Die Küsten im Süden Portugals sind atemberaubend. Das Hinterland der Algarve hat aber mindestens genauso viel zu bieten. Es ist ein verborgenes Paradies mit unberührten Landschaften, atemberaubenden Ausblicken und ursprünglichen Dörfern. Von den Stränden bis ins Hinterland ist es nicht weit, Berge und Meer liegen an der Algarve ganz nah beieinander. Den Urlauberinnen und Urlaubern eröffnen sich so ganz neue Perspektiven auf die Algarve: Authentizität und Ursprünglichkeit abseits des internationalen Massentourismus. Im den gebirgigen Regionen herrscht eine andere Atmosphäre als in den hektischen Badeorten an der Küste.
Ich zeige dir, wie schön die Algarve außerhalb der lebhaften Touristenorte am Strand ist, egal wie spektakulär die Felsformationen und wie endlos lang die Strände dort sind. Besucht und bereist habe ich diese Orte im Winter. Doch selbst die kalte Jahreszeit ist an der der Algarve recht mild. Für Wanderungen und Besichtigungen sind die Monate zwischen November und April optimal. Auch wenn im Sommer mehr los ist, geht es im gebirgigen Hinterland der Algarve immer noch beschaulich zu und her. Vieles ist angenehm untouristisch, echt und liebenswert.
Meine Tipps für das Hinterland der Algarve
Zwei der bekanntesten Städte und Ausflugsziele im Hinterland der Algarve sind die frühere Hauptstadt Silves und der Gebirgsort Monchique in der Nähe von Portimão. Beide Orte durfte ich anlässlich einer Pressereise im Dezember besuchen. In meinen Bericht «Monchique und das Festival de Caminhadas: Algarve einmal anders» erfährst du mehr über die Region, den Medronho und mögliche Wanderungen. Denn die Region um Monchique und die Serra de Monchique eignet sich perfekt zum Wandern.
Monchique liegt zwischen den beiden höchsten Erhebungen der Algarve, dem Fóia und dem Picota. Der kleine Ort zieht sich den Hang hinauf, entsprechend steil sind viele der Straßen und Gassen mit Kopfsteinpflaster. Eine Besonderheit in Monchique sind die Kamine. Jeder von ihnen ist ein Unikat. Form und Aussehen spiegeln den ehemaligen Reichtum der Besitzer wider. Einmal monatlich findet in Monchique ein Markt statt und lockt die Besucher mit regionalen Spezialitäten und Kunsthandwerk wie Klappstühlen, Korbflechterei, Töpfer- und Strickwaren.
Knapp sechs Kilometer entfernt liegt der Kurort Caldas de Monchique. Hier befinden sich die einzigen natürlichen Thermalquellen der Algarve. Keine 30 Kilometer entfernt von der Küste tauchst du in eine völlig andere Welt ein. Es herrscht ein Mikroklima, in dem neben den typischen mediterranen Pflanzen auch Kastanien, Platanen, Akazien oder Kamelien wachsen. Hier kannst du nicht nur in der wunderschönen Natur sondern auch in einem der Thermalbäder die Seele baumeln lassen.
Silves begeistert vor allem mit seiner eindrücklichen Burganlage aus dem 13. Jahrhundert. Der riesige Komplex aus rotem Sandstein ist von weithin sichtbar. Daneben gibt es in Silves ein durchaus sehenswertes archäologisches Museum, die Kathedrale Sé, die Praça do Município mit dem Rathaus, eine Markthalle und eine romanische Brücke über den Rio Arade. Die Gassen der Altstadt von Silves sind ebenfalls sehr hübsch. Für einen Besuch würde ich einen halben bis einen Tag einplanen.
Loulé
Die Stadt Loulé ist vor allem bekannt für ihren Markt. Die im orientalischen Stil erbaute Markthalle im Zentrum zählt zu den Wahrzeichen der Algarve. Sie öffnet täglich um sieben Uhr früh ihre Pforten. Es gibt vor allem frischen Fisch und Meeresfrüchte. Seit der letzten Restaurierung laden zwei Bistros in der Markthalle zum Essen ein.
Wie auch in anderen Orten der Algarve findet jeweils samstags der Wochenmarkt statt. Dann strömen Einheimische und Touristen in die Halle und auf das Gelände rundum. Es herrscht ein quirliges Treiben. Zu kaufen gibt es lokale Spezialitäten und landwirtschaftliche Produkte aus der Region, Obst und Gemüse, Trockenfrüchte, Medronho, einen Schnaps aus den Früchten des Erdbeerbaums, und Carob. Die Früchte des Johannisbrotbaums zählen zu den Spezialitäten der Algarve. Die schwarzen Schoten werden zu Mehl gemahlen und finden Verwendung in Schokolade oder als Kaffee-Ersatz.
Die maurische Altstadt mit ihren schmalen Gassen erstreckt sich rund um den Mercado de Loulé. Hier findest du viele kleine Läden mit Kunsthandwerk und natürlich dem üblichen Touristenramsch. Noch gibt es den Kupferschmied Analide Carmo, der in seiner Werkstatt in Loulé Kessel, Pfannen oder die traditionelle Cataplana, das typische Kochgeschirr für den Muscheleintopf, und andere Kunstgegenstände herstellt.
Besonders beeindrucken mich die Dekorations- und Einrichtungsgeschäfte mit außergewöhnlich schönen Möbeln und Wohnaccessoires. Wenn solche Schmuckstücke doch etwas einfacher zu transportieren wären! Die Boutique Tasa hat sich zum Ziel gesetzt, traditionelle Handwerksberufe vor dem Aussterben zu bewahren und hat einige exklusive Kreationen im Angebot. Es gibt Körbe, Tongefäße, Schalen, Küchenutensilien, Hocker und vieles mehr. Verwendet werden dafür Naturprodukte wie Kork, Lehm, Palmzweige oder Espartogras.
Wenn du an Geschichte interessiert bist, kannst du dem maurischen Castelo de Loulé, in dem auch das Stadtmuseum untergebracht ist, einen Besuch abstatten. Am Largo Dom Pedro findest du die Fonte das Bicas Velhas und die Ruinen des Banhos Islâmicos. Dieses arabische Badehaus wurde durch Zufall gefunden. Zur Zeit der Araber gab es viele solche Hamams an der Algarve, leider ist kaum noch etwas davon übrig. Oder du wirfst einen Blick in die Kirchen, die Igreja Matriz de Sao Clemente und die mit blau-weißen Azulejos geschmückte Kapelle Nosso Senhora da Conceição.
Während die Altstadt klein und verwinkelt ist, wirken Loulés Avenidas und Plätze großzügig, ja fast großstädtisch. Etwas außerhalb der Stadt auf einem Hügel thront die Wallfahrtskirche Nossa Senhora da Piedade, ein eindrückliches Bauwerk mit einer riesigen weißen Kuppel, das meiner Meinung nach etwas deplatziert wirkt. Außerdem gehört Loulé zu den Karnevalshochburgen in Portugal. Während der Faschingszeit herrscht eine ausgelassene Stimmung und der große Karnevalsumzug lockt Tausende Besucherinnen und Besucher in die Stadt.
In der Nähe von Loulé kannst du sogar in die Luft gehen.
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Alte
Das Dörfchen Alte zählt zu den typischsten und schönsten Dörfern der Algarve. Bekannt ist Alte vor allem wegen seiner Quellen, der Fonte Pequena und der Fonte Grande. Beide speisen den Fluss Alte und mehrere künstlich angelegte Becken. Beide Quellen sind sehr idyllisch. Im Sommer ist das der perfekte Platz für eine Abkühlung. Hier kannst du nach einer Wanderung die Füße im Wasser baumeln lassen oder sogar baden. Die Restaurants und Cafés sind nur während der Saison geöffnet. Jetzt im Winter kann ich nur erahnen, welch lauschiges Plätzchen das ist.
Rund um Alte kannst du einige wunderschöne Wanderungen unternehmen und die kleine Lagune mit dem Wasserfall Queda do Vigário besuchen.
Bei der Brücke am Largo Sousa Costa befindet sich das alte Waschhaus, in dem Generationen von Dorfbewohnerinnen früher ihre Wäsche wuschen und auch das Denkmal zu Ehren des hier geborenen Dichters Cândido Guerreiro kannst du besichtigen. Im Dorfkern findest du die traditionellen weiß getünchten Häuser, die sich um die Igreja Matriz gruppieren. Der Spaziergang durch die Gassen ist ein ständiges Auf und Ab. Bequemes Schuhwerk ist von Vorteil Unübersehbar ist die riesige, auf den gegenüberliegenden Berghang gemalte Portugal-Flagge.
Stupa Budhista (Verein für den Frieden der Welt)
Mittlerweile kann ich von mir behaupten, dass ich die Algarve, insbesondere die Sandalgarve, sehr gut kenne. Da kommen selbst Einheimische in Verlegenheit, wenn ich sie um Geheimtipps frage, um neue Orte zu entdecken. Deshalb habe ich mich über diesen Hinweis ganz besonders gefreut. Ein Stupa an der Algarve? Ja, das gibt es, auch wenn man diese Bauwerke eher mit Asien verbindet.
Der Stupa Budhista thront auf einem Berg in der Serra. Es ist ein Ort der Ruhe und des Friedens, wenn nicht so wie bei meinem Besuch eine Horde von Motocross-Fahrern die Stille stört. Von hier aus hast du einen atemberaubenden Blick über das Hinterland der Algarve bis zur Küste und nach Faro. Außerdem kannst du hier besonders schöne Sonnenuntergänge erleben.
Der Stupa ist frei zugänglich, wenngleich mich einige streunende und kläffende Hunde erwarten und erst so tun, als ob sie mir den Weg versperren wollen. Ich bin zu diesem Zeitpunkt die einzige Besucherin. In der kleinen Kapelle nebenan gibt es Informationen über den Buddhismus und die Bedeutung des Stupas. Der Weg von der Straße zum Stupa ist mit tibetischen Flaggen gesäumt. Es herrscht eine besondere Atmosphäre hier oben, viele sehen in diesem Ort einen Kraftort. Ich kann verstehen, dass manche extra zum Meditieren kommen und den Stupa nach buddhistischer Tradition im Uhrzeigersinn umrunden.
Einen Wegweiser zum Stupa darfst du nicht erwarten. Westlich von Salir nimmst du die Abzweigung Richtung Naturschutzgebiet auf der N124. Danach folgst du der Straße bis zur Ortschaft Malhão. An der Straße befindet sich die Snack Bar Miramar, dort kannst du parken.
Mandelblüte an der Algarve: Wanderung bei Castro Marim
Abhängig vom Wetter beginnt die Mandelblüte an der Algarve Ende Januar und dauert bis Anfang April. Die blühenden Mandelbäume verwandeln die Region in eine weiße Landschaft. Nicht umsonst ist die Rede vom «Schnee der Algarve». Seit dem 12. Jahrhundert gibt es hier Mandelbäume, mitgebracht von den arabischen Siedlern. Und natürlich gibt es wie an der Algarve üblich auch die passende Legende dazu.
So lebte einst ein maurischer Prinz in seiner Burg in Silves. Er verliebte sich in die Prinzessin Gilda aus dem hohen Norden, heiratete sie und holte sie nach «Al Gharb». Die «Schöne aus dem Norden» bekam jedoch Heimweh, weil sie die schneebedeckte Landschaft vermisste. Um der kranken Prinzessin zu helfen pflanzte der Prinz Ibn-Almindin zahlreiche Mandelbäume rund um das Schloss. Wenn die Mandelbäume in voller Blüte standen, sah es aus, als hätte es geschneit. Dadurch wurde die Prinzessin wieder froh und beide lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Besonders schön ist die Mandelblüte an der Algarve rund um Castro Marim nahe der spanischen Grenze. Im kleinen Dörfchen Fortes gibt es die Rundwanderung «Amendoeiras dos Fortes» (Mandelbäume von Fortes), die zu den audiogeführten Wegen der Via Algarviana gehört. Video- und Audioguide, die GPX-Daten und eine Informationsbroschüre findest du auf der Website zum Download.
Alleine die Anreise durch das gebirgige Hinterland der Algarve auf engen und kurvigen Straßen ist ein Erlebnis. Die kurze Rundwanderung ist gut beschrieben und der Audioguide liefert interessante Hintergrundinformationen. Die Landschaft ist bezaubernd und die ersten Mandelbäume entlang der Route blühen Ende Januar bereits. Um die Mandelblüte an der Algarve im vollen Ausmaß zu erleben, bin ich allerdings ein paar Tage oder Wochen zu früh. Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine schöne Wanderung, die zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis ist.
Wenn du weitere Tipps für die Algarve oder Portugal suchst, findest du in meinen zahlreichen Artikeln dazu bestimmt etwas Passendes:
- Überwintern an der Algarve, meine Erfahrungen mit Langzeiturlaub und Arbeiten im sonnigen Süden
- Olhao und der Naturpark Ria Formosa
- Highlights der Sandalgarve zwischen Faro und der spanischen Grenze
- Unvergessliche Momente an der Algarve und die Vila Galé Hotels als perfekter Ausgangspunkt
- Fünf Lissabon Highlights und Próspero Ano Novo!
Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.
Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.
Hi Carola,
ich bin auch ein großer Fan von Hinterlanderkundungen. Sie sind immer so schön entschleunigend. Wir waren vor 11 Jahren mal für einen Tag in der Algarve. Wir sind extra von Lissabon dorthin gefahren, nur um einen Wasserpark zu besuchen. Das wäre heute undenkbar! 😀
Auf dem Rückweg, wo wir dann nicht die Autobahn genommen haben, waren wir absolut begeistert von der Landschaft der Algarve und haben uns vorgenommen, hier unbedingt mal Urlaub zu machen. Die Wissen um die Mandelblüte und die schönen Bilder von den beiden Orten, lassen den Wunsch wieder neu aufleben.
Viele Grüße
Bene
Hallo Bene
Es ist wie fast überall: Die schönsten Orte findet man nicht dort, wo die meisten Touristen sind, und an der Algarve nicht in der Hauptsaison. Vielleicht könnt ihr euch den Wunsch ja erfüllen.
Liebe Grüße
Carola
HALLO und guten Morgen.
Endlich mal ein Bericht, der es verdient, gewürdigt zu werden.
Die genannten Orte und Objekte spiegeln das noch!!!authentische
Portugal wieder
Ich kenne das Hinterlans der Algarve, da ich dort einige Jahre gelebt gabe und es immer wieder besuche,auch um mir ein Bild zu machen, was und wie sich die Landschaft und die Dörfer verändern
Und noch habe ich den Eindruck, daß immer mehr Menschen verstehen, daß es genügt, einfach das zu erhalten, was schon da ist!!
Liebe Grüße
Reinhard
Lieber Reinhard
Vielen Dank für deine netten Zeilen. Ich bin immer hin- und hergerissen von Geheimtipps zu sprechen. Eben weil es darum geht, etwas zu erhalten. Aber genau nach diesen Tipps wird gesucht.
Viele Grüße
Carola