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Monchique und das Festival de Caminhadas: Algarve einmal anders

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Wer an die Algarve reist, tut dies meist wegen der wunderschönen Strände oder der Golfplätze. Das gebirgige Hinterland mit seinen waldreichen Landschaften und den milden Temperaturen ist weniger bekannt. Dabei ist die Region perfekt für Individualreisende, die die Natur und das ruhige Landleben zu schätzen wissen. Das alljährlich stattfindende Festival de Caminhadas in Monchique ist die Gelegenheit, um die Serra de Monchique und ihre Traditionen auf verschiedenen Wanderungen kennenzulernen.

Möchtest du eine etwas andere Algarve abseits von Strand- und Massentourismus und außerhalb der Hauptreisezeit kennenlernen? Liebst du Wanderungen und den Kontakt zu Einheimischen? Dann solltest du eine Teilnahme am Festival de Caminhadas in Monchique Anfang Dezember ins Auge fassen.

Festival de Caminhadas Monchique

Das Wetter ist etwas unbeständig. Gerade lichten sich die Nebel und alles ist feucht vom Regen in der Nacht. Wir wandern durch die sanfte Hügellandschaft rund um Alferce. Schon bald tauchen am Wegrand die ersten Erdbeerbäume auf. Die rot-gelben Früchte, die zwischen dem dichten Grün hervorstechen, bieten einen sehr schönen Anblick. Ich tue es den anderen Wanderinnen und Wanderern gleich und nasche ein paar Baumerdbeeren direkt vom Strauch. Im Vergleich zu Erdbeeren haben sie wenig Eigengeschmack, aber ich mag sie.

Jetzt im November und Dezember findet die Medronho-Ernte in mühevoller Handarbeit statt. Aus den Früchten werden Marmeladen oder Kompotte hergestellt. Der größte Teil der Ernte wandert jedoch in die Schnaps-Produktion. Der Aguardente de Medronho ist typisch für die Region. Nach den Waldbränden von 2018 erholt sich die Natur langsam wieder. Die Bauern, die eine Lizenz zur Destillation dieser traditionellen portugiesischen Spezialität haben, freuen sich über ein gutes Jahr. So auch José Paulo aus Monte da Lameira.

Auf der sechs Kilometer langen Rundwanderung «Die Oliven- und Medronho-Wege» im Rahmen des Festival de Caminhadas machen wir Halt in seiner Brennerei. Im alten Keller sorgt ein Feuer für das nötige Licht und etwas Wärme. Es riecht nach vergärten Früchten und José Paulo erzählt mit viel Herzblut, wie ab Februar, wenn der Most zum Destillieren bereit ist, der Medronho-Schnaps entsteht. Das Endprodukt weist zwischen 40 und 50 Prozent Alkohol auf. Und auch wenn es noch nicht Mittag ist, müssen wir hier vor Ort einen Medronho verkosten. Wer es nicht so hochprozentig mag, probiert einen Melosa. Für den Likör wird Medronho mit Honig und Zimt verfeinert.

Festval de Caminhadas: Wanderungen und kulinarische Genüsse

Es soll nicht die einzige Verkostung auf dieser Tour bleiben. In der Olivenöl-Kooperative Lagar dos Pardieiros erwartet man uns bereits mit «Tiborna». Dabei handelt es sich um frisch gebackenes Brot direkt aus dem Ofen, das wir in köstliches Olivenöl tunken. Es ist ein Geschmackserlebnis der besonderen Art. Der studierte Agronom Miguel Bigodinho führt uns im Anschluss durch die seit 1947 bestehende Mühle und erklärt die Produktion. Er und seine Schwester haben den Azeite de Monchique mittlerweile zu einer renommierten Marke gemacht.

Diese einfache kulinarische Wanderung ist nur eine von mehr als 40 Aktivitäten, die während vier Tagen im Rahmen des Festival de Caminhadas angeboten werden. Die zweite Ausgabe des Wanderfestivals wurde wegen der Waldbrandgefahr von Juni in den Dezember verlegt. Hinzu kommt, dass es im Sommer so wie in Zypern zum Wandern viel zu heiß wäre. Das Festival de Caminhadas ist Teil regionaler Projekte zur Förderung von Wanderfestivals an der Algarve und zur Wiederbelebung des Hinterlands. Mehr als 400 Personen sind 2022 für eine der vielen Aktivitäten registriert. Das Angebot reicht von geführten Wanderungen über Workshops, Yoga, astronomischen Beobachtungen bis hin zu Aktivitäten für Kinder.

Die meisten Teilnehmenden sind Portugiesen, aber auch einige wenige ausländische Gäste interessieren sich für das Angebot. Somit ist das Festival eine großartige Gelegenheit, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen und mehr über ihre Lebensweise und Traditionen zu erfahren. Kurz gesagt: Das Festival de Caminhadas ist eine wundervolle Möglichkeit, um die andere Seite der Algarve zu entdecken! Mit seiner Vielfalt an geführten Wanderungen, Kulturangeboten und lokalen Delikatessen lädt es alle Naturliebhaberinnen und -liebhaber dazu ein, neue Erfahrungen zu machen! Für die Aktivitäten musst du dich im Vorfeld registrieren.

Eine weitere Wanderung, die mich am Samstagnachmittag erwartet, ist der «Fóia-Trail» PR3 MCQ. Dabei handelt es sich um einen von zwölf Wanderwegen, die die Via Algarviana (GR 13) ergänzen. Der Weitwanderweg führt vom Cabo de Sao Vincente durch das Hinterland der Algarve bis an die spanische Küste bei Alcoutim. Der Fóia ist mit 902 m ü. M. der höchste Gipfel der Algarve. Von hier aus genießt du einen herrlichen Blick nach Süden bis hin zur Küste und nach Portimão und einen Teil des Alentejo.

Leider starten wir im strömenden Regen und beenden die Rundtour bei dichtem Nebel. Aber dazwischen haben wir das Glück in der Abendsonne einen Blick auf den Picota, mit 774 m ü. M. die höchste und zweithöchste Erhebung der Algarve, zu erhaschen. Abgesehen von einem kurzen Stück auf der Hauptstraße führt der Weg auf asphaltierten und nicht befestigten Wegen durch die Natur. Die Terrassenlandschaft dient als Weidefläche für Ziegen oder Kühe und es wachsen Orangen-, Kirsch-, Pfirsich- und Kastanienbäume.

Schließlich geht es am Sonntagmorgen auf die Rota des Adelfeiras, die ebenfalls am Miradouro da Fóia startet. Zusammen mit Mauro Raposo vom Mediterranen Institut für Landwirtschaft, Umwelt und Entwicklung an der Universität Évora begeben wir uns auf die acht Kilometer lange Wanderung. Der Rhododendron ponticum blüht natürlich nicht im Winter, aber wir haben das Glück ein paar wenige dieser wunderschönen filigranen Blüten zu entdecken. Und auch ohne Adelfeiras ist die Wanderung zu empfehlen.

Wenn du ohne sachkundigen Führer unterwegs bist, kannst du mit dem QR-Code auf den Informationstafeln weitere Erläuterungen und einen Audioguide herunterladen. Wir erfahren von Mauro Raposo, dass die Adelfeira vom kontinentalen Lorbeerbaum abstammt und nur auf der Iberischen Halbinsel in Portugal und Südspanien und im Kaukasus beheimatet ist. Leider ist die Adelfeira vom Aussterben bedroht, weil sie sich nur schlecht an den Klimawandel anpassen kann. Dabei wäre die Pflanze enorm wichtig. Sie kann Erosion verhindern, trägt zur Bodenbildung und beherbergt unter ihrem dichten Blattwerk andere Tier- und Pflanzenarten.

Neben der Information zu den Rhododendren erfahren wir viel über die Wiederaufforstung der Serra de Monchique. Leider fielen im Sommer 2018 etwa 15’000 Hektar Land einem Waldbrand zum Opfer. Die Region erholt sich nur langsam davon. Immerhin wurden seither für die Wiederaufforstung viele der Eukalyptus-Monokulturen durch heimische Korkeichen, Medronhos oder Kastanien ersetzt.

Eine weitere empfehlenswerte Wanderung mit Start am Aussichtspunkt ist der Trilho das Cascatas da Serra de Monchique. Die Route führt durch Kastanienwälder, vorbei an eindrücklichen Felsformationen und Wasserfällen. Ja, nicht nur auf Madeira, auch hier an der Algarve gibt es Wasserfälle.

Monchique

Die Gemeinde liegt etwa 25 Kilometer von der Küste und Portimão entfernt auf einer Höhe von 458 Metern über dem Meeresspiegel. Der Ort mit seinen weiß getünchten Häusern, den typischen Kaminen, die sich von jenen an der Küste unterschieden, und den Kopfsteinpflastern in den Gassen strahlt einen ganz besonderen Charme aus. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten zählen die Igreja Matriz de Monchique mit ihren historischen Azulejos oder das Convento de Nossa Senhora do Desterro, von wo aus du einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt und die umliegende Bergwelt hast.

Ein weiteres Highlight ist sicherlich das Studio Bongard. Das Künstlerehepaar Silvan und Tara Bongard hat 2020 sein Studio von Ferragudo nach Monchique verlegt. Der Showroom in der alten Mühle, das Gewächshaus als Atelier und der mystische Skulpturengarten sind einen Besuch wert. Die so typischen Skulpturen von Fischen und anderen Meerestieren sind überall an der Algarve anzutreffen. Wenn du eine davon erstehen möchtest, musst du ziemlich tief in die Tasche greifen.

Restaurant-Tipps

Das gastronomische Angebot in und um das kleine Städtchen ist vielfältig. Während dieser Pressereise dreht sich neben dem Wandern alles ums Essen – viel und ausgiebiges Essen. Am zweiten Abend besuchen wir das Luar da Fóia. Das Restaurant in aussichtsreicher Lage ist vor allem im Sommer wegen seiner Terrasse und dem atemberaubenden Blick auf Berge und Meer sehr beliebt. Aber auch in der kalten Jahreszeit ist das Restaurant wegen des schmackhaften Essens eine gute Wahl.

Der Schwerpunkt in der Karte liegt auf Fleisch vom Grill. Es gibt aber auch einige Fischgerichte und zumindest eine vegetarische Option. Vor 30 Jahren begann alles mit einer kleine Bar aus Holz. Mittlerweile hat sich das Luar da Fóia zu einer beliebten Adresse gemausert und ich empfehle dir, unbedingt im Voraus zu reservieren.

Eine weitere Institution im Ort ist das Restaurante A Charrete im Zentrum. Das Lokal ist alleine schon wegen seiner originellen Einrichtung einen Besuch wert. Stell dich darauf ein, dass es eng wird. Auch hier gibt es in erster Linie Fleisch, viel Fleisch und deftige Gerichte wie Blutwurst und einen Eintopf vergleichbar mit Cozido auf den Azoren. Vegetarische oder gar vegane Speisen wirst du vergebens suchen. Dafür ist das Angebot an Deserts beachtlich.

Silves und der Seven Hanging Valleys Trail

Es ist unübersehbar, dass der Massentourismus an der Algarve erhebliche Schäden angerichtet hat. Hässlichen Hotelburgen und ausufernde Feriensiedlungen entlang der Küste sind die Schandflecke des Tourismus-Booms. Die Tourismusbranche war und ist die größte Einnahmequelle Portugals. Zum Glück hat die Regierung erkannt, dass sie die Entwicklung eines sanfteren und nachhaltigeren Tourismus vorantreiben muss.

Zum Glück gibt es immer mehr Tourenanbieter, die auf Ökotourismus setzen. Einer von ihnen ist Algarvian Roots. Das Unternehmen bietet authentische und nachhaltige Aktivitäten im Raum Silves an. Dazu zählen geführte Wanderungen mit Erläuterungen zu Flora und Fauna, Vogelbeobachtungen, landwirtschaftliche und gastronomische Erlebnisse, Workshops oder kulturelle und kunsthandwerkliche Touren. Ziel ist es, den Tourismus auf verantwortungsvolle Weise weiterzuentwickeln, die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren, das kulturelle Erbe und Traditionen zu erhalten sowie die einheimische Bevölkerung zu unterstützen.

Nach zwei Tagen in den Bergen rund um Monchique und den großartigen Erlebnissen am Festival de Caminhadas treffen wir Francesco von Algarvian Roots zu einer Stadtführung durch Silves. Unser Spaziergang führt uns – leider einmal mehr bei Regenwetter – durch die Gassen der einstigen maurischen Hauptstadt. Nach einem kurzen Abstecher in die Markthalle besuchen wir die Kathedrale, die Burg, das archäologische Museum und das Rathaus. In der Docaria do Sul probieren wir feine Tortas (Rouladen) und im Tasca da Praça erwartet uns ein Mittagessen mit frischem Fisch. Übrigens hat Silves so wie Tavira eine romanische Brücke.

Der Seven Hanging Valleys Trail gilt als eine der schönsten und spektakulärsten Wanderungen überhaupt. Dabei passierst du einige der besten Strände der Algarve und hast jederzeit einen fantastischen Blick auf die Küste mit ihren imposanten Felsformationen. Der Weg startet am Praia da Marinha und endet 5.7 Kilometer später am Praia de Vale Centianes. Das Regenwetter der letzten Tage macht die Wanderung laut Francesco zu gefährlich. Wir akzeptieren seinen Entscheid und lassen uns als Ersatz zu den besten Aussichtspunkten chauffieren.

einer der malerischsten Wanderwege der Algarve

Unser erster Halt ist in Ferragudo, wo wir durch den Ort schlendern und zum Farol da Ponta do Altar fahren. Der nächste Abstecher führt uns zum Praia do Paraiso, nach Carvoeiro und zum Aussichtspunkt Forte de Nossa Senhora da Encarnação. Immerhin können wir das kurze Stück von dort über den Carvoeiro Boardwalk nach Algar Seco wandern. Am späten Nachmittag bestaunen wir vom Miradouro dos Arcos Naturais de Benagil den berühmten Felsbogen und das «Herz der Algarve». Den Sonnenuntergang bestaunen wir von der berühmten Kapelle Nossa Senhora da Rocha aus.

Trotz des wechselhaften Wetters verbringen wir einen wunderbaren Tag an der Küste. Es ist spannend die Felsformationen, die ich Oktober bei der Bootstour zur Höhle von Benagil noch vom Wasser aus bewundert habe, aus dieser Perspektive zu sehen. Die letzten Stunden bis zum Abflug am nächsten Tag vertreibe ich mir mit einem Abstecher auf die Ilha Deserta und die Ilha do Farol von Faro aus.

Offenlegung: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Einladung von VisitAlgarve. Vielen Dank für die Möglichkeit der Teilnahme am Festival de Caminhadas Monchique. Meine Meinung ist davon nicht beeinflusst.

Monchique: Ausblick in den Alentejo
Festival de Caminhadas Monchique

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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