Die Beschreibung «wie aus dem Bilderbuch» triftt es ganz gut, wenn man von Krumau spricht. Die charmante Kleinstadt mit ihrer weitgehend original erhaltenen Altstadt (UNESCO-Welterbe), überragt vom Burg-Schloss-Komplex wird regelrecht von der Moldau umschlungen. Von der Lage am mäandrierenden Oberlauf der Moldau hat die Stadt «Krumme Aue» auch ihren Namen.
Burg oder Schloss
An ihm kommt man in Český Krumlov nicht vorbei: Das Schloss im Zentrum ist nicht zu übersehen und verleiht der Stadt ihr charakteristisches Aussehen. Die ursprüngliche Burg aus dem 13. Jahrhundert wurde im 14. Jahrhundert von den Rosenbergern erweitert und später in ein Renaissance-Schloss umgebaut. Und so ist Cesky Krumlov heute nach Prag nicht nur die meistbesuchte Stadt Tschechiens, sondern kann auch mit der zweitgrößten Burganlage des Landes aufwarten.
Das Burg- oder Schlossareal in Krumauumfasst etwa 10 Hektar. Es besteht aus fünf Schlosshöfen, einem Schlossgarten und 40 Palästen und Gebäuden. Besonders eindrücklich sind die für die Renaissance typischen Sgrafittimalereien. Im Winter sind mit Ausnahme des Burgmuseums und des Schlossturms leider keine Besichtigungstouren möglich. Den Aufstieg über die 162 Stufen zur Aussichtsgalerie des Zámecká věž sollte man sich aber auf keinen Fall entgehen lassen. Von oben hat man den perfekten Ausblick auf die zauberhafte Altstadt und über weite Teile der Stadt. Bei unserem Besuch Anfang Januar ist es bitterkalt und es weht ein unangenehmer Wind. Dafür sind die Dächer der winzigen Häuser mit Schnee bedeckt und zwischendurch zeigt sich sogar die Sonne.
Daneben gibt es im Schloss noch weitere schöne Aussichtspunkte, z.B. beim fünften Schlosshof. Zu diesem und zum Schlossgarten gelangt man über die Mantelbrücke (Plášťový most). Das imposante Bauwerk mit mehreren Geschossen und Gängen begutachtet man am besten von der kleinen Holzbrücke Lávka pod Zámkem aus – auch wenn sie wie in unserem Fall gefährlich glatt und ziemlich rutschig ist.
Flanieren in der Altstadt und Weihnachtsmarkt von Krumau
Viele Straßen und Gassen im historischen Zentrum sind Fußgängerzonen und weitgehend autofrei. Planen muss man hier eigentlich nichts. Cesky Krumlov ist so klein, dass man problemlos bergauf- und bergab durch alle Gassen laufen kann. Irgendwann kommt man unweigerlich am Marktplatz (Námesti Svornosti) vorbei. Auf dem für Tschechien so typischen quadratischen Platz findet während der Adventszeit und bis 6. Januar ein kleiner, aber feiner Weihnachtsmarkt statt. Neben einigen Ständen mit Handarbeit gibt es Glühwein, Würste, Halušky (Krautspätzle) und natürlich den Baumkuchen Trdlnik, der in Prag einen wahren Hype erlebt, obwohl er ursprünglich gar nicht tschechisch ist, sondern aus der Slowakei kommt.
Da ich selbst mit Kirchen nicht so viel am Hut habe, verzichten wir auf den Besuch der St. Veits Kirche und genießen lieber den Blick über die Stadt von der Aussichtsplattform Seminární zahrada, dem Seminargarten beim Regionalmuseum.
Kunst, Kultur und Museen
Eng verbunden mit der Stadt Krumau ist der Name Egon Schiele. Der österreichische Maler hat hier in Cesky Krumlov, dem Geburtsort seiner Mutter, einige Jahre gelebt und die Eindrücke später in den Krumauer Stadtvisionen umgesetzt. Die Bilder zeigen die roten Dächer von Cesky Krumlov von oben. In der ehemaligen Stadtbrauerei befindet sich heute das Egon Schiele Kulturzentrum mit Shop und Café.
In zwei Tagen bleibt nicht allzu viel Zeit für den Besuch von Museen. Von denen hat Krumau allerdings sehr viele zu bieten: Puppen, Marionetten, Moldavite, Folter, Wachsfiguren, Motorräder, 3D und viele mehr. Wir besuchen das Fotoatelier Seidel. Während des Rundgangs durch das Gebäude mit Audioguide erfährt man viel über Fotografie, die Produktion von Ansichtskarten Anfang des 20. Jahrhunderts und das Leben in Südböhmen. Die Jugendstilvilla ist liebevoll restauriert und zeigt viele originale Exponate.
Anreise von Salzburg nach Cesky Krumlov
Wir sind direkt von Salzburg, wo ich die Tage über Silvester und Neujahr verbracht haben, in etwa zweieinhalb Stunden mit dem eigenen Auto angereist. Wie oben bereits erwähnt, gibt es in Tschechien jede Menge Anbieter, die einen Service von Hotel zu Hotel mit shared Shuttles oder Privattransfer anbieten. Ab etwa 40 € ist das eine schnelle und preislich vertretbare Variante. Billiger geht es nur mit der Bahn. Allerdings muss man hier etwas Zeit, nämlich vier bis fünf Stunden, mitbringen und in Budweis umsteigen.
Übernachten, Essen und Trinken
Übernachtet haben wir im Boutiquehotel Villa Beatika. Diese Unterkunft befindet sich in einer gepflegten Villa, in bester Lage auf einem Hügel über der Altstadt. Bis zum historischen Zentrum von Cesky Krumlov sind es etwa 700 Meter. Jedes der Zimmer ist individuell gestaltet und einem berühmten Rockmusiker gewidmet. Mit Freddie Mercury hat es leider nicht geklappt, dafür durften wir Jimmy Hendrix bewohnen. Das Hotel ist mit Sicherheit eines der besten in Cesky Krumlov und bietet auch ein reichhaltiges Frühstücksbuffet an. Auf der Hotelwebsite und an der Rezeption erhält man viele Tipps für Besichtigungen und Ausflüge. Ich kann die Villa Beatika als Unterkunft nur empfehlen.
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Im Winter ist Cesky Krumlov insbesondere am Abend fast ausgestorben. In den Restaurants – sofern sie geöffnet haben – sind wenn überhaupt nur einige wenige Tische besetzt. Wer ein spezielles Ambiente sucht, sollte im Restaurant Na louži vorbeischauen. In der kleinen Gaststube fühlt man sich 100 Jahre zurückversetzt. Nicht nur die Einrichtung, sondern auch die vielen Werbetafeln tragen dazu bei. Es gibt klassische böhmische Küche, Bier aus der örtlichen Brauerei Eggenberg, mährische Weine und die typischen tschechischen Schnäpse. Um 21:00 Uhr ist zu dieser Jahreszeit hier allerdings Sperrstunde.
Später kann man der Apotheka Cocktailbar noch einen Besuch abstatten. In der ehemaligen Apotheke gibt es ausgezeichnete Cocktails, wenn auch für tschechische Verhältnisse etwas teuer.
Im Sommer sitzt man am besten und schönsten in einer der unzähligen Terrassen entlang der Moldau und schaut dabei den Kajakfahrern zu.
Cesky Krumlov und die Krux mit dem Tourismus
In den 1990er Jahren vor allem Österreicher und Deutsche, die einen Abstecher über die Grenze ins südböhmische Cesky Krumlov wagten. Damals waren viele der Gebäude verfallen und der Ort noch nicht so herausgeputzt wie heute. Seither reißt der Besucherstrom nicht ab und die Zahl der Touristen steigt von Jahr zu Jahr. Und seit Korean Air direkt von Seoul nach Prag fliegt, sind Besucher aus Südostasien in Krumau allgegenwärtig. Täglich verkehren Shuttlebusse zwischen Salzburg, Hallstatt, Krumau und Prag.
Ohne es verklären zu wollen, aber Tschechien nach der Wende hatte einen ganz besonderen Charme. So schön die renovierten Häuser und Straßenzüge heute auch sind, vieles ist nur noch Kulisse. Gefühlt besteht Cesky Krumlov aus Souvenirgeschäften (inklusive Bernstein und Bleikristall), überteuerten Bierlokalen und Wohnungen in bester Lage, die auf Airbnb vermietet werden. Die Einheimischen und mit ihnen das städtische Leben sind aus dem Zentrum verschwunden und haben den Touristen Platz gemacht.
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.
Hallo Carola,
ein toller Beitrag über Český Krumlov. Deine Bilder sind auch sehr schön! Ich bekomme gleich Lust, nochmal nach Tschechien zu reisen. 🙂 Die Stadt und die ganze Region haben uns auch sehr gefallen. Krumau ist eine gute Alternative zu Prag, und Südböhmen bietet auch noch andere Schätze. Schöne Städte wie Trebon, Budweis oder Pisek, und märchenhafte Schlösser kann man entdecken. Wir haben einige sehenswerte Reiseziele in einem Beitrag zusammengefasst. ( https://www.travelsicht.de/suedboehmen-sehenswuerdigkeiten/ )
Ein Besuch in der Stadt im Winter hat seine Vorteile: es gibt deutlich weniger Touristen.
Ich wünsche dir weiterhin schöne Reisen!
Liebe Grüße
Ildi
Hallo Ildi
Vielen Dank für deinen Kommentar und den Hinweis zu Südböhmen. Die Bilder versprechen da tatsächlich noch den einen oder anderen Schatz, der entdeckt werden will. Die Farben machen richtig gute Laune. Ich hoffe, ich schaffe es auch einmal im Sommer in die Gegend zu reisen.
Liebe Grüße
Carola