Irgendwann und irgendwie ist mir in den letzten Jahren die Lust am Skifahren abhanden gekommen. Dafür gehört nach meinem Langlaufkurs in Waldau im vergangenen Jahr diese gesunde Sportart zu meinen neuen Favoriten – Natur pur ohne Trubel, Hektik und Anstehen beim Lift. Als mir ein Arbeitskollege von der Grenzlandloipe erzählt, will ich kurzentschlossen ein Zimmer im «Schiff» oder in der «Krone» in Hittisau buchen. Leider bin ich zu spät dran und muss ins nahegelegene Balderschwang im Allgäu ausweichen.
Mein Wochenende in Balderschwang
Die 350-Seelen-Gemeinde gehört zu den sogenannten Hörner-Dörfern und zählt angeblich zu den schneesichersten Regionen in Deutschland. Balderschwang gilt aber auch als Langlauf-Eldorado und bei über 40 grenzüberschreitenden Loipenkilometern bleiben kaum Wünsche offen. Das Skigebiet in Balderschwang ist nicht riesig, mit 13 Liften kommen Ski- & Snowboardfahrer dennoch auf ihre Kosten. Daneben finden auch Winterwanderer, sowie Skitouren- und Schneeschuhtouren-Geher eine herrlich unberührte Bergwelt.
Ansonsten ist nicht viel los in Balderschwang: Hotels, Pensionen, ein Sportgeschäft, die Touristeninformation und die Feuerwehr. Viel mehr gibt es nicht in dem kleinen Örtchen. Schließlich sind wir in der kleinsten und höchstgelegenen Gemeinde in Bayern. Im Sommer trifft man wohl noch auf viele Kühe auf den Weiden. Zumindest der leckere Alpkäse zeugt davon.
Bergblick
Das 4*s-Hotel Bergblick liegt ein wenig außerhalb von Balderschwang, im Ortsteil Gschwend. Drei Generationen der Besitzerfamilie Torghele kümmern sich persönlich um die Gäste. Aus Ermangelung an Alternativen wählt man im Hotel Bergblick einfach die Verwöhnpension (Frühstück, Suppe, Snacks und Kuchen am Nachmittag und je einem Fünfgang-Menü am Abend). Zum Abendessen kann man zwischen drei Hauptgängen beziehungsweise Fleisch, Fisch oder vegetarisch wählen. Die Speisen sind kreativ, wobei auf lokale Zutaten gesetzt wird. Das Hotel verfügt übrigens über einen gut sortierten Weinkeller mit vielen österreichischen Spezialitäten.
Der Gebäudekomplex besteht aus dem älteren Haupthaus und dem neuen, erst letztes Jahr eröffneten, Anbau. Verbunden ist beides durch die Rezeption und die darüberliegende Bar. Das gesamte Hotel ist sehr liebevoll dekoriert.
Bergglück in Balderschwang
Gleich nach der Ankunft im Bergblick in Balderschwang habe ich erst einmal Glück, Bergglück sozusagen. Es gibt ein Upgrade aus dem ursprünglich gebuchten Studio in die Suite «Bergglück«. Nomen est omen. Die 46 m² große Suite bietet freien Blick in die Berge, einen getrennten Wohn- und Schlafbereich und einen begehbaren Kleiderschrank. Leider wurde das Badezimmer bei der Renovation ausgespart und passt nun nicht ganz in den Gesamteindruck. Für den äußerst großen Balkon ist es leider auch zu kalt. Aber man kann sich vorstellen, wie schön es ist, an einem sonnigen Nachmittag dort die Aussicht zu genießen.
WellVital in Balderschwang
Der Wellnessbereich erstreckt sich über beide Häuser. Im älteren Teil befinden sich das Hallenbad, ein Dampfbad, die Kräuter- und eine Infrarotsauna. Die Saunen selbst sind zwar neu, das Drumherum ist aber ziemlich in die Jahre gekommen und lädt nicht gerade zum Verweilen ein. Dafür ist die neue Kristallhütte mit der Allgäuer Schwitzstube und dem großzügigen Ruheraum umso schöner. Von beiden hat man einen wunderbaren Ausblick in die Allgäuer Bergwelt. Jetzt wo es immer wieder ein wenig schneit, nass und kalt ist, ist es in der Sauna besonders kuschelig.
Neben den üblichen Spa-Anwendungen kommt man im Bergblick auch in den Genuss von Massage, Physiotherapie, Medidationen, Hypnose und Atemübungen. Beschrieben ist das Ganz als ReinHeit, FreiHeit, GanzHeit und SchönHeit. Zusätzlich gibt es noch ein täglich wechselndes Freizeitprogramm, von Hüttenabenden über Schneeschuhtouren bis hin zu Yoga. Ein weiteres Angebot im WellVitalhotel Begblick ist das Heilfasten nach Buchinger, kombiniert mit den richtigen Anwendungen im SPA, um den Stoffwechsel anzukurbeln.
Ich nutze den Wellnessbereich an allen drei Tagen, am späten Freitagnachmittag, am Samstagmorgen und am Sonntag am frühen Nachmittag. Dabei bin zeitweise ganz alleine oder darf die Sauna nur mit ein paar wenigen anderen Gästen teilen. Das ist natürlich Luxus pur. Selbst wenn mir beim «Wellnessen» schnell einmal langweilig wird, kann ich die Zeit genießen und ein bisschen zur Ruhe kommen. Ich habe es mir in einem der bequemen Betten gemütlich gemacht, ein wenig gedöst und bereits wieder in Reiseführern geschmökert und Blogbeiträgen nach Tipps für Prag und Bangkok gesucht.
Langlauf in Balderschwang
Das WellVitalhotel Bergblick liegt direkt an der Loipe. Die ehemalige Spitzensportlerin Sonja Torghele ist geprüfte Skilanglauflehrerin und bietet mit der Langlaufschule Olympia sowohl Gruppenkurse als auch Privatstunden für die Gäste des Hotels. Ich habe diesmal nur die Ausrüstung bei der Schneesportschule snowplus gemietet. Dort gibt es für Gäste des Hotels Bergblick nochmals 10 % Rabatt. Ski und Schuhe der Marke Salomon waren nahezu neu und in einem perfekten Zustand.
Auf bergfex.de gibt es einen guten Überblick über die Loipen in Balderschwang inklusive Zustand und Höhenprofil. Ich selbst bin am späteren Samstagnachmittag bei leichtem Schneefall und fast alleine auf der Dorf- und der Wäldleloipe unterwegs. Am Sonntagvormittag zeigt sich sogar ein wenig die Sonne und ich dehne meine Runde auf die Riedbergloipe aus. Diese Loipe finde ich besonders ansprechend, da sie durch sehr schönes Gelände und Wald führt. Alle Loipen in Balderschwang sind sowohl für klassischen Langlauf als auch für Skating gespurt. Das Schöne ist, dass man auch als Skaterin ausreichend Platz hat.
Rück- und Ausblick
Früher gehörten einige Tage Skiurlaub im Februar für mich einfach dazu. Ich war unterwegs zwischen Schladming, Flachau und Radstadt, in Sölden und in Ischgl, später im Montafon und im Bregenzerwald. Bis heute zählt der Bregenzerwald zu meinen absoluten Lieblingsdestinationen. In Au/Schoppernau war ich insgesamt dreimal. Mit dem Diedamskopf, Mellau/Damüls und Schröcken/Warth hat man dort jede Menge tolle Skigebiete in der näheren Umgebung. Häuser wie das Rössle und der Adler der Familie Simma oder die Krone sind ausgezeichnete Hotels, die mit Gastfreundschaft, Bregenzerwälder-Architektur und hervorragendem Essen punkten.
Allgäu oder Bregenzerwald?
Eventuell bin ich da etwas nostalgisch veranlagt. Obwohl Balderschwang nur ein paar Kilomenter jenseits der österreichischen Grenze liegt und der Bregenzerwald nur wenige Kilometer Luftlinie entfert ist, habe ich im Allgäu etwas vermisst. Verglichen mit meinen überaus positiven Erfahrungen in Au war der Aufenthalt im WellVitalhotel Bergblick in Balderschwang ein kleines bisschen weniger authentisch, weniger traditionell, weniger herzlich, weniger gastfreundlich und auch die Küche war nicht ganz so innovativ und außergewöhnlich. Möglicherweise fühle ich mich aber auch einfach nur in Österreich wohler als in Deutschland.
Somit werde ich für die Langlaufsaison 2018/19 vielleicht von der Schweiz nach Mellau oder Au reisen und meinen Urlaub dort verbringen. Da stimmt für mich einfach alles – solange es ausreichend Schnee gibt. Zudem habe ich gehört, dass die Sonneloipe in Goms ganz wunderbar sein sollte.
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