Der Sommer ist zweifellos die beliebteste Reisezeit in Neuseeland. Wintersportbegeisterte finden vor allem auf der Südinsel von Juli bis Oktober ideale Bedingungen. Aber auch für alle, die ein mildes Klima und Sonnenschein bevorzugen, bietet vor allem der Norden der Nordinsel attraktive Reiseziele. In der Bay of Islands und auf der Coromandel-Halbinsel herrschen in den Wintermonaten angenehme Temperaturen. Während die Bay of Islands für ihre faszinierende Insellandschaft und historischen Stätten bekannt ist, bietet die Coromandel Peninsula beeindruckende Küsten und heiße Quellen. Ich besuche beide Regionen in der ersten Juliwoche bei bestem Wetter und Sonnenschein.
Warum Neuseeland im Winter bereisen?
Mein sechstägiger Zwischenstopp in Neuseeland Anfang Juli ist eine Zwangspause, die den Ticketbedingungen geschuldet ist. Ich hatte meine dreiwöchige Reise im April so geplant, dass ich den nördlichen Teil der Nordinsel und die Coromandel-Region ausgelassen habe. Der Norden der Nordinsel ist subtropisch und selbst im Winter erwarten dich angenehme Temperaturen.
Was eindeutig für eine Winterreise spricht, sind die geringeren Besucherzahlen. In der Nebensaison kann man die Sehenswürdigkeiten und Touren ohne Gedränge genießen, die Unterkünfte sind oft günstiger und freie Zimmer leichter zu finden. Gleichzeitig ist immer noch so viel los, dass man sich nicht einsam fühlt. Viele Restaurants und Beherbergungsbetriebe haben trotzdem geöffnet und die Tourenanbieter haben ein der Jahreszeit angepasstes Programm.
Bay of Islands im Winter
Die Fahrt vom Flughafen Auckland nach Paihia dauert gut dreieinhalb Stunden. Die kleine Hafenstadt Paihia empfängt mich eher verschlafen. Aber ich kann mir vorstellen, wie viel hier im Sommer los ist. Mit Ausnahme von Napier lösen die neuseeländischen Städte bei mir wenig Begeisterung aus. Sie sind alle etwas eintönig und haben wenig Charme. Über zwei Kilometer zieht sich die Straßensiedlung an der Küste entlang: Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen, Touranbieter, Souvenirläden und alles, was Touristen so brauchen.
Nach Paihia kommt man aber nicht wegen des Ortes an sich, die Hauptattraktion ist die Bay of Islands. Ansonsten beherbergt Paihia die älteste Kirche Neuseelands. Rund um den Pier stehen einige historische Gebäude, und die bunt beleuchteten Paihia Wee Toilets haben sich zu einem kleinen Touristenmagnet entwickelt.
Die Bay of Islands gehört zu den beliebtesten Küstenregionen Neuseelands. Sie umfasst insgesamt 144 Inseln, die sich über eine wunderschöne Bucht verteilen, und besticht durch eine Mischung aus unberührter Natur und historischem Erbe. In Waitangi wurde 1840 der Vertrag zwischen der britischen Krone und den Māori geschlossen – ein wichtiger Teil der neuseeländischen Geschichte.
Klima in der Bay of Islands
Mit durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen zwischen 15 und 18 Grad Celsius und nächtlichen Tiefsttemperaturen um 10 Grad Celsius bleibt das Wetter in der Bay of Islands auch im Winter angenehm mild. Im Vergleich zu anderen Teilen des Landes fällt relativ wenig Niederschlag und sonnige Tage sind im Winter keine Seltenheit. Diese milden Wetterbedingungen sind ideal für Outdoor-Aktivitäten wie Bootstouren und Küstenwanderungen – ohne die Hitze und die Menschenmassen des Sommers.
Top-Aktivitäten und Highlights
In der Bay of Island könnte man locker eine ganze Woche verbringen. Ich habe nur zweieinhalb Tage und möchte in dieser Zeit soviel wie möglich sehen.
Egal ob Sommer oder Winter, eine Bootstour durch die Bay of Islands ist ein absolutes Muss. Im Winter ist die Anzahl der Anbieter und Touren begrenzt. Aktivitäten wie Schwimmen oder Schnorcheln stehen dann nicht auf dem Programm. Meine Bootsfahrt findet bei strahlendem Sonnenschein statt und trotz Wind ist es an Deck angenehm. Unterwegs passiert das Boot viele der Inseln und per Live-Kommentar gibt es viele Hintergrundinformationen.
Entlang der Halbinsel Cape Brett geht es vorbei am Leuchtturm bis nach Piercy Island und dem berühmten Hole in the Rock. Bei guten Wetterbedingungen kann das Boot durch das Felsentor fahren. Beim Stopp auf Urupukapuka Island erlebe ich New Zealand in a nutshell: Strände, Buchten, saftig grüne Wiesen und Schafe. Es bleibt Zeit für eine kurze Wanderung über die Insel. Auf dem Rückweg passieren wir Roberton Island und haben das Glück, viele Delfine beobachten zu können.
Bootstour durch die Bay of Islands im Winter [Werbung, Affiliate-Link]
Von Paihia aus verkehren halbstündlich Fähren nach Russell. Russell ist die erste Hauptstadt Neuseelands und hat sich seinen historischen Charme bewahrt. Auf engstem Raum findet man gut erhaltene Gebäude, die bis ins Jahr 1843 zurückreichen. Es gibt ein sehenswertes Museum und charmante Hotels, Restaurants und Cafés.
The Duke of Marlborough ist das erste lizenzierte Hotel Neuseelands. Außerdem macht es Spaß, in den verschiedenen Geschäften und Galerien zu stöbern.
Für Geschichtsinteressierte ist ein Besuch des Waitangi Treaty Grounds ein Muss. Das Museum und das Gelände bieten tiefe Einblicke in die Geschichte Neuseelands und die Kultur der Māori. Im Winter kann man in der Bay of Islands verschiedene Wanderungen unternehmen.
Paihia ist der ideale Ausgangspunkt für einen Ausflug zum Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Wir sprechen hier allerdings von einer Entfernung von 200 Kilometern und einer zweieinhalb- bis dreistündigen Fahrt auf engen und kurvenreichen Straßen.
Da ich die Strecke nicht selbst an einem Tag hin- und zurückfahren möchte, entscheide ich mich für eine geführte Tour. Der Aufenthalt am Kap ist kurz und reicht für einen Spaziergang zum Leuchtturm, von wo aus man das Zusammentreffen von Tasmanischer See und Pazifik beobachten kann.
Das inkludierte Mittagessen ist einfach und mit langen Wartezeiten verbunden. Auf dem Rückweg geht es zum Ninety Mile Beach, wo man auch Sandboarding ausprobieren kann. Nach dem 75 Mile Beach auf K’gari erlebe ich hier einen weiteren fantastischen, schier endlosen Sandstrand, der offiziell als Straße genutzt werden darf. Die Befahrbarkeit ist von den Gezeiten abhängig und nur mit 4WD möglich. Autovermieter erlauben den Abstecher zum 90 Mile Beach in der Regel nicht.
Von Paihia zum Cape Reinga [Werbung, Affiliate-Link]
16 Kilometer von Paihia entfernt befindet sich Kawakawa. Das Städtchen ist vor allem für seine öffentlichen Toiletten bekannt, die 1998 vom berühmten österreichischen Architekten und Künstler Friedensreich Hundertwasser entworfen wurden. Ich kenne das Hundertwasserhaus und viele andere seiner Bauten in Wien und Umgebung. Aber dass Hundertwasser einen Teil seines Lebens in Kawakawa verbracht hat, ist mir neu.
Um nicht den gleichen Weg zurückfahren zu müssen, wähle ich die Kauri Route in Richtung Süden. Die Kauri Coast im Westen begeistert mit langen Stränden, Dünen und Seen. Im Waipoua Forest steht der größte Kauribaum Neuseelands, der Tāne Mahuta. Wer vor dem 2000 Jahre alten Baum steht, fühlt sich ganz klein.
Coromandel im Winter
Die Coromandel Peninsula liegt zwei bis drei Autostunden östlich von Auckland und ist eine der beliebtesten Küstenregionen der neuseeländischen Nordinsel. Über die gut ausgebauten State Highways 25 und 25A ist Coromandel leicht zu erreichen. Die Halbinsel erstreckt sich rund 85 Kilometer entlang des Hauraki Golfes bis zum Pazifischen Ozean. Ganze 400 Kilometer Küste und ein bergiges Hinterland mit dichten Kiefern- und Regenwäldern machen die Region einzigartig. Coromandel bietet eine unglaubliche landschaftliche Vielfalt. Ich entscheide mich für einen Aufenthalt an der Ostküste in Whitianga.
Klima auf der Coromandel-Halbinsel
Die Halbinsel ist für ihr gemäßigtes, maritimes Klima bekannt. Selbst im Winter kann man tagsüber mit Temperaturen um die 15 Grad rechnen, und wenn die Sonne scheint, wird es schnell angenehm warm. Allerdings muss man auch mit einigen Regentagen rechnen. Mit etwas Glück findest du aber auch hier perfekte Bedingungen vor. Wanderungen, Boots- und Kajaktouren und sogar Strandbesuche sind auch an sonnigen Wintertagen möglich. Mit ihrer Kombination aus natürlichen Thermalquellen, spektakulären Küstenlandschaften und malerischen Dörfern bietet die Coromandel-Halbinsel auch im Winter Erholung und Abwechslung für jeden Geschmack.
Top-Aktivitäten und Highlights
Whitianga ist ein lebhafter Ort mit vielen Restaurants und Bars, in denen auch im Winter viel los ist. Die Stadt liegt direkt an der Mercury Bay und von hier aus können Bootstouren zu den umliegenden Buchten unternommen werden.
Dabei fährt man entlang der zwölf Kilometer langen Vulkanküste durch das Meeresschutzgebiet Te Whanganui a Hei. Zu sehen sind spektakuläre Meereshöhlen und weiße Sandstrände wie die berühmte Cathedral Cove. Die spektakuläre Felsformation ist einer der meistfotografierten Orte Neuseelands. Derzeit ist die Bucht nur per Boot erreichbar. Der Wanderweg ist wegen starker Beschädigungen bis auf weiteres gesperrt.
Das Wasser in der Bucht ist kristallklar und überall sieht man Fische. Wir haben auch Glück und entdecken mehrere Robben auf den Felsen. Besonders schön ist, dass man mit kleinen Booten direkt in die Höhlen hineinfahren kann. Es ist ein kurzweiliger Ausflug mit vielen Hintergrundinformationen.
Mit der Fähre, die alle zehn Minuten verkehrt, gelangt man von Whitianga nach Ferry Landing. Von hier aus führt eine schöne Wanderung an der Lonely Bay vorbei zum Cooks Beach. Mein Motel liegt direkt am Wasser, so dass ich eine kleine Kajaktour unternehmen kann. Auch die abendliche Entspannung im Whirlpool möchte ich nicht missen.
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Eine der beliebtesten Aktivitäten auf der Coromandel Peninsula ist der Besuch des Hot Water Beach. Dieser Strand ist ein einzigartiges Naturphänomen, das auf vulkanisches Gestein in zwei Kilometern Tiefe zurückzuführen ist. Wie der Name schon sagt, gibt es hier heißes Wasser, das an einem bestimmten Strandabschnitt aus zwei Quellen austritt. An dieser Stelle graben die Besucherinnen und Besucher kleine Becken in den Sand. Was so einfach aussieht, ist in Wirklichkeit eine kleine Wissenschaft.
Vor allem das Timing ist entscheidend. Denn nur bei Ebbe, etwa zwei Stunden vor und nach Niedrigwasser, kann man seinen eigenen Pool genießen. Während die Einheimischen genau wissen, wo und wie sie graben müssen, ist es für Touristen oft Glückssache, die richtige Stelle zu erwischen. Die Quellen sind zwischen 60 und 64 Grad Celsius heiß. Das kann unter Umständen zu Verbrühungen führen. Gräbt man zu weit weg, ist das Wasser schnell zu kalt, um sich hineinzulegen. Viele buddeln ihre Pools in der Nähe des Wassers, damit sie die Wassertemperatur mit frischem Meerwasser anpassen können.
Es ist gar nicht so einfach, ausreichend große Becken zu graben. In vielen Unterkünften gibt es kleine Eimer und Schaufeln. Echte Profis bringen besseres Werkzeug mit. Am einfachsten ist es jedoch, sich sozusagen ins gemachte Nest zu setzen und einen bereits bestehenden Pool zu übernehmen. Ich habe dieses Glück und mache es mir in einem perfekten Privat-Spa gemütlich. Die geothermischen Quellen am Hot Water Beach sorgen dafür, dass man den Strand auch an kühleren Tagen genießen kann. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es im Sommer einfach zu heiß für diese Aktivität ist.
Leider fehlt mir die Zeit für den Coromandel Coastal Walkway, eine Wanderung, die auch bei mildem Winterwetter ideal ist. Dafür mache ich einen Abstecher in die kleine Stadt Coromandel Town, die mit historischen Gebäuden, Kunsthandwerksläden und Cafés begeistert.
Etwa drei Kilometer entfernt von Coromandel Town befindet sich die Driving Creek Railway. Dabei handelt es sich um eine kleine Schmalspurbahn, die von Barry Brickell, einem Keramik-Künstler, in Eigenregie errichtet wurde. Die etwa einstündige Fahrt durch die wunderschöne Natur gehört ebenfalls zu den Highlights der Coromandel-Region. Die kleinen Züge überqueren dabei mehrere Brücken, ein Double-Deck-Viadukt, und fahren durch Tunnel. Entlang der Gleise gibt es verschiedene Kunstwerke zu bestaunen. Ziel ist der Eye Full Tower, von wo aus du einen traumhaften Ausblick über den Hauraki-Golf hast.
Fazit
Nach meiner dreiwöchigen Neuseelandreise im April mit viel Regen auf der Südinsel habe ich diesmal Glück. Ich bin überrascht, wie angenehm warm und sonnig es im Juli im Norden ist. Für mich sind die Bay of Islands und die Coromandel-Halbinsel ideale Reiseziele im neuseeländischen Winter. Beide Regionen bieten eine entspannte Atmosphäre und ich kann sie ohne die sommerlichen Touristenströme genießen. Einen Favoriten habe ich nicht. Und obwohl beide Destinationen weit voneinander entfernt sind, würde ich diese Kombination immer wieder planen.
Carola ist eine leidenschaftliche Teilzeitnomadin, die ihren Vollzeitberuf mit Reiselust verbindet. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola und seit 2016 eine wahre Inspirationsquelle für alle, die die Welt entdecken wollen. In ihren authentischen Reiseberichten teilt sie einzigartige Erlebnisse und gibt praktische Tipps.
Das sieht toll aus.
Ich habe eigentlich noch nie darüber nachgedacht, nach Neuseeland zu reisen. Aber wenn man diese Bilder sieht, bekommt man schon Lust.
Hallo Charis
Neuseeland lohnt sich auf alle Fälle. Leider ist die Anreise sehr weit, sodass man am besten längere Aufenthalte plant. Ich habe festgestellt, dass selbst vier Wochen für Nord- und Südinsel viel zu wenig sind.
Liebe Grüße
Carola