Im Herzen Rumäniens liegt ein besonderer Landstrich mit unberührter Natur, geschichtsträchtigen Städten, Wehrkirchen und Schlössern, um die sich Schauergeschichten ranken. Transsilvanien, das «Land hinter den Wäldern», oder Siebenbürgen ist bis heute untrennbar mit dem Mythos von Graf Dracula verbunden. Dabei hat die Region wesentlich mehr zu bieten als blutrünstige Vampire. Hier in den Karpaten begegnen sich Tradition und Moderne, Bär und Mensch. Nur eines gibt es nicht: den sagenumwobenen Blutsauger aus Bram Stokers Roman. Der Knoblauch kann also getrost zu Hause bleiben.
Unterkunft, Wanderungen, Aktivitäten, Besichtigungen und ein wenig Geschichte
Villa Hermani in Măgura
Nach einer Woche im Donaudelta freue ich mich auf die Berge und darauf, eine weitere Region Rumäniens kennenzulernen. Gut sechs Stunden sind wir unterwegs von Tulcea ins sanfte Hügelland unterhalb des Königssteingebirges. Unser Ziel Măgura ist ein 500-Seelen-Dorf oberhalb der Kleinstadt Zărnești im Kreis Brasov (Kronstadt). Hier schlagen wir für drei Nächte unser Quartier in der Villa Hermani auf.
Die von Hermann und Katharina Kurmes familiär geführten Pension lädt von der ersten Sekunde an zum Wohlfühlen ein. Die Zimmer sind einfach, aber gemütlich und penibel sauber. Am Morgen wartet ein ausgiebiges Frühstücksbuffet auf die Gäste. Gerne darf man sich bedienen und ein kleines Lunchpaket für die Wanderung zusammenstellen. Das ist normalerweise etwas, das andernorts verpönt ist. Hier stellt man sogar Papiertüten zur Verfügung. Abends gibt es ein schmackhaftes 3-Gänge-Menü, bestehend aus Suppe, Hauptgang und Dessert. Die Küche in der Villa Hermani ist ausgezeichnet. Sogar Vegetarier kommen mit liebevollen Kreationen voll auf ihre Kosten.
Mit ihrem Unternehmen CNTOURS (Carpatian Nature Tours) setzen sich Katharina und Hermann für den Schutz und die Erhaltung der Natur ein. Sie bieten umweltfreundliche, naturnahe Reisen in den Karpaten. Mit der Reiseagentur und dem Bau der Pension im abgelegenen Măgura wirken sie der Landflucht und der Zerstörung der einzigartigen Kulturlandschaft entgegen. Durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Vermarktung regionaler Produkte sowie die Förderung der lokalen Kultur bieten sie den Einheimischen Perspektiven. Einige Familien konnten so ihre Existenz sichern und im ehemaligen Hirtendorf bleiben.
Wanderungen im Piatra Craiului-Nationalpark
Măgura und Zărnești sind die perfekten Ausgangspunkte für eine Wanderung im Königsstein. Schon der Blick aus dem Fenster der Villa Hermani weckt die Lust, gleich die Wanderschuhe zu schnüren und auf Entdeckungstour zu gehen. Bei drei Übernachtungen können wir uns leider nur eine kleine Auswahl vornehmen.
Am ersten Tag führt uns eine etwa zwölf Kilometer lange Rundwanderung zur Fledermaushöhle, der Peștera Liliecilor. In der Höhle selbst treffen wir nicht auf Vampire (gemeint ist die Gattung der Fledermäuse). Einige Exemplare der Mopsfledermaus schwirren allerdings aufgeregt umher, als wir die dunkle Felsgrotte betreten. Bei prächtigem Herbstwetter können wir die liebliche Landschaft richtig genießen: unzählige Hügel, mit Holzschindeln verkleidete bunte Häuschen, Gärten mit Blumen und überall die typischen Heustöcke, die bei uns in dieser Form völlig verschwunden sind.
Tags darauf ist die Törzburg, bekannt als Draculaschloss, in Bran unser Ziel. Nach einem aussichtsreichen Aufstieg zum Bergrücken Magura Mica (1.375 m), erwartet uns ein eher steiler Abstieg, der zuletzt mit einem grandiosen Blick auf die Törzburg gekrönt wird.
Andere lohnenswerte Touren in der Region sind die Wanderung durch die Zerneschter Klamm oder der Aufstieg zum Kleinen Königsstein. Eine ganze Reihe von Ideen für Wanderungen in der Region findest du bei Gepackt & Los.
Die Törzburg oder Schloss Bran und der Mythos von Transsilvanien
Ich gebe zu, dass «Transsilvanien» um einiges geheimnisvoller klingt als «Siebenbürgen». Transsilvanien klingt nach dunklen, undurchdringbaren Wäldern, Vollmondnächten, verlassenen Friedhöfen, offenen Särgen, wabernden Nebeln, gruseligen Schlössern und blutrünstigen Vampiren. Unsere Vorstellungen von den Karpaten sind geprägt von den Bildern, die die Filmindustrie geschaffen hat.
Entsprechend blüht hier in Bran der Dracula-Kommerz. Unterhalb der Törzburg reiht sich einem Jahrmarkt gleich Souvenirstand an Souvenirstand. Mit Vampirzähnen, abgehackten Gummihänden, Produkten aus Schafwolle und dem neuesten Plastik-Ramsch-Spielzeug aus Asien buhlen die Verkäuferinnen und Verkäufer um Kundschaft. Wenn schon nicht im Schloss selbst, so kommt zumindest auf dem Weg dorthin wegen all diesen hässlichen Mitbringseln das Grauen auf! Der Geruch von Mici, Langos (vorsichtshalber mit extra viel Knoblauch) und Colac secuiesc (Baumstriezel) zieht durch die Luft. Hier wird jedes Klischee bedient.
Ich kann es niemanden übel nehmen, dass aus dem Hype um Dracula und sein Schloss Profit geschlagen wird. Mit RON 45.- (2021) kostet der Eintritt ins Schloss Bran umgerechnet € 9.–, für rumänische Verhältnisse ein kleines Vermögen. Manche Besucherin oder mancher Besucher erlebt danach vielleicht sogar eine Enttäuschung. Denn das Einzige, was die Törzburg mit Graf Dracula zu tun hat, ist, dass sie dem Schloss in Bram Stokers Roman ein klein wenig ähnlich sieht. Und selbst das Vorbild der berühmt berüchtigten Romanfigur, Vlad der Pfähler, hat hier nicht gelebt.
Der Knoblauch kann zu Hause bleiben.Stoker, der selbst nie in Rumänien war, entwickelte seine Geschichte rund um die Legende des Fürsten Vlad III, auch Drăculea (Sohn des Drachen). Vlad wurde angeblich in Schäßburg geboren, war Woiwode der Walachei und kämpfte gegen die Osmanen. Seine Grausamkeiten und die Tatsache, dass er seine Gegner aufspießen ließ, brachten ihn dem Namen «Vlad, der Pfähler» ein. Ein Bild von Vlad und seine Rüstung sind im Schloss zu sehen. Im vierten Stock, im Reich der Angst, dreht sich außerdem alles um die rumänische Mythologie und ihre Fabelwesen. Ein anderer Raum widmet sich den Verfilmungen des Romanstoffs. Mehr Dracula darfst du allerdings nicht erwarten.
Ohne falsche Erwartungen ist der Besuch auf Schloss Bran ein eindrückliches Erlebnis. Die imposante Burg thront majestätisch auf einem Felsen über dem Dorf. Sie befindet sich heute im Besitz der Habsburger. Die Ausstellung führt durch die Räumlichkeiten und zeigt Exponate aus der Geschichte. Per Audioguide oder Texttafeln kannst du dich unter anderem über das Leben von König Ferdinand I., Königin Maria und der Prinzession Ileana informieren. Die beiden Frauen waren erstaunlich emanzipierte Persönlichkeiten.
Bärenbeobachtung und Bärenreservat in Zărnești
Es ist mucksmäuschenstill. Wir starren gebannt durch eine verdunkelte Scheibe und auf das, was hier vor uns passiert. Niemand wagt es zu sprechen. Keiner der Braunbären sollte von uns gestört werden. Dabei möchten wir alle am liebsten unsere Begeisterung kundtun. Wir sitzen dicht gedrängt auf einem Hochsitz, der versteckt im Wald zwischen Bäumen am Rande einer Lichtung steht. Ohne Blitzlicht und Autofokus – beides ist streng untersagt – nehmen wir die vielen Bärinnen, teilweise mit Jungtieren, mit dem Kameraobjektiv ins Visier.
Katharina Kurmes bietet ausgehend von der Villa Hermani abendliche Fahrten ins Bärengebiet an. Eine Bärenbeobachtung gehört zu jenen Dingen, die man sich in Siebenbürgen nicht entgehen lassen sollte. Schließlich leben in den Wäldern der Karpaten noch etwa 5’000 Braunbären in freier Wildbahn. Es handelt sich dabei um die größte und bedeutendste Bärenpopulation Europas. Noch besitzt Rumänien viel ungestörte Natur, riesige menschenleere Waldgebiete und bietet so nicht nur Bären, sondern auch Luchsen oder Wölfen eine Heimat.
Bären sind in Rumänien geschützt.Aber auch hier kommen Braunbären immer öfter mit Menschen in Kontakt und verlieren zunehmend ihren Lebensraum, z.B. durch die Abholzung der Wälder, den Bau von Autobahnen und Wochenendhäusern oder einfach der Anwesenheit von Moutainbikerinnen, Wanderern, Menschen, die nach Pilzen suchen, oder Schäfern. Als Folge zieht es immer mehr Tiere in die Dörfer und Städte, um dort nach Futter zu suchen. Vereinzelt kommt es auch zu Angriffen auf Menschen.
Nicht alle Wildhüter und Veranstalterinnen gehen mit dem Thema Bärenbeobachtung so achtsam um wie Katharina Kurmes. Ihr geht es darum, die Bären in ihrem natürlichen Lebensraum möglichst wenig zu stören. Zum Anlocken werden zwar kleine Leckerbissen wie Obst, Kekse und Mais ausgelegt, dabei handelt es sich aber nicht um eine Fütterung. Die Bären können damit höchstens fünf Prozent ihres täglichen Nahrungsbedarfs decken.
Wir sehen bereits auf dem kurzen Weg durch den Wald die ersten Tiere, was das Adrenalin steigen lässt. Sie scheinen sich durch uns nicht stören zu lassen. Die Bären müssen bis zur Winterruhe noch an Gewicht zulegen, sind nach einem trockenen Sommer auf Nahrung angewiesen und erwarten die kleinen Snacks schon sehnsüchtig. Teilweise zählen wir dreizehn bis vierzehn Tiere gleichzeitig.
Es kann jedoch vorkommen, dass die Besucher ein bis zwei Stunden am Hochstand verbringen, ohne auch nur einen einzigen Bären zu Gesicht zu bekommen. Eine Garantie gibt es ähnlich wie bei Ausfahrten zur Walbeobachtung nicht. Insgesamt verbringen wir etwas mehr als eineinhalb Stunden auf dem Hochstand und erfahren viele interessante Details über die Bären, über Siebenbürgen und die Karpaten.
Eine weitere Möglichkeit, Bären zu sehen und gleichzeitig etwas für den Tierschutz in Rumänien zu tun, ist das Bärenreservat in Zărnești. 1997 von Christina Lapis und ihrem Mann gegründet, ist es heute das größte Bärenschutzzentrum Europas. Misshandelte oder verwaiste Bären finden hier eine neue Heimat und können unter artgerechten Bedingungen leben. Das Reservat versteht sich nicht als Zoo, kann aber vormittags im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
Burg Râșnov
Untrennbar mit Siebenbürgen verbunden sind die zahlreichen Kirchen- und Bauernburgen. Sieben siebenbürgische Dörfer mit Kirchenburgen zählen zum UNESCO-Welterbe. Die Wehrkirchen wurden zur Verteidigung gegen Türken und Tataren erbaut und boten der Bevölkerung Schutz. Teilweise mussten die Bauern aus den umliegenden Dörfern mehrere Jahre innerhalb der Burgmauern von Râșnov ausharren. Deshalb gab es innerhalb der Burg Häuser, eine kleine Kirche, eine Schule und sogar Stallungen.
Die Burg oberhalb von Râșnov (Rosenau), etwa 15 Kilometer von Brașov entfernt, ist heute ein beliebtes Freilichtmuseum. Zurzeit wird sie allerdings restauriert und ist bis auf Weiteres nicht zugänglich.
Bummel durch Brașov (Kronstadt)
Brașov liegt im Burzenland, im südöstlichsten Zipfel Siebenbürgens und zählt heute etwa 250’000 Einwohner. Tatsächlich wurde die Stadt im 13. Jahrhundert unter dem Namen Corona gegründet – eine Name, der 2021 wenig Begeisterung auslöst. Auf vielen Gebäuden in der Stadt findet sich das Kronstädter Wappen, eine Krone auf einem Baumstumpf mit dreizehn Wurzeln. Jede Wurzel steht dabei für eine Burzenländer Gemeinde. Lange Zeit war Kronstadt neben Hermannstadt das kulturelle, geistige, religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Siebenbürger Sachsen. Der einstige Reichtum ist der Stadt durchaus noch anzusehen.
Leider empfängt uns Brașov wenig einladend bei Dauerregen. Wir nehmen es mit Humor. Schließlich hätte uns dieses Wetter im schlimmsten Fall eine unserer Wanderungen vermiesen können. Hier in der Stadt ist es zumindest einigermaßen zu ertragen. Wir betreten die Altstadt durch das Katharinen-Tor. Es ist der einzige heute noch original erhaltene Zugang. Gleich daneben befindet sich das Șchei-Tor, das im 19. Jahrhundert erbaut wurde, um den zunehmenden Verkehr zu bewältigen.
Unweit des Șchei-Tors gibt es eine Besonderheit zu sehen und zu begehen. Die Sforii-Straße oder Schnurstraße ist nicht nur die engste Gasse in Kronstadt, sondern auch eine der engsten in Europa. Mit einer Breite von 111 bis 135 Zentimetern und einer Länge von 80 Metern bildete sie einst einen Durchgang für die Feuerwehrleute zwischen der Strada Poarta Șchei und der Strada Castelului. Heute ist sie Touristenattraktion und das Schicksal von Graffitis und Kritzeleien blieb dem farbenfrohen Gässchen nicht erspart.
Als wichtigstes Bauwerk und bedeutendste Sehenswürdigkeit Kronstadts gilt die Schwarze Kirche. Die ursprünglich katholische Kirche wurde unter dem Gelehrten, Reformator und Stadtpfarrer Johann Honterus zur evangelischen Hauptkirche Rumäniens. Zudem kann sie auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Erdbeben und Brände führten immer wieder zu Zerstörungen. Ihren Namen verdankt die Schwarze Kirche dem Stadtbrand im 17. Jahrhundert. Sehenswert ist die Sammlung von Orientteppichen. Zwischen Juni und September finden in der Kirche traditionell Orgelkonzerte statt. Dabei hören die Besucherinnen und Besucher den Klang der historisch wertvollen Buchholz-Orgel.
Um den weitläufige Marktplatz gruppieren sich die historischen Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert, das historische Rathaus (heute ein Museum) steht mittendrin. Viele Häuser sind richtig farbenfroh und sorgen selbst bei Regenwetter für gute Stimmung. Der moderne Brunnen im Zentrum passt leider nicht ganz in dieses Ensemble. Sehr eindrücklich ist hingegen die Biserica Sfânta Adormire a Maicii Domnului, die rumänische-orthodoxe Kirche.
Insgesamt kannst du den historische Stadtkern Brașov schnell und einfach zu Fuß erkunden. Die Strada Republicii gilt als Einkaufsstraße und Flaniermeile. Einige der Fassaden sind reich verziert und bereits renoviert, andere bröckeln vor sich hin. Die Strada Republicii wirkt wie eine beliebige Einkaufsmeile irgendwo auf der Welt und beherbergt Boutiquen, Geschäfte, Restaurants und Galerien. Auf alle Fälle lohnt sich ein Blick in die Hinterhöfe.
Für einen Besuch der zahlreichen Straßencafés und Restaurants oder um die Aussicht vom Hausberg Tampa zu genießen, ist das Wetter zu garstig. Für ausgedehnte Erkundungen oder den Besuch eines Museums fehlt uns die Zeit. Wir wollen heute noch weiter zum Kloster Sâmbăta de Sus, dem wichtigsten rumänisch-orthodoxen Wallfahrtsort in Siebenbürgen und nach Hermannstadt. Einen ersten Eindruck von Brașov konnten wir bekommen.
Die Siebenbürger Sachsen, deutsche Spuren in Rumänien
Immer wieder trifft man in Transsilvanien auf die Spuren von Deutschen, Sprache und Kultureinflüsse sind omnipräsent. Viele Ortschaften in Siebenbürgen tragen heute noch deutsche Namen: Kronstadt (Brașov), Hermannstadt (Sibiu), Klausenburg (Cluj) oder Schäßburg (Sighişoara), um nur einige zu nennen. Die Städte ähneln mitteleuropäischen Altstädten. Die typisch geschlossenen Häuserfronten prägen die Dörfer. Deutsche Schulen und Universitäten genießen nicht nur bei den Siebenbürger Sachsen, sondern auch bei Rumänen einen ausgezeichneten Ruf.
Die ersten deutschen Siedler kamen im 12. Jahrhundert. Damals war Siebenbürgen ein Teil Ungarns. Angeworben vom ungarischen König und angelockt von Privilegien wie Steuerbefreiung und günstigem Land halfen sie das Gebiet wirtschaftlich zu erschließen und militärisch zu sichern. Die Bezeichnung «Sachsen» lässt nicht zwingend auf ihre eigentliche Herkunft schließen. Viele Siedler kamen aus dem Mittelrheinischen, sodass der heutige siebenbürgisch-sächsische Dialekt eng mit dem Moselfränkischen verwandt ist. Bis heute bezeichnen sich die deutschsprachigen Bewohner Siebenbürgens als Siebenbürger Sachsen.
Waren es um 1930 noch gut 300’000 Siebenbürger Sachsen, die in der Region lebten, sind es laut der letzten Volkszählung noch gut 15’000. Damit stellen sie eine – wenn auch immer noch angesehene – Minderheit dar. Während der Ära Ceausescus hat Deutschland viele Siebenbürger Sachsen freigekauft. Nach der Wende 1989 wanderten nochmals mehr als 100’000 aus. Die verbliebene Bevölkerungsgruppe ist heute überaltert. Ob die wenigen Rückkehrerinnen und Rückkehrer den Trend umkehren können, bleibt fraglich.
Politisch gesehen sind die Siebenbürger Sachsen erfolgreich. Vielleicht hat es damit zu tun, dass sie nach wie vor mit Klischees wie Fleiß und Seriosität in Verbindung gebracht werden. Der aktuell amtierende Präsident Rumäniens, Klaus Johannis, ist Siebenbürger Sachse. Zuvor wurde er mehrmals zum Bürgermeister von Sibiu gewählt. Wir haben auf unserer Reise mehrmals Gelegenheit mit Siebenbürger Sachsen ins Gespräch zu kommen. Ich erlebe sie als ausgesprochen gebildete und weltoffene Persönlichkeiten mit Weitblick. Der Austausch ist eine absolute Bereicherung und hilft ein wenig in die Seele Siebenbürgens zu blicken.
Bilder im Kopf
Woran denkst du, wenn du Transsilvanien hörst? Mittelalterliche Burgen und Schlösser, Gruselgeschichten, Dracula, schaurige Wälder im Nebel, Braunbären, Schafherden, Pferdekutschen oder arme und verlassene Landstriche? Das Herz Rumäniens gilt vielfach als eine geheimnisvolle und von Mythen umwitterte Welt. Wer sich auf die Gegend einlässt, wird angenehm überrascht sein, obwohl Urlaub in Transsilvanien so gar nicht den genannten Klischees entsprechen will.
Dracula oder anderen blutsaugenden Vampiren bin ich auf meiner Reise durch Siebenbürgen nicht begegnet. Gruselige Momente – Fehlanzeige. Das Grauen kam mir höchstens beim Anblick der fürchterlichen Souvenirs in Bran. Ansonsten ist Transsilvanien eine faszinierende Region, die mit Wildnis, Traditionen und Geschichte und vor allem mit gelebter Gastfreundschaft begeistern kann.
Wie zuvor im Donaudelta ist nicht alles perfekt, nicht alles so, wie wir es gemeinhin als schön bezeichnen. Siebenbürgen ist ein Gebiet voller Kontraste. Unweit der aufwändig renovierten Stadtzentren stehen Häuser mit bröckelnden Fassaden. Neben beeindruckenden historischen Gebäuden ragen hässliche sozialistische Plattenbauten in die Höhe. Dafür sind die langgezogenen Straßendörfer auffällig bunt.
Auf unseren Wanderungen treffen wir zum Glück auf keine Bären. Anderen Tieren wie Eulen, Füchsen oder Rehen kommen wir sehr nahe. Sogar frische Wolfspuren können wir ausmachen. Die Wälder sind voll mit Pilzen und Beeren. Eine derart unberührte Natur ist in Mitteleuropa kaum noch zu finden. Rumänien und Siebenbürgen sind eine spannende Erfahrung.
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