Fünfzehn Kilometer, etwa 3 Stunden Gehzeit, 50 Höhenmeter und überwiegend asphaltierte Straßen, das sind die Eckdaten der Wanderung auf dem Rebenweg entlang des Bielersees. Somit fällt diese Tour für mich eher unter die Kategorie Spaziergang. Nachdem ich im Frühsommer bereits den Wein und die Aussicht über die Weinberge im Lavaux genossen habe, zieht es mich nun ins Seeland. Jetzt, wo die Weinstöcke langsam ihre ganze Farbenpracht zwischen Gelb und Rot entwickeln, finde ich die Landschaft besonders schön.
Außerdem ist im September die Zeit der Winzerfeste am Bielersee. Da kann man in geselliger Runde die einheimischen Tropfen degustieren. Ein besonders schöner und geselliger Anlass sind die Läset-Sunntige, die an den letzten beiden Wochenenden im September stattfinden. Zu dieser Zeit herrscht im Dorf reges Treiben mit Marktständen und Musikgruppen. Schon vor einigen Jahren bin ich zufällig auf diesem Dorffest gelandet und habe nach der Wanderung am Panoramaweg Wein verkostet und Vacherin Mont-d’Or gegessen.
Ausgangspunkt der Wanderung am Rebenweg
Mit dem Bus Nr. 11 gelangt man vom Bahnhof in Biel zur Haltestelle Rebenweg. Schon während dieser Fahrt wird der See linker Hand zum Begleiter. Während der Bus an Höhe gewinnt, passiert man einige luxuriöse Villen in privilegierter Lage. Kurz nach der Haltestelle und dem Parkplatz startet der Chemin du vignoble. Gleich zu Beginn biegt der Weg links ab und führt durch ein kleines Wäldchen. Die rechte Abzweigung führt zum oberen Einstieg der Twannschlucht und kann ebenfalls gewählt werden. Irgendwie führen hier alle Wege nach Rom oder in eines der Dörfer am See.
Von Tüscherz nach Twann
Der Waldweg geht nun über in einen typischen Bewirtschaftungsweg in den Weinbergen. Bei klarem Wetter eröffnet sich hier die Aussicht über das Seeland bis in die Alpen. Heute ist ein typisch diesiger Herbsttag, selbst das andere Ufer des Sees und die St. Petersinsel sind anfangs nur undeutlich zu erkennen. Die St. Petersinsel ist übrigens flächenmäßig die größte Insel oder Halbinsel in einem Schweizer See und ebenfalls ein lohnender Ausflug in der Region.
Vorbei an der Kapelle führt der Weg weiter durch die Reben, unten am See liegen die Weiler Tüscherz und Wingreis und von Weitem ist das Tuten des Kursschiffes zu hören. Auf Höhe des Yachthafens lacht nun endlich auch die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Mit 23° Grad ist heute Ende September noch einmal so ein richtig warmer Herbsttag.
Über den Reblehrpfad von Twann nach Ligerz
Twann ist ein richtig schmuckes Dörfchen und ein tolles Fotomotiv. Ein Abstecher hinunter ins Dorf ist empfehlenswert. Im Dorfkern gibt es einige malerische Gassen und mit Blumen geschmückte Fenster. Außerdem kann man in der Vinothek Vinterra im Pfropfenhüsli an die 40 verschiedene Weine aus der Region verkosten. Ich bleibe diesmal auf dem Wanderweg. Denn schließlich ist der Herbst auch die Zeit der Winzerfeste und ein paar Meter weiter lockt das Twanner Räbebeizli mit Raclette und Wein. Hier kann man wunderbar einkehren und sich stärken.
Kurz danach beginnt der eigentliche Reblehrpfad. Auf verschiedenen Schautafeln werden Informationen zur Region und zum Weinbau gegeben. Außerdem kommt man an der Twannbachschlucht vorbei. Der Eintritt in das Naturschutzgebiet kostet 2 Franken. Hohe Felswände, kleine Wasserfälle, Brücken und mit Moos bewachsenen Steine sorgen dort für ein fast mystisches Ambiente. Vermutlich aufgrund des viel zu trockenen Sommers ist zurzeit vom Twannbach allerdings nichts zu sehen.
Nun folgt das einzige Stück, wo der Weg etwas ansteigt. Dafür hat man danach einen wunderbaren Ausblick auf die Kirche von Ligerz, die auch eine beliebte Hochzeitskirche ist. Später überquert man die Gleise der Standseilbahn und muss sich entscheiden, ob man das Dorfchen besuchen möchte oder gleich den Pilgerweg weiterwandert bis La Neuveville. Übrigens lässt sich die Wanderung in jeder der Ortschaften unter- oder abbrechen.
Von Ligerz nach La Neuveville
Dieser Abschnitt des Weges ist für mich der unattraktivste. Der Pilgerweg verläuft nun relativ nahe der Hauptstraße. Zwar begleitet einem noch die Aussicht auf die St. Petersinsel, das schöne Panorama über die Weinberge fehlt allerdings. Am Ende wird man dann aber doch noch mit dem historischen Ortskern von La Neuveville mit seinen farbigen Häusern, Türmen und Brunnen belohnt.
Rückweg
Wer bis hierher durchgehalten hat, ist mit dem Zug in wenigen Minuten wieder zurück in Biel. Schöner und aussichtsreicher, aber auch etwas länger, ist die Rückfahrt mit dem Schiff.
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Fazit zur Wanderung
Ich bin definitiv eine Weinliebhaberin. Neben einem guten Tropfen selbst mag ich Weinbauregionen überall auf der Erde. Das hat sicherlich auch mit dem Kima und der Lage an Seen, Flüssen und Terrassen über Tälern zu tun.
Die Wanderung ist ein Fest für die Sinne: kleine Straßen durch endlose Weinberge, alte Rebstöcke, farbiges Weinlaub, die Aussicht über den See, idyllische Winzerdörfer, die Wärme, die in den Steinen gespeichert wird, und der typische Geruch. Die Wanderung am Ufer des Bielersees ist wie eingangs erwähnt eher ein Spaziergang. Aufgrund der schönen Lage und der vielen möglichen Abstecher in die Dörfer oder die Twannschlucht ein wirklich lohnendes Ausflugsziel.
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
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