Frankreich ist bekanntlich in 101 Départements unterteilt, die wiederum in 13 Regionen (22 bis 2014) zusammengefasst sind. Eine dieser Regionen im Südosten Frankreichs ist Provence-Alpes-Côte d’Azur. Aber wie es in der Realität gerne so ist, folgt die typische Landschaft der Provence nicht den politischen Grenzen. Und so ähnelt die Landschaft im Département Gard, das politisch bereits zur Region Okzitanien gehört, stark der Provence.
Hier erwarten die Besucherin oder den Besucher ebenso die violetten Lavendelfelder, Sonnenblumen, Platanen, Pinien und Akazien sowie romantische Bergdörfer, die schon Maler wie Vincent van Gogh oder Paul Czesanne inspiriert haben. Nach einer Woche im Luberon zieht es mich noch weiter in den Westen nach Uzes im Gard. Schließlich darf diese Region bei einer Reise durch die Provence nicht fehlen.
Rundreise durch das Gard (Provence)
Wenn man mit dem Auto in der Provence unterwegs ist, könnte man jede Nacht an einem anderen Ort verbringen. Ich bevorzuge es wie schon die Woche zuvor im Luberon, jeweils ein paar Nächte vor Ort zu bleiben. So kommt man besser an, lernt seine Gastgeber kennen und erspart sich das ständige Packen. Vom jeweiligen Standort aus, lässt sich die Region gut mit dem Auto, dem Fahrrad, per Kayak oder zu Fuß erkunden. Für vier Nächte logieren wir in Saint Maximin in der Nähe von Uzès.
Die Villa Fauve (Maison d’Hôtes) liegt zentral im kleinen Dorf Saint Maximin, nur ein paar Kilometer von Uzès entfernt. Sie entpuppt sich als wahrer Glücksgriff. In der Fluchtburg der Templer aus dem 11. Jahrhundert ist hinter dicken Mauern eine Oase der Ruhe entstanden. Das gesamte Anwesen und die Zimmer sind äußerst geschmackvoll eingerichtet, der Innenhof und der Garten mit dem Pool laden zum Entspannen ein. Suzanne und Peter (das Paar kommt ursprünglich aus der Schweiz) kümmern sich liebevoll um die Gäste.
Charmante Kleinstadt Uzès
Die die Kleinstadt Uzès erobert mein Herz im Sturm.Nach einer Woche überwiegend abseits der Massen und in kleinen Dörfern, genieße ich das Leben und die geschäftige Atmosphäre in der Stadt. Ja, es geht in Uzès ziemlich touristisch zu und her, aber es ist gut auszuhalten. Allerdings meiden wir den Wochenmarkt, der mittwochs und samstags am Place aux Herbes stattfindet. Der Markt wurde 2018 zum schönsten Markt in Okzitanien gewählt und zieht natürlich viele Besucher, ein paar Einheimische, aber vor allem Touristen, an.
Den Place aux Herbes mit seinem Brunnen, den Platanen und den umliegenden Arkaden kennt man aus dem Film «Cyrano von Bergerac» mit Gérard Depardieu. Außerdem sehenswert sind das herzogliche Schloss namens Le Duché, die Kathedrale oder der mittelalterliche Garten.
Tagsüber und abends kann man in Uzès wunderbar flanieren, Kunsthandwerk oder diverse Köstlichkeiten der Provence kaufen und bei einem Aperitif die Atmospähre in der Altstadt genießen.
Restaurantempfehlungen
Im 700-Seelen-Dorf Saint Maximin gibt es kein Lebensmittelgeschäft, nur einen Brotautomaten. Umso erstaunlicher, dass das kleine Dorfrestaurant L’Estanquet jeden Abend gut besucht ist. Die schöne Terrasse und die Qualität des Essens sind der Grund dafür.
In Uzès speisen wir unter anderem im Restaurant Ten. Das Lokal ist wunderschön, man sitzt entweder draußen unter dem Kreuzgewölbe oder im Innenhof. Auf der Karte stehen neben einigen internationalen Speisen auch französische Gerichte, allerdings neu interpretiert. Die gute Qualität rechtfertigt die höheren Preise. Hier entdecke ich dann noch den Sarrazine 2015, einen Biowein der Domaine Deleuze-Rochetin. Da muss ich doch gleich am nächsten Tag noch direkt in Arpaillargues noch ein paar Flaschen holen.
Le Pont du Gard
Der Pont du Gard ist das Wahrzeichen der Region und eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Südfrankreichs. Bei der 2000 Jahre alten Wasserleitung für die Stadt Nîmes handelt es sich um ein dreistöckiges Aquädukt, ein architektonisches Meisterwerk und weltweit eines der besterhaltenen Bauwerke aus römischer Zeit.
Deshalb gehört das Bauwerk heute zu den Grands Sites de France (Gegenden mit großer Bekanntheit und hohem Besucheraufkommen). Aus diesem Grund ist das Areal nicht frei zugänglich. Der Eintritt in die historische Stätte Pont du Gard kostet € 9.50 (2019), dabei ist der Parkplatz inkludiert. Das Denkmalgelände ist ziemlich groß und umfasst auch mehrere Wanderwege. Vom Besucherzentrum aus erreicht man das Aquädukt nach etwa fünf Minuten, kann an beiden Ufern Aussichtspunkte erklimmen und natürlich über den Pont du Gard schlendern.
Ich empfehle, den Pont du Gard auch aus einem anderen Blickwinkel zu erleben, nämlich auf einer Kajak-Tour auf dem Gardon. Das Paddeln macht Spaß, es gleicht aber einer Völkerwanderung. Es gibt eine ganze Reihe von Anbietern mit nahezu identischen Routen und Preisen. Wir sind mit Kayak Vert unterwegs und entscheiden uns für die Tour von Collias flussabwärts unter der Brücke durch. Bis zur Ausstiegsstelle sind das etwa acht Kilometer oder zwei Stunden. Oberhalb von Collias bis Baume (die landschaftlich schönere Variante) führt der Fluss nämlich kaum Wasser.
Kayak Vert hat an der D3 einen bewachten Parkplatz, von wo aus Shuttlebusse verkehren. Nun ist Kajak- oder Kanufahren per se weder besonders schwierig und auf dem Gardon im Sommer auch nicht gefährlich, ein bisschen mehr Sorgfalt und Einweisung vom Veranstalter hätten wir uns dennoch gewünscht. Man drückt uns einfach Schwimmweste, Paddel und eine Tonne für die Wertsachen in die Hand und stellt uns vor ein Kajak. Danach sind wir auf uns selbst gestellt. Wir genießen es trotzdem.
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Tour durch Dörfer und Städte
Mit dem Fahrrad und dem Auto erkunden wir einige kleine und weniger bekannte Dörfer der Region.
Saint-Quentin-la-Poterie
In Saint Quentin wird seit Jahrhunderten Töpferei betrieben. In den 1980er Jahren wurde das Handwerk neu belebt und der kleine Ort beheimatet heute gut und gerne 30 Töpfereien. Viele von ihnen werden von Künstlern aus aller Welt geführt. Ausgehend vom kleinen Dorfplatz spazieren wir durch die Gassen und statten auch der einen oder anderen Töpferei einen Besuch ab.
Lussan
Viel gibt es nicht zu sehen in Lussan. Der kleine Ort liegt auf einer Bergkuppe und gruppiert sich um ein mächtiges Schloss. Auf einem Rundgang durch die verwinkelten Gassen entdeckt man ein Dorf mit noch unverfälschte Atmosphäre.
Goudargues
Goudargues trägt den Beinamen «kleines Venedig». Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber die kleinen Kanäle und das Waschhaus verleihen dem Ort eine ganz besondere Atmosphäre. Mit seinen Platanen entlang des Wassers erinnert mich das Dorf an Cucuron im Luberon, das mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Goudargues ist auf alle Fälle einer meiner Lieblingsplätze in der Region.
La Roque-sur-Cèze und Cascades du Sautadet
In la Roque-sur-Cèze scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. In dem mittelalterlichen Dorf mit seinen Steinhäusern und dem Schloss auf der Bergspitze (in Privatbesitz) geht es sehr beschaulich zu un her. Die meisten Gäste kommen nach Roque-sur-Cèze oder besser gesagt auf den Parkplatz unterhalb des Dorfes wegen der Wasserfälle von Sautadet. Auf einer Länge von mehr als 100 Metern haben sich die kleine Wasserfälle und Strudel in den Kalkstein gegraben und herrliche Felsformationen hinterlassen. Das Baden hier ist offiziell verboten, in der Realität hält sich niemand daran.
Saint-Laurent-la-Vernède
Sehenswert hier sind die alte Fort-Analge, eine Befestigungsanlage rund um das Dorf und der Place de Platanes.
Ausflug nach Nîmes
Nîmes liegt gerade einmal 25 Kilometer von Uzès entfernt. Wie immer in dieser Gegend Frankreichs täuschen die Entfernungen. Auf den engen und kurvenreichen Straßen ist man viel länger unterwegs als erwartet. Auf Anregung unserer Gastgeber entscheiden wir uns für einen Besuch in Nîmes, um auf den Spuren der Römer zu wandeln und lassen Arles im wahrsten Sinne des Wortes links liegen.
In Nîmes besuchen wir das hervorragend erhaltene Amphitheater (mit Audioguide), das Maison Carré und den Jardin de La Fontaine. Nîmes ist ein Stilmix aus alten Gebäuden und moderner Architektur. In der lebendige Stadt mit ihren großzügigen Boulevards und der verwinkelten Innenstadt gibt es viele Straßencafés und andere kleine Läden. Dennoch kommt die Stadt bei mir nicht so richtig an – oder ich in ihr.
Nach zwölf Tagen in der Provence, im Luberon und im Gard, will ich nun noch das Meer sehen. Die letzten Tage verbringen wir in der Camargue.
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