Bezeichnungen wie «kleinste Weltstadt» oder «europäische Hauptstadt der Lebenskultur» und die Auszeichnung «The Great Spa Towns of Europe» durch die UNESCO geben einen Hinweis darauf, was die Besucherinnen und Besucher in Baden-Baden erwartet. Ganz so glamourös wie im 19. Jahrhundert, als Baden-Baden ein mondäner Kurort war, geht es heute nicht mehr zu. Dennoch versprüht die Stadt am Fuße des Schwarzwaldes viel Eleganz, Flair und Lebensfreude. Hier weht noch immer ein Hauch von Luxus und Urlaubsstimmung. Mit einer einzigartigen Mischung aus Tradition und Moderne lockt die gediegene Kur- und Bäderstadt Besucher aus aller Welt an.
Inhalt
Baden-Baden und seine bewegte Vergangenheit
Mit knapp über 50’000 Einwohnern besticht die Stadt nicht durch ihre Größe, sondern durch ihre bewegte Vergangenheit und ihr vielfältiges kulturelles Angebot. Seit Jahrhunderten steht sie für Erholung, Kultur und Lebensfreude. Bereits die Römer schätzten die heilende Wirkung des Thermalwassers und errichteten erste Badeanlagen. Schon damals kamen Menschen von nah und fern, um in den heißen Quellen Entspannung und Heilung zu finden.
Im 13. Jahrhundert wurde Baden-Baden erstmals urkundlich erwähnt und 1475 sogar zur Residenzstadt erhoben. Einen herben Rückschlag erlitt die Stadt 1689: Bei einem großen Stadtbrand wurde Baden-Baden fast vollständig zerstört. Nach dem Wiederaufbau entwickelte sich Baden-Baden zur Sommerhauptstadt Europas. Adelige, Diplomaten und Künstler aus ganz Europa kamen, um das mondäne Badeleben zu genießen und sich im neu entstandenen Kurviertel zu erholen. Im Jahr 1863 sorgte das «Dreikaisertreffen» mit den Herrschern Österreichs, Russlands und Frankreichs für Furore.
Wer in Baden-Baden unterwegs ist, wird schnell feststellen, dass hier viele Russinnen und Russen leben. Informationen sind in der Regel nicht nur auf Deutsch, Englisch oder Französisch, sondern auch auf Russisch verfasst. Das hat auch historische Wurzeln. 1793 heiratete der spätere Zar Alexander I. die badische Prinzessin Luise. In der Folge kamen regelmäßig Mitglieder der Zarenfamilie und russische Adelige in die Region. Später machten Künstler und Schriftsteller wie Dostojewski oder Tolstoi den Ort in Russland bekannt. Als im 19. Jahrhundert das Glücksspiel blühte und das legendäre Casino zur Attraktion wurde, zog es weitere internationale Gäste an, darunter viele Russen.
Nach dem Ende der Sowjetunion kamen in den 1990er Jahren erneut wohlhabende Russinnen und Russen in die Stadt, kauften Immobilien oder nutzten sie als Standort für ihren Zweitwohnsitz. Baden-Badens guter Ruf als Kurort, das milde Klima und seine elegante Infrastruktur machten die Stadt zu einer beliebten Anlaufstelle. Auch heute noch ist diese Beliebtheit bei russischsprachigen Gästen ungebrochen.
Ankommen in Baden-Baden
Baden-Baden liegt 100 km nördlich von Freiburg im Breisgau und ist von der Schweiz aus gut zu erreichen. Wer mit dem Zug anreist, sollte beachten, dass der Bahnhof nicht im Stadtzentrum liegt. Der Bus vom Bahnhof in die Innenstadt braucht etwa 15 Minuten.
Die Stadt empfängt uns mit ihrem charmanten Flair. Nach dem frühen Check-in im Hotel brechen wir zu einem kleinen Spaziergang auf und lassen die ersten Eindrücke der bereits weihnachtlich geschmückten Stadt auf uns wirken. Wenn du durch die engen Gassen der Altstadt flanierst, kannst du hinter jeder Ecke ein Stück Geschichte entdecken – von den liebevoll restaurierten Bürgerhäusern bis hin zu stattlichen Villen aus der Belle Époque.
Noch vor Mittag lichtet sich der Nebel und die in warmen Herbstfarben leuchtenden Blätter verleihen Baden-Baden eine zauberhafte Atmosphäre. Genau der richtige Zeitpunkt, um sich auf das Wochenende einzustimmen und das Tempo zu drosseln.
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Baden-Baden entdecken
Um es vorwegzunehmen, ein Wochenende ist zu kurz um die Stadt wirklich zu entdecken. So reich ist Baden-Baden an kulturellen Schätzen und historischen Sehenswürdigkeiten. Für einen ersten Eindruck reicht es aber. Hier findest du eine kleine Aufstellung der beliebtesten Attraktionen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Lichtentaler Allee
Die baumbestandene Lichtentaler Allee ist eine der schönsten Parkanlagen Europas. Ursprünglich als Promenade für Kurgäste angelegt, erstreckt sie sich über zwei Kilometer entlang der Oos. Die prächtigen Villen entlang der Lichtentaler Allee haben den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden. Ein Spaziergang ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis.
Das Festspielhaus Baden-Baden
Als eines der größten Opern- und Konzerthäuser Europas gehört das Festspielhaus zu den kulturellen Highlights der Stadt. Das ursprünglich als Bahnhof genutzte Gebäude wurde 1998 zu einem modernen Kulturzentrum umgebaut. Seine erstklassige Akustik macht es zu einem Anziehungspunkt für Musikliebhaber. Du kannst hochkarätige Konzerte erleben. Die Tradition großer Festivals ist bis heute lebendig, und das Festspielhaus gehört inzwischen zu den größten und renommiertesten Spielstätten Europas. Auch wenn du keine Vorstellung besuchst, lohnt sich ein Blick in die prächtige Eingangshalle.
Kurhaus und Casino
Das Kurhaus ist nicht nur ein architektonisches Juwel. Jahrhundert erbaut, war es Treffpunkt der europäischen Aristokratie. Besonders die prachtvolle Spielbank, die Dostojewski zu seinem Roman «Der Spieler» inspiriert haben soll, zieht bis heute viele Besucher:innen an. Ein Rundgang durch die eleganten Säle vermittelt einen Hauch von Luxus und Extravaganz vergangener Zeiten.
Einen Besuch am Abend solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen. Dazu musst du nicht einmal dein Glück bei Roulette oder Black Jack versuchen. Der Eintritt ins Casino kostet € 5.00 (Ausweis mitbringen). Danach kannst du die Atmosphäre in den historischen Räumlichkeiten genießen und den anderen beim Gewinnen oder Verlieren zuschauen.
Die Trinkhalle
Die Trinkhalle ist ein wichtiger Teil des Kurviertels von Baden-Baden. Ursprünglich konnten die Kurgäste hier das heilende Trinkwasser genießen. Heute wird kein Heilwasser mehr ausgeschenkt. Doch die Trinkhalle mit ihrer 90 Meter langen Kolonnade und den Wandfresken ist nach wie vor ein Ort der Ruhe und Inspiration.
Neues Schloss
Das Neue Schloss liegt auf einem Hügel über der Stadt und bietet einen fantastischen Ausblick. Früher war es die Residenz der Markgrafen von Baden. Heute ist es nicht immer zugänglich, aber ein Spaziergang rund um das Schloss lohnt sich.
Museum Frieder Burda
Das von Richard Meier entworfene Gebäude beherbergt eine beeindruckende Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst. Die Kombination aus natürlichem Licht und moderner Architektur schafft einen außergewöhnlichen Rahmen für die ausgestellten Kunstwerke.
Die römischen Badruinen
Ein Besuch der römischen Badruinen in Baden-Baden ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Das Museum, das sich direkt unterhalb des Friedrichsbads befindet, zeigt die Überreste einer beeindruckenden Thermenanlage, die vor über 2’000 Jahren von den Römern errichtet wurde.
Wellness erleben: ein Besuch im Friedrichsbad
Ein Wochenende in Baden-Baden wäre nicht komplett ohne einen Besuch in den Thermen. Im Bäderviertel hat man auf engstem Raum die Wahl zwischen zwei Anlagen.
Caracalla Therme
Die Caracalla Therme ist die modernere von beiden. Sie wurde 1985 eröffnet und ist nach dem römischen Kaiser Caracalla benannt. Dass Caracalla selbst jemals in der Region war, ist historisch nicht belegt. So ist der Name eher eine Hommage an die berühmte «Therme Caraallae» in Rom, die der Kaiser im 3. Jahrhundert n. Chr. errichten ließ. Auf 5.000 Quadratmetern gibt es eine Badelandschaft, die an einen antiken Tempel erinnern soll, Dampfbäder, eine Saunalandschaft und einen großzügig angelegten Außenbereich.
Friedrichsbad
In jeder anderen Stadt würde ich ohne lange zu überlegen einen Besuch einplanen. Aber in Baden-Baden gibt es noch das historische Friedrichsbad. Es wurde 1877 eröffnet und verbindet römische Badekultur mit irischen Badegewohnheiten. Die Architektur des Bades mit den hohen Kuppeln, den eleganten Mosaiken und den vielen kunstvollen Details ist etwas ganz Besonderes.
Bei einem Besuch im Friedrichsbad durchläuft man eine Abfolge von 17 aufeinander abgestimmten Stationen. Dabei geht es um ein allmähliches Aufwärmen und sanftes Abkühlen des Körpers, um eine tiefe körperliche und geistige Entspannung. Deshalb dauert der Besuch etwa drei Stunden, der Aufenthalt selbst ist jedoch zeitlich unbegrenzt. Das Friedrichsbad ist täglich von 9.00 bis 22.00 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist drei Stunden vor Schließung.
Bevor du dich für einen Besuch entscheidest, solltest du wissen, dass das Baderitual traditionell textilfrei ist. Wem das unangenehm ist, der kann auf Mittwoch oder Sonntag ausweichen. Dann wird nur in Badekleidung gebadet. Im Eintrittspreis von € 35,00 (2024) sind Badetücher (eher Laken), Badeschuhe, Körperpflegeprodukte und Tee enthalten. Die berühmte Seifenbürstenmassage kann leider nur montags, donnerstags und sonntags zu bestimmten Zeiten direkt vor Ort gebucht werden.
Ablauf und Baderitual
Nach dem Eingang geht es die imposante Treppe hinauf zu den Umkleiden. Mehr kann ich leider nicht zeigen, denn das Smartphone muss natürlich dort bleiben und Fotografieren ist nicht möglich. Die Führung beginnt mit einer kurzen Einweisung in den Ablauf. Klingt alles ein bisschen kompliziert. Ob ich mir das wohl merken kann? Aber schließlich lassen wir uns einfach treiben. Etwas verwirrend ist, dass es im Bad quasi zwei spiegelgleiche Bereiche gibt.
Bei der ersten Station, den Thermalwasserduschen, fällt auf, dass die historischen Armaturen nur noch teilweise funktionieren. Der nächste Raum, das Warm- und Heißluftbad, ist mit wunderschönen Majolika-Kacheln geschmückt. Leider sind die traditionellen Holzliegen alles andere als bequem. Auf eine Seifenbürstenmassage müssen wir leider verzichten. Die unterschiedlich warmen Dampfbäder befinden sich im selben Raum. Umso mehr genießen wir die folgenden Thermal-Dampf-, Voll- und Sprudelbäder. Das Bewegungsbad unter der imposanten Kuppel ist dagegen eher kühl. Aber nach ein paar Runden haben wir uns schnell daran gewöhnt.
Im Ruheraum komme ich nicht zur Ruhe. Vielleicht liegt es an den wenig bequemen Liegen, die im Kreis angeordnet sind. Dann doch lieber Tee und Lektüre.
Die negativen Punkte
So beeindruckend die altehrwürdigen Hallen des Friedrichsbades auch sind, komme ich nicht umhin, auch die negativen Seiten zu erwähnen. Hier fehlen eindeutig die Mittel für die Instandhaltung. Vieles wirkt heruntergekommen und lieblos. Die besten Zeiten sind wohl vorbei. Der Ablauf ist leider sehr unübersichtlich und die Leute irren umher. Bei unserem Besuch am Sonntagmorgen ist angenehm wenig los. Wenn die Besucherzahl steigt, wird es sicher ungemütlich, weil der Platz nicht ausreicht.
Insgesamt sind wir nach dem Besuch aber erfrischt und entspannt – perfekt, um unser Wochenende in Baden-Baden fortzusetzen.
Schlemmen, Shoppen und Genießen in Baden-Baden
Baden-Baden ist nicht nur ein Ort der Kultur und Entspannung, sondern auch ein Paradies für Feinschmecker. Die Stadt bietet eine Vielzahl an kulinarischen Erlebnissen, die von gehobener Küche bis hin zu regionalen Spezialitäten reichen.
Die Umgebung von Baden-Baden ist bekannt für ihre hervorragenden Weine, insbesondere Spätburgunder und Riesling. Zahlreiche Restaurants und Weinstuben bieten die edlen Tropfen an, die hervorragend zu den regionalen Gerichten passen. Nach einem Sightseeing-Tag gibt es nichts Schöneres als eine Pause in einem der charmanten Cafés der Stadt. Vor allem das Café König und die Patisserie by Anna sind Klassiker. Hier gibt es nicht nur erstklassigen Kaffee, sondern auch eine verführerische Auswahl an Kuchen und Torten – perfekt für eine süße Pause.
Ein Muss für Genießer ist die badische Küche, die für ihre Kombination aus deftiger Bodenständigkeit und französischem Flair bekannt ist. Die Auswahl an Restaurants ist riesig. Da ist für jeden Geldbeutel und für alle Geschmacksrichtungen etwas dabei. Als Liebhaberin der georgischen Küche überzeuge ich meine Reisebegleitung von einem Abendessen im Nani. Mit vollem Magen geht es danach ins Casino.
Shopping in Baden-Baden macht ebenfalls Spaß. In den eleganten Geschäften der Sophienstraße oder in der historischen Gassen der Altstadt findest du exklusive Mode, Kunsthandwerk und Delikatessen. Viele der Geschäfte strahlen einen Hauch von Luxus aus, was das Shopping-Erlebnis zu etwas ganz Besonderem macht.
Natur in Baden-Baden: Spaziergänge und ein Blick in die Ferne
Die Natur in und um Baden-Baden ist ebenso beeindruckend wie die kulturellen Highlights. Auch wenn Wanderungen Ende November nicht ideal sind, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Schönheit der Umgebung auf andere Weise zu genießen.
Auch wenn eine Wanderung auf den Merkurberg im November vielleicht keine Option ist, kannst Du die Merkurbergbahn nutzen, um den Gipfel zu erreichen. Die historische Standseilbahn bringt Dich bequem auf den 668 Meter hohen Hausberg der Stadt. Oben angekommen, erwartet dich normalerweise ein herrlicher Panoramablick über Baden-Baden und die Rheinebene. Bei gutem Wetter reicht die Sicht sogar bis zu den Vogesen. Aufgrund des Nebels verzichten wir auf eine Ausflug.
Wer fit genug ist, kann die Wanderung zum Battertfelsen und vorbei am Alten Schloss in Angriff nehmen.
Neben der Lichtentaler Allee bieten auch die kleineren Parks und Grünanlagen in Baden-Baden eine perfekte Kulisse für winterliche Spaziergänge. Der Dahliengarten zum Beispiel ist selbst in der kälteren Jahreszeit ein malerischer Ort für eine kurze Auszeit.
Wie kaum eine andere Stadt verbindet Baden-Baden Kultur, Geschichte, Natur und Genuss zu einem harmonischen Gesamterlebnis. Baden-Baden ist ein Ort der Entschleunigung und der Inspiration. Hier kannst du dem Alltag für zwei Tage entfliehen und dich von der europäischen Hauptstadt der Lebenskultur verzaubern lassen. Ob Wellness, Kultur oder Kulinarik – hier findest du alles für ein gelungenes Wochenende. Ich werde bestimmt wiederkommen.
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Kur- und Badeorte in der Schweiz
Carola ist eine leidenschaftliche Teilzeitnomadin, die ihren Vollzeitberuf mit Reiselust verbindet. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola und seit 2016 eine wahre Inspirationsquelle für alle, die die Welt entdecken wollen. In ihren authentischen Reiseberichten teilt sie einzigartige Erlebnisse und gibt praktische Tipps.
Ich wohne gerade ganz in der Nähe und freue mich über die tollen Tipps. Ich kenne bisher nur die Caracalla-Therme.
Das freut mich, danke für deinen Kommentar, Christina.
In dieser Ecke Deutschlands war ich noch nie, daher danke für die Inspiration. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie facettenreich unser Land ist. LG, Nadine von Planet Hibbel
Ja, allerdings. Ich war auch das erste Mal dort und sehr angenehm überrascht.
Du schreibst, dass das Friedrichsbad ein bisschen heruntergekommen wirkt und die besten Zeiten hinter sich hat. Ich war vor ziemlich genau einem Jahr auch einmal an einem Wochenende dort und fand, dass das was du kritisierst, irgendwie den Charme des Bads ausmacht. Ja, es ist alles irgendwie altmodisch, das stimmt. Aber das erlaubt auch eine einzigartige Zeitreise, die mir persönlich recht gut gefallen hat. Dass der Ablauf mit den Zahlen etwas verwirrend ist, habe ich auch so empfunden. Ich musste auch teilweise die nächste Nummer suchen. Aber eigentlich ist das ja auch ein bisschen egal, ob man zuerst hier oder dort ist, finde ich.