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Tromso, ein Städtetrip ins winterliche Tor zur Arktis

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Im Laufe der Jahre hat sie Stadt verschiedene Beinamen erhalten. Die Rede ist vom «Paris des Nordens» oder dem «größten Fischerdorf der Welt». Aufgrund seiner Lage – 340 Kilometer nördlich des Polarkreises und gut 2’000 Kilometer vom Nordpol entfernt – wird Tromso auch gerne als das «Tor zur Arktis» bezeichnet. Für viele Polarforscher, unter anderem Fridtjof Nansen und Roald Amundsen, war sie eine wichtige Station auf ihren Expeditionen.

Mehr als 75’000 Einwohner leben in der größten Stadt Nordnorwegens. Über 15’000 Studierende besuchen hier die nördlichste Univeristät der Welt oder die norwegische Fischereihochschule. Mit Macks Ølbryggeri hat Tromso die nördlichste Brauerei der Welt zu bieten. Zudem gilt die norwegische Stadt als nachhaltiges Reiseziel (Sustainable Destination). Das Gütesiegel steht für nachhaltige Entwicklung von Unternehmen und Orten in Bezug auf Umwelt, lokale Gemeinschaft, Kulturerbe und Wirtschaft.

Neben all dem ist Tromso auch als Polarlicht-Hauptstadt bekannt. Es gibt wenige Orte auf der Welt, an denen das Lichtspektakel der Nordlichter so oft und intensiv am Himmel zu sehen ist wie hier. Nordlichttouren oder ein Besuch bei den Rentieren gehören zu den bliebtesten Ausflügen ins Umland.

Dass man in Tromsø im Winter auch gut ein bis zwei entspannte Tage in der Stadt verbringen kann, ohne dass es langweilig wird, ist vielleicht weniger bekannt. Im folgenden Beitrag erzähle ich von meinem Aufenthalt und meinen Besichtigungen. Dabei erfährst du etwas über die Highlights und bekommst Tipps zur Reiseplanung.

Anreise

SAS, Widerøe und Norwegian bieten mehrmals täglich Verbindungen von Oslo oder anderen norwegischen Städten nach Tromsø-Langnes. Auf einem Großteil der internationalen Verbindungen ist ein Umstieg am Flughafen Oslo notwendig. Das Besondere dabei ist, dass du dein Gepäck in Oslo abholen und nochmals aufgeben musst, selbst wenn es durchgecheckt ist. Dies gilt bis auf Weiteres, obwohl Norwegen mittlerweile Mitglied des Schengener Abkommens ist. Die Flugzeit von Oslo beträgt etwa zwei Stunden.

Der Flughafen liegt auf der Insel Tromsøya und nur etwa 5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Dorthin gelangst du am günstigsten mit dem Linienbus (24, 40 und 42). Das Zonenticket kann über die App Troms Mobillett bezogen werden und kostet NOK 35.- (2020). Bequemer geht es mit dem Flugbus. Tickets gibt es für NOK 110.- direkt beim Fahrer oder online auf der Seite von Bussring. Der Bus fährt auf seiner Route die wichtigsten Hotelzonen an. Ein Taxi ins Zentrum kostet etwa NOK 200.-.

Aufgrund der Lage im hohen Norden (69°) von Norwegen und die weiten Entfernungen reisen die meisten mit dem Flugzeug an. Das liegt unter anderem daran, dass es keine direkte Zugverbindung gibt. Von Oslo, Bergen oder Trondheim kommend muss man in Fauske auf den Fernbus via Narvik umsteigen. Für die Strecke von Oslo nach Tromso auf der E6 benötigt man etwa 30 Stunden.

Eine weitere sehr schöne, wenn auch nicht ganz günstige, Möglichkeit der Anreise ist die Fahrt mit einem der Hurtigruten-Schiffe. Auf dem Weg von Bergen nach Kirkenes und zurück legen die Fähren zweimal täglich im städtischen Hafen an. Ich wähle diese Variante für die Anreise nach Svolvaer auf den Lofoten. Danach wird meine Reiseplanung allerdings über den Haufen geworfen.

Tromso im Winter

Vielleicht denkst du bei einer Reise in den Norden Norwegens auch an Sommer und Mitternachtssonne. Die erlebt man in diesen Breitengraden übrigens zwischen 19. Mai und 26. Juli. Die Stadt hat aber auch und vor allem im Winter seinen Reiz. Das Klima ist aufgrund des Golfstroms nicht so extrem, wie du vielleicht vermuten würdest. Die durchschnittlichen Wintertemperaturen bewegen sich um -4° Celsius. Selbstverständlich musst du auf alles gefasst sein. Typisch für die Region ist, dass es im Winter auch einmal regnet. Die oftmals folgenden Minustemperaturen führen dazu, dass Straßen und Gehwege in der Stadt eisbedeckt sind. Angeblich gibt es hier die meisten Handgelenksbrüche infolge von Stürzen. Spikes (Gredel) sind somit eine nützliche Ausrüstung.

Landschaftlich ist die Stadt im Winter aufgrund ihrer Lage am Meer und den schneebedeckten Bergen in der Umgebung besonders reizvoll. Außerdem liegt die Stadt im sogenannten Aurora-Oval. Das ist jenes Gebiet mit der höchsten Wahrscheinlichkeit Nordlichter zu sehen. Das Phänomen tritt zwischen Oktober und März auf. Entsprechend beliebt und richtige Highlights sind derartige Touren.

Daneben locken verschiedene Outdoor-Aktivitäten von Walbeobachtungen über Hundeschlittenfahrten bis hin zu Skitouren in der Umgebung der Stadt. Aber auch kulturell hat die lebhafte Universitätsstadt einiges zu bieten.

Wohnen und Essen

Das Angebot an Hotels und Privatunterkünften ist enorm und stetig am Wachsen. Wichtig zu wissen bei der Auswahl ist vielleicht noch, dass es in Norwegen keine offiziell genormtes Kategorisierungssystem für Hotels gibt. Einschlägige Buchungsportale liefern einen guten Überblick über das Angebot und aktuelle Bewertungen. Wie im Norden üblich, sind die Zimmer meist sehr funktional und im typischen Design eingerichtet. Liebe zum Detail solltest du hier nicht erwarten. Da das Zentrum sehr überschaubar ist, kannst du auch in puncto Lage kaum etwas verkehrt machen.

Ich selbst habe mich für das Clarion Collection Hotel Aurora entschieden. Es liegt direkt an der Waterfront mit wunderbarer Aussicht auf die Eismeerkathedrale und den Storstein. Der Hauptgrund für meine Wahl ist allerdings der Whirlpool auf der Dachterrasse. Den kann ich während meines Aufenthalts an einem Nachmittag sogar ganz für mich alleine genießen. Im heißen Wasser lässt es sich selbst bei kalten Außentemperaturen gut aushalten. Ein weiterer Vorteil ist, dass im Clarion Aurora das Abendessen inklusive ist. Die Auswahl am Buffet ist nicht riesig und leider gibt es auch kein vegetarisches Hauptgericht. Mit Salat, Suppe und Beilagen werde ich aber satt. Und die Suppen sind wirklich lecker.

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Es gibt ein paar Dinge, die für mich zu einer Städtereise mit dazu gehören. Der Besuch in einem Gourmetrestaurant ist eines davon. Norwegen wird von den Michelin-Kritikern etwas stiefmütterlich behandelt. Insgesamt gibt es 2020 in Norwegen elf Sterne-Restaurants, eines davon ist mit zwei Sternen dekoriert. Diese liegen nicht im Paris des Nordens, aber dennoch gibt es einige sehr gute Restaurants. Das Smak führt aktuell die Liste an. Ich wähle allerdings das Walter & Leonard, das eine kleine, aber feine Auswahl vegetarischer Gerichte auf der Karte hat. Das Tartar aus Rote Beete mit Trüffel und Mandeln ist ein Gedicht und eines meiner kulinarischen Highlights.

Tromso Sehenswürdigkeiten

Aussicht auf die Stadt

Die beste Aussicht auf die Stadt und die Insel Tromsøya oder die Insel Kvaløya, die mit Brücken verbunden sind, hast du vom Storstein (421 Meter) aus. Die Aussichtsplattform erreichst du mit der Luftseilbahn Fjellheisen. Zur Talstation der Seilbahn gelangst du entweder in einem 30-minütigen Spaziergang vom Zentrum aus oder mit dem Bus der Linie 26.

Die Seilbahn fährt übrigens selbst im Winterhalbjahr bis 23:00 Uhr jede halbe Stunde. In vier bis fünf Minuten gondelst du so gemütlich in die Höhe. Eine Wanderung auf den Berg würde ich im Winter nicht empfehlen. Die beste Zeit für einen Besuch ist meiner Meinung nach kurz vor dem Eindunkeln. Dann erlebst du die Stadt noch zur blauen Stunde und siehst, wie langsam die Lichter angehen.

Blick auf Tromso vom Storsteinen
Storstein

Direkt an der Bergstation gibt es eine große Aussichtsplattform und ein Selbstbedienungsrestaurant und Café. Mit etwas Glück ergatterst du vielleicht einen Fensterplatz. Eine gute Aussicht bietet der kleine Felsvorsprung mit Geländer rechts neben der Bergstation. Den erreichst du nach einem kurzen Spaziergang. Allerdings positionieren sich dort schon sehr früh die Fotografen.

Aussicht auf Tromso
Storstein

Eismeerkathedrale

Auf dem Weg zur Seilbahn kommst du unweigerlich an der Eismeerkathedrale vorbei. Sie wurde 1965 erbaut und vom Architekten Jan Inge Hovik entworfen. Angeblich wollte er mit diesem Kirchenbau die lange Dunkelheit, das Eis und das Polarlicht symbolisieren. Die Architektur ist sehr speziell. Die Dachschrägen reichen bis auf den Boden. Die Westseite der Kirche besteht aus durchsichtigem Glas, im Osten ist ein riesiges Glasmosaik zu sehen.

Glasfassade der Eismeerkathedrale
Eismeerkathedrale

Von der atemberaubenden Akustik der Kathedrale kannst du dich im Rahmen eines der Mitternachtskonzerte überzeugen. Im Winter sind dies «Northern Lights Concerts», die um 23:00 Uhr beginnen. Dabei lauschst du bei Kerzenlicht norwegischen Volksliedern und klassischer Musik.

Orgel der Eismeerkathedrale
Eismeerkathedrale

Museen

Von den vielen Museen habe ich mir das Polarmuseum ausgesucht. Es liegt in einem kleinen historischen Gebäude am Hafen und erzählt die Geschichte der Stadt als Zentrum der Robbenjagd und als Ausgangspunkt für Polarexpeditionen. Zu sehen sind einige spannende Exponate. Ein besonderer Schwerpunkt neben der Jagd liegt auf den Erkundungsfahrten von Fridtjof Nansen und Roald Amundsen. Leider sind die Ausstellungsstücke und Räume durchgehend auf Norwegisch beschriftet. Besucher erhalten ein kopiertes Heftchen mit Erläuterungen in der jeweiligen Sprache. Dabei ist allerdings sehr viel zu lesen und Transfer zu leisten, sodass das Museumserlebnis nicht ganz optimal ist.

Blick aus dem Fenster des Polarmuseums in Tromos
Polarmuseum

Im südlichen Hafenbecken kannst du das Museumsschiff MS Polstjerna besichtigen. Oder besser gesagt, du könntest. Im Winter ist die Ausstellung nämlich geschlossen. Beim Schiff handelt es sich um den ältesten noch erhaltenen Robbenfänger aus dem Jahre 1949. 33 Jagdsaisonen im Eis hat das Schiff hinter sich. Auffällig ist vor allem die Glaskuppel, die das Schiff schützt.

Gleich daneben liegt das Polaria. Beim Polaria handelt es sich um ein erlebnisorientiertes Museum mit einem Aquarium, Ausstellungen und einem Panoramakino. Besucher erfahren hier etwas über Fauna und Flora der Arktis. Hauptattraktion, insbesondere für Kinder, sind die Bartrobben. Das Museum ist vor allem auch architektonisch interessant. Zusätzlich kannst du hier noch mit eine ganze Reihe von kleineren Kunstmuseen und Galerien besuchen.

Glaskuppel über dem Museumsschiff
MS Polstjerna

Innenstadt

Die Innenstadt ist eine gelungene Mischung aus alten und neuen Gebäuden.

Mix aus Alt und Neu
Innenstadt

In der historischen Teil kannst du einige hübsche Holzhäuser entdecken. Die Fußgängerzone Strogata lädt zum Flanieren ein.

abendlich beleuchtete Innenstadt
Innenstadt

Hier liegt auch die Stadtbibliothek, eines der interessantesten modernen Gebäude mit schöner Aussicht bis hin zum Hafen.

Glasfront der Bibliothek
Stadtbibliothek

Brauerei Mack und Magic Ice

«Du warst nicht in Tromsø, wenn Du nicht in Ølhallen warst.» So zumindest wirbt die Brauerei Mack auf ihrer Webseite. Gemeint damit ist der Bierkeller der nördlichsten Brauerei der Welt. Hier gibt es Qualitätsbier aus mehr als 60 Zapfhähnen. Außerdem hast du die Möglichkeit einmal täglich an einer Führung durch die historischen Gebäude teilzunehmen und die Mikrobrauerei zu besuchen. Mack selbst braut heute in Nordkjosbotn. Um ein kleines Souvenir für Bierliebhaber zu erstehen lohnt sich auch ein Besuch im dazugehörigen Shop.

Tromso ist einer von vier Standorten der Magic Ice Bars in Norwegen. Ein Besuch ist nicht ganz günstig. Ausgestattet mit einem wärmenden Poncho und Handschuhen genießt du einen Signature-Cocktail im Eisglas und kannst die verschiedenen Skulpturen bewundern.

Hafen und Hurtigruten-Terminal

Am Nachmittag und kurz vor Mitternacht legen die Hurtigruten Schiffe auf der Nord- und Südroute im Terminal an. Der traditionelle Postverkehr mit den Schiffen wurde 1984 eingestellt. Aber noch heute sind die kombinierten Fracht- und Passagierschiffe ein fester Bestandteil des Lebens an der norwegischen Küste.

Grundsätzlich sind auf den Schiffen Besucher gestattet. Und angeblich nutzen viele Studentinnen und Studenten gerne die Jacuzzis, die es auf vielen Hurtigruten Schiffen gibt, wenn diese in Tromsø vor Anker liegen. In Zeiten von Covid-19 sind während meines Aufenthalts Besuche auf den Kreuzfahrtsschiffen bereits untersagt.

Fazit

Eigentlich hätte die Stadt im hohen Norden nur der Ausgangspunkt meiner kleinen Rundreise bis an die Südspitze der Lofoten sein sollen. Das sich rasant ausbreitende Corona-Virus hat mir dann einen Strich durch dir Rechnung gemacht und ich musste meine Reise nach fünf Tagen in Svolvear abbrechen. Dennoch bleibt mir dir Tromso als Destination für Städtereisen im Winter ähnlich wie Reykjavik in bester Erinnerung. Von der ersten Sekunde an habe ich mich hier wohlgefühlt, die Lage am Meer, die umliegende Natur und den Mix aus modernen und alten Gebäuden geliebt.

Und letztendlich konnte ich meine Reise auf die Lofoten im Winter drei Jahre später nachholen und in vollen Zügen genießen.

Hafen von Tromso
Tromso im Winter

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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