Die Plitvicer Seen sind ein magischer Ort. Gleichzeitig sind sie die meistbesuchte Touristenattraktion in Kroatien. Seit 1979 stehen die Seen auf der Liste des UNESCO Weltnaturerbes. Somit ist der gleichnamige Nationalpark der größte und älteste Europas. Berühmtheit erlangte er allerdings noch früher. Denn Filme wie Winnetou oder der Schatz im Silbersee wurden nicht etwa in der amerikanischen Prärie, sondern an den Plitvicer Seen gedreht.
Die 16 Seen, die durch ein Netz aus Flüssen und kaskadenartigen Wasserfällen miteinander verbunden sind, locken jedes Jahr mehr als 1,5 Millionen Besucher in den Park. Die meisten davon kommen im Sommer. Dann begeistert die Gegend mit türkisblauem Wasser und grünen Wäldern inmitten einer Karstlandschaft. Im Winter bieten die verschiedenen Seen ein völlig anderes Bild. Zur kalten Jahreszeit präsentieren sie sich im besten Fall als märchenhafte Landschaft, die in Eis und Schnee gehüllt ist.
Anreise ab Zagreb
Es gibt organisierte Ausflüge von Zagreb und auch aus anderen Städten, als Gruppentour oder private Tour. Die meisten Touren dauern neun bis zehn Stunden und beinhalten auch einen Stop in Rastoke. Das Angebot im Winter ist jedoch sehr reduziert. In meinem Fall war der Ausflug am Samstag eine Woche zuvor bereits ausgebucht. Wenn du mehr als zwei Tage in Zagreb bist, kann ich einen Besuch in Plitvice zur Abwechslung auf alle Fälle empfehlen.
Da mir die Preise für eine private Tour zu teuer waren, habe ich mich für die Anreise mit dem Bus entschieden. Verbindungen und Preise lassen sich einfach auf Getbybus recherchieren. Auch die Tickets kann man direkt dort kaufen. Im Februar gibt es nur fünf Verbindungen von Zagreb nach Plitvice, aber eigentlich kommt nur diejenige um 10:30 Uhr für den Besuch im Nationalpark infrage. Für den Rückweg entscheide ich mich für den Bus um 16:45 Uhr. Die Fahrt pro Strecke kostet je nach Auslastung EUR 10.- bis 12.- und dauert zwischen 2 h 15 min und 2 h 30 min.
Der Busbahnhof in Zagreb liegt einen fünfzehnminütigen Fußmarsch vom Hauptbahnhof entfernt. Zu erreichen ist er auch mit den Straßenbahnlinien 2 und 6. Der Busbahnhof selbst ist etwas in die Jahre gekommen und nicht sonderlich gut organisiert. Anzeigetafeln oder Informationen in englischer Sprache fehlen. Das Abfahrtsgate für meinen Bus nach Plitvice erfahre ich an der Information. Je nach Busunternehmen werden Tickets am Smartphone akzeptiert oder auch nicht.
Die Bushaltestellen sind direkt beim Eingang zum Park. Normalerweise werden die Haltestellen beim Eingang 1 und 2 bedient.
Nationalpark Plitvicer Seen im Winter
Eingang und Eintritt
Bis zum Frühjahr 2020 ist der Eingang 2 gesperrt und die Einrichtungen für Besucher am Eingang 1 werden gerade restauriert oder neu gebaut. Ticketverkauf, Touristeninformation und sanitäre Anlagen befinden sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite beim Parkplatz und Restaurant Licka kuća.
Ich empfehle, die Tickets für den Parkeintritt im Vorfeld online zu kaufen. Im Winter sollte die Verfügbarkeit vor Ort zwar kein Problem sein, im Sommer kann es passieren, dass man Wartezeiten in Kauf nehmen muss oder gar nicht mehr in den Park kommt. Der Eintritt gilt für das gewählte Datum innerhalb eines einstündigen Zeitfensters. Tickets können auf dem Smartphone oder ausgedruckt vorgezeigt werden.
Zwischen Januar und April beträgt der Preis für die Tageskarte HRK 80.- (2020).
Öffnungszeiten und Einschränkungen im Winter
Der Nationalpark ist 365 Tage im Jahr geöffnet. Die genauen Öffnungszeiten tagsüber sind abhängig von der Jahreszeit. Jetzt im Winter ist der Eingang 1 Rastovaca von 8:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Die meisten Gastronomiebetriebe sind geschlossen, als Unterkunft in unmittelbarer Parknähe bleibt nur das Hotel Jezero. Die Elektroboote am Jezero Kozjak zwischen P2 und P3 und die Panoramazüge verkehren im Halbstundentakt.
Die oberen Seen sind im Winter geschlossen.Die größte Einschränkung während der Wintermonate ist, dass nur die vier unteren Seen (Donja jezera) für Besucher zugänglich sind. Diese liegen in einer Art Canyon und sind teilweise sehr groß. Drei bis vier Stunden kann man hier gemütlich wandern und verweilen. Vielfach heißt es, dass die zwölf oberen Seen (Gornja jezera) schöner oder eindrücklicher sind. Sie sind von Wald umgeben und durch wunderschöne Wasserfälle miteinander verbunden. Ich kann es nicht beurteilen. Da ich zuvor schon einmal im Spätsommer an den Krka-Wasserfällen war, kann ich es aber verschmerzen.
Entsprechend sind von den acht markierten Wanderwegen (Programm A bis K) im Nationalpark mit einer Wanderzeit von zwei bis acht Stunden im Winter nur zwei begehbar. Ich entscheide mich für das Programm B. Die etwa vier Kilometer lange Wanderung führt beim großen Wasserfall (Veliki slap und Sastavke) vorbei und beinhaltet auch die Bootsfahrt am Kozjak. Die Wegzeit ist mit drei bis vier Stunden sehr großzügig angegeben. Aber entlang der Seen gibt es natürlich auch viel zu sehen.
Bei besonders widrigen Wetterbedingungen kann es in Ausnahmefällen vorkommen, dass der Park ganz geschlossen wird. In dem Fall erhält man eine Rückerstattung für die gekauften Tickets.
Vorteil eines Besuchs im Winter
Trotz dieser vermeintlichen Nachteile gibt es einen triftigen Grund, der für einen Besuch im Winter spricht: Du erlebst den Park ohne Menschenmassen. Während im Sommer Schlange stehen angesagt ist und die Besucher sich im Gänsemarsch wie ein langer Tatzelwurm über die Holzstege bewegen, bist du in der kalten Jahreszeit über weite Strecken alleine.
Natürlich hast du den Nationalpark auch im Winter nicht ganz für dich alleine. Bereits im März sind wieder etliche Reisegruppen unterwegs. Dennoch bin ich z.B. am Ufer des Kozjak ganz alleine unterwegs. Lediglich entlang der Seen Novakovića brod, Kaluderovac, Gavanovac und Milanovac begegnen mir einige Spaziergänger und Sonnenanbeter. So kann man die wunderschöne Landschaft und die Ruhe in der Natur natürlich viel besser genießen als im Sommer.
Winterwunderland oder Frühlingserwachen?
Der Winter 2019/2020 ist einer der wärmsten und schneeärmsten überhaupt. Das gilt auch für Kroatien. Meine Vorstellungen von einem mit Schnee bedeckten Park, kalten Temperaturen, Eiszapfen und gefrorenen Wasserfällen erfüllen sich leider nicht. Ganz im Gegenteil: An diesem frühlingshaften Wochenende mit fast 19° Celsius kann ich eher der Natur beim Erwachen zusehen.
Die erwartete «Silbersee-Landschaft» ist eher farblos und matschig braun. Dennoch bekommt man einen ersten Eindruck vom Farbenspiel der Seen im Sommer. Außerdem blühen bereits Schneeglöckchen, Krokusse, Primeln und Sträucher wie die Haselnuss. Die Enten sind ebenfalls schon wieder unterwegs und schwimmen munter durch die Seen. So steigt auf jeden Fall schon die Vorfreude auf die warme Jahreszeit. Und vielleicht komme ich im Sommer oder Herbst ja noch einmal wieder in diesen schönen Park.
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.