Phillip Island beherbergt die größten Zwergpinguinkolonie der Welt. Die Pinguinparade auf Phillip Island ist eines der entzückendsten Naturschauspiele Australiens. Abend für Abend, pünktlich kurz nach Sonnenuntergang, watscheln Hunderte, oftmals Tausende von Zwergpinguinen über den Strand in Richtung Dünen. Ich mache kein Geheimnis daraus, dass dies nicht nur ein herzerwärmender und bezaubernder Moment ist, sondern auch ein sehr touristisches Ereignis, das jedes Jahr mehr als halbe Million Besucher anzieht.
Pinguinparade am Summerland Beach
Der Zwergpinguin ist die einzige in Australien heimische Pinguinart. Die niedlichen Kreaturen werden gerade einmal 35 cm groß und ein Kilogramm schwer. Kopf, Rücken und Flügel der Zwergpinguine sind bläulich gefärbt. Es gibt einige Kolonien in Südaustralien, zum Beispiel in Manly bei Sydney, in St. Kilda in Melbourne, auf Kangaroo Island bei Adelaide oder auf Tasmanien. Am bekanntesten ist Phillip Island mit der größten Zwergpinguinkolonie der Welt.
Die Insel bietet den perfekten Lebensraum für die putzigen Meeresbewohner. Aktuell vermehren sich die Zwergpinguine wie verrückt. Man kann sogar von einem regelrechten Pinguinboom sprechen. Während der Klimawandel anderen Pinguinarten und Tieren zusetzt, sorgt das Wetterphänomen La Niña dafür, dass die Pinguine ausreichend Nahrung vorfinden. Auf bis zu 40’000 Tieren ist die Kolonie in den letzten Jahren angewachsen.
Das war nicht immer so. In den 1980er-Jahren zählte man gerade einmal 12’000 Zwergpinguine. Damals beschloss die Regierung den Küstenabschnitt um den Summerland Beach zu renaturieren und die Pinguine gezielt zu schützen. Dafür wurden sogar Häuser aufgekauft und abgerissen. Später entstand ein Besucherzentrum, das 2019 durch einen imposanten Neubau ersetzt wird, der den Kriterien der Nachhaltigkeit entspricht. Neben entsprechenden Baumaterialien setzt man auf Solarzellen und eine Regenwasserfilteranlage. Vom Visitor Center führen Stege durch die Dünen hinunter zum Strand.
Den ursprünglichen Lebensraum der Pinguine zu erhalten und den Fortbestand der Kolonie zu sichern, ist anspruchsvoll und ohne die nötigen finanziellen Mittel nicht möglich. Dabei stehen sich die Ansprüche der Besucher und kommerzielle Überlegungen gegenüber. Die Vermarktung der Pinguinparade als Touristenattraktion ist ein Versuch, Naturschutz und nachhaltigen Tourismus in Einklang zu bringen. Die Einnahmen fließen in verschiedene Programme zum Erhalt des sensiblen Ökosystems auf Phillip Island. Die Besucherinnen und Besucher unterstützen damit gleichzeitig wichtige Forschungs-, Bildungs- und Naturschutzprojekte.
Normalerweise sind die Zwergpinguine tagsüber auf Nahrungssuche im Meer. Sobald es dunkel wird, kehren sie an die Küste zurück und marschieren in Gruppen zu ihren Nistplätzen. Dieses allabendliche Schauspiel wird als Pinguinparade bezeichnet. Dass die Pinguine erst nach Einbruch der Dunkelheit an den Strand zurückkehren, dient ihrem eigenen Schutz. Tagsüber wären sie ein leichte Beute für Greifvögel. Die Pinguinparade am Summerland Beach ist gleichzeitig das Aushängeschild von Phillip Island. Wer sie miterleben will, muss eine der angebotenen Aktivitäten oder Ticketoptionen buchen. Nur so ist es möglich, die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Als Faustregel gilt: Je näher am Geschehen, desto teurer.
Ticketoptionen
Zwergpinguine sind sehr pünktlich. Ihre Ankunft am Strand kann fast auf die Minute genau vorhergesagt werden. Allerdings variiert die Zeit des Sonnenuntergangs im Laufe des Jahres stark. Im Sommer zwischen 20.15 und 20.45 Uhr, im Juni schon um 17.15 Uhr. Beim Ticketkauf wird die ungefähre Uhrzeit angegeben.
Die günstigste Ticketvariante ist das General Viewing. Dabei verfolgst du das Geschehen von einer Tribüne mit Blick auf den Summerland Beach. Es gibt eine Tribüne mit einfachen Sitzplätzen. Gerade im Sommer, wenn der Andrang am größten ist, solltest du rechtzeitig da sein. Die Plätze sind limitiert, sodass du entweder stehen oder dir einen Platz im Sand suchen musst.
Ein Platz auf der Pinguin-Plus-Tribüne kostet mehr als das Doppelte. Dafür kannst du die possierlichen Tiere viel näher erleben. Du hast sowohl Ausblick auf den Strand als auch auf den beliebtesten Pfad, den die Pinguine zurück zu ihren Nestern entlang watscheln. Die Tribüne ist schön gestaltet. Aber auch hier sitzt du auf den unterschiedlichen Ebenen aus Holz. Die besten Plätze sind vom Strand aus gesehen ganz links, dort wo die Zwergpinguine Richtung Dünen marschieren. Es lohnt sich also auch hier, rechtzeitig da zu sein.
Direkt unter der Pinguin-Plus-Tribüne befindet sich die Underground Viewing Area. Es handelt sich dabei um einen unterirdischen Raum, mit einem 25 Meter langen Sichtfenster, durch das du die Pinguine auf Augenhöhe beobachten kannst. Sie wandern direkt am Fenster vorbei und kommen manchmal sogar bis an die Scheibe heran.
Ein noch intensiveres Erlebnis ist eine geführte Tour mit einem Ranger. Du trägst einen Kopfhörer und der Guide gibt dir viele Informationen über die Pinguinkolonie. Von einer Aussichtskanzel am Strand kannst du beobachten, wie die Pinguine aus dem Wasser kommen und den Strand überqueren.
Die teuerste Option ist die Ultimate Adventure Tour. Bei dieser Tour geht es an einen abgelegenen Strand abseits der Pinguinparade. Neben Kopfhörern wirst du mit Nachtsichtgeräten ausgestattet. Diese erlauben es dir, die Zwergpinguine in der Dunkelheit zu sehen. Der Höhepunkt ist ein Spaziergang mitten durch die Pinguinkolonie. Diese Tour ist perfekt für Naturliebhaber. Ich glaube, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich mich für diese Tour entschieden. Die limitierten Optionen sind in der Regel schnell ausgebucht und werden nicht im Rahmen von geführten Ausflügen angeboten.
Eine Übersicht über die aktuellen Preise inklusive eines kurzen Videos, das zeigt, welche Aussicht dich bei der jeweiligen Ticketoption erwartet, findest du auf der Website der Phillip Island Nature Parks.
Meine Erfahrungen und Erlebnisse während der Pinguinparade?
Ich besuche die Pinguinparade im Rahmen eines geführten Ausflugs – ganz einfach, weil ich ohne Auto oder Camper in Australien unterwegs bin. Dabei bin ich natürlich an die Abfahrtszeiten des Busses gebunden. Bei der Buchung habe ich mich für Option «Pinguin Plus» entschieden, um dem Gedränge ein wenig zu entgehen.
Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang um halb acht kommen wir am Parkplatz an. Zuerst geht es durch das Visitor Center mit Ausstellungen, Seminarräumen, Auditorium, Restaurant, Café und dem obligatorischen Souvenirshop. Die Informationen über die Zwergpinguine wären sicher interessant, aber eigentlich will ich mir so schnell wie möglich einen guten Platz sichern und der Trubel im Visitor Center ist mir ohnehin zu viel. In der Hochsaison kommen täglich mehrere tausend Schaulustige.
Der Weg durch die Dünen ist wunderschön und mit etwas Glück kannst du Wallabys und andere Tiere beobachten. Am liebsten würde ich noch mehr Zeit in dieser wunderbaren Umgebung verbringen. Meine Ausdauer wird belohnt. Die Tribüne ist zwar schon gut gefüllt, aber ich finde noch einen Platz in der ersten Reihe, sogar relativ weit rechts.
Jetzt heißt es warten. Obwohl es Sommer ist, wird es schnell kühl und windig. Gut, dass ich eine warme Jacke dabei habe. Kurz vor Sonnenuntergang gibt es noch eine Information über die Pinguine und ihr Verhalten. Unter anderem ist das Fotografieren streng verboten. Die kleinen Geschöpfe könnten durch Blitzlicht die Orientierung verlieren. Und ohne Blitz zu fotografieren funktioniert in der Masse bekanntlich nie. Da macht es Sinn, es ganz zu verbieten. Bei meinem Besuch erlebe ich das Publikum als äußerst diszipliniert und aufmerksam.
Bei all der Putzigkeit der Zwergpinguine ist die Versuchung groß, aber die Besucherinnen und Besucher halten sich an das Verbot. Sicher auch, weil die Ranger ständig ein Auge darauf haben. Es ist gut, sich einmal auf die Natur und das Erleben zu konzentrieren und nicht auf das Filmen und Fotografieren. Als Entschädigung gibt es eine Fotogalerie mit Bildern zum Herunterladen. Leider sind die Bilder nicht von besonders guter Qualität. Für diesen Artikel hat mir Visit Victoria zusätzliches Bildmaterial zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.
Dann kommt der große Moment. Alle Augen richten sich auf den Strand. Ein paar Minuten nach Einbruch der Dunkelheit tauchen die ersten Vögel am Strand auf. Danach passiert lange nichts. Die kleinen Frackträger sammeln sich in riesigen Gruppen, kommen aber zunächst nicht näher. Das liegt daran, dass die Gruppen immer vollständig und geordnet aufbrechen. Dafür kann man sie hören. Zwergpinguine sind ziemlich laute Tiere, jeder hat seinen individuellen Ruf.
Schließlich nehmen sie ihren langen Weg in Angriff. Der Moment, als die ersten Pinguine tollpatschig an der Tribüne vorbeitapsen, ist magisch und herzerwärmend. Ich bin so dankbar für dieses Erlebnis und verdrücke ein paar Tränen – so schön ist es. Das ist Naturkino pur. Der Strom der Pinguine reißt nicht ab. Es müssen mehrere Tausend sein, die an diesem Abend über den Strand und die Uferböschung zurück zu ihren Brutplätzen watscheln, um dort Schutz zu suchen. So tollpatschig die kleinen Tiere auch aussehen mögen, sie sind erstaunlich gute Kletterer. Die Natur hat das gut eingerichtet, und doch tun mir die Winzlinge leid, die nach einem anstrengenden Tag im Meer noch einen so langen Heimweg vor sich haben.
Die Zeit ist knapp. Ich kann mich nicht sattsehen und würde gerne viel länger bleiben. Aber kurz vor 22:00 Uhr muss ich zurück beim Bus sein. Für den Weg muss ich etwa zehn Minuten einrechnen. Jetzt erst bemerke ich, dass man von den Stegen die Pinguine ebenfalls aus nächster Nähe auf ihrem Marsch beobachten kann. Goldig! Meine Empfehlung lautet deshalb, dass du nicht die gesamte Zeit über auf den Tribünen bleibst. Entlang der ausgetretenen Pfade neben und unter den Stegen marschieren die Pinguine in Reih und Glied zu ihren Nistplätzen. Das gibt noch einmal eine andere Perspektive auf das Geschehen.
Wie eingangs erwähnt, ist die Pinguinparade ein touristisches Massenspektakel. Ich kann verstehen, wenn du dich dagegen entscheidest und auf einen Besuch verzichtest. Ob die vielen Besucher die Pinguine auf Dauer wirklich nicht stören, sei dahingestellt. Nichtsdestotrotz ist es ein einmaliges Erlebnis und nicht vergleichbar mit der Beobachtung von Pinguinen an anderen Orten. Für mich ist dieser Abend eine der schönsten Erinnerungen an Melbourne und Australien. Er wird mir immer in Erinnerung bleiben.
Übrigens gibt es immer wieder mal einen Live-Stream und eine Kamera in einem Pinguinbau.
Von Melbourne nach Phillip Island
Phillip Island ist nur eine kurze Autofahrt, genauer gesagt knapp 150 Kilometer und je nach Verkehr eineinhalb bis zwei Stunden, von Melbourne entfernt. Durch die Nähe zur Stadt ist die Insel ein beliebtes Naherholungsgebiet und Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Die 100 km² große Insel mit rund 10.000 Einwohnern ist durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Dies erleichtert die Anreise.
Am einfachsten erreichst du die Insel mit dem Auto. Wenn du auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bist, wird es da schon etwas schwieriger. Das Bahn- und Busnetz in Australien ist außerhalb der großen Städte nicht besonders gut ausgebaut. Trotzdem muss man von der Flinders Street Station bis nach Cowes, der Hauptstadt im Norden der Insel, mit einer Fahrzeit von zweieinhalb Stunden rechnen. Mit den sogenannten Metrozügen der Cranbourne oder Pakenham Line geht es zunächst in etwa 40 Minuten nach Dandenong. Dort steigst du in den Bus um. Deine Reise kannst du über die Website von V/Line planen. Die unschlagbar günstigen Preise machen die etwas zeitaufwändigere Anreise wieder wett.
Schwierig wird es ohne eigenen fahrbaren Untersatz erst danach. Es gibt nur den South Coast Bus, der von Cowes nach San Remo am Festland verkehrt. Um zum Nobbies Center oder zum Summerland Beach zu kommen, musst du ein Uber oder ein Taxi bestellen. Gerade, wenn du die Pinguin Parade sehen willst, kommst du dann um eine Übernachtung auf der Insel kaum herum. Deshalb sind organisierte Ausflüge eine beliebte Alternative. Auch ich entscheide mich für eine geführte Tour. Der Ausflug startet mittags und beinhaltet einen Besuch im Koala Conservation Reserve, einen Stopp in Cowes zum Essen, eine Stunde Aufenthalt im Nobbies Centre und die Pinguin Parade am Abend.
Von Melbourne aus: Pinguin-Parade und Koalas-Tour [Affiliate-Link, Werbung]
Weitere Attraktionen auf Phillip Island
Koala Conservation Reserve
Die erste Station unserer Tour und ein beliebtes Ausflugsziel auf der Insel ist das Koala Conservation Reserve. Einige schöne Spazierwege und zwei Tree Top Walkways führen durch das riesige Freigelände. Hier besteht die Chance, Koalas in den Eukalyptusbäumen auf Augenhöhe zu sichten. Für viele ist es die erste Begegnung mit den niedlichen Tieren, was Begeisterungsstürme auslöst. Wer Koalas schon in freier Wildbahn beobachten konnte, ist vielleicht enttäuscht.
Das Wichtigste am Koala Conservation Reserve ist jedoch, dass verwaiste Tiere oder Koalas, die bei den schweren Buschfeuern 2020 verletzt wurden, hier ein neues Zuhause gefunden haben.
Cowes
Cowes ist der einzige etwas größere Ort auf Phillip Island. Hier gibt es einige Geschäfte und Restaurants. Vor allem in der Ferienzeit ist hier einiges los. Während meines Besuches findet auch ein lokaler Markt statt. Am Jetty tummeln sich ein paar Jugendliche und springen ins Wasser. Angler versuchen ihr Glück. Cowes hat eine schöne Promenade und einen großen Strand. Allzu viel Zeit sollte man hier allerdings nicht einplanen.
The Nobbies
Viel schöner und interessanter ist die Westspitze der Insel. Point Grant ist ein landschaftliches Highlight. Besser bekannt ist Point Grant unter dem Namen «The Nobbies». Damit sind die kleine runde Insel und die schwarzen Felsen davor gemeint, die wie Kopfsteinpflaster aussehen. Ein etwa 500 Meter langer Wanderweg führt durch die vom Vulkanismus geprägte Landschaft. Hier spürt man Wind und Wetter und die Gewalt der Natur hautnah. Die Wellen donnern gegen die Küste und das Blow Hole, eine Meereshöhle, in der sich je nach Wellengang und Wetterlage eine riesige Gischtwolke bildet.
Etwa zwei Kilometer vor der Küste liegen die Seal Rocks. Sie beherbergen die größte Robbenkolonie Australiens. Eigentlich sind es Südafrikanische Seebären. Zu sehen sind die Tiere allerdings nur mit einem guten Fernglas oder bei einer Bootsfahrt von Cowes aus. Bei den Nobbies kann man locker ein bis zwei Stunden verbringen, wenn man zusätzlich das Besucherzentrum besucht.
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit mehr als sieben Jahren schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.
Liebe Carola,
Pinguine würde ich auch zu gerne mal in freier Wildbahn sehen! Die sind einfach so zauberhaft.
Vielen lieben Dank fürs Mitnehmen und herzliche Ostergrüße,
Sanne
Dir auch frohe Ostern! Ja, Pinguine sind faszinierende Tiere. Die Zwergpinguine haben etwas ausgesprochen Niedliches mit ihren knapp 30 cm. Wünsche dir, dass dein Traum in Erfüllung geht!
Liebe Carola,
was für ein schöner Beitrag. Ich habe schon in Australien gearbeitet und habe damals auch die Pinguine und ihre Parade gesehen.
So hast du mich wieder in die schöne und unglaublich faszinierende Welt Australiens entführt.
Ganz herzlichen Dank dafür.
In Kangaroo Island kann man übrigens auch sehr gut die Pinguine beobachten. Da hatte es damals deutlich weniger Touris, weil das nicht so bekannt war. Da konnte ich z. T. gar nicht schlafen, weil die Tiere so laut waren, dass es im Hostel dort zu hören war 😉
Liebe Grüße
Sonja
Danke dir, Sonja. Auf Kangaroo Island war ich leider nur für einen Tagesausflug (Australien ist einfach zu groß, um alles machen zu können) und habe dort keine Pinguine gesehen. Aber schön, dass du sie so in Erinnerung hast.
Viele Grüße
Carola