Unmittelbar vor der Küste Göteborgs liegt eine der schönsten Schärenlandschaften Schwedens, der Göteborger Schärengarten. Ein Ausflug auf die Schären – und sei es nur für einen halben Tag – sollte bei keinem Aufenthalt in der westschwedischen Stadt fehlen.
Es dauert nur etwa eineinhalb Stunden und schon befindet man sich mitten in der kleinen Wunderwelt der Schären. Zur Schärenidylle gehören eine frische Meeresbrise, das spiegelglatte Wasser zwischen den Inseln, das sich ständig ändernde Licht, runde oder schroffe Felsen mit zaghafter Vegetation und Kiefernwälder. Und dann sind da noch die für Schweden typischen bunten Holzhäuschen. Man hat das Gefühl, Pipi Langstrumpf persönlich würde gleich vor die Türe treten.
Informieren: Schären, was ist das überhaupt?
Nun will ich nicht allzu wissenschaftlich werden, ein paar Worte zum Thema, muss ich aber schon verlieren. Die kleinen felsigen Inseln vor den Küsten Skandinaviens sind während der Eiszeit entstanden. Das Eis hat das Gestein abgeschliffen und runde oder ovale Hügel zurückgelassen. Wenn diese Rundhöckerlandschaften vom Meerwasser umschlossen werden, nennt man sie Schären. Irgendwo habe ich die Bezeichnung walfischrückenähnliche Inseln gelesen. Das trifft es ganz gut. Die walfischrückenähnlichen Inseln vor Göteborg sind ganz unterschiedlich groß, von wenigen Quadratmetern bis zu einigen Quadratkilometern. Folglich ist ein Schärengarten dann eine mehrheitlich aus Schären bestehende Küstenlandschaft in Nordeuropa.
Entscheiden: Nördlicher oder südlicher Schärengarten?
Dort wo die Göta älv in den Kattegat mündet, liegen wie ins Meer gestreut nördlich und südlich davon die Göteborger Schären. Die südlichen Schären sind ein Stadtteil Göteborgs. Die nördlichen Inseln hingegen gehören zur Gemeinde Öckerö.
Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, muss den Tagesausflug im Vorfeld planen. Vor allem muss man sich entscheiden, ob man die nördlichen oder die südlichen Schären ansteuern will. Beide Inselgruppen an einem Tag zu besuchen, wäre ziemlich ambitioniert.
Zweifelsohne hat jeder Skärgården seinen ganz eigenen Charme. Die größeren Inseln im Norden sind mit dem Festland oder untereinander mit Brücken und kostenlosen Autofähren verbunden. So sind einzelne Inseln wie Hönö sehr touristisch geprägt. Im Süden geht es etwas ruhiger zu. Die Inseln sind nicht ganz so überlaufen und im Gegensatz zu den nördlichen Nachbarn sind die Inseln vollkommen autofrei. Die einzigen Fortbewegungsmittel auf den Inseln im südlichen Schärengarten sind Fahrräder oder E-Bikes, Lastenmopeds und elektrobetriebenen Golfmobile. Etwa 4.500 Einwohner leben das ganze Jahr über auf den Inseln. In den Sommermonaten kann sich die Anzahl schon mal verdoppeln.
Ich entscheide mich für einen Abstecher in die südlichen Schären. Denn ich möchte genau diese autofreie Ruhe und ausgedehnte Spaziergänge genießen.
Hinkommen: mit Straßenbahn und/oder Fähre?
Vom Zentrum Göteborgs aus, z.B. an der Haltestelle Domkyrkan, nimmt man die Straßenbahnlinie 11. Diese fährt in etwas mehr als einer halben Stunde zur Endstation in Saltholmen. So lernt man gleich auch noch die Vororte ein wenig kennen. Keine 100 Meter entfernt liegt der Fährterminal, wo die Schiffe ablegen. Hier steigt man um auf ein Schiff der Fährlinien 281 oder 282 der Reederei Styrsöbolaget Richtung Vrångö. Alternativ kann man zweimal täglich, morgens und abends, mit den gleichen Linien direkt vom Fähranleger Stenpiren nach Saltholmen und gleich weiter auf die Inseln schippern.
Praktischerweise gelten auf den Fähren die Fahrscheine des öffentlichen Nahverkehrs. Ein Einzelfahrschein, der 90 Minuten gültig ist, reicht bis zur Insel Styrsö. Will man mit der Fähre von Insel zu Insel hüpfen, lohnt sich das Tagesticket für 95,- SEK (2019). Tickets kauft man entweder in den offiziellen Verkaufsstellen von Västtrafik in Göteborg oder am einfachsten mit der App «To Go». Zur genauen Planung – bereits Ende August gibt es ein reduziertes Angebot an Verbindungen – geben die Websiten von Styrsöbolaget oder Västtrafik Auskunft.
Für mich geht es mit Tram und Fähre 282 in etwa einer Stunde und zwanzig Minuten bis zum Anleger in Styrsö Tången.
Alternativ kannst du auch eine Rundfahrt buchen:
Schärenkreuzfahrt mit Guide [Affiliate-Link, Werbung]
Welche Inseln besuchen?
Wenngleich es an diesem Wochenende Ende August noch richtig warm ist, der Hochsommer in Westschweden ist vorbei. Die Natur bereitet sich schon langsam auf den Winter vor. Viele Ferienhäuser sind verlassen und nur ganz Mutige oder Abgehärtete wagen noch den Sprung ins Meer. Auf den kleinen Inslen kehrt bereits Ruhe ein.
Styrsö und Donsö
Styrsö ist die größte Insel in den südlichen Schären. Hier gibt es mehrere kleine Siedlungen, Schulen, ein Altersheim und die Stadtverwaltung. Somit ist Styrsö so etwas wie das Zentrum dieser Inseln.
Ich starte meine Inseltour in Styrsö Tången, dem nordwestlichen Fähranleger der Insel. Vom kleinen Hafen im Westen von Styrsö wandere ich Richtung Styrsö Bratten. Dabei komme ich an der Pfarrkirche und dem Brattenbad vorbei. In Styrsö Bratten sind einige sehr mondäne und herrschaftliche Villen neben kleinen unprätentiösen Ferienhäuschen zu sehen. Im Café Öbergska lege ich eine kurze Pause ein.
Danach gibt es eine kleine Bergbesteigung. Der Stora Rös ist der höchste Punkt von Styrsö. Von hier aus hat man eine schöne Rundumsicht.
Styrsö und Donsö sind seit 1973 mit einer Brücke verbunden. So hüpft man von Insel zu Insel, ohne auf die Fähre angewiesen zu sein.
Tatsächlich hat die Insel Donsö noch ein paar Einwohner mehr als Styrsö. Wobei es nicht angebracht wäre, in dieser Region von Bevölkerungsdichte zu sprechen. Donsö ist Sitz vieler Reedereien und hat einen bedeutenden Fischerhafen.
Rund um den Hafen gruppieren sich noch einige alte Fischerhäuschen. In so einem Häuschen in Donsö Hamn befindet sich auch die Skärgårdens Rökeri. Bei bei meinem Besuch ist diese leider geschlossen . Ansonsten ist es selbst im Hafen relativ ruhig, ein Supermarkt und zwei oder drei Restaurants. Die Leute, die hierherkommen, warten so wie ich auf die Fähre zurück aufs Festland oder auf eine der anderen Inseln.
Vrångö
Vrångö gilt bei vielen wegen ihrer Sandstrände als die beste Badeinsel. Gleichzeitig kann man im Naturschutzgebiet wunderbar wandern. Außerdem hat die Insel eine spannende Geschichte. Vom 15. Jahrhundert bis 1930 gab es hier eine Lotsenstation.
Auf alle Fälle sollte man im Hafen nach oben zum sogenannten Utkikken, dem ehemaligen Aussichtspunkt der Lotsen, wandern.
Planung: wie viel Zeit für den Ausflug einkalkulieren?
Für den beschriebenen Ausflug solltest du einen Tag einplanen. Meine Route führte mit der Fähre von Saltholmen nach Styrso Tången, über die Brücke nach Donsö, von dort nach Vrångö und zurück nach Saltholmen. Die Strecke, die man dabei zu Fuß zurücklegt, beträgt zwischen sieben und acht Kilomentern. Sie ist leicht zu bewältigen.
Weitere Artikel zu Skandinavien
- Lofoten im Winter: die schönsten Orte und besondere Unterkünfte auf meiner Reiseroute
- Insidertipps für die Lofoten von sieben Reisebloggerinnen und -bloggern
- Ausflüge in Tromso: Rentiere streicheln und Nordlichter jagen
- Tromso, ein Städtetrip ins winterliche Tor zur Arktis
- Helsinki in neun Stunden: von Tallinn per Tageskreuzfahrt in die finnische Hauptstadt
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.
Wow, das sieht so schön aus! Richtig tolle Fotos. 🙂
Danke dir, liebe Isabell. Die Schären sind wunderschön, vor allem das Licht dort. Da macht es auch nichts, wenn die Sonne nicht immer scheint. Herzliche Grüße und viele tolle (Reise)Erlebnisse Carola