Langsam und fast unbemerkt hat sich der Sommer verabschiedet. Wenn die Tage kürzer werden, die Blätter fallen und der Herbst im Anmarsch ist, freue ich mich jeweils auf inspirierende Konferenzen. Nach achtjähriger Pause darf ich wiederum ein paar Tage in Dresden und in Sachsen verbringen.
Das Erste, was an Dresden, der Hauptstadt von Sachsen, auffällt, ist die Weite. Im Vergleich zu Schweizer Städten ist hier ähnlich wie in Berlin, Leipzig oder Chemnitz einfach ganz viel Platz. In der kurzen Zeit in der Stadt kann ich selbstverständlich nicht alles erkunden. Ich bin unterwegs in der Altstadt, der Inneren und Äußeren Neustadt, in Klotzsche, Strehlen, Blasewitz und Loschwitz.
Dresdens Stadtteile
Dresden, das bekanntlich den Beinamen «Elbflorenz» trägt, präsentiert sich mit einer beeindruckenden historischen Altstadt. Die berühmten Barock-Bauwerke wie Frauenkirche, Semperoper oder Zwinger sind bis weit über die Grenzen der sächsischen Hauptstadt hinaus bekannt. Hier tummeln sich die Touristenscharen aus nah und fern. Gleich daneben, weniger glamourös, befinden sich die Plattenbauten der Prager Straße.
Die Innere Neustadt, der ebenfalls wunderschöne Stadtteil am anderen Ufer der Elbe bleibt vielen Besuchern verborgen. Und auch wenn weite Teile der Inneren Neustadt den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen, entdeckt man mancherorts noch die engen, gewundenen und verwinkelten Gassen. Hier befindet sich das letzte erhaltene barocke Wohn- und Geschäftsquartier in Dresden.
Die Äußere Neustadt gilt heute als trendiges Szeneviertel und ist der wohl bunteste Stadtteil Dresdens mit Kneipen, Läden, Clubs, Galerien, Kanzleien, Büros und Ateliers. Dörfliches Leben und Villenviertel, teilweise in den Weinbergen, entdeckt man unter anderem in Loschwitz.
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Meine Dresden-Highlights
1. Neumarkt und Frauenkirche Dresden
Dresden hat eine traurige Geschichte. Bei den Luftangriffen der Alliierten im Februar 1945 starben etwa 25.000 Menschen und sowohl die Innenstadt als auch die Frauenkirche wurden dabei völlig zerstört.
Der Neumarkt war einst ein Paradebeispiel barocker Städtebaukunst. Nach den Zerstörungen blieb das Gelände lange Zeit unangetastet. Erst in den 2000-er Jahren begann man den wohl bekanntesten Platz in der Dresdner Innenstadt zu rekonstruieren. Wenn man heute den Platz betritt, fallen die riesige Fläche und die originalgetreu nachgestalteten Fassaden auf. Das Gesamtensemble ist zweifellos wunderschön und doch fühlt es sich irgendwie falsch an. Hier geht es mir ähnlich wie in Gdansk, es ist alles nur Fassade.
Die Frauenkirche hatte zwar den unmittelbaren Angriff vorerst überstanden, fiel aber dem anschließenden Feuer zum Opfer. Mehr als vier Jahrzehnte stand die Ruine als Mahnmal im Herzen der Stadt. Zwischen 1993 und 2005 wurde die Frauenkirche nach dem historischen Vorbild wieder aufgebaut. In der Fassade kann man heute noch die originalen Steine erkennen.
Bei meinem ersten Besuch in Dresden habe ich an einer Emporenführung teilgenommen, diesmal genieße ich den Ausblick über die Stadt von der Kuppel aus.
2. Dresdner Zwinger
Beim Betreten des Zwingers wird einem sofort klar, dass es sich hier um eine ganz besondere Anlage handelt. Das Vorbild Versailles lässt grüßen. Ich finde die Pavillons, Galeriebauten und vor allem die Parkanlage immer wieder schön.
Leider verschandelt den Innenhof mittlerweile die sogenannte Zwinger Xperience, eine Filmkuppel, die ein VR-Erlebnis der Fürstenhochzeit von 1719 verspricht. Das mag sicherlich interessant sein, aber konnte man dafür nicht einen anderen Standort finden? Daneben findet man im Zwinger noch einige andere interessante Museen wie die Gemäldegalerie Alte Meister, den Mathematisch-Physikalischen Salon oder die Porzellansammlung mit Exponaten aus China, Japan und Meißen.
Nicht vergessen sollte man bei einem Besuch das etwas versteckte Nymphenbad im hinteren Teil der Anlage. Man erreicht es über die Treppen hinter dem französischen Pavillon. Das romantische Plätzchen mit der Brunnenanlage liegt ein wenig abseits der übrigen Touristenpfade.
3. Semperoper Dresden
Die Semperoper gilt als eines der bedeutendsten Opernhäuser der Welt. Gleichzeitig ist sie eines der Wahrzeichen der Stadt. Die Oper hat eine wechselhafte Geschichte. Insgesamt dreimal wurde es nach Plänen von Gottfried Semper neu erbaut. Dazwischen wurde die Semperoper durch einen Brand und im Zweiten Weltkrieg zerstört. Neben zahlreichen gutbesuchten Opernaufführungen findet jeweils im Januar der SemperOpernball statt.
Für eine Aufführung am Abend reicht meine Zeit leider nicht. Bei meinem letzten Besuch in Dresden durfte ich die Semperoper aber im Rahmen einer Führung kennenlernen.
4. Fürstenzug
Was aussieht wie ein riesengroßer Wandteppich, ist in Wirklichkeit ein Porzellanwandbild, angeblich das größte der Welt. Um die 23.000 Fliesen aus Meißener Porzellan wurden dafür verarbeitet. Auf über 100 Metern kann man das überlebensgroße Bild eines Reiterzugs bewundern. Es befindet sich in der Augustinerstraße an der Außenseite des Stallhofs des Dresdner Residenzschlosses.
Der Fürstenzug ist frei zugänglich und man sollte sich ein wenig Zeit nehmen, die Details zu betrachten.
5. Brühlsche Terrasse
Unter allen «must visit» und «can’t miss» Places in Dresden zählt die Brühlsche Terrasse zu meinen Lieblingsplätzen. Irgendjemand hat ihr einmal den Namen «Balkon Europas» gegeben. Zwischen August- und Carolabrücke liegen eine Reihe historischer Gebäude und am ehemaligen Festungswall wurde ein Garten angelegt.
Hier kann man wunderbar flanieren und auf einer der Bänke eine Pause einlegen. Die Aussicht ist fantastisch. Besonders im Abendlicht ist der Ausblick wunderbar und ein Vergleich mit der Toskana durchaus berechtigt. Unterhalb der Brühlschen Terrassen auf der Elbe legen die historischen Raddampfer an und ab und tun dies mit einem lauten Tuten bekannt.
6. Gläserne Manufaktur
Man muss kein Bezinbruder sein, um die gläserne Manufaktur in Dresden interessant zu finden. Ganz im Gegenteil: Hier werden nämlich Elektroautos hergestellt. Bereits die Architektur des Hauses mit dem runden, gläsernen Fahrzeugturm ist ein Erlebnis. Im Rahmen einer Führung erlebe ich live mit, wie ein e-Golf entsteht. Auf dem Rundgang kann man die einzelnen Montageschritte aus nächster Nähe verfolgen. Autonom fahrende Transporter und automatisierte Montageschritte sind nichts Neues für mich. Hier jedoch wo die Monteure in weißen Overalls auf blitzblanken Parkettböden ihre Arbeit verrichten, ist es noch einmal etwas anderes.
Auf der Führung lernt man außerdem noch interessante Details über E-Mobilität. Die Gläserne Manufaktur liegt am Rande des Großen Gartens, dem größten Naherholungsgebiet in Dresden. Hier fährt sogar eine kleine Parkeisenbahn. Und im Carolaschlösschen beim Carolasee dürfen wir unser diesjähriges Konferenzdinner genießen. Da fühle ich mich doch fast wie eine Schlossherrin.
7. Kunsthofpassagen
In der Äußeren Neustadt zwischen Görlizter Straße und Alaunstraße befinden sich die Kunsthofpassagen. Dabei handelt es sich um einem Komplex mit fünf kleinen Innenhöfen, jeder zu einem anderen Thema gestaltet. Damit versuchte man heruntergekommene Hinterhöfe in der Neustadt von Dresden zu beleben. Das ist gelungen. Die Kunsthofpassagen sind ein Vorzeigeprojekt, das Wohnen, Arbeiten und Leben miteinander verbinden will. Optisch erinnern sie mich ein wenig an das Hundertwasser Haus in Wien.
Spannend sind die bunten Fassaden, z.B. im Hof der Elemente mit seinem Wasserspiel, im Hof des Lichts, im Hof der Tiere, im Hof der Fabelwesen und im Hof der Metamorphosen. Bei meinem Besuch regnet es leider, aber im Labyrinth aus den Höfen und den kleinen Durchgängen lässt es sich dennoch schön bummeln. Und es gibt eine Reihe interessanter Geschäfte.
Im Hof der Fabelwesen bietet sich das Lila Soße für eine kulinarische Pause an. Das kreative Kneipenrestaurant mit den dunklen Holzmöbeln spezialisiert sich nach eigenen Aussagen auf junge deutsche Küche. Das Tolle daran: Viele Speisen werden in Tapas-Manir in Einweckgläsern serviert.
8. Dresdner Barockviertel
Angeblich gab es früher in der Neustadt ein Transparent mit der Aufschrift «Hier geht Dresden weiter». Das sollte man sich zu Herzen nehmen. Die Stadtteile jenseits der Elbe sind nicht minder interessant. Das Dresdner Barockviertel entstand im Rahmen eines Bebauungsplans von August dem Starken. Höhe und Anzahl der Geschosse und die Gestalt der Innenhöfe wurden darin reglementiert.
Und so sind auch heute noch viele Häuser in der Königstraße Zeugen der damaligen Bauauflagen. Ein Besuch im erstaunlich gut erhaltenen und renovierten barocken Wohn- und Geschäftsquartier sollte bei einem Besuch in Dresden nicht fehlen.
9. Pfunds Molkerei und andere kulinarische Entdeckungen in der Neustadt
Milch- und Käseläden gibt es viele. Dresden aber hat mit der Pfunds Molkerei in der Bautzner Straße 79 den schönsten Milchladen der Welt. So zumindest beschrieb ihn der Dresdner Schriftsteller Erich Kästner. Sein Ausspruch ist auch heute noch die beste Werbung für das Geschäft wie aus einem Bilderbuch.
Der Verkaufsraum ist eine Augenweide. Er ist vom Boden bis zur Decke mit handgemalten Fliesen von Villeroy & Boch ausgestattet. 1998 schaffte es die Pfunds Molkerei damit sogar ins Guiness Buch der Rekorde. So ist es nicht verwunderlich, dass sich der Laden als Touristenattraktion in Dresden etabliert hat. Teilweise ist schon sehr viel los hier. Über dem Geschäft gibt es ein Restaurant. Von der Schönheit und dem Überfluss aus dem Erdgeschoss ist hier leider nicht viel zu merken.
Gar nicht weit entfernt von der Pfunds Molkerei liegt das Raskolnikoff. Dabei handelt es sich um ein gemütliches Szenelokal mit einem lauschigen Innenhof. Allerdings darf man sich wie bei vielen anderen Lokalen in der Dresdner Neustadt nicht von der Fassade abschrecken lassen. Innen gibt es neben ausgezeichneter Hausmannskost auch Kunst.
Mehr wegen der Einrichtung als wegen der Bedienung sollte man auf einen kurzen Sprung im Wohnzimmer Dresden vorbeischauen. Die Café-Bar liegt in der Nähe der Kunsthofpassagen und ist im Stil der 1960-er und 1970-er Jahre eingerichtet.
10. Blaues Wunder und Schwebebahn Loschwitz
Wer würde vermuten, dass es in Dresden auch Bergbahnen gibt? Dass dem so ist, grenzt nicht direkt an ein Wunder. Auf dem Weg dorthin kann man aber sein blaues Wunder erleben.
Das Blaue Wunder oder die Loschwitzer Brücke verbindet die sehr ländlichen Stadtteile oder Villenviertel Blasewitz und Loschwitz. Es handelt sich dabei um eine hellblau bepinselte Stahlbrücke. Zu ihrer Entstehungszeit war sie aufgrund der Spannweite tatsächlich ein Wunder.
Wer hier die Elbe überquert, kann auf der Blasewitzer Seite der Brücke noch im Schillerpark einkehren. Da findet man den größten Biergarten in Dresden – mit wunderschöner Aussicht. Auf der anderen Seite wartet ein niedliches kleines Viertel mit Fachwerkhäusern.
Hier in der Nähe des Körnerplatzes befinden sich die Stationen der Schwebe- und der Standseilbahn. Die Fahrt mit der Schwebebahn, die eigentlich eine Einschienenhängebahn ist, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Nach der Besichtigung des Maschinenhauses werfe ich noch einen Blick auf das Blaue Wunder. Was für eine Aussicht, was für ein Bild! Danach wandere ich gemütlich zum Balkon Dresdens. Von dort aus fahre ich mit der Standseilbahn wieder talwärts und zurück ins Zentrum von Dresden.
Ich hoffe, du hast ein wenig Lust bekommen, Dresen zu erkunden. Ich kann diese wunderschöne Stadt und einen Ausflug ins Elbsandsteingebirge wärmstens empfehlen.
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