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Fiesole: Toskana-Feeling und Ruheoase unweit von Florenz

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Spätestens nach dem dritten Tag in Florenz stellt sich das Bedürfnis ein, die Stadt gegen die grüne Hügellandschaft der Toskana zu tauschen. Möglichkeiten für Ausflüge gibt es zur Genüge. Städte wie Pisa, Lucca, San Gimignano oder Siena sind weniger als eineinhalb Autostunden entfernt. Südlich von Florenz lockt das Weinbaugebiet Chianti. Wenn es noch näher sein sollte, ist ein halbtägiger Abstecher nach Fiesole die perfekte Abwechslung zur quirligen Großstadt.

In diesem Artikel möchte ich alles Wissenswerte zum Ausflug von Florenz nach Fiesole mit dir teilen. Lies hier, was dich nur 20 Fahrminuten vom Stadtzentrum entfernt in ländlicher Umgebung erwartet.

Tagesausflüge von Florenz aus

Florenz hat so viel Kunst und Kultur zu bieten, dass selbst eine Woche nicht ausreicht, um alles zu sehen. Trotzdem möchte ich während meines Kurzaufenthalts die Chance nicht verpassen, einen kleinen Eindruck der sanften toskanischen Hügellandschaft mit ihren Zypressen und Pinien zu bekommen. Wer von Florenz aus Ausflüge in die Toskana machen will, hat die Qual der Wahl. Weltberühmte Städte wie Pisa, Lucca oder Siena sind weniger als eineinhalb Autostunden entfernt – ideal für eine Städtekombination. Für einen Tagesausflug fehlt mir jedoch die Zeit. Außerdem möchte ich in die Natur.

Südlich von Florenz lockt das Weinbaugebiet Chianti mit dem Städtchen San Gimignano. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist möglich, aber nicht sehr komfortabel. Für Hin- und Rückweg ab dem Busbahnhof müssen schon zweieinhalb Stunden einkalkuliert werden. Zum Glück geht es noch näher. Das nur zehn Kilometer nördlich von Florenz gelegene Fiesole erfüllt alle meine Kriterien und bietet die perfekte Abwechslung zur quirligen Großstadt.

Sollte es mich einmal für einen längeren Aufenthalt oder Roadtrip in die Toskana ziehen, steht das Val d’Orcia ganz oben auf meiner Liste.

Mit dem Bus nach Fiesole – Busfahren in Florenz

Der mit Abstand preisgünstigste Weg, vom Stadtzentrum nach Fiesole zu kommen, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Busse der Autolinee Toscane (ATAF ist Geschichte) benötigen je nach Einstiegsstelle 20 bis 25 Minuten für die Strecke. Die Buslinie 7 fährt vom Hauptbahnhof über die Piazza San Marco (unweit der Galleria dell’Accademia) ungefähr viertelstündlich hoch zur Piazza Mino. Die beliebte Linie wird von Einheimischen und Touristen gleichermaßen genutzt.

Tickets für den öffentlichen Nahverkehr gibt es wie in Italien üblich in den zugelassenen Verkaufsstellen wie den meisten Zeitungsläden, Kiosken, Bars und Tabakgeschäften, am Hauptbahnhof Santa Maria Novella oder an den Fahrkartenautomaten. Letztere findest du an allen Straßenbahnhaltestellen und teilweise an größeren Bushaltestellen. An der Piazza San Marco befindet sich ein solcher Automat. Ein Einzelfahrschein ist 90 Minuten gültig und kostet € 1.50 (2022). Daneben gibt es weitere Optionen wie Tages- oder Mehrtageskarten, Multi-ride (4 x 90 Minuten) oder die Carta Agile, die 10 Tickets umfasst.

Wichtig ist, dass du die Tickets vor dem Einsteigen erwirbst. Der Einfachheit halber kaufst du deshalb auch gleich die Rückfahrkarte. Offiziell gibt es gegen Aufschlag zwar Fahrscheine im Bus, aber nicht alle Fahrer sind gewillt, solche zu verkaufen. Beim Einsteigen in den Bus müssen die Tickets dann noch entwertet werden.

An diesem Samstagmorgen im März ist nicht allzu viel los. Im Sommer, wenn alle der Hitze, der Enge und dem Lärm der Stadt entfliehen, sieht es sicherlich anders aus. Der Bus älterer Bauart rattert vorbei an der Piazza della Libertà und überquert die Gleise unweit des Bahnhofs Firenze Campo Marte. Auf der Piazza delle Cure herrscht ein unübersichtliches Gewusel: Es ist Markt. Die Menschen drängen sich zwischen Obst, Gemüse, Haushaltswaren und Bekleidung. Im Bus wird es dafür merklich leerer.

In der Viale Alessandro Volta gewinnt der Bus langsam an Höhe. Es geht vorbei an stattlichen Einfamilienhäusern. Protzige Autos in den Einfahrten verraten, dass hier Gutbetuchte zu Hause sind. Im Klosterort San Domenico steigen die letzten noch verbliebenen Fahrgäste aus. Die Landschaft wird zunehmend ländlicher und lieblicher. Bereits jetzt eröffnet sich ein traumhafter Blick auf das Umland. Über eine zypressengesäumte Straße, vorbei an imposanten Villen mit riesigen Gärten, schlängelt sich der Bus in Serpentinen hoch in den kleinen Bergort. Nur schon wegen dieses fantastischen Panoramas lohnt sich der Ausflug. Die Endhaltestelle an der Piazza Mino ist zugleich der Abfahrtsort zurück nach Florenz.

Alternativ kannst du auch mit den typischen roten Hop-on-Hop-off-Bussen von Citysightseeing (Route B) fahren. Ich selbst bin nicht so begeistert von diesen Touren. Natürlich sind sie bequem und unterwegs erfährt man viel über die jeweilige Destination. Gleichzeitig sind sie verglichen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unverhältnismäßig teuer. Oftmals kommt es zu langen Wartezeiten, weil Busse ausfallen oder im Verkehr stecken bleiben. Für die Innenstadt von Florenz lohnt sich die Hop-on-Hop-off-Tour sowieso nicht, weil dort alles nur zu Fuß erreichbar ist.

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Sehenswertes

Das Städtchen mit seinen 14’000 Einwohnern wurde unter dem Namen Vipsul bereits im 8. oder 7. Jahrhundert v. Chr. gegründet – lange bevor es Florenz gab. Die etruskische Siedlung auf dem Bergkamm musste mit mächtigen Stadtmauern vor Angreifern geschützt werden. Dennoch wurde Vipsul 225 v. Chr. von den Galliern eingenommen. Später, 90 v. Chr., machten die Römer die Siedlung dem Erdboden gleich, um aus Faesulae (antiker lateinischer Name) eine typisch römische Stadt mit einem Amphitheater, einem Tempel und einem Thermalbad zu machen.

Nach dem Zerfall des Römischen Reichs verlor Fiesole an Bedeutung und wurde trotz seiner vermeintlich sicheren Lage im 12. Jahrhundert von Florenz erobert. Eine Eroberung der anderen Art fand Jahrhunderte später statt. Seit dem 15. Jahrhundert wird die malerische Ortschaft von den Florentinerinnen und Florentinern als Sommerfrische geschätzt. Die zauberhafte Lage, das angenehm kühle Klima sowie ruhige und schattige Gassen machen das Dorf zum perfekten Rückzugsort. Hier konnte und kann man der sommerlichen Hitze und dem Trubel der Großstadt entkommen.

Die Sommerresidenzen der Adeligen aus der Zeit der Renaissance, diverse Villen und Luxushotels zeugen von der Popularität des Ortes. Er war und ist Zufluchtsort für Künstler, Adel und Geldadel oder Stars und Sternchen, die hier Inspiration beziehungsweise die nötige Privatsphäre finden. Auch Hermann Hesse war von der Atmosphäre angetan. Er liebte die frische Luft, die Landschaft und das Kloster San Francesco.

Obwohl Fiesole nicht allzu groß ist, solltest du für den Ausflug zumindest einen halben Tag einplanen. Es gibt einiges zu entdecken und am besten ist man hier oben ganz ohne Zeitdruck unterwegs.

Piazza Mino

Wer von Florenz kommend an der Endhaltestelle der Buslinie 7 aussteigt, steht mitten auf der nach einem Bildhauer benannten Piazza Mino. Rund um den Platz gruppieren sich Bauwerke wie der Duomo San Somolo mit bemerkenswerten Fresken im Innenraum und seinem Glockenturm, der Bischofspalast oder der mit Wappen geschmückte Palazzo Pretorio. Mitten am zentralen Platz steht das Reiterdenkmal der Begegnung von Garibaldi und König Vittorio Emanuele II.

Ein paar wenige fahrende Händler verkaufen Produkte aus der Region. Ansonsten ist der Platz Samstagmittag nahezu menschenleer. Entlang der Via Giacomo Matteotti herrscht geschäftiges Treiben. Die Einheimischen gehen ihren Einkäufen nach. Noch haben nicht alle Restaurants und Bars am Platz geöffnet. Die ersten Tische an der Sonne sind aber schon gedeckt und warten auf Gäste. Leider führt die Hauptverkehrsachse direkt über den Platz, sodass immer mit Verkehrslärm zu rechnen ist.

Archäologisches Areal

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckte man die Überreste eines Theaters aus der Römerzeit und stieß wenig später auf die weitläufigen Thermen. Der Eingang zum Archäologischen Areal und zum Archäologischen Museum ist nur ein paar Schritte von der Piazza Mino entfernt. Der Eintritt zum Gelände ist kostenpflichtig.

Hauptattraktion ist das gut erhaltene römische Theater. Dieses wird in den Sommermonaten im Rahmen der Estate Fiesolana, dem angeblich ältesten Freilichtfestival Italiens, für Theateraufführungen genutzt. Der Theaterbesuch in dieser einzigartigen Kulisse mit Blick in die Hügellandschaft ist sicher ein unvergessliches Erlebnis.

Gemütlich schlendere ich durch das Areal, das annähernd so groß wie der Ortskern ist. Schon beachtlich, dass man hier zum Teil noch auf Pflastersteinen aus der Zeit der Etrusker und Römer geht. Ich bestaune die römischen Thermen. Die Überreste des Frigidariums, Tepidariums und Caldariums lassen das Ausmaß der Bäder erahnen. Die drei markanten Bögen wurden erst später wieder aufgebaut und einzelne Exponate sind im Museum zu besichtigen. Im Westen des Gebiets befinden sich die Ausgrabungen des römischen und etruskischen Tempels.

Kloster San Francesco

Von Archäologischen Areal führt mich der Weg weiter vorbei am Friedhof, der einen Abstecher wert ist, hinauf zum Convento die San Francesco. Das Kloster befindet sich am Standort der ehemaligen etruskischen Akropolis und markiert den höchsten Punkt des Ortes. Selbst für mich, die nichts mit Kirche und Religion am Hut hat, ist das kleine Franziskanerkloster ein magischer Ort. Der begrünte Platz vor der Kirche lädt zum Verweilen ein, im Innenhof herrschen absolute Ruhe und Stille.

Gleich unterhalb der Treppe zum Kloster, die wieder zurück in die Stadt führt, liegt eine Aussichtsterrasse. Von hier aus hast du normalerweise den besten Blick über Florenz. Bei meinem Besuch ist der kleine Park wegen Restaurierungsarbeiten leider gesperrt. Abseits davon ist es gar nicht so einfach, einen guten Aussichtspunkt zu finden.

Garten der Villa Medici

Gerne hätte ich noch die Villa Medici und ihren Garten besichtigt. Sie gilt als eine der ältesten und am besten erhaltenen Villenbauten der Familie Medici und zählt zum UNESCO-Welterbe. Die Villa selbst ist für Besucherinnen und Besucher nicht zugänglich. Der terrassenförmig angelegte Garten ist während der Woche jeweils vormittags geöffnet.

Leonardo da Vincis Experimente auf dem Monte Ceceri

Wenn du ausreichend Zeit für deinen Ausflug nach Fiesole mitbringst, kannst du sogar noch eine kleine Wanderung zum Monte Ceceri einplanen. Im bewaldeten Naturschutzgebiet gibt es mehrere gut ausgeschilderte Wanderwege. Die Leonardo-da-Vinci-Runde ist zweifelsohne die beliebteste Wanderung. Unterwegs gibt es mehrere Aussichtspunkte. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis weit über den Talkessel von Florenz hinaus.

Am Gipfel des Monte Ceceri testete Leonardo da Vinci 1506 seine Flugmaschinen. Die ersten Versuche waren nicht allesamt von Erfolg gekrönt. Angeblich soll sich einer seiner Assistenten dabei ein paar Knochen gebrochen haben. Eine Steinplatte am Boden zeigt die von Leonardo da Vinci entworfenen Fluggeräte. Dass er diesen Ort quasi als Absprungrampe verwenden konnte, ist heute fast unvorstellbar. Doch bis zur Aufforstung in den 1940er-Jahren war es hier oben ziemlich kahl und baumlos.

Der Wald fiel dem Abbau von Sandstein unterhalb des Monte Ceceri zum Opfer. Das aufstrebende Florenz benötigte viel Baumaterial. Der Stein «Pietra Serena» fand sogar in Brunelleschis Kuppel des Doms Verwendung und ziert einige der schönsten Bauwerke in der Region. Heute sind die Steinbrüche stillgelegt, können aber noch besichtigt werden.

So schön Florenz auch ist, die engen Gassen sind dunkel. Da kann die Stadt schon einmal bedrückend wirken. An drückend heißen Sommertagen, ist es kaum auszuhalten. Dann wartet in den Hügeln rund um die Stadt ein völlig andere Welt. Der Weitblick in die toskanische Hügellandschaft mit ihren Zypressen und Pinien, das fantastische Panorama und die frische Brise, die hier oben weht, machen Fiesole zu einem lohnenden Ausflugsziel – egal zu welcher Jahreszeit. Hinzu kommen Einblicke in die lange Siedlungsgeschichte, bedeutende Kunstschätze und wunderschöne Villen.

Wenn du von Florenz und seinem Umland begeistert bist, solltest du auch einen Besuch in Bologna in Betracht ziehen.

Fiesole: Amphitheater und Ausgrabungen
Fiesole (Florenz)

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit mehr als sieben Jahren schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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