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Camargue in 48 Stunden oder zwei Tage in Saintes-Maries-de-la-Mer

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Als Kind habe ich das Buch «Im Wind der Camargue» von Federica de Cesco regelrecht verschlungen. Die Camargue – zumindest so wie ich sie mir in meiner damaligen Fantasie vorgestellt hatte – wurde zu meiner absoluten Traumdestination. Jahrzehnte später schaffe ich es tatsächlich, dieser Region einen Besuch abzustatten.

Nach knapp zwei Wochen Roadtrip durch die Provence, genauer gesagt durch den Luberon und das Departement Gard, also eher das gebirgige Hinterland, muss ich nun endlich Meer sehen. Ich freue mich auf eine atemberaubende und einzigartige Landschaft, die weißen Pferde, rosarote Flamingos, schwarze Stiere, Strand, Sumpfgebiete und Salzpfannen und ein ursprüngliches Fischerdorf.

Willst du wissen, was man in und um Saintes-Maries-de-la-Mer in der Schwemmlandebene der Provence alles erleben kann? Im Beitrag gebe ich dir fünf Tipps für mögliche Unternehmungen.

Regionaler Naturpark Camargue

Die Rhône bildet hier im Süden Frankreichs das größte Flussdelta Europas. Die vielen Überschwemmungen und Ablagerungen haben eine einzigartige Sumpflandschaft mit einer beachtenswerten Flora und Fauna geschaffen. Der Boden ist salzhaltig, was dazu führt, dass die Gegend eher karg ist oder wirkt. Die Landschaft im Naturschutzgebiet ist ähnlich wie am Neusiedlersee einfach nur flach, ohne jegliche Erhebungen. 1970 wurde die Region offiziell zum Naturpark erklärt und umfasst über 900 Quadratkilometer.

Fünf Tipps für einen Aufenthalt in der Camargue

Zuerst einmal kann man in der Region wunderbar ausspannen und auch einfach nur seine Ferien genießen, z.B. im Hotel am Pool. Wenn du so wie ich lieber Land und Leute kennenlernst und deine Freizeit anders gestaltest, hält die Camargue verschiedene Sportmöglichkeiten und andere Aktivitäten für dich bereit.

1. Saintes-Maries-de-la-Mer entdecken und das Dach der Kirche erklimmen

So wie die topfebene Landschaft ist auch der ehemalige Fischerort Saintes-Maries-de-la-Mer und fügt sich so perfekt in die Landschaft ein. Die weißen, fast andalusisch anmutenden Häuser, sind ein- oder maximal zweistöckig und haben rote Ziegeldächer.

Die beobachtet man am besten in den Abendstunden vom Dach der Kirche Église Notre-Dame-de-la-Mer. Die Kirche erinnert ein wenig an eine Festung und ist von überall aus zu sehen. Für 3 € kann man über die enge Wendeltreppe auf das Dach der Kirche steigen. Die Steinschindeln ermöglichen es, dass man sogar den Dachfirst erklimmt. Die Aussicht von hier oben ist einzigartig.

Ansonsten ist Satines-Maries-de-la-Mer nicht so spektakulär, ein Badeort, der sich voll und ganz dem Tourismus verschrieben hat. Das schlägt sich in «Fressstraßen» mit Restaurants fraglicher Qualität und unzähligen Souvenirgeschäften nieder. Ein weiteres auffälliges Gebäude ist die Stierkampfarena. Auf dem Platz vor der Arena stehen die Statuen der berühmten Stiere Garlan und Vovo. Das symblolträchtige Kreuz der Camargue (das Kreuz für den Glauben, der Anker für die Hoffnung und das Herz für die Nächstenliebe) begegnen einem in Saintes-Maries-de-la-Mer ebenfalls immer wieder.

Die Strände direkt im Ort sind wenig einladend. Weiter östlich und westlich gibt es einige schöne Strandabschnitte mit Dünen.

Einmal im Jahr, am 24. Mai, verwandelt sich Saintes-Maries-de-la-Mer anlässlich der Wallfahrt zu Ehren der Heiligen Sarah für einige Tage zur «Hauptstadt» der Sinti und Roma, der Gitanes wie sie in Spanien und Frankreich genannt werden. Tausende Pilger und Schaulustige reisen aus allen Teilen Europas an. Die Statue der Schwarzen Sarah, der Schutzpatronin der Roma, wird dann in einer Prozession von der Kirche ins Meer geführt. Der 25. Mai gehört dann den beiden Schutzpatroninnen der Stadt, die unter Mitwirkung der Gardians (Viehhüter) und der Arlesiennes (Trachtenfrauen aus Arles) ebenfalls ins Meer getragen werden.

2. Einen Ausritt unternehmen

Die weißen Pferde sind wohl die bekanntesten Bewohnern der Camargue. Das Camargue-Pferd zählt auch heute noch zu den letzten wild lebenden Pferderassen. Sie sind robuste, genügsame Arbeitspferde, die früher von den Gardians, den Rinderhirten, eingesetzt wurden. Heute sind sie in erster Linie Reit- und Freizeitpferde. Obwohl bereits Julius Ceasar in Arles Gestüte anlegen ließ, wurde die Rasse erst in den 1960er-Jahren anerkannt.

Entlang der Straße (D35) von Arles nach Saint-Maries-del-la-Mer gibt es eine ganze Reihe von Reitzentren und Reitställen sowie Hotels mit angegliederten Reitzentren. Wenn ich im Ausland zum Reiten gehe, mache ich mir schon auch Gedanken um das Tierwohl. Hier möchte ich nicht in einen Reitstall, wo die Tiere den ganzen Tag gesattelt herumstehen und auf Reiterinnen und Reiter warten. Außerdem bin ich ungern in einer riesigen Gruppe unterwegs.

Im Hotel hat man für uns einen zweistündigen Ausritt bei Le Palomino organisiert. Den Tieren dort scheint es gut zu gehen. Die Pferde werden ausschließlich vom Besitzer zugewiesen und er sorgt auch dafür, dass der Sattelgurt richtig sitzt. Sie sind sehr feinfühlig im Maul und es wird darauf hingewiesen, dass man die Zügel locker hält. Der Ausritt durch die Sumpflandschaft und am Strand entlang, gibt einen guten Einblick in die Camrgue. Reiten ist schon ein schöner Sport.

3. Mit dem Schiff auf der Petit Rhône schippern und den Camargue-Stieren zuschauen

In Saintes-Maries-de-la-Mer gibt es mehrere Ausflugsboote, die die Petit Rhône bis zur Fähre Bac du sauvage fahren. Einige fahren direkt ab dem Hafen im Ort ab, der Raddampfer Tiki III in der Nähe des Campingplatzes Le Clos du Rhône. Die Fahrten sind sehr touristisch, inklusive einer kleinen Vorführung, bei der ein Viehhüter seine Manade präsentiert.

Auf der anderen Seite sieht man während der circa 1,5-stündigen Fahrt Gebiete, die über Land nicht erreichbar sind und kann die schwarzen Camargue Stiere und Pferde sowie verschiedene Vögel vom Schiff aus beobachten. Auch die Fahrt vorbei an den Sommerhäuschen ist interessant.

Ich finde es faszinierend, wie sich die Landschaften entlang von Flussläufen verändern, durch welch unterschiedliche Länder sich Flüsse ihren Weg bahnen und auch die Kulturen dort anders sind. Die Rhone entspringt unweit des Rhonegletschers im Kanton Wallis, fließt durch das Goms sowie den Genfersee und mündet hier in einem beeindruckenden Delta ins Mittelmeer.

4. Im Parc Ornithologique Flamingos und andere Vogelarten beobachten

Der Park ist ein Muss für Natur- und Tierliebhaber. Selbst wenn sie in freier Wildbahn eher selten geworden sind, hier im Park kann man gut Flamingos beobachten. Die Anlage ist sehr gepflegt und die Wege und Stege sind gut ausgeschildert und begehbar. Für den Besuch im Park sollte man eineinhalb bis zwei Stunden einrechnen. Wichtig: Hier scheinen sich alle Mücken Südfrankreichs versammelt zu haben, also sollte man auf guten Mückenschutz achten. Auch kann es nicht schaden, auf den Rundweg etwas zum Trinken mitzunehmen.

Der Vogelpark ist täglich geöffnet, im Sommer ist der Eintritt zwischen 09:00 und 19:00 Uhr möglich. Man kann dann allerdings noch bis zum Sonnenuntergang im Park bleiben.

5. Die Salzgärten der Salinen bei Aigues-Mortes besuchen

Fleur de Sel aus der Camargue ist weltberühmt. Schon die Römer haben hier Salzgärten angelegt. An der Gewinnung hat sich nicht allzu viel geändert, vieles ist auch heute noch Handarbeit. Über Kanäle wird Meerwasser in die Becken geleitet, Wind und Sonne lassen es verdunsten und zurück bleiben die Salzkristalle.

Mit dem Auto ist man von Saintes-Marie-de-la-Mer aus etwa eine halbe Stunde unterwegs bis nach Aigues Mortes, wo die größten Salzgärten der Region liegen, – ein lohnenswerter Ausflug. In den Salins von Aigues-Mortes wird hauptsächlich Speisesalz gewonnen, in Giraud Gewerbe- und Industriesalze. Beide Salinen können auf Besichtigungstouren erkundet werden. In Aigues-Mortes verkehrt eine kleine Bimmelbahn, aber auch Touren zu Fuß, mit dem Mountainbike (sogar auf eigene Faust) oder mit einem Jeep sind möglich. Die Salinen sind ein einzigartiges Ökosystem mit außergewöhnlicher Flora und Fauna.

Das Farbenspiel in den überfluteten Salzbecken ist schon etwas ganz Besonderes. Genau das liebe ich an Salinen, auch auf Ibiza oder an der Sandalgarve bei Tavira und Olhão.

Kulinarische Mitbringsel

Auf einer Reise in die Camargue oder in die Provence gibt es jede Menge Möglichkeiten kulinarische Souvenirs zu erstehen. Fleur de Sel oder Salz steht da ganz oben auf meiner Liste. Wein, Olivenöl, Oliven, Gewürze und Senf wandern ebenso in meinen Einkaufskorb.

Erwartungen versus Realität

Die Camargue in Frankreich ist ein besonderer Ort. Wie du dir ausmalen kannst, ist sie nicht mehr ganz so ursprünglich, wie ich mir das in meiner kindlichen Fantasie vorgestellt habe. Fasznierend sind Landschaft und Natur hier allemal. Und dieser Landstrich ist das perfekte Kontrastprogramm zu Luberon und Gard.

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Camargue

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Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

3 Gedanken zu „Camargue in 48 Stunden oder zwei Tage in Saintes-Maries-de-la-Mer“

  1. Oh wow! Ich bin soeben auf der Suche nach Krakau-Tipps auf deinen Blog gestossen. Was für ein Glück =)
    Hier sind ja super Tipps dabei für einige Reisen, die ich in naher Zukunft plane.
    Besonders dieser Beitrag gefällt mir, da wir nächsten Sommer vorhaben mit dem Camper durch Frankreich zu reisen.
    Liebe Grüsse aus dem Berner Oberland
    Selina

    Antworten
    • Hallo liebe Selina (Tavelina)

      Hab ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar. Es ist nicht selbstverständlich, dass man Feedback zu seinen Beiträgen bekommt. Freut mich, wenn ich dir ein paar Anregungen liefern konnte.

      Viele Grüsse und jetzt schon tolle Camper-Ferien in Südfrankreich
      Carola

      PS: Ich bin dann schon gespannt auf deine Berichte :-D.

      Antworten

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© TRAVELLINGCAROLA

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