Hula-Tänzerinnen, Palmen, die sich im warmen Wind wiegen, türkisblaues Wasser an puderweißen Sandstränden und freundliche Menschen, die dich herzlich mit einem «Aloha» begrüßen – so stellt man sich Hawaii vor. Ein Bild, das uns Medien und Postkarten über Jahrzehnte hinweg vermittelt haben. Ich bin jedoch nicht so naiv, all das ungeprüft zu glauben, und bereite mich stets gründlich auf meine Reisen vor. Das gilt auch für Hawaii. Trotzdem klaffen meine Erwartungen und meine tatsächlichen Hawaii Erfahrungen weit auseinander.
Bei der uneingeschränkten Begeisterung für die Trauminseln, von der überall zu lesen ist, habe ich das Gefühl, mit meiner kritischen Meinung allein dazustehen. Darf man überhaupt sagen, dass man Hawaii gar nicht so toll fand? Sicherlich werde ich damit Kontroversen auslösen. Aber Hawaii und ich waren vom ersten Moment an irgendwie nicht kompatibel. Drei Wochen lang kämpfte ich mit dem Gefühl, dass mir jemand ein falsches Paradies verkauft hatte.
«Aloha» wird nicht nur zur Begrüßung verwendet. Vielmehr bedeutet es Liebe, Frieden, Mitgefühl und Respekt. Jeder Buchstabe im Wort steht für einen Wert: Akahai (Sanftmut), Lokahi (Einheit), ʻOluʻolu (Angenehmes), Haʻahaʻa (Demut) und Ahonui (Geduld). Von diesem tiefgründigen «Aloha» ist im Beitrag die Rede.
Inhalt
- Oahu – der ernüchternde erste Eindruck
- Hawaii Erfahrungen: Verdrängung der hawaiianischen Identität und «Veramerikanisierung»
- Zwischen Naturparadies und Verfall: atemberaubende Naturkulissen neben urbaner Tristesse
- Alles hat seinen Preis – und der ist exorbitant
- Mein persönliches Fazit: Hawaii ist überbewertet
Oahu – der ernüchternde erste Eindruck
Der Nachtflug von Auckland ist ruhig verlaufen. Gespannt schaue ich aus dem Fenster um einen ersten Blick auf jene Inseln zu erhaschen, die einen der Höhepunkte meiner Reise darstellen sollten. Doch statt der erhofften unberührten Tropenlandschaft zeichnen sich am Horizont die massiven Schornsteine des Kahe Power Plants ab – ein ölbetriebenes Kraftwerk, das wie eine graue Narbe an der Westküste Oahus liegt. Schön ist anders.
Der Daniel K. Inouye International Airport ist ein hässlicher Betonbunker, dunkel und mit langen Wegen. Wie so oft in den USA dauern die Einreiseformalitäten viel zu lange. Während die Tourismuswerbung Hula und Leis, die traditionellen Blumenkränze, verspricht, erleben die Einreisenden bei der Passkontrolle das genaue Gegenteil. Die Atmosphäre fühlt sich eher an wie ein Verhör als wie ein Willkommen im Urlaubsparadies. Schon hier wird mir klar: Ich betrete keinen unabhängigen Inselstaat mit eigener Kultur, sondern amerikanisches Territorium mit all seinen bürokratischen und sicherheitspolitischen Eigenheiten.
Von der Landung bis zur Übernahme meines Mietwagens vergehen mehr als drei Stunden. Der Tag ist damit schon fast gelaufen. Die Fahrt in den Norden führt über schlechte Straßen. Die Gegend mag mich nicht begeistern. Irgendwie wirkt alles unaufgeräumt und die Infrastruktur desolat. Meine ersten Hawaii Erfahrungen habe ich mir anders vorgestellt.
Hawaii Realität in Honolulu und Waikiki
Oahu, insbesondere Honolulu, ist das kommerzielle und touristische Zentrum Hawaiis – und genau das merkt man leider auf Schritt und Tritt. Die hawaiianische Hauptstadt präsentiert sich als amerikanische Großstadt im Miniaturformat. Rund um Honolulu stauen sich Tag für Tag endlose Blechlawinen auf sechs- bis zehnspurigen Highways. Das ist auch Hawaii Realität.
Waikiki selbst gleicht einer surrealen Mischung aus Einkaufszentrum und Vergnügungspark. Die Kalakaua Avenue ist gesäumt von Luxusboutiquen wie Gucci, Prada und Louis Vuitton. Im gigantischen Ala Moana Center, einem der größten Einkaufszentren der USA, reihen sich über 350 Geschäfte aneinander. Zwischen Starbucks, Cheesecake Factory und ABC Stores sucht man vergeblich nach dem «echten» Hawaii. Zumindest am Waikiki Beach (oder dem schmalen Sandstreifen, der davon übrig ist) kannst du die Surfer beobachten oder selbst Unterricht nehmen.
Pearl Harbor – einseitiger Patriotismus und kommerzialisierte Geschichte
Bei einem Besuch von Pearl Harbor erwartet dich eine durchkommerzialisierte und einseitige Geschichtsdarstellung. Die USS Arizona Memorial Tour ist akribisch durchgetaktet – für echte Besinnung oder kritische Reflexion bleibt kaum Zeit. Es dominiert eine patriotische Erzählung von Heldentum und Aufopferung. Die Darstellung der Ereignisse erfolgt ausschließlich aus amerikanischer Perspektive. Der historische Kontext, der zum japanischen Angriff führte, oder die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki werden dabei nicht thematisiert. Im Hiroshima Peace Memorial Museum habe ich eine deutlich ausgewogenere und reflektiertere Darstellung der historischen Zusammenhänge erlebt.
Besonders befremdlich empfinde ich den freizeitparkartigen Charakter der Gedenkstätte. Familien posieren lächelnd für Selfies vor dem Wrack eines Schiffes, das das Grabmal für über tausend Soldaten bildet. Manche tragen geschmacklose Hawaiihemden mit Kampfflugzeugmotiven, und im Souvenirladen werden patriotische Andenken verkauft. Die tiefe Tragik des Ortes scheint in seiner touristischen Inszenierung völlig verloren zu gehen. Der Besuch ist eine jener Hawaii Erfahrungen, die ich mir besser gespart hätte.
Hawaii Erfahrungen: Verdrängung der hawaiianischen Identität und «Veramerikanisierung»
Die Geschichte Hawaiis ist eine Geschichte der Kolonisierung. 1893 stürzten amerikanische Geschäftsleute mit aktiver Unterstützung der US-Marine in einem völkerrechtswidrigen Staatsstreich die rechtmäßige Königin Liliʻuokalani. Die unrechtmäßige Annexion 1898 und die spätere Eingliederung Hawaiis als 50. Bundesstaat 1959 besiegelten den Verlust der Souveränität. Obwohl sich die USA 1993 in der «Apology Resolution» offiziell für diese illegale Machtübernahme entschuldigten, blieben konkrete Wiedergutmachungen aus.
Besonders dramatisch: Nach der Annexion wurde die hawaiianische Sprache in Schulen verboten – ein Verbot, das erst 1978 aufgehoben wurde. Heute gibt es nur noch etwa 1’000 bis 2’000 Muttersprachler, während die polynesische Sprachkultur zum Großteil auf touristische Phrasen wie «Aloha» und «Mahalo« reduziert wurde.
Der Kontrast zu Neuseeland und dem Umgang mit der Maori-Kultur könnte kaum größer sein. Während die Kolonialgeschichte beider Inselgruppen Parallelen aufweist, haben sich die Wege seit den 1970er Jahren fundamental getrennt: In Neuseeland bildet der Vertrag von Waitangi (1840) die rechtliche Grundlage für die Beziehung zwischen Maori und Staat. Ich behaupte nicht, dass Neuseeland alles richtig macht, aber Maori haben garantierte Parlamentssitze und ihre Sprache genießt seit 1987 offiziellen Status. Ein umfassendes System zur Rückgabe von Land und zur Entschädigung für historisches Unrecht wurde etabliert.
In Hawaii hingegen existiert keine rechtlich anerkannte indigene Selbstverwaltung. Den Kanaka Maoli (native Hawaiianer) wird bis heute kein offizieller indigener Status auf Bundesebene zugestanden, was den Zugang zu Schutzprogrammen und Selbstbestimmungsrechten blockiert. Die massiven Landenteignungen und die Militarisierung großer Landflächen (etwa 20% von Oahu stehen unter Militärkontrolle) wurden nie adäquat kompensiert.
Diese rechtliche Ungleichheit spiegelt sich in der kulturellen Realität wider. Während in Neuseeland Marae (traditionelle Versammlungshäuser) als aktive kulturelle Zentren funktionieren und Maori-Protokolle im öffentlichen Leben respektiert werden, erleben Besucher in Hawaii meist nur die kommerzialisierte Version polynesischer Kultur.
Am lebendigsten habe ich die polynesische Kultur auf Fidschi erlebt. Dort ist ihr Einfluss auf Sprache, Kunst und im Alltag der Menschen tatsächlich zu spüren.
Kommerzialisierte polynesische Traditionen und soziale Realität hinter der Fassade
Luaus: Von der heiligen Zeremonie zum All-you-can-eat-Buffet
Das traditionelle Luau, ursprünglich eine bedeutsame Gemeinschaftsfeier mit tiefer spiritueller Bedeutung, wurde zu einer standardisierten Touristenattraktion degradiert. Für 100-150 Dollar pro Person erhält man einen Blumenkranz um den Hals, darf an einem üppigen Buffet mit meist wenig authentischen Gerichten schlemmen und bekommt eine choreografierte Show mit feuerspuckenden Tänzern geboten. Die heiligen Aspekte der Zeremonie, die Gemeinschaftsbindung und der kulturelle Austausch sind weitgehend verschwunden.
Das Polynesian Cultural Center: Mormonenmission im polynesischen Gewand
Besonders paradox erscheint das Polynesian Cultural Center auf Oahu – betrieben von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen). Hier präsentieren überwiegend Studenten der nahegelegenen Brigham Young University verschiedene polynesische Kulturen (für den touristischen Konsum verdaulich gemacht) in einem thematisch gegliederten Park. Die Ironie: Dieselbe religiöse Organisation, die das Zentrum betreibt, trug historisch zur Verdrängung traditioneller polynesischer Glaubenssysteme bei. Die Darsteller sind oftmals keine Hawaiianer, sondern stammen von anderen polynesischen Inseln oder dem amerikanischen Festland. Sie spielen Rollen in einem Freizeitpark, der mehr der Missionierung und dem Profit dient als der authentischen Kulturvermittlung.
Hawaiis vergessene Kinder: Obdachlosigkeit im Paradies
Während Millionen Touristen jährlich in Luxusresorts verweilen, leben tausende Menschen auf Hawaii auf der Straße. Die Obdachlosenrate gehört zu den höchsten der USA. Besonders betroffen: Menschen mit hawaiianischen Wurzeln, die durch explodierende Immobilienpreise aus ihren angestammten Gebieten verdrängt werden. In den Außenbezirken Honolulus und an abgelegenen Stränden entstehen regelrechte Zeltcamps. Die Situation wird zusätzlich verschärft durch einen stetigen Zustrom von Obdachlosen vom amerikanischen Festland, die – angelockt vom milden Klima und sozialen Leistungen – nach Hawaii kommen. Die staatlichen Hilfsprogramme sind mit dieser doppelten Belastung völlig überfordert.
Kulturelle Enteignung und Landverlust
Für die native hawaiianische Bevölkerung stellt sich die Situation besonders bitter dar: Während ihre Kultur als Marketing-Tool für den Tourismus genutzt wird, haben viele keinen Zugang mehr zu ihren traditionellen Ländereien. Historische Stätten mit spiritueller Bedeutung müssen Hotelkomplexen und Golfplätzen weichen. Die Wasserzuteilung bevorzugt Tourismusbetriebe und die exportorientierte Landwirtschaft, während für traditionellen Taro-Anbau kaum Ressourcen bleiben.
Die Amerikanisierung Hawaiis ist damit weit mehr als nur ein kultureller Verlust – sie manifestiert sich in konkreter sozialer Ungleichheit, Verdrängung und Armut für diejenigen, deren Vorfahren diese Inseln seit Jahrhunderten bewohnten. Während die touristische Marketingmaschine das Bild des glücklichen «Aloha-Staates» propagiert, bleibt die Frage: Für wen ist Hawaii wirklich ein Paradies?
Zwischen Naturparadies und Verfall: atemberaubende Naturkulissen neben urbaner Tristesse
Hawaii schenkt dir zweifellos einige der spektakulärsten Natureindrücke der Welt. Die smaragdgrünen Klippen der Na Pali Coast auf Kauai erheben sich majestätisch aus dem tiefblauen Pazifik, Vulkangipfel ragen über das Wolkenmeer, in üppigen Regenwäldern stürzen kristallklare Wasserfälle in die Tiefe und in der außerirdisch anmutenden Landschaft des Volcanoes Nationalpark treffen mittlerweile erkaltete Lavamassen auf das Meer. Beim Schnorcheln triffst du auf Meeresschildkröten und überall wuchert und blüht es.
Im Kontrast dazu stehen marode Infrastruktur und vernachlässigte Ortsbilder. In Honolulu reihen sich abseits der Hauptstraßen verfallende Gebäude aneinander. Viele Strukturen aus den 60er und 70er Jahren wurden kaum renoviert – ein Ergebnis extremer Baukostensteigerungen und komplizierter Eigentumsverhältnisse. In vielen Kleinstädten prägen verwitterte Fassaden, zerbröckelnde Gehwege und improvisierte Reparaturen das Stadtbild.
Die öffentliche Infrastruktur liegt vielerorts im Argen. Der Honolulu Rail Transit steht exemplarisch für die problematische Infrastrukturentwicklung: Nach 12 Jahren Bauzeit wurde im Juni 2023 endlich ein Teilabschnitt eröffnet – mit enormer Verspätung und massiven Kostensteigerungen. Bis zur Fertigstellung der gesamten geplanten Strecke werden voraussichtlich noch mehrere Jahre vergehen. Ein Projekt, das die Verkehrsprobleme lösen und die Lebensqualität verbessern sollte, wurde zum Symbol für Fehlplanung und Ineffizienz.
Selbst grundlegende Versorgungseinrichtungen weisen erhebliche Mängel auf. Das Abwassersystem Honolulus machte 2006 internationale Schlagzeilen, als nach heftigen Regenfällen Millionen Liter ungeklärtes Abwasser in den Ala Wai Canal und die Küstengewässer vor Waikiki flossen. Notdürftig reparierte Wasserleitungen, Stromausfälle bei stärkeren Stürmen und marode Schulgebäude zeugen von jahrzehntelangem Investitionsstau.
Der ästhetische Aspekt scheint dabei insgesamt vernachlässigt. Während andere tropische Destinationen ihre Architektur harmonisch in die Landschaft einfügen, dominieren auf Hawaii funktionale, aber fantasielose Zweckbauten. Selbst neuere Entwicklungen in Kakaako oder Kailua zeigen wenig vom polynesischen Erbe oder einem eigenständigen Designbewusstsein. Stattdessen entstehen austauschbare Apartmentkomplexe und Einkaufszentren, die in jedem amerikanischen Vorort stehen könnten.
Alles hat seinen Preis – und der ist exorbitant
Die geografische Isolation Hawaiis als abgelegenste Inselkette der Welt spiegelt sich direkt in den Lebenshaltungskosten wider. Fast alles muss importiert werden. Die sogenannte Jones Act-Gesetzgebung aus dem Jahr 1920 verschärft diese Situation zusätzlich, da sie vorschreibt, dass nur US-Schiffe mit US-Besatzung Waren zwischen amerikanischen Häfen transportieren dürfen, was die Transportkosten massiv erhöht und die Lebenshaltungskosten auf Hawaii weiter in die Höhe treibt.
Die Preise für alltägliche Waren überraschen selbst wohlhabende Besucher. Milch ist fast doppelt so teuer wie auf dem Festland. Ein bescheidenes Frühstück in einem Café schlägt mit 25 Dollar zu Buche. Selbst an Foodtrucks, die anderswo günstige Alternativen bieten, zahlt man für ein einfaches Mittagessen schnell über 20 Dollar.
Besonders auffällig ist das miserable Preis-Leistungsverhältnis bei Unterkünften. Viele Hotels stammen aus den 1960er und 70er Jahren und wurden seither nur oberflächlich renoviert. Für Zimmer mit abgenutzten Möbeln, veralteten Badezimmern und kaum funktionierender Klimaanlage werden dennoch Luxuspreise verlangt. Ein durchschnittliches Zimmer im Sheraton Waikiki oder Hilton Hawaiian Village kostet in der Hauptsaison 400 bis 500 Dollar pro Nacht – Preise, für die man an anderen Orten echten Luxus erwarten würde.
Die Kurtaxen und versteckten Gebühren verschärfen das Problem zusätzlich. «Resort Fees» von 30 bis 50 Dollar pro Tag werden obligatorisch erhoben, oft für Basis-Annehmlichkeiten wie Poolnutzung oder WLAN. Parkgebühren von 35 bis 50 Dollar täglich sind auf den Hotelparkplätzen üblich.
Selbst der Zugang zur Natur wird zunehmend kommerzialisiert. Beliebte Strände wie Hanauma Bay erheben Eintrittsgebühren. Für den Besuch der Nationalparks fallen selbstverständlich Gebühren an, die auch gerne bereit bin zu bezahlen. Erlebnisse wie Helikopterrundflüge, Boots- oder Schnorcheltouren und Ausflüge zu den Vulkanen erreichen astronomische Preise. Dass «angemessenes» Trinkgeld erwartet wird, kommunizieren die Tourguides wiederholt und nachdrücklich. Schließlich muss das teure Leben finanziert werden. Da ich anders sozialisiert bin, empfinde ich die Trinkgeldkultur in den USA sowieso als unangenehm.
Mein persönliches Fazit: Hawaii ist überbewertet
Ich möchte an dieser Stelle nochmals betonen: Dies ist ein subjektiver Reisebericht, keine universelle Wahrheit. Alle Reisenden nehmen Orte unterschiedlich wahr, geprägt durch eigene Erwartungen, Vorerfahrungen und auch Glück mit Wetter, Unterkünften und Begegnungen.
Hawaii besteht aus verschiedenen Inseln mit durchaus unterschiedlichem Charakter. Meine Erfahrungen konzentrieren sich auf die vier Hauptinseln, Molokai und Lanai mögen einen völlig anderen Eindruck vermitteln. Und ja, es gibt tatsächlich bedeutende Bemühungen zur Wiederbelebung der hawaiianischen Kultur und Sprache, etwa durch Immersionsprogramme an Schulen oder kulturelle Zentren abseits der Touristenpfade.
Viele Reisende kehren begeistert von Hawaii zurück und finden genau das, was sie suchen: atemberaubende Natur, angenehmes Klima und die Annehmlichkeiten eines amerikanischen Bundesstaates. Dennoch stehe ich zu meinen Eindrücken und teile sie in der Hoffnung, dass sie anderen Reisenden helfen, realistischere Erwartungen zu entwickeln.
Für mich scheint Hawaii zum Opfer seines eigenen Erfolgs geworden zu sein – ein Paradies, das unter der Last des Massentourismus und der wirtschaftlichen Zwänge einer isolierten Inselgruppe zunehmend erstickt. Von der ersten Sekunde an habe ich mich dort deplatziert gefühlt, was in starkem Kontrast zu meinen Erfahrungen während derselben Weltreise stand: Ich habe jeden Tag in Australien genossen, war begeistert von Neuseeland und liebte Fidschi.
Meine persönliche Enttäuschung rührt vielleicht daher, dass ich nach intensiven Erfahrungen in anderen Teilen der Südsee eine authentischere polynesische Kulturerfahrung erhofft hatte. Stattdessen erlebte ich ein Hawaii, in dem kulturelle Entfremdung, allgegenwärtige Kommerzialisierung und ein miserables Preis-Leistungsverhältnis dominierten. Nach drei Wochen auf den Inseln musste ich mir eingestehen: Für mich persönlich ist Hawaii überbewertet. Die langen Flugzeiten, die enormen Kosten und die omnipräsente Touristifizierung rechtfertigen nicht das letztendliche Erlebnis. Anders als bei vielen anderen Reisezielen verspüre ich keinen Wunsch zurückzukehren.
Für Reisende, die ein authentisches kulturelles Erlebnis oder eine harmonische Verbindung von Tradition und Moderne suchen, gibt es heute vermutlich bessere Alternativen als den 50. Bundesstaat der USA. Hawaii bleibt zweifellos ein Ort von außergewöhnlicher natürlicher Schönheit – aber diese Schönheit wird zunehmend von einem System überschattet, das mehr an Profit als an Bewahrung interessiert scheint.
Hawaii ist ein Tropenparadies, das zwar seine Seele nicht vollständig verloren hat, sie aber immer weniger zeigt. Das wahre Aloha gibt es noch, doch es ist schwer zu finden.
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Carola ist eine leidenschaftliche Teilzeitnomadin, die ihren Vollzeitberuf mit Reiselust verbindet. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola und seit 2016 eine wahre Inspirationsquelle für alle, die die Welt entdecken wollen. In ihren authentischen Reiseberichten teilt sie einzigartige Erlebnisse und gibt praktische Tipps.
ich habe die Inseln das erste Mal 1979 mit PAM in 90 Tagen um Welt kennen gelernt und hatte mich beim YMCA einquartiert und dort noch echte Hawai-Leute kennen UND lieben gelernt durch ‚Familienanschluss‘ dann auch die Geschichte und die Geschichten und Geheimnisse des Königreiches.
Bei weiteren Besuchen musste ich die immer mehr US Angleichung erleben bis ich 2010 es aufgegeben habe ausser hohen Preisen für schlechte Ami-ohne- Kultur zu sehen. Nur noch eine verkommene Abstellkammer der Ami-Verwaltung ohne jegliche Achtung vor dem Ursprung. Und jetzt kommt noch ein Gröiaz dazu. Diesen Staat, der sich Weltmacht nennt, mit seinen schäbigsten Auswirkungen wird die Geschichte hoffentlich bald in den Orkus verbannen und ich hoffe, dass dann noch echte Ur- Bewohner der Inseln gibt, die dann, vielleicht auch wieder ein ‚Königinnen‘-Reich aufbauen können ! Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Hallo,
vielen Dank für diesen authentischen und kritischen Reisebericht über deine Erfahrungen in Hawaii. durch deine vorangegangenen reisen hast du bereits viele Erfahrungen mit der polynesischen Kultur sammeln können und ich kann gut nachvollziehen, dass dir diese amerikanisierte Version welche die polynesische Kultur erstickt nicht wirklich gefallen hat. es ist wirklich schade dass Orte wie Pearl Harbor zum einen sehr einseitig dargestellt werden und zum anderen noch wie ein Freizeitpark wirken. des Weiteren wusste ich schon dass Hawaii ziemlich teuer ist aber nicht in dem von Dir geschilderten Ausmaß. für mich ist dieser Blogbeitrag sehr hilfreich und auch wenn mich wahrscheinlich die Natur Hawaii ist begeistern würde, werde ich von einer Reise dorthin erstmal absehen. auch weil ich die ganze amerikanische Entwicklung durch Donald Trump sehr kritisch sehr. vielen lieben Dank für die zahlreichen Infos und liebe Grüße Jenny
Vielen Dank für deinen ehrlichen Bericht! ich find’s toll, auch Mal zwei Seiten zu beleuchten. Bei mir steht Hawaii auf der Bucketlist wegen der Natur, allerdings weit unten, weil’s halt solo weit weg ist.
Liebe Carola,
was für ein toller Beitrag! Er wird sicherlich genauso kontroverse Meinungen erhalten wie mein ebenfalls recht ernüchtertes Fazit zu Vietnam (das von 2012 ist, aber immer noch aktuell zu sein scheint). Ich war noch niemals auf Hawaii (hihi), will natürlich schon immer gern hin, werde das aber allein wegen der faschistoiden Entwicklung der USA erstmal bleiben lassen.
Dass die USA alles, was sie anfassen, kommerzialisieren und kaputtmachen, finde ich schon lange befremdlich (man sieht es ja auf jeder USA-Reise), aber der freche und völlig unreflektierte Umgang mit einheimischen Kulturen ist wirklich unglaublich. Die Hawaiianer können ja schon froh sein, dass sie nicht wie die Native Americans in Reservate gesperrt wurden…
Wirklich leid tut es mir für dich, weil diese schlechten Eindrücke ja sicherlich auch noch ordentlich teuer waren. Sie bestätigen mich jedenfalls darin, den Hawaii-Traum meiner kleinen Tochter erst einmal nach hinten zu schieben und ihr stattdessen Fiji anzubieten 😉
Liebe Carola, ein aufrüttelnd anderer Beitrag, der sehr wichtig ist in diesen Berichten, die meist eigentlich wenig individuell durchdacht ein Reflex des amerikanischen Kommerzes sind. Eine „Ingrid“ mit Titel glaube ich „Ingrids-Welt“ hat ja um 2010 herum auch ähnlich reflektierend berichtet. Ein einst befreundeter Fachschreiner ist vor etwa 15 Jahren nach Neuseeland ausgewandert. Er hielt sein Versprechen rührend, mir von dort und auch von den Fidschi-Inseln authentisch, zu berichten. Dorthin wolle er mit den eigens geschreinerten Schiffen – einem davon – für die er in Neuseeland (im wenig attraktiven Nordinsel-Areal und da an der obersten Spitze) einen Job und auch die Aufenthaltsbewilligung nach einem Englisch-Test erhielt. Wenige Wochen später hat er mir von Fidschi, wohin er selbst segelte, berichtet. Es war ernüchternd und durchaus glaubwürdig, ich fand es in anderen Berichten manchmal auch. Kurz: bis zu den Baumgrenzen sind die Strände sauber. Da es keine Infrastruktur gibt, sind alle Unannehmlichkeiten, die das moderne Leben „am Ende“ vorsieht, hinter etwa so einer Baumgrenze, also hinter dem Ende des gelben Sandstrandes, gehäuft zwischen Bäumen…abgelegt. Er dürfte nicht so nach der polynesischen Lebensader und Lebensweise geforscht haben wie Du. Von Deinen Oahu-Erfahrungen ist interessant, dass auch dort die Infrastruktur zerfällt. Man sieht ja auf manchen Fotos die Elektrokabel 30cm über dem Boden neben den Straßen. Und das dort, wo mit die reichsten Menschen der Erde leben. Ich selbst kenne eine Erbin der belgischen Rothschildbank. Die in Kailua wohnt. Persönlich würde ich es immer weniger gern erleben, nachdem ich nun durch Dich auch lese, dass seit 2010 die amerik Kommerzialisierung voll durchschlägt und Tradionen dekadent verachtet. Nebenbei habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich so einen massiven Klimaschadens-Fussabdruck in die Erdatmosphäre setze – von der wir alles täglich zum Essen möglichst natürlich, erwarten…samt sauberem Trinkwasser, was bei so vielen Mrd Menschen ja garnicht geht. Das touristische Fliegen gehört ebenso verboten wie die Kreuzfahrtschiff-fahrten. Nun hat ja Thailand auf zwei Inseln ein absolutes Besuchsverbot erlassen. Eigentlich sollte auch auf Oahu alles ausgesiedelt werden was dort keinen aktiven Beitrag leistet und die Hotelburgen sollten rückgebaut werden. Deine Preisrecherchen sind sehr interessant dazu. Hab nochmals herzlichen Dank – ich atmetete auf, endlich einmal einen anderen Bericht zu lesen, auch wenn mir einige Fakten bekannt waren wie Schrottautos, die überall herumliegen wegen der weit abgelegenen Insellage oder auch die seit Obama zunehmende Armut. Neu war mir, dass dort, wo die reichsten Menschen leben, eine so skandalöse Infrastruktur herrscht. In 2023 hat es ja auf Maui furchtbar gebrannt; da konnte man real und live erleben, wie faul die Amerikaner geworden sind, ihr eigenes Paradies auf Vordermann zu halten – für mich eine infantile Entwicklung des neoliberalen Kommerzes! Genauso wie in England bei den privatisierten Eisenbahnen… Portugal ist auch sehr, sehr schön – in Europa und es gibt noch mehr sehr schöne Areale in Europa. Wer sich da von amerikanischer Kommerzwerbung – verdeutscht – leiten lässt, entscheidet nich frei und selbst sondern wird manipuliert. Madeira oder Azoren sind wunderschön.