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Lenzerheide: Ski, Corona und erholsame Tage im Valbella Resort

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Strahlender Sonnenschein, Pulverschnee, tiefverschneite Landschaften, Lifte ohne lange Menschenschlangen davor, urige Skihütten mit zünftiger Kost und dazu ein gediegenes Hotel mit modernem Wellnessbereich und ausgezeichneter Küche: So sieht Skiurlaub aus – zumindest in meinen Vorstellungen. Wunsch und Wirklichkeit klaffen manchmal auseinander, insbesondere im Corona-Winter 2020/21, in dem es mich zum Skifahren nach Lenzerheide und ins Valbella Resort zieht.

In den folgenden Zeilen erzähle ich dir, wie ich die Ski- und Langlaufregion Arosa Lenzerheide im Corona-Winter 2021 erlebt habe. Du erfährst, wo Wunsch und Wirklichkeit nicht übereinstimmen und ob ich das Valbella Resort empfehle.

Skiurlaub: warum und wohin?

Die Fahrt in den Skiurlaub gestaltet sich mit leichten Abweichungen eigentlich immer gleich. Am Beginn steht eine kleine Materialschlacht zu Hause: Winter- und Skiklamotten einpacken, Skischuhe, Helm, Ski, Stöcke plus Langlauf-Equipment ins Auto verfrachten und hoffentlich nichts zurücklassen. Wer am Wochenende anreist, muss im schlimmsten Fall mit Stau oder zumindest mit viel Verkehr rechnen. Vor Ort kann die Entspannung endlich beginnen. Spätestens, wenn ich das erste Mal auf der Piste stehe, sind alle Anstrengungen und Ärgernisse vergessen.

Nachdem die letzte Skisaison ein abruptes Ende gefunden hat und die Möglichkeiten zum Reisen zurzeit eingeschränkt sind, gönne ich mir eine kleine Auszeit im Bündnerland. Hier kann ich sowohl auf die Loipe als auch auf die Piste. Die Wahl fällt leichter, weil eines meiner Lieblingsskigebiete, Ski Arlberg, die Saison frühzeitig beendet hat. Außerdem hat Österreich seine Grenzen weitgehend dichtgemacht und Hotels und Gastronomiebetriebe im Rahmen des Teil-Lockdowns geschlossen.Mein nächster Besuch im Bregenzerwald muss warten.

Ski, Langlauf und Winterwandern in Lenzerheide

Langlaufen

Lenzerheide kann mit 56 Kilometer Loipen aufwarten, die sich von Lantsch/Lenz bis Parpan erstrecken. Die Region Lenzerheide Valbella zählt mit zu den besten Langlaufgebieten der Schweiz. Zudem gibt es hier die erste und bisher einzige fest installierte Biathlon-Anlage. Den Loipenpass für die Region kannst du bequem online beziehen.

Den ersten Nachmittag vor Ort nutze ich gleich für eine gemütliche Runde um den Heidsee, wo das Eis im März bereits taut. Ich genieße die frühlingshafte Stimmung. Die Bedingungen sind noch in Ordnung, wobei die Schneeverhältnisse bei den Temperaturen nicht mehr perfekt sind. An einem anderen Tag bin ich unterwegs Richtung Parpan.

Skigebiet Arosa Lenzerheide und die Urdenbahn

Für vier Tage löse ich einen um 20 % ermäßigten Skipass im Hotel. Damit erkunde ich zuerst bei perfektem Wetter die westliche Talseite mit dem Piz Scalottas. Noch umfangreichere Möglichkeiten findest du auf der Seite des Rothorns, wenn du die Verbindung nach Arosa nutzt. Seit dem 18. Januar 2014 sind die beiden Skigebiete vereint und bieten zusammen über 225 Pistenkilometer und 45 Liftanlagen oder Seilbahnen. Damit gehört Arosa Lenzerheide zu den zehn größten Skigebieten der Schweiz und ist die größte Wintersportarena Graubündens.

Das Herzstück der Skigebietsverbindung stellt die Urdenbahn vom Urdenfürggli auf der Lenzerheider Seite zum Hörnligrat in Arosa dar. Die Seilbahn führt über das Naturschutzgebiet des Urdentals und den Urdensee, von dem in der verschneiten Winterlandschaft nichts zu erkennen ist. Die Bahn kommt gänzlich ohne Stützen aus und gleitet rasant über den Abgrund.

Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 12 m/s ist sie zurzeit die schnellste Pendelbahn der Schweiz und die Personen-Seilbahn mit den dicksten Tragseilen. Die Fahrt dauert knapp vier Minuten. Jede Stunde können in den beiden modernen Großraumkabinen bis zu 1’700 Personen pro Richtung transportiert werden.

Winterwandern am «Heidi & Gigi Weg»

Heidi und Gigi müssen fürs Marketing herhalten und stehen symbolisch für die beiden Gebiete. Du musst weder die schöne Heidi von der Lenz noch den Skilehrer Gigi kennen. Ältere Semester erinnern sich vielleicht noch an den Song «Gigi von Arosa» von Ines Torelli. Der Heidi & Gigi Weg ist ein Panoramaweg der Extraklasse, der von Lenzerheide oder der Mittelstation der Rothornbahn zum Prätschli auf der Aroser Seite führt. Unterwegs nutzt du nach Belieben Aufstiegshilfen oder die Urdenbahn und hast so die Möglichkeit eine eine gigantische Rundtour mit Gipfeln und kulinarischen Höhepunkten in Angriff nehmen.

Die Wanderung am Heidi & Gigi Weg bietet mehrere empfehlenswerte Einkehrmöglichkeiten, zumindest in «normalen Zeiten». Im Corona-Winter kannst du nur ein wenig von der Atmosphäre schnuppern und das Take-Away-Angebot nutzen. Ein solches gibt es zum Beispiel im Bergrestaurant Scharmoin mit seiner großen Sonnenterrasse oder in der Motta Hütte, die 2017 abgerissen und neu gebaut wurde. Ich finde die neue Motta-Hütte architektonisch sehr gelungen und einladend. Hier ließe es sich aushalten.

Selbstverständlich kannst du auch in Arosa am anderen Abschnitt des Heidi & Gigi Wegs wandern.

Valbella Resort

Als Unterkunft wähle ich das 4-Sterne-Superior-Hotel Valbella Resort. Die Auswahl des passenden Hotels in der Region hat mich längere Zeit beschäftigt. Infrage kamen das Maiensäss-Hotel Guarda Val in Sporz, das schon seit Jahren auf meiner Liste steht, der Schweizerhof in Lenzerheide und das Valbella Resort.

Meine Wahl fällt aus zwei Gründen auf das Valbella Resort. Vom Hotel aus hat man nahezu direkten Zugang zum Skigebiet. Bei der Bergstation des Fastatsch-Lifts führt ein Verbindungsweg hinüber zur Rothornbahn und am Abend fährst du auf Skiern wieder direkt zum Resort. Die Haltestelle des Sportbusses Richtung Lenzerheide erreichst du in ein paar Minuten. Preislich liegt das Valbella Resort merklich unter den beiden anderen Hotels. Ich lege Wert auf gehobene Unterkünfte und vor allem auf gutes Essen. Dennoch hat Skiurlaub in der Schweiz bei mir nicht oberste Priorität. Da gebe ich mein Geld lieber für andere Reisen aus.

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Das Vallbella Resort besteht aus drei Gebäuden, dem Hauptgebäude Tgiasa Principala, der Tgiasa da Lenn und der Tgiasa Fastatsch. Mein Zimmer liegt im hölzernen Erweiterungsbau Tgiasa da Lenn. Dieses Gebäude hat den Vorteil, dass es unterirdisch mit dem Wellnessturm Tor da Lenn verbunden ist. Zum Frühstück und Abendessen ins Hauptgebäude zu gehen, empfinde ich als weniger unangenehm, als wenn ich im Bademantel im Freien durchs ganze Resort zur Sauna muss. Die Zimmer sind ein Mix aus modernem Design und Alpenchick und ansprechend gestaltet.

Das Valbella Resort und seine Restaurants

Kulinarisch kannst du dich im Resort in zwei Restaurants verwöhnen lassen, im Capricorn und im Fastatsch. Im Rahmen der Halbpension gibt es abends ein Viergang-Menü mit Gerichten zur Wahl wie Vitello Tonnato, vegetarischen Capuns, Sellerie aus der Salzkruste, Miso-Lachs, Pacceri mit Seeteufel-Ragout, Harissa -Rüebli, Venere Risotto oder Wildschwein-Rib Eye und eine gelungene Auswahl an Desserts. Die Menüs wechseln im Zwei-Wochen-Rhythmus.

Das Frühstücksbuffet im Valbella Resort wartet sogar auf Langschläfer. Das Angebot ist umfangreich, nur frisches Gemüse habe ich vermisst. Man bedient sich am Buffet, Kaffee und frisch zubereitete Eierspeisen werden serviert. Hier ist das Personal teilweise etwas überfordert.

Wellness auf drei Etagen im Tor da Lenn

Der Wellness Bereich des Valbella Resorts liegt in einem mehrstöckigen Holzturm und bietet auf drei Etagen Dampfbad, Biosauna, Panoramasauna mit Kaltwasserbottich, Kneipbecken, Salz- und Eispeeling sowie zwei Ruheräume, das Silencium und das Palavrion. Die Behandlungsräume für Kosmetik und Massagen liegen im ersten Stock. Das alles klingt nach mehr, als es ist. Der Tor da Lenn ist kein überdimensionierter Wellnesstempel, sondern sehr kompakt ohne große Überraschungen. Das Bad im Valbella Resort befindet sich im Haupthaus, ich habe es nicht genutzt.

Die Sache mit Wünschen und der Realität, die einen einholt

Ich bin begeistert: einerseits von der Weitläufigkeit, andererseits vom Angebot an Pisten in unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades in der Skiarena. Die Pisten sind wider Erwarten erstaunlich gut für diese Jahreszeit. Frau Holle erfüllt den Wunsch nach etwas Neuschnee. Nur in tieferen Lagen wird der Schnee gegen Mittag ziemlich sulzig. Kurz vor dem Audi FIS Ski Weltcup Finale ist wenig los und vielfach habe ich Pisten – in allen Schwierigkeitsgraden – fast für mich alleine.

Skikrankheit

Mehrheitlich habe ich Glück mit dem Wetter – ein weiterer erfüllter Wunsch. Am Dienstag jedoch verspricht der Wetterbericht mehr, als das Wetter selbst tatsächlich halten kann. Nichts wird es mit dem versprochenen Sonnenschein. Plötzlich finde ich mich am Hörnli in Arosa in dichtem Nebel und Schneefall wieder. Alles Grau in Grau. Zu sehen sind weder die Unebenheiten auf der Piste noch die nächsten Markierungsstangen. Halb so schlimm, denkst du jetzt. Für mich ist dieser Zustand katastrophal. Ich leide unter Skikrankheit!

Diese Skikrankheit ist ein bisschen wie Seekrankheit im Schnee. Immer dann, wenn die Sicht schlecht ist, Piste und Himmel zu einem weißen Einerlei verschwimmen und ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, spielt mein Gleichgewichtsorgan verrückt. Übelkeit setzt ein. Das hatte ich bereits als Kind, nur war es mir damals nicht bewusst. Der Weg zurück wird für mich zur Qual und ich brauche eine gefühlte Ewigkeit dafür. Teilweise habe ich Angst, mich zu verirren und irgendwo abzustürzen. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Genau aus diesem Grund bin ich Schönwetterskifahrerin.

Hüttengaudi war (vorerst) einmal und Bausünden bleiben

Nach diesem unerfreulichen Ende des Skitages (Details erspare ich dir) schaffe ich es am Folgetag endlich nach Arosa. Ich muss gestehen, dass mich das Skiresort bei meinem ersten Besuch im Sommer wenig begeistern konnte. Jetzt, tief verschneit, wirkt es einladender. Leider treffe ich am Berg wiederum auf die ausgesprochen hässliche Betonbauten der Seilbahnstationen aus den 1970er Jahren.

In Arosa mache ich einen Einkehrschwung in der neuen, 2020 eröffneten, AlpArosa. Der ehemalige Stall wurde aufwändig renoviert und in ein kleines Bergrestaurant umgewandelt. Alles in allem sehr gelungen. Leider kann ich nur ahnen, wie schön es auf der Terrasse in normalen Wintern wäre. Die Küche beschreiben die Betreiber selbst als «Gehoben, aber nicht abgehoben». Frische und lokale Produkte stehen hoch im Kurs. Ich komme gerne wieder, wenn es mehr als Take-Away-Gerichte gibt, um mich davon zu überzeugen. Meine Vorliebe für Skihütten kann ich diesen Winter nicht ausleben.

In Lenzerheide steuere ich die Motta Hütte an. Auf der Terrasse treffen sich (nicht ganz so) Scheneesportbegeisterte gerne an der Freiluftbar. Im Inneren sorgen ein großer Kamin und der begehbare Weinschrank für eine besondere Atmosphäre. Die ehemaligen Gastgeber Sergio und Bianca Andreatta schafften mit ihren Spezialitäten auf der Motta Hütte sogar 14 Gault-Millau-Punkte. Mittlerweile sind sie als Opfer ihres eigenen Erfolgs weitergezogen. Ein Blick auf die Take-Away-Karte in der Saison 2020/21 lohnt sich.

Der Ort Lenzerheide ist nicht sonderlich attraktiv, ein Straßendorf mit vielen unschönen und gesichtslosen Bauten. Corona bedingt wirkt Lenzerheide zusätzlich ausgestorben und wenig einladend.

Ausgezeichnetes Essen und ein bisschen Jammern auf hohem Niveau

Das Essen im Valbella Resort ist hervorragend, so wie ich mir das gewünscht habe, der Service im Restaurant mehrheitlich perfekt. Einzig bei den offenen Weinen hätte ich mir etwas mehr Auswahl gewünscht. Wie im Ristorante la Sorgente im Hotel Relais Castello di Morcote sind mir die vegetarischen Gerichte zu süß. Warum können Kreationen für Vegetarier nicht einfach einmal herzhaft und salzig sein? Ich mag weder Honig noch irgendwelche karamelisierten Nüsse oder süße Wintergemüsemischungen als Geschmacksträger in meinen Vor- und Hauptspeisen. Da gäbe es so viel mehr, um diesen Gerichten den nötigen Pep zu geben. Den Zeitpunkt zum Essen kann ich leider nicht wählen, 19:45 Uhr ist für mich etwas gar spät.

Wellness – aussichtslos

Die Idee mit dem Wellnessturm klingt gut. Was mir fehlt, ist die Aussicht. Der Tor da Lenn zeigt, was herauskommt, wenn Architekten sich selbst verwirklichen und dabei die Bewohner oder Gäste des Gebäudes vergessen. So bestehen die Liegen im Palavrion aus harten und ungemütlichen Fliesen, das lädt nicht zum Verweilen ein.

Verweilen ist aktuell sowieso kein Thema. Der Zugang zum und Aufenthalt im Wellnessturm ist nur auf Voranmeldung und nach Verfügbarkeit innerhalb vorgegebener Zeitfenster für eine Stunde möglich. Dafür habe ich Verständnis. Für Termine ohne Abstimmung auf Wünsche und Bedürfnisse der Gäste wie eine Stunde vor dem Abendessen eher weniger. Richtig entspannen kann ich so nie. Was Ruhe und Erholung bieten sollte, setzt mich unter Stress.

Warum ich meinen Skiurlaub nicht mehr im Valbella Resort verbringen würde

Das Valbella Resort in Lenzerheide ist ein Paradies für Kinder und Familien (Kinderskiland und KidsInn). Als Alleinreisende habe ich manchmal etwas fehl am Platz gefühlt. Irgendwie war mir nicht bewusst, dass das Hotel so stark auf Familien ausgerichtet ist. Entweder habe ich diese Informationen im Vorfeld überlesen oder bei meinen umfangreichen Recherchen etwas durcheinander gebracht.

Ein Restaurant mit Tripp-Trapp-Stühlen an nahezu allen Tischen und trotzigen Kindern, die am Morgen lautstark die Geduld mancher Gäste auf die Probe stellen, gehört nicht zu meinen Vorstellungen von Winterurlaub. Für Familien ist das Valbella Resort hingegen perfekt. Ich wäre im Schweizerhof in Lenzerheide besser aufgehoben gewesen. Das Spa mit Hamam dort bietet etwas mehr und für Halbpensionsgäste, die eine besonders ruhige Atmosphäre beim Frühstück schätzen, gibt es ein eigenes Restaurant.

Insgesamt habe ich die fünf Tage in Valbella sowie das Skifahren in Lenzerheide und Arosa aber sehr genossen. Hoffentlich beschäftigen uns nächsten Winter wieder andere Themen.

Silvano Beltrametti Piste in Lenzerheide
Ski Lenzerheide

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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