Kategorien Städtereisen

Prag zwischen Sehenswürdigkeiten, Fotospots und Touristenfallen

2 Kommentare
Pinterest Hidden Image

Prag, die goldene Stadt, zählt für mich zu den schönsten Hauptstädten Europas. Obwohl sich Prag in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten rasend schnell verändert hat, hat es die Stadt geschafft, sich einen gewissen ursprünglichen Charme zu erhalten. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Tourismus für die Stadt mehr Fluch als Segen ist. In der Innenstadt gibt es heute fast nur Souvenirläden, «normale» Geschäfte sucht man hier vergeblich.

Einheimische meiden die Altstadt nach Möglichkeit, im Sommer ist da sowieso kein Durchkommen mehr. Und genau aus diesem Grund wünscht sich ein Teil der Besucher Tipps für Entdeckungen abseits der ausgetrampelten Pfade.

Meine Meinung zu Geheimtipps, einen Überblick über die bekanntesten Sehenswürdigkeiten, tolle Fotomotive und Hinweise auf Touristenfallen in Prag teile ich in diesem Beitrag.

Sehenswürdigkeiten und Fotospots in Prag

Ich selbst bin nicht sicher, was ich von Blogartikeln mit Geheimtipps à la «abseits der Touristenmassen» halten sollte. Abgesehen davon, dass ich diese reißerischen Titel nicht mag, vermitteln sie etwas Elitäres. Da stellt sich die Autorin oder den Autor des Artikels über die breite Masse, die es ja nur zu den Sehenswürdigkeiten aus dem Reiseführer schafft. Unterschwellig schwingt dabei mit, dass ihre oder seine Art zu reisen die bessere ist.

Schon 1958 schrieb Hans Magnus Enzensberger, dass der Tourismus das zerstört, was er sucht, indem er es findet. Und so verhält es sich auch mit den Geheimtipps, die selten lange solche bleiben. Und so habe ich auch schon einmal einen Blogpost mit meinen Anti-Insider-Geheimtipps geschrieben. In meinen Augen darf jeder eine Stadt oder ein Land so entdecken, wie er es für richtig hält. Die bekannten Sehenswürdigkeiten gehören da für mich genauso dazu, wie sich einfach ziellos treiben zu lassen. Darüber berichte ich auch, aber eben nicht als ulitmative Geheimtipps.

Sie sind der Grund, warum viele den Weg nach Prag finden. Und dann gibt es noch diejenigen, die für eine Stag oder Hen Party sowie sonstige Saufgelage in die Stadt kommen. Die bekommen davon meist gar nichts mit.

Karlsbrücke

Über 16 Bögen verbindet die Karluv Most die Altstadt mit der Kleinseite. Die Brücke über die Moldau mit den vielen Heiligenfiguren zählt zu den ältesten erhaltenen Steinbrücken Europas. Auf der Karlsbrücke herrscht nahezu rund um die Uhr ein reges Treiben: Maler, Händler, Musiker, stille Bettler, Reisegruppen und Einzelreisende. Für etwa hundert Kronen kann man den Altstädter Brückenturm erklimmen und hat so eine schöne Aussicht über die Brücke und auf die Burg.

Hradschin

Der Hradschin, die Prager Burg, ist die größte zusammenhängende Burganlage der Welt. Schon alleine der Weg nach oben, egal welchen man wählt, ist ein Erlebnis. Für den Besuch des Hradschin mit dem Veitsdom und dem Goldmachergässchen sollte man ausreichend Zeit einplanen. Während man die Burganlage und der neugothische Teil des Doms grundsätzlich frei (Sicherheitschecks finden statt) betreten kann, kostet der Zugang zum Goldenen Gässchen. In einer der berühmtesten Gasssen der Stadt, im Haus mit der Nummer 22, lebte und arbeitete einst auch Franz Kafka.

Altstädter Ring mit Rathaus und astronomischer Uhr

Auf dem 9000 Quadratmeter großen Platz liegen einige wichtige Sehenswürdigkeiten. Dazu gehört auch das Altstädter Rathaus mit seiner astronomischen Uhr. Der Turm ist ein perfekter Aussichtspunkt. Von der astronomischen Uhr mit ihren Figuren sieht man aktuell leider nichts. Ein halbes Jahr lang, voraussichtlich bis Sommer 2018, müssen Bewohner und Besucher wegen Renovierungsarbeiten auf die berühmte Attraktion verzichten.

Josefov, das jüdische Viertel

Es gibt wenige Städte, die ein so gut erhaltenes jüdisches Viertel haben wie Prag. Mit sechs Synagogen (Klaus Synagoge, Spanische Synagoge, Pinkas Synagoga, Maisel Synagoge, Jubilee Synagoge und Alte-Neue Synagoge), dem Rathaus und dem mystischen alten Friedhof gibt es in dem Viertel viel zu entdecken.

Der Hügel auf der Prager Kleinseite, also am linken Moldauufer ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Den Gipfel auf dem eine Miniaturversion des Eiffelturms steht, kann man auch per Standseilbahn erreichen.

Das tanzende Haus

Dabei handelt es sich um eines der ersten modernen Gebäude, die in der Stadt entsanden sind. Seit der Fertigstellung 1996 sind die zwei Türme am Ufer der Moldau, die ein tanzendes Paar symbolisieren, eine beliebte Attraktion.

Prag ist ein Eldorado für Profi- und Hobbyfotografen. Nicht umsonst werden sogar immer wieder Fotoreisen in die goldene Stadt angeboten. Es gibt einfach so viele schöne Motive. Nicht immer ist das Fotografieren in all den Touristenmassen ganz einfach. Und so gilt das, was fast überall gilt: Man muss früh aufstehen.

Rund um die Karlsbrücke

Der Traum aller Fotografen ist wohl ein Bild der Karlsbrücke bei Sonnenaufgang. Im Winter sollte man dazu etwa um 07:00 Uhr vor Ort sein. Dann braucht man allerdings noch etwas Wetterglück, wenn man die Türme, Kuppeln und Statuen vor dem farbigen Himmel ablichten möchte. Gut fotografieren kann man die Karlsbrücke auch vom oben erwähnten Brückenturm, in der Nähe des Restaurants Bohemina oder beim Moldaustrand. Schwäne und Möwen gibt es dort noch inklusive.

Insgesamt bietet die Kleinseite wunderbare Motive, seien es nun die Míšenská-Gasse, die Brückenbögen am Čertovka-Kanal, das Mühlrad bei der Brücke der Liebenden oder die konträre John-Lennon-Wall, die aktuell nicht besonders künstlerisch daherkommt. Auf der anderen Seite kann man das Wehr vom Smetana-Museum aus gut in Szene setzen.

Hinter dem Hradschin

Viele wenden sich ausschließlich der Burg selbst zu, dabei gibt es dahinter ein wirklich sehenswertes Viertel. Es handelt sich dabei um eine eher ruhige Gegend. In der Nový Svet oder der Loretánské náměstí findet man Häuser aus dem 16. Jahrhundert und schöne Arkaden.

Letná Park

Der Weg zum weitläufigen Park lohnt sich vor allem wegen seines einzigartigen Ausblicks auf die Stadt, insbesondere vom Hanavský Pavillion. Vor hier oben lässt sich das berühmte Bild mit den verschiedenen Moldau-Brücken einfangen. Erfahrene Fotografen versuchen eine Aufnahme in der Dunkelheit.

Bibliotheken Strahov und Clementinum

In Prag gibt es zwei ganz besondere Schmuckstücke von Bibliotheken. Eine davon befindet sich im Kloster Strahov (Fotoerlaubnis kostet extra). Die zweite, der barocke Bibliothekssaal, liegt etwas zentraler im Clementinum. An den Führungen können jeweils nur 25 Personen teilnehmen und sie sind oft recht schnell ausverkauft.

Žižkov

Das ehemalige Arbeiterviertel ist keine Schönheit auf den ersten Blick. In den letzten Jahren hat es sich zudem zu einem hippen Trendquartier entwickelt. Mit dem Nationaldenkmal, dem Fernsehturm oder dem alten Güterbahnhof hat der Bezirk sogar einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Aber eigentlich muss man hier einfach die Atmosphäre auf sich wirken lassen.

Nicht minder fotogen ist übrigens das kleine Städtchen Cesky Krumlov in Südböhmen nahe der österreichischen Grenze.

Touristenfallen in Prag

Überall dort, wo viele Touristen unterwegs sind, wird auch versucht möglichst viel Profit aus ihnen zu schlagen. So haben beispielsweise die Taxifahrer und Wechselstuben in Prag einen ganz schlechten Ruf. Häufig werden Touristen mit völlig überteuerten Preisen und zu hohen Gebühren abgezockt. Zum Glück gibt es Alternativen. Grundsätzlich kann man sich in der Stadt gut zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch mit UBER fortbewegen. Und auch sonst gibt es typische Fehler von Pragtouristen und was man lieber nicht tun sollte.

Kulinarisches, Attraktionen und Dienstleistungen

Darüber, dass der allgegenwärtige Trdlnik nichts mit tschechischer Küche zu tun hat, habe ich in meinem anderen Beitrag über Prag bereits geschrieben. Wem’s schmeckt, der soll diesen Baumkuchen ruhig probieren. Er gehört einfach nicht zum ursprünglichen Essen, selbst wenn es ihn heute alle paar Meter irgendwo zu kaufen gibt.

Neben all den Touristenrestaurants in der Innenstadt sprießen zurzeit auch die Absinth-Bars wie Pilze aus dem Boden. In einer Stadt, in der Thekenfahrräder oder Bierbikes unterwegs sind, passt das perfekt. Ursprünglich kommt Absinthe, ein Getränk aus Wermut, Sternanis, Fenchel und Kräutern, aus dem Kanton Neuenburg und wurde dann vor allem in Frankreich berühmt und viele Künstler und Literaten zählten zu den Absinth-Trinkern. Wegen seines Thujon-Gehalts steht es im Ruf abhängig zu machen und Halluzinationen hervorzurufen. Deshalb war das giftgrüne Kultgetränk in vielen Ländern auch lange Zeit verboten. In Prag wird Absinth, anders als in der Schweiz oder Frankreich, als flambierter Shot serviert. Produzenten wollten damit den Genuss des Getränks attraktiver machen.

Ähnlich verhält es sich mit den Stadtrundfahrten per Oldtimer. Das ist sicherlich ein schönes Erlebnis. Die eingesetzten Fahrzeuge sind aber überwiegend importierte amerikanische oder deutsche Wägen. Da kam ein findiger Geschäftsmann einfach auf eine gute Idee. In Krakau sind es immerhin noch Trabanten, die für diesen Zweck eingesetzt werden.

Thai-Massagesalons und China-Restaurants findet man nahezu an jeder Ecke. Im ehemaligen Ostblockstaat gab es früher wie überall einen Fachkräfteaustausch. Die Asiaten in Tschechien sind überwiegend Vietnamesen, die nach der Wende geblieben sind. Und sie sind sehr geschäftstüchtig. Man denke nur an die florierenden Vietnamesenmärkte (Billigramsch) an der Grenze zu Österreich, z.B. in Vyšší Brod. In Prag betreiben sie ebenfalls Geschäfte mit Billigmode und eben Restaurants und Massagesalons. Ob nun China oder Thailand draufsteht, spielt keine Rolle.

Überall in der Stadt wird mit dem Schwarzlichttheater geworben, dessen Wurzeln unter anderem tatsächlich in Prag liegen. Das Publikum in den vielen Bühnen besteht wohl fast ausschließlich aus Touristen und auch die Qualität soll zweifelhaft sein. Ich habe keines besucht, aber wenn man die unzähligen Kritiken liest, kann man sich das Geld wohl sparen. Da besucht man doch lieber ein Ballett oder ein Konzert.

Hotel

Übernachtet habe ich übrigens im Boutique-Hotel Jungmann. Das Hotel mit nur 12 Zimmern liegt 100 Meter entfernt vom Wenzelsplatz und direkt an der Metrostation Mustek – die perfekte Lage. Die Zimmer sind groß, hell und sehr geschmackvoll eingerichtet.

Boutique-Hotel Jungmann [Affiliate-Link, Werbung]

Trotz all dieser Schattenseiten liebe ich die Stadt und werde mit Sicherheit bald wieder zurückkommen um noch mehr zu entdecken. Diesmal habe ich sie im Vorfeld einer Konferenzteilnahme in St. Pölten besucht, wie schon zwei Jahre zuvor Budapest. All diese Städte eigenen sich übrigens hervorragend für Städtereisen mit dem Zug.

Prag zwischen Sehenswürdigkeiten, Fotospots und Touristenfallen
Prag

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

2 Gedanken zu „Prag zwischen Sehenswürdigkeiten, Fotospots und Touristenfallen“

    • Liebe Steffi

      In dem Fall wünsche ich dir jetzt schon eine ganz tolle Zeit in Prag. Ich hoffe, du kannst die Stadt richtig genießen. Wenn du Fragen hast, darfst du dich gerne melden.

      Herzliche Grüße
      Carola

      Antworten

Schreibe Einen Kommentar

© TRAVELLINGCAROLA

Your Mastodon Instance