LH oder LX? Wer punktet bei mir im Direktvergleich? Auf meinen Flügen von nach Japan und zurück habe ich die Gelegenheit, die Business Class von Lufthansa und Swiss 1:1 gegenüberzustellen. Von Frankfurt nach Osaka geht es mit LH 740 und zurück von Tokio Narita nach Zürich mit LX 161.
Gegenüberstellung der beiden Airlines
Beide Fluggesellschaften gehören zur Lufthansa-Gruppe und zur Star Alliance. Auf den besagten Strecken setzt Lufthansa eine Boing 747-400 und SWISS einen Airbus A340-300 ein. Bei beiden handelt es sich nicht um die Flaggschiffe der Airline. Die Boeing der Lufthansa hat neben der Business Class eine Premium Economy und die Economy Class. Bei SWISS gibt es keine Premium Economy, dafür wie üblich acht Plätze in der First.
Natürlich handelt es sich bei dieser Gegenüberstellung um meine ganz subjektive Sichtweise und mir ist auch bewusst, dass manche der Punkte abhängig sind von den Bedingungen am Flughafen und der jeweiligen Zusammensetzung der Crew an Bord.
Pünktlichkeit hat selbstverständlich nichts mit der Reiseklasse zu tun, das Gesamterlebnis beginnt aber bereits am Boden und hat Auswirkungen auf die Zufriedenheit. Eine Bewertung der Lounges in Zürich, Frankfurt und Tokio nehme ich an dieser Stelle nicht vor.
Business Class im Vergleich
Pünktlichkeit
Lufthansa
Das Boarding in Frankfurt sollte um 12:35 Uhr beginnen. Wie üblich stehen die Passagiere zu der Zeit bereits Schlange. Aber es bewegt sich nichts. Leider gibt es auch keine Durchsage oder Informationen, wie lange sich das Boarding verspätet. Irgendwann werden vier Passagiere gesucht, die sich für eine Entschädigung von € 600.- bereit erklären, erst am Abend oder am Folgetag zu fliegen. Die Maschine ist überbucht. Mit 20 Minuten Verspätung dürfen dann die Passagiere der Business Klasse durchs Gate. Jetzt ist allerdings die Tür zur Fluggastbrücke verschlossen und wir müssen nochmals warten.
Der Pushback erfolgt nur noch 15 Minuten zu spät, bis zum eigentlichen Start sind es dann insgesamt 25 Minuten. Die Ankunft in Osaka ist nahezu pünktlich.
SWISS
Das an Bord gehen, passiert sehr schnell und effizient. Das liegt mit Sicherheit an der Gründlichkeit und Hartnäckigkeit des japanischen Bodenpersonals in Narita, die höflich aber bestimmt, dafür sorgen, dass alle in der richtigen Schlange anstehen. Boarding completed heißt es bereits 15 Minuten vor Abflug, auch der Pushback erfolgt 10 Minuten vor der geplanten Abflugzeit. Der eigentliche Start ist dann aber doch 13 Minuten zu spät, dafür landet der Airbus auf die Minute genau in Zürich.
0:1
Kabine
Lufthansa
Über die Kabine der Business Class bei der Airline mit dem Kranich wurde schon viel geschrieben. Die Farbgebung finde ich persönlich sehr gelungen, dezent und elegant. Die Anordnung 2-3-2 ist ein absolutes No-Go. Wer das Pech hat, für teures Geld nur noch den Mittelplatz zu bekommen, kann sich von Privatsphäre und Komfort sofort verabschieden.
Ich sitze im Oberdeck der Boing 747-400. Hier ist es etwas ruhiger, die Bestuhlung 2-2. Für Einzelreisende ist aber auch das der absolute Supergau. Entweder vollzieht man akrobatische Turnübungen, um über den schlafenden Sitznachbarn zu klettern (was trotz größter Anstrengungen Personen unter 1.70 m nicht gelingen kann) oder man touchiert eben diesen, wenn der Versuch fehlschlägt. Sitze ohne direkten Zugang zum Gang sind heute einfach nicht mehr zeitgemäß und wettbewerbsfähig.
Im Oberdeck gibt es für 22 Personen nur eine einzige winzige Toilette. Im Verlauf des Fluges ist diese auch nicht mehr ganz sauber. Für den Komfort werden Erfrischungstücher (nicht nachgefüllt), Kamm, Rasierer und Mundwasser zur Verfügung gestellt.
SWISS
Der Business Class Kabine im Airbus A340-300 merkt man ihr Alter an. Wenngleich ich das helle und edle Design immer noch schön finde, müsste die Einrichtung dringend ersetzt werden. Es wirkt doch alles schon recht abgewohnt und ist nicht mehr auf dem neuesten Stand. Mittlerweile haben alle Flugzeuge ein neues Produkt verbaut und die Premium Economy ist verfügbar.
Komfortabel ist dafür die Aufteilung der Sitzplätze. Vorne im „Stübli“ finden neun Personen Platz. Im größeren Teil der Kabine nach der Galley gibt es 38 Plätze in einer 1-2-1, 1-2-2 Anordnung. Somit stehen eine gesamte Reihe für Einzelreisende und zusätzlich noch vier weitere Einzelsitze an Bord zur Verfügung. Einen solchen „Thron“ mit extra viel Ablagefläche kann ich für mich beanspruchen.
Die Passagiere der Business Klasse können zwei Toiletten nutzen. Dort gibt es Feuchtigkeitscreme und Gesichtsspray sowie Erfrischungstücher. Selbst nach mehreren Stunden Flugzeit ist alles perfekt sauber.
Beide Kabinen haben ihre beschriebenen Stärken und Schwächen. Die moderne Ausstattung der Lufthansa ist optisch ansprechend, verliert aber deutlich durch die Raumaufteilung. Somit gibt es für mich hier ein Unentschieden.
1:1 unentschieden
Sitze
Lufthansa
«Der neue Business Class Sitz von Lufthansa lässt sich per Knopfdruck zu einem Bett mit einer horizontalen Liegefläche auf 1,98 Meter Länge umwandeln. Der Sitz überzeugt durch herausragenden Liege- und Sitzkomfort, intuitive Bedienung und zusätzlichen Stauraum. Er bietet mehr Platz im Schulterbereich in der Liegeposition durch versenkbare Armlehnen und spezielle Aushöhlung in der Mittelkonsole.» So oder so ähnlich heißt es in der Werbung.
In der Boing 747-400 ist nicht die neue V-Anordnung verbaut. Das bedeutet mehr Platz im Fußbereich, aber weniger Abstand im Schulterbereich. Im Sitzen finde ich alles noch recht bequem. Nachdem ich mich aber mit Rückenschmerzen stundenlang schlaflos hin- und herwälze, wünsche ich den Ergonomen und Designern, einmal fünf Stunden in Liegeposition an diesen Stuhl gefesselt zu sein.
Mir ist das alles einfach zu schmal, speziell im Schulterbereich (trotz eingefahrener Armlehne) und mein Nachbar ist mir zu nah. Wenig praktisch finde ich, dass der Tisch der Horizontalen nach klappbar ist. Die Schwenkfunktion zum Aufstehen nützt schließlich nichts, wenn man am Fenster sitzt.
SWISS
Alt, aber gut und bewährt. Dieser Satz beschreibt den Sitz wohl am besten. Die Platznutzung und die Anordnung der Stau- und Ablagefächer ist noch nicht so gut durchdacht.
In der Loungeposition sind die Einstellungsmöglichkeiten im Vergleich zum neuen Sitz der Lufthansa minimal eingeschränkter. Dafür gibt es aber immer noch die tolle Massagefunktion.
Ich schlafe in diesen Sitzen jeweils hervorragend und habe selbst als Bauchschläferin immer ausreichend Platz.
Der Tisch lässt sich ebenfalls einmal einklappen, nur eben in der Vertikalen. Dadurch kann man ihn noch perfekt als Ablagefläche, von der auch sonst ausreichend vorhanden ist nutzen, ohne dass er stört.
Hier muss ich aufgrund der Tortur am Flug nach Osaka ganz klar den Punkt für SWISS geben.
0:1
Entertainment-System
Lufthansa
Das Entertainment-System ist auf dem neuesten Stand. Der eingebaute 15″-Monitor und dessen Bedienung gefallen mir mehrheitlich gut. Nachdem ich im Januar von den angebotenen Filmen eher enttäuscht war, bin ich diesmal mit der Auswahl sehr zufrieden. Dass ich mit Lion, Moonlight und Manchester by the Sea sogar drei Filme schaue, ist allerdings eher meiner Schlaflosigkeit geschuldet. Der Kopfhörer kommt von BOSE und dämpft die Umgebungsgeräusche sehr gut.
Die moderne Airshow mit den Informationen zum Flug ist ein toller Service den Lufthansa zu bieten hat.
Außerdem gibt es in der Boing 747-400 mit Flynet eine Internetverbindung. Diese kostet € 9.- die Stunde und € 17.- für den gesamten Flug.
SWISS
Die Bordunterhaltung im Airbus ist gelinde gesagt ein Katastrophe und absolut nicht mehr zeitgemäss. Das beginnt bei der Bildschirmgröße und endet bei der Nutzerführung. Leider ist es üblich, dass das Unterhaltungssystem zwischendurch nicht funktioniert, kurz ausfällt und neu laden muss. So musste auch diesmal an meinem Platz ein Reset durchgeführt werden. Das Programm selbst ist sehr ähnlich dem der Lufthansa, auch hier sind viele aktuelle Filme im Angebot. Die Kopfhörer sind nicht sonderlich gut oder bequem. Leider gibt es im Airbus A340 auch keinen USB-Anschluss.
Internet gibt es im Airbus nicht, es soll aber wohl demnächst nachgerüstet werden.
1:0
Service
Die Serviceabläufe in der Business Class sind bei beiden Fluglinien nahezu identisch. Beim Betreten des Flugzeugs erhält man eine Hilfestellung, wie beziehungsweise wo man seinen Platz findet. Von einer Flugbegleiterin oder einem Flugbegleiter hingebracht wie z.B. bei Singapore wird man aber nicht. Zur Begrüßung vor dem Start gibt es Wasser, Orangensaft oder Champagner. Danach werden heiße Tücher gereicht. Kurz nach dem Start erfolgt der Barservice, später das Essen und etwa drei Stunden vor Landung das Frühstück beziehungsweise eine leichte Mahlzeit vor der Ankunft.
Die Vorspeise wird mit dem Trolley gebracht und auf einem Tablett serviert. Der Hauptgang erfolgt dann im Tellerservice.
Lufthansa
Ich werde mit meinem Namen begrüßt und gefragt, ob ich eine Zeitung möchte. Beim ersten Getränkeservice gibt es Salzmandeln und das übliche Angebot vom Barwagen. Das Personal ist freundlich und korrekt, aber nicht sehr persönlich.
Die Aufmerksamkeit lässt in meinen Augen etwas zu wünschen übrig. So wird der Getränkeservice beim und nach dem Essen stark vernachlässigt. Getränke werden nur nachgefüllt, wenn man dafür eine Flugbegleiterin oder einen Flugbegleiter ruft. Dies mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass kein weiterer Getränkeservice mit dem Barwagen erfolgt. Hier kann ich allerdings nicht beurteilen ob dies am Oberdeck der Boing liegt oder so generell der Fall ist.
Während des weiteren Flugverlaufs gehen immer wieder Flugbegleiterinnen mit Bechern mit Wasser oder Saft durch. Ich weiß nicht, ob zwischendurch auch Snacks gereicht werden oder in der Galley aufliegen.
SWISS
Wie üblich auf den Flügen nach Asien ist die Crew gemischt, eine namentliche Begrüßung wird mir diesmal nicht zuteil. Auch bei SWISS erfolgt der erste Getränkeservice mit dem Wagen, am Rückweg wird auf Wunsch gleich noch einmal nachgefüllt.
Während des Essens und danach muss man normalerweise nicht fürchten, dass man zu wenig zu trinken bekommt. Zu jedem Gang erfolgt mindestens ein Getränkeservice. Hinterher verteilt die Crew immer wieder Wasserflaschen und Snacks oder man bedient sich in den aufgestellten Körben in der Galley. Das Personal ist wesentlich präsenter und sehr um die Gäste bemüht.
Zudem suchen die Flightattendants, insbesondere der Maître de Cabine den Kontakt und das Gespräch zu den Passagieren. Binnen kürzester Zeit scheinen alle über Wünsche und Bedürfnisse der Gäste bestens orientiert zu sein.
0:1
Essen und Getränke
Lufthansa
Die Vorspeise im japanische Menü schmeckt hervorragend und ist die perfekte Einstimmung auf die Reise. Leider kann man den Hauptgang nicht wählen. Als Felxitarierin, die kaum Fleisch isst, bleibt mir nur das Rindsfilet. Grundsätzlich nehme ich im Flugzeug kein Rindsfilet. Das ist nämlich immer zweimal gestorben, well done muss nicht sein. Und so ist auch hier das Rindfleisch eher zäh und zu durch. Überhaupt nicht überzeugen kann das Brot, trocken und geschmacklos. Als Nachtisch gibt es lediglich ein paar geschnittene Früchte. Zum Kaffee wird ein kleines Päckchen mit zwei Pralinés gereicht.
Das westliche Frühstück ist sehr einfach gehalten und auch von den Zutaten her nicht wirklich hochwertig. Da bin ich doch eher Fan vom Buffetwagen bei SWISS, von dem man nach Belieben wählen kann. In der Economy sind meine Erfahrungen übrigens umgekehrt. Hier bieten die Deutschen das bessere Frühstück. Die Kartonschachtel bei SWISS ist ein ziemliches Armutszeugnis für die Airline.
SWISS
Am Rückflug mit SWISS gibt es zwei Vorspeisen und vier Hauptgänge zur Auswahl. Wie üblich überzeugt das Fischgericht. Sehr ansprechend ist auch die Präsentation der Speisen.
Worauf ich mich nach einer Asienreise immer freue ist die Käseauswahl bei SWISS, schön auf der Schieferplatte serviert. Dazu gibt es Portwein. Auf das Dessert verzichte ich.
Beim Wein generell kann SWISS ebenfalls punkten. Die monatliche Auswahl ist top, außerdem gibt es bei SWISS einen Rotwein mehr zur Auswahl. Zum Kaffee (Espresso von Nespresso) gibt es Pralinés von Lindt.
Da es sich nicht um einen Nachtflug handelt, wird hier kein Frühstück, sondern ein leichter Snack vor der Landung serviert. Es gibt Salat mit Hühnchen oder Gemüselasagne.
0:1 (mit leichtem Vorsprung)
Amenity Kit
Amenity Kits können ein tolles Erlebnis mit Überraschungseffekt und eine bleibende Erinnerung sein. Während viele Fluggesellschaften diese mit hochwertigen Produkten füllen und gekonnt für Marketingzwecke nutzen, werden diese bei Lufthansa und SWISS schändlich vernachlässigt. Die Taschen sind weder hochwertig noch schön und der Inhalt ist wenig luxuriös. Die Liebe zum Detail wie bei anderen Airlines fehlt. Zumal die Amenity Kits der beiden Airlines nicht viel mehr enthalten als bei anderen Fluggesellschaften bereits in der Economy abgegeben wird. Ich frage mich, warum noch nie jemand auf die Idee gekommen ist einen Kugelschreiber in die Täschchen zu packen.
Wie auf Japan-Flügen üblich, gibt es bei beiden Airlines Hausschuhe, wobei die bei SWISS ein kleines bisschen hochwertiger sind.
Lufthansa
Zum Zeitpunkt des Fluges erhält man ein navyblaues Täschchen von Jil Sander aus Plastik. Der Inhalt graue Socken, Schlafmaske, Ohrenstöpsel, Zahnpasta und Zahnbürste, Feuchtigkeitscreme und Lippenpomade sowie ein Überzug für die Kopfhörer.
SWISS
SWISS setzt bei der Summer Edition auf Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit. Die verschiedenen Taschen sind aus recyclierten PET-Material und modular aufgebaut, sprich sie können mit Druckknöpfen miteinander verbunden werden. Ziel ist, dass sie auch nach dem Flug noch nützlich sind und Verwendung finden. Im Kit selbst enthalten sind Zahnpasta und Zahnbürste, Socken, Schlafmaske, Ohrenstöpsel und ein Lippenbalsam.
Wie erwähnt sind beide Amenity Kits nichts Besonderes, das von SWISS ist allerdings sehr dürftig.
1:0
Fazit zum Vergleich der Business Class von Lufthansa und SWISS
Bezogen auf diese beiden Flüge hat SWISS am Ende trotz der alten Kabine bei mir mit 3:5 Punkten einen kleinen Vorteil. In der Boing 777 wäre der Vorsprung wahrscheinlich noch deutlicher ausgefallen. Insgesamt bieten beide Airlines ein solides Business Produkt, das aber nicht zu den besten gehört.
3:5
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