das Bahnmuseum Albula, in dem man die Bahn- und Baugeschichte Graubündens erleben darf. Ich fände das sehr interessant. Leider ist das Museum aufgrund der Corona-Bestimmungen geschlossen.

Informationen zur Schlittenmiete

Nach Bergün kommen die Gäste im Winter in erster Linie zum Schlittenfahren. Und so ist auch die Infrastruktur im Dorf perfekt darauf ausgerichtet. Wer keinen eigenen Schlitten hat oder mitbringen will, findet sowohl in Bergün als auch in Preda Mietstationen. Die Preise bei Abholung in Preda sind um zwei Franken höher – die Schlitten und Rodeln müssen für den Verleih direkt an der Strecke mit dem Zug nach oben transportiert werden.

Club-99 hat seine Vermietstationen gleich unterhalb des Bahnhofs Bergün und am Beginn der Schlittelbahn neben dem Hotel Preda Kulm. Bei Mark Sport bekommst du die Rodeln direkt im Geschäft im Dorfzentrum oder am Bahnhof Preda, im Schlittelbahnorama. Bei beiden Anbietern kannst du Schlitten oder Rodeln selbtverständlich im Voraus online reservieren. Dabei hast du die Wahl zwischen mehreren verschiedenen Modellen, vom einfachen Schlitten bis zur sportlichen Rodel. Wir entscheiden uns für je eine Bergüner Carvingrodel (es gäbe auch Zweisitzer) und fahren auf der Schlittelbahn Preda – Bergün recht gut damit. Ich bin kein Rodel-Profi.

Bergün kann gleich mit zwei grandiosen Schlittelbahnen aufwarten. So ist für Abwechslung und verschiedene Schwierigkeitsgrade gesorgt.

Hinauf zum Start nach Preda

Mit der Rhätischen Bahn geht es hinauf nach Preda. Die Streckenführung der Albula-Linie ist auf diesem Abschnitt besonders eindrücklich. Vom 1372 m ü. M. gelegenen Bergün bis nach Preda (1789 m ü. M.) muss die Bahn also etwas mehr als 400 Höhenmeter überwinden. Dabei schraubt sie sich über Viadukte, in Serpentinen und Kehrtunneln in die Höhe. Es kann ziemlich verwirrend sein, wenn der Zug mehrmals die Richtung ändert. Immer wieder hat man eine andere Aussicht auf das Dorf und die umliegenden Berge. Ich empfehle dir, die Streckenführung auf der Karte einmal näher zu studieren.

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Dass man mit dem Zug zum Start der Schlittelbahn fahren kann, ist bequem und an bitterkalten Tagen schön behaglich. So ergibt sich gleich noch Gelegenheit sich aufzuwärmen. Der Zug fährt mit Ausnahme am frühen Morgen zweimal stündlich (xx:14 und xx:47). Neben dem Interregio Richtung St. Moritz pendelt der Schlittelzug bei guten Wetter- und Pistenverhältnissen regelmäßig zwischen den beiden Bahnhöfen hin und her. Auf der längsten Schlittelstrecke der Schweiz, dem Big Pintenfritz, muss man sich das Vergnügen erwandern.

Für die Benutzung der Schlittelbahn gibt es kombinierte Tickets, die sowohl die Bahn- oder Liftfahrt als auch die Benutzung der Schlittelstrecken beinhalten. Die Kombi-Tageskarte für Erwachsene (Preda-Bergün und Darlux) kostet 2021 CHF 39.00, CHF 28.00 mit Halbtax und CHF 19.00 mit GA. Die Tageskarte lohnt sich, sobald du dreimal oder öfter fährst. Für eine Runde benötigst du etwa eine Stunde. Mit Foto- und Verpflegungsstopps schaffen wir das nicht immer und haben kurze Wartezeiten bis zum nächsten Zug. Die Schlittelbahn Preda Bergün ist mit Ausnahme von Montag, da findet kein Nachtschlitteln statt, von 09:30 bis 23:00 Uhr geöffnet. Da liegen ein paar Abfahrten (und Pausen) drin.

Das Schlittelabenteuer beginnt

Die Abfahrt ist ein absolutes Highlight und eine der spektakulärsten Schlittelpisten in der Schweiz. Bei guten Schneeverhältnissen wie wir sie haben, kannst du direkt rechts oberhalb des Bahnhofs beim Hotel Preda Kulm losrodeln. Ansonsten spazierst du gemütlich etwa 15 Minuten bis zum Start. Dort befindet sich der Parkscheinautomat, an dem Schlittler ohne kombinierte Tickets ihre Karte lösen können.

Die Schlittelbahn führt über die Albula-Passstrasse, welche im Winter gesperrt ist. Etwa sechs Kilometer lang geht es in vielen Kurven und durch die Viadukte der Rhätischen Bahn wieder hinunter nach Bergün. Die Strecke macht richtig Spaß und ist auch für Familien mit Kindern geeignet. Einzig ein oder zwei enge Kurven sind etwas anspruchsvoller. Die Fahrt endet kurz nach dem Campingplatz bei der Talstation des Sessellifts nach Darlux.

Von hier aus wartet nochmals ein Fußmarsch auf dich. Etwa eine Viertelstunde benötigst du bis zum Bahnhof. Auf dem Weg durch Bergün ist das Schlittenfahren und Rodeln streng verboten – obwohl es verlockend wäre. Aber du befindest dich hier auf einer öffentlichen Straße.

Es handelt sich hier übrigens um die längste beleuchtete Schlittelstrecke Europas. Aufgrund der Kälte und weil ein feines Abendessen im Kurhaus auf uns wartet, verzichten wir diesmal auf das Nachtschlitteln. Stattdessen planen wir für den folgenden Tag, der verspricht, etwas wärmer zu werden, zwei weitere Abfahrten ein.

Einmal mehr zeigt sich, dass es nicht immer Skifahren sein muss. Rodeln trainiert die Bauchmuskeln (zumindest vom Lachen), macht glücklich und du bist trotzdem ziemlich rasant unterwegs. Auf der letzten Abfahrt am Abend werde ich dann etwas übermütig. Und weil wir alle wissen, dass Übermut selten gut tut, lande ich tatsächlich im Schnee. Die Kurve war etwas zu eng …

Als wir unsere Rodeln Richtung Dorf ziehen, sticht uns ein großes Transparent am Straßenrand ins Auge. Man wünscht sich das Schneeschloss zurück. Tatsächlich stand mitten auf der Schlittelbahn im Winter 2019/20 das erste Schneeschloss der Schweiz. Schlittlerinnen und Schlittler konnten hier einkehren, sich mit Punsch und Glühwein aufwärmen oder ein Bergüner Fondue genießen.

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Ein allseits bekanntes Virus verhinderte eine Wiederholung in diesem Winter. Mit einer Crowdfunding-Aktion soll das Erlebnis Schneeschloss für den Winter 2021/22 jedoch wieder sichergestellt werden. Wir gönnen uns nach dem Schlitteln und direkt vor der Abzweigung zum Kurhaus an der Eisbar im Zentrum den einen oder anderen Glühwein. Hier ließe es sich gut aushalten, wenn die Temperaturen ein klein bisschen angenehmer wären.

Schlittelbahn Darlux

Die Kombi-Tageskarte ist für eine unbeschränkte Anzahl von Fahrten von Preda nach Bergün sowie die Sesselbahn Bergün-Darlux gültig. Hier wartet eine weitere, etwa 4.5 Kilometer lange Rodelbahn auf sportliche Rodler. Start ist direkt bei der Bergstation La Diala. Die Strecke Darlux ist steiler, schmaler und kurvenreicher als die Abfahrt von Preda nach Berügn. Somit wird in Bergün für alle etwas geboten.

Kurhaus Bergün

Wer die Schlittelbahn Preda Bergün so richtig auskosten will, sollte in Bergün übernachten. Für uns ist das bei der verhältnismäßig langen Anreise sowieso klar. Im hübschen Engadiner Dorf mit seinen mit Sgraffiti verzierten Häusern wirst du allerdings keine Luxusherbergen finden. Dafür wartet mit dem Kurhaus Bergün eine ganz besondere Unterkunft auf dich.

Kurhaus Bergün [Affiliate-Link, Werbung]

Das Kurhaus zählt so wie das Grimsel Hospiz, das Paxmontana oder das Atrium-Hotel Blume in Baden zu den Swisss Historic Hotels. 1906 eröffnet, war der Jugendstilbau richtig luxuriös und für damalige Zeiten sehr modern. Noch heute ist viel von der originalen Bausubstanz und dem Interieur des Kurhauses erhalten und schon beim Betreten der Halle begibt man sich auf eine kleine Zeitreise. Das Kurhaus Bergün versprüht überall den Charme vergangener Epochen. Der Speisesaal, die Rezeption, der Damensalon oder die Telefonkabine, all das muss man gesehen haben.

Zusätzlich findest du in und um das Kurhaus eine breite Palette von Angeboten und Aktivitäten wie Konzerte, Vorträge, Lesungen, Theater- und. Kinofilme, Bibliothek und Ludothek, Tennisplatz und Bocciabahn, Eisfeld und den Kurpark mit der Kneipanlage.

Bei den Hotelzimmern hast du die Wahl zwischen Zimmern mit original Jugendstil-Lavabo und Etagenbad oder Zimmern mit nachträglich eingebauten modernen Nasszellen mit Dusche und WC. Erstere sind wesentlich hübscher und erinnern mich ein bisschen an das Hotel Rosenlaui. Da wir auf ein bisschen Komfort Wert legen und nach dem langen Tag auf der Schlittelbahn in Ruhe duschen und uns aufwärmen wollen, entscheiden wir uns für die Zimmer mit Nasszelle. Leider wirkt diese Nasszelle wie ein ziemlicher Fremdkörper in den sonst typischen Jugendstilzimmern. Das Aufwärmen klappt auch nicht ganz so gut. Der kleine Heizkörper vermag in dem hohen Raum kaum eine wohlige Atmosphäre zu schaffen. Oder wir sind einfach zu durchgeforen.

Beim Abendessen gibt es zwei Seatings, das erste um 18:00, das zweite um 20:00 Uhr. Neben dem 3-Gang Halbpensionsmenü kann man aus der Karte wählen. Die Küche im Kurhaus Bergün ist saisonal und regional. Ein Konzept, das mir gefällt. Meine Topinambursuppe und die Pizzoccheri schmecken ausgezeichnet. Am Morgen wird in der Lobby sehr liebevoll ein Frühstücksbuffet aufgebaut. Das Angebot lässt kaum Wünsche offen. Einzig damit, dass man seine Eier selber kochen muss, kann ich mich nicht anfreunden. Da verzichte ich lieber ganz. Dafür ist die Auswahl beim Käsebuffet großartig.

Vielleicht hast du jetzt Lust auf Schlitteln bekommen. Neben der Schlittelbahn Preda Bergün hat die Schweiz noch eine Menge anderer Schlittelabenteuer zu bieten.

Rhätische Bahn bei der Schlittelbahn Preda Bergün
Schlittelbahn Preda – Bergün

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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© TRAVELLINGCAROLA

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