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Seefeld, das Langlaufparadies in den Tiroler Bergen

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Seit Jahren liegt Langlauf voll im Trend. Kein Wunder, handelt es sich doch um eine der gesündesten Sportarten überhaupt. Es stärkt Ausdauer, Kraft und Koordination und schont die Gelenke. Passende Loipen gibt es an vielen Orten. Und dann sind da Regionen, die mit ihren Hunderten von Loipenkilometern alle Erwartungen übertreffen. Die Olympiaregion Seefeld ist mit einem Loipennetz von ungefähr 245 Kilometern ein solches Langlaufeldorado.

1964 war der Tiroler Wintersportort Austragungsort der Olympischen Winterspiele – zumindest der nordischen Disziplinen. 1985 und 2019 fanden die Nordischen Skiweltmeisterschaften in der Region statt.

So ambitioniert wie die Profis musst du gar nicht sein. Auch Freizeitsportlerinnen und -sportler finden hier viel Abwechslung, Ruhesuchende die nötige Erholung. Meine Tipps für ein gelungenes Winterwochenende kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Olympiaregion Seefeld

Das Dreieinhalbtausend-Seelen-Dorf liegt auf einer Hochebene in den Tiroler Alpen, zwischen Wettersteingebirge und Karwendel. Dank seiner bevorzugten Lage zählt Seefeld zu den der schneesichersten Orten Tirols. Diese Schneegarantie, das umfangreiche Loipennetz, die ausgebuchten Unterkünfte im Goms und die Tatsache, dass ich ein wenig Sehnsucht nach Österreich habe, führen mich für ein verlängertes Wochenende in die Olympiaregion.

Seefeld gilt als exklusives Pflaster mit einer hohen Dichte an 4- und 5-Sterne-Hotels, einer Fußgängerzone mit zahlreichen Geschäften und Boutiquen und einem Casino. Das Ambiente ist keineswegs vergleichbar mit Nobelskiorten wie Gstaad oder St. Moritz. Die Devise «Sehen und gesehen werden» gilt aber auch hier.

Zur Olympiaregion gehören neben Seefeld die Orte Leutasch, Mösern-Buchen, Reith und Scharnitz. Die Ortschaften liegen auf etwa 1’200 Meter Seehöhe auf einem weitläufigen Hochplateau. Zusammen bieten sie Sommer wie Winter eine große Vielfalt an Freizeit- und Sportmöglichkeiten in einer einzigartigen Naturlandschaft.

Die Region hat sich ganz dem nordischen Skisport verschrieben. Bei einem Loipennetz von 245 Kilometern ist für jede Könnensstufe und jeden Fitnesslevel etwas mit dabei, ob Klassisch oder Skating. Es gibt Nachtloipen, Hundeloipen und barrierefreie Loipen. Mit dem Nordischen Kompetenzzentrum Seefeld verfügt die Region über eine der modernsten Biathlonanlagen Europas. Auf der Toni-Seelos-Schanze trainieren und wetteifern Skispringerinnen und Skispringer sowie Athletinnen und Athleten der Nordischen Kombination.

Klassischer Langlauf und Skating in Seefeld

Anfängerinnen und Anfänger sind mit einer Unterkunft in Seefeld grundsätzlich gut beraten. Hier gibt es die größte Auswahl an Hotels und Pensionen. Das Loipennetz beginnt in unmittelbarer Nähe zum Ortszentrum beim Seekirchl, dem Wahrzeichen schlechthin. Hier in der WM-Arena befinden sich die Übungsloipe und mit der Loipe A1 ein kurzer und einfacher Rundkurs. Danach wird es allerdings schnell steil und anspruchsvoll. Wer sich auf die WM-Loipe wagt, muss mit 260 Höhenmetern Anstieg rechnen. Das klingt nicht nach viel. Wenn du schon einmal auf Langlaufskiern unterwegs warst, weißt du, wie anspruchsvoll und schweißtreibend das ist.

Die Loipen in Scharnitz oder Leutasch sind für alle, die mit dem Sport beginnen oder es eher gemütlich lieben, besser geeignet. Hier kannst du auf blauen Loipen (nicht mehr als 10 % Gefälle bzw. Anstieg) zwischen zehn und zwanzig Kilometern gemütlich in eine Richtung und wieder zurück durch die winterliche Landschaft gleiten. Die Loipen sind mehrheitlich als Rundkurse angelegt, sodass je nach Ausdauer und Fitnessgrad eine weitere Runde angehängt werden kann. Ansonsten geht es in beiden Ortschaften sehr beschaulich zu und her und die Anzahl der Unterkünfte ist begrenzt.

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Ich entscheide mich mal wieder äußerst kurzfristig für diesen Wochenendtrip und buche deshalb eines der wenigen noch verfügbaren Hotels in Seefeld. Meine Ski und Stöcke bringe ich mit. Ansonsten kannst du in den Skischulen und Sportgeschäften der Region deine Ausrüstung für € 15.– bis € 20.– mieten. Die Auswahl an Ski- und Langlaufschulen ist enorm. Gruppenkurse finden in der Regel nur während der Woche statt. Am Wochenende bleibt nur die Alternative Privatunterricht. In der Hochsaison und zur Ferienzeit sind Privatstunden gut gebucht. Eine Privatlektion schlägt mit € 65.- bis € 70.- zu Buche. Dafür erhältst du eine individuelle Betreuung und wirst schnell Fortschritte machen.

Bei vielen Beherbergungsbetrieben ist das Loipenticket in der Gästekarte enthalten. Alle anderen Konditionen und die inkludierten Leistungen findest du auf der Website der Olympiaregion Seefeld. Tagestickets gibt es online oder bei den Automaten an der Loipe. Auf der Loipe selbst werden keine Langlaufpässe verkauft. Wer ohne gültiges Ticket erwischt wird, zahlt eine hohe Loipen-Ersatzgebühr. Du fragst dich, warum man fürs Langlaufen überhaupt bezahlen muss? Nun, der Erlös fließt in die Präparierung und das Spuren der Loipen. Das ist aufwändig und kosten viel Geld.

Von null auf hundert in zwei Tagen

Meine ersten Versuche auf Langlaufskiern im Schwarzwald, in Waldau in der Nähe von Titisee, liegen bereits ein paar Jahre zurück. Bedingt durch schneearme Winter und die Corona-Pandemie war ich zuletzt eher selten skatend unterwegs. Hier will ich die Gelegenheit nutzen und wieder einmal ein paar Stunden Unterricht nehmen.

Den Skanting-Privatunterricht buche ich zwei Tage vorher bei der Skischule Mösern. Am Samstagmorgen um zehn Uhr treffe ich meinen Langlauflehrer Egon in Seefeld beim Ticketautomaten an der Loipe. Eigentlich habe ich mich darauf eingestellt, wieder mit den typischen Anfänger-Übungen zu beginnen. Aber Egon demonstriert nur kurz die beiden Techniken, 2:1 und 1:1 und fordert mich zum Mitmachen auf. Nach zwei- bis dreimaligem Hin- und Herlaufen verlassen wir auch schon das Übungsgelände. Ich stünde ausgezeichnet am Ski, wie Egon meint. Deshalb geht es gleich auf die Loipe. An verschiedenen Anstiegen trainieren wir noch die Technik am Berg. Dabei komme ich trotz der bitterkalten Temperaturen erstmals richtig ins Schwitzen.

Mit Egons kleinen zielgerichteten Korrekturen kann ich falsche Angewohnheiten und Haltungen schnell ausmerzen. Mit diesen Hilfestellungen bin ich sofort viel sicherer und effizienter unterwegs. Insofern bin ich mehr als zufrieden mit dem heutigen Unterricht. Und auch die menschliche Ebene stimmt. Mein Langlauflehrer und ich liegen auf der gleichen Wellenlänge und verstehen uns ausgezeichnet. Die zwei Stunden vergehen wie im Fluge. Nach dem Unterricht gönne ich mir erst einmal eine Pause auf der Sonnenterrasse des Hotels Hocheder. Hier lässt es sich aushalten!

Das Schöne am Langlaufen ist ja, dass man schon in kurzer Zeit das perfekte Ganzkörper-Workout bekommt und gar nicht stundenlang unterwegs sein muss. So bleibt Zeit für andere Aktivitäten. Für mich geht es allerdings am Nachmittag nochmals auf die Loipe. Schließlich will ich das eben Gelernte festigen und morgen mit meinem Können glänzen. Nach zwei weiteren Runden auf der A1 spaziere ich zurück ins Hotel und gönne mir eine wohlverdiente Auszeit in der Sauna.

Für Sonntagmittag haben Egon und ich vereinbart, bei der Seewaldalm in Mösern zu starten und von dort aus eine etwa zweistündige Runde über Seefeld zu machen. Diese zwei Stunden sollten es in sich haben. Über die Loipe B1 – mit zwei kleinen Abstechern auf die C1 (WM-Loipe von 2019) – geht es zum Seekirchl. Ich bin extrem gefordert. Die Technik stimmt, aber an der Kondition mangelt es. Egon hat viel Verständnis und lässt mich in meinem eigenen Tempo laufen. Abgesehen davon ist die Routenführung der Loipe ausgesprochen schön. Sie verläuft mehrheitlich durch bewaldete Gebiete und erlaubt immer wieder Ausblicke ins Umland.

Alleine wäre ich sicherlich nicht auf die Idee gekommen, diese Strecke in Angriff zu nehmen. Am Ende bin ich dennoch froh, dass ich das erleben durfte. Egon und ich haben viel gelacht und uns über Gott und die Welt ausgetauscht. Zurück beim Seewaldlift sind der steile Anstieg Richtung Mösern vergessen.

Gemütliches Auslaufen in Leutasch

Abgesehen von dieser kleinen Blessur geht es meinen Muskeln an Tag drei sehr gut. Auf Egons Rat hin will ich es heute gemütlich angehen und vor der Rückreise noch die Loipen in Leutasch unter die Lupe nehmen. Weil ich mich danach gleich auf den Heimweg mache, bin ich mit dem Auto unterwegs. Ansonsten kannst du aber problemlos mit dem Skibus von einem Ort zum anderen in der Olympiaregion pendeln. Wer über eine bessere Fitness und Kondition als ich verfügt, kommt auch über rote und schwarze Loipen von Seefeld bis Leutasch.

Nach der gestrigen Tour halte ich mich heute an die Loipen der Schwierigkeitsstufe 1 (blau). Ich starte auf der 5.6 Kilometer langen Schleife A6 und hänge – weil es so schön ist – gleich die Runde A7 an. Das Wetter ist traumhaft. Nach den eisig kalten Temperaturen in der Nacht wärmt die Sonne und der Schnee glitzert. Ehe ich mich versehe, habe ich auch schon wieder elf Kilometer in den Beinen. Ob es daran liegt, dass ich mich heute lieber bewege als sitze?

Weitere Aktivitäten in der Olympiaregion

Seefeld hat mehr zu bieten als sein weitläufiges Loipennetz. Ich staune, wie viele Gäste unterschiedlichster Nationen hier ihren Skiurlaub verbringen. Im Hotel sind etliche Engländerinnen und Engländer, die die Pisten unsicher machen. Wenn du weitläufige Skigebiete gewohnt bist, wirst du in der Gegend möglicherweise nicht glücklich werden. Aber immerhin umfasst die Ski-Arena 26 Pistenkilometer und mehr als 30 Seilbahnen und Lifte. Das größte und anspruchsvollste Gebiet ist die Rosshütte.

Daneben weist die Olympiaregion ein ausgesprochen gutes Netz an Winterwanderwegen auf. Mehr als 140 Kilometer präparierte und beschilderte Wege in der Ebene und hinauf auf die Berge laden zur Bewegung in der frischen Luft ein. Je nach Wahl der Route gibt es eine kulinarische Belohnung in einer der vielen Hütten. Mir bleibt an diesem verlängerten Wochenende nicht allzu viel Zeit. Immerhin schaffe ich gleich am Anreisetag die Tour um den Gschwandtkopf (W2) und vorbei am Wildsee.

Selbstverständlich locken auch gut beschilderte Strecken zum Schneeschuhwandern. Leider sind wir in diesem Winter mit Schnee nicht gerade verwöhnt. Nach den intensiven Schneefällen im Dezember ist nicht mehr viel Neuschnee dazugekommen. Die meisten Routen können ganz einfach mit Wander- anstatt mit Schneeschuhen begangen werden.

Wenn du noch andere Aktivitäten bevorzugst, kannst du zum Beispiel eine Pferdeschlitten- oder -kutschenfahrt machen, einen Alpaka-Spaziergang unternehmen, dich im Biathlon versuchen, Eisstock schießen, an einen Schlittenhunde-Workshop teilnehmen oder beim Zottelhof in Leutasch ein exklusives Winterpicknick am Feuerkorb genießen. Langweilig wird es in der Olympiaregion Seefeld bestimmt nicht.

Während die Region bereits als Langlaufmekka gilt, können andere Regionen in den Alpen das sogar noch toppen. Das größte Langlaufgebiet der Schweiz ist das Engadin und verfügt immerhin 220 präparierte Loipenkilometer im klassischen Stil und 200 Kilometer Skatingpisten. Das Gebiet Drei Zinnen Dolomiten in Südtirol umfasst ein ebenso langes Loipennetz. In Les Rousses in Frankreich kannst du dich auf etwa 190 Kilometern austoben. Unschlagbar ist allerdings der Schwarzwald. Bei unglaublichen 700 Kilometer Loipen im Hochschwarzwald hat man wirklich die Qual der Wahl.

Seekirchl in Seefeld
Olympiaregion Seefeld

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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