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Delhi oder meine ersten Eindrücke von Incredible India

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Indien polarisiert. Nicht umsonst heißt es, dass man das Land entweder liebt oder hasst. Arm und reich, alt und neu, hässlich und schön liegen ganz nah beieinander. Auf die Hauptstadt Delhi trifft das alles auch zu.

Delhi ist ein Molloch und spiegelt Indien mit all seinen Gegensätzen wider

Da ist das «Incredible India», mit dem das indische Tourismusministerium wirbt, das Indien der prunkvollen Paläste und Burgen, mit Hotels in Palästen oder alten Handelshäusern, der Wüsten und Palmenstrände sowie das Farbenmeer aus Saris und Blüten. Aber Indien ist auch ein sogenanntes Schwellenland mit all den dazugehörigen Begleiterscheinungen: Armut, Elend, Bettler, Dreck und Chaos. Die Bevölkerung Indiens umfasst 1,3 Milliarden Einwohner: Damit zählt Indien gleich nach China zu den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde.

Aus genau diesem Grund hatte ich Indien lange Zeit nicht auf meinem «Reiseradar». Letztendlich hat die Neugierde gesiegt und ich habe eine Reise nach Delhi, Agra und durch Rajasthan geplant.

Wie ich die Ankunft und meine Zeit in Delhi erlebt habe, erzähle ich dir im Beitrag.

Ankunft in Neu Delhi

Mein Flug mit SWISS von Zürich kommt spät abends am Indira Gandhi Airport an. Dass ich mich zuvor für ein einfach zu beschaffendes E-Visum entschieden habe, erweist sich jetzt leider als Fehler. Während sich die Schlangen bei den anderen Einreise-Schaltern schnell auflösen, stehe ich eine geschlagene Stunde an, bis ich endlich meine Fingerabdrücke abgeben kann. Was komfortabel klingt, ist also leider noch nicht ausgereift. Hinzu kommt, dass die indischen Beamten ihre Ruhezeiten auf die Sekunde genau einhalten und in regelmäßigen Abständen einfach vom Schalter verschwinden. Weit nach Mitternacht will ich nur noch fort vom Flughafen und sehne mich nach der Ruhe des Hotels.

Das tägliche und nächtliche Verkehrschaos

Der erste Eindruck ist dann der Verkehr in Delhi, der selbst nachts enorm dicht und laut ist. Dort, wo drei Fahrstreifen sind, haben in Indien locker fünf Autos oder Tuk-Tuks (plus Motorräder) nebeneinander Platz. Überholt wird links und rechts, alles in Millimeterarbeit. Nicht umsonst heißt es in Indien, dass man zum Autofahren vier Dinge benötigt: eine laute Hupe (das wichtigste Utensil), gute Bremsen, Geduld und Glück.

Eigentlich kann man nicht anders als sich dem Geschick seines Fahrers zu überlassen. Erstaunlicherweise funktioniert auch alles relativ gut – incredible India. In den folgenden zwei Wochen kommt es trotz fehlender Regeln und Vorschriften beziehungsweise deren Nichtbeachtung nicht ein einziges Mal zu einer gefährlichen Situation. Allerdings könnte ich mir nicht vorstellen in Indien selbst Auto zu fahren.

Mehrfach erlebe ich, wie es ist, wenn in und um Delhi gar nichts mehr geht. Der Großteil derer, die in den gesichtslosen Wohnsilos außerhalb der Stadt leben, fährt täglich mit dem Auto zur Arbeit. Zwar gibt es seit bald 15 Jahren eine U-Bahn (Delhi Mass Rapid Transit System) und die meisten Tuk-Tuks fahren mittlerweile mit CNG (Compressed Natural Gas), dennoch wabert ständig eine Wolke aus Smog über der Stadt. Die 10-Millionen-Metropole braucht dringend Lösungen, insbesondere, da erst ein Bruchteil der Bevölkerung motorisiert unterwegs ist. Geht die Entwicklung in diesem Tempo weiter, scheint der Kollaps unausweichlich. Die Stadt hat heute schon mehr als elf Millionen Einwohner, die Agglomeration zählt fast 17 Millionen.

Chandni Chowk Old Delhi

Während in Neu Delhi mit seinen breiten Straßen, den Regierungsvierteln und Villen alles relativ geordnet abläuft, ist Old Delhi das absolute Kontrastprogramm. Es ist nicht direkt ein Kulturschock, aber die ersten Minuten im Zentrum der Stadt kann ich nur staunen und habe Mühe sämtliche Eindrücke zu verarbeiten, die da auf mich einprasseln: Menschenmassen, die sich zu Fuß, per Rikscha oder mit dem Motorrad durch die Gassen des Marktes von Old Delhi zwängen, fremdartige und teilweise unangenehme Gerüchen, Lärm, Unrat, verfallene Gebäude, offen liegende Stromleitungen, diverse Geschäfte, streunende Hunde, Männer, die am Straßenrand schlafen und vieles mehr – incredible India!

Heritage Walk und Food Tour

Zum Glück bringt mich mein Guide, mit dem ich auf dem Heritage Walk inklusive Food Tour unterwegs bin, sicher durch das Gewirr der Gassen. Er weist mich auf schöne und ruhige Ecken hin und zeigt mir, wie man eine Straße sicher überquert. Aufgrund meiner bisher durchgehend positiven Erfahrungen mit Foodtours möchte ich das Zentrum kulinarisch und zu Fuß erkunden.

Alt-Delhi: Street Food-Tour [Werbung, Affiliate Link]

Wir starten im Dariba Kalan, dort wo vor allem Frauen Schmuck, Stoffe, Blumen und Dekorationen einkaufen. Danach gibt es erstmals Delhi Streetfood zum Probieren. An einem Stand testen wir Aloo Tikki, eine Art Kartoffelpuffer mit zwei verschiedenen Saucen (Tamarinde und Koriander-Minze). Entspannt essen ist neben der stark befahrenen Straße nicht ganz einfach, aber es schmeckt vorzüglich. Auf dem Weg zum Khari Baoli Spice Market probiere ich noch die verschiedensten indischen Brote (Naan, Chapati, Paratha, Puri), Dal, Kichererbsencurry und ein Lassi. Das alles in einem kleinen Restaurant, dessen oberes Stockwerk so niedrig ist, dass sogar ich mit meinen 165 cm fast bis zur Decke reiche.

Gewürzmarkt

Der Gewürzmarkt selbst ist ein einzigartiges Erlebnis. Auf den Straßen türmen sich die Säcke mit Gewürzen aus allen Teilen Indiens und der Welt und in den Gassen, wo Chilischoten gemahlen und eine riesige Auswahl von Gewürzen angeboten wird, bleibt mir fast der Atem weg. Ohne Niesen geht es hier nicht. Für mich ist das einer der faszinierendsten Märkte in Delhi. Hier nutze ich auch gleich die Gelegenheit um ein paar kulinarische Souvenirs, Pfeffer und andere Gewürze, zu erstehen.

Typisch Chandni Chowk

Auf dem Weg lerne ich dann die Wichtigkeit und Bedeutung indischer Hochzeitskarten kennen. Für die aufwändigen Karten könnte man hier pro Stück bis zu 15.000 INR ausgeben. Kurz vor Diwali  (einem der wichtigsten indischen Feste) gibt es zudem überall Feuerwerk zu kaufen. Abgesehen von der Straße Dariba Kalan, prägen vor allem Männer das Erscheinungsbild am Markt in Delhi. Einzelne Viertel sind dem Handwerk gewidmet, es wird geschweißt, gehämmert und repariert. Dazwischen findet Körperpflege statt, Rasur und Haarschnitt erfolgen direkt auf der Straße, Leitungen werden repariert und diverse Waren lauthals angeboten – incredible India.

Den Abschluss bildet ein Besuch in Karim’s Restaurant Sheesh Kebabs bekannt ist. Obwohl ich nur Frühstück hatte, bin ich zum dem Zeitpunkt bereits mehr als satt. Schließlich geht es per Tuk-Tuk zurück. Habe ich bisher den Verkehr vor allem als Fußgängerin erlebt, ist die Fahrt nochmals ein besonderes Abenteuer.

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Besichtigungstour durch Delhi

Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der typischen touristischen Attraktionen (Gate of India, Rotes Fort Delhi, Mahatma Gandhi Denkmal, Lodi Gärten, …). Für den Besuch in der Jama Masjid, einer der größten Moscheen des Landes, müssen wir einen sackartigen, geblümten Umhang aus Polyester tragen. Trotz dieser gewöhnungsbedürftigen Oberbekleidung lohnt es sich, auch das Innere der Moschee zu erkunden.. Noch eindrücklicher ist jedoch der Gurudwara Bangla Sahib, dem größten Sikh Tempel in der Stadt. An Sonntagen wird dort zur Mittagszeit von Freiwilligen Essen zubereitet und in mehreren Schichten an die Bevölkerung (unabhängig von der Religion) abgegeben. Ebenfalls in bleibender Erinnerung habe ich den Abstecher zum Qutb Minar, einer von Delhis drei UNESCO-Welterbe-Stätten, bei Sonnenuntergang – incredible India.

Stadt der Gegensätze

Delhi macht momentan eine rasante Entwicklung durch. Während man sich im Bazar wie in längst vergangen Jahrhunderten fühlt, wachsen am Stadtrand die modernen Bürogebäude für Callcenter, Banken und Handels- und Informatikfirmen in den Himmel. Daneben gibt es riesige Einkaufszentren mit den unterschiedlichen Vergnügungsmöglichkeiten. Die Unterschiede könnten größer nicht sein. Während moderne Inder im Anzug ihrer Arbeit nachgehen, hockt irgendwo ein Obdachloser neben einem Müllberg. In den indischen Konsumtempeln geben Vermögende Millionen von Rupien für Schmuck, Mode und moderne Elektronik aus, während andernorts Kinder ihr Notdurft auf der Straße verrichten, weil es keine Toiletten gibt.

Auch Touristen haben die Wahl zwischen diesen Gegensätzen. Man kann entweder in einem Hostel in einfachsten Verhältnissen, einem ultramodernen Hotelkomplex oder traditionellen Heritage Hotels übernachten.

Die Tage und Erlebnisse in Delhi müssen erst einmal verarbeitet werden. Viel Zeit bleibt dazu allerdings nicht, da es am nächsten Morgen bereits Richtung Agra und nach Rajasthan weitergeht. Bald werde ich merken, dass Delhi nur der Einstieg light in das Abenteuer Indien, incredible India, ist.

Delhi, erste Eindrücke von Indien
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Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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