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Antwerpen und Brüssel, die Reise durch Belgien geht weiter

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Belgien hat uns Anfang Oktober mit Sonnenschein, sommerlichen Temperaturen, dem süßen Duft frisch gebackener Waffeln, Frittenbuden, Bierkellern, gemütlichen Straßencafés, alten Zunfthäusern mit filigranen Fassaden, Concept Stores, lebenslustigen Studenten, kunstvoll beleuchteten Kanälen und mit moderner Architektur empfangen. Der Auftakt in Gent war mehr als vielversprechend. Für die nächsten beiden Nächte sollte es nun weitergehen nach Antwerpen und Brüssel.

In diesem Beitrag nehme ich dich mit in die Diamanten- und Modemetropole Antwerpen und auf den angeblich schönsten Markplatz der Welt in der Europa-Hauptstadt Brüssel.

Auf Erkundungstour in Antwerpen

Etwa 24 Stunden inklusive einer Übernachtung stehen uns für die Erkundung Antwerpens zur Verfügung. Das ist zu wenig Zeit, um die Stadt kennenzulernen, aber genug, um einen ersten Überblick zu bekommen. Zwar ist Antwerpen größer als Gent, aber auch hier lässt sich die Innenstadt noch recht gut erlaufen.

11:00 Uhr: Antwerpen Centraal

Die Bahnfahrt von Gent nach Antwerpen (Städtereisen mit dem Zug) dauert etwa 50 Minuten. Das Bahnnetz in Belgien ist relativ gut ausgebaut. Verbindungen zwischen den größeren Städten gibt es mehrmals pro Stunde. Die Preise sind einigermaßen moderat. Für 10 €, also der Hälfte dessen, was man in der Schweiz für eine ähnliche Strecke zahlt, gibt es ein Zweite-Klasse-Ticket. Die Züge sind allerdings nicht sonderlich komfortabel (aber immer noch Luxus verglichen mit Trenord in Italien) und teilweise ziemlich alt, hoch und eng.

Dafür ist man bei Anreise mit der Bahn gleich mittendrin in der ersten Antwerpen-Sehenswürdigkeit. Der 1905 erbaute Bahnhof gehört mit Recht zu den schönsten und spektakulärsten Bahnhöfen der Welt und wird von den Einheimischen gerne als Spoorwegkathedraal (Eisenbahnkathedrale) bezeichnet. In der Tat hat die Eingangshalle mit der majestätischen Treppe, der riesigen Kuppel, den Bögen und den reichen Verzierungen etwas von einem Palast. Mir gefällt auch die Stahl-Glas-Konstruktion über den Geleisen auf der anderen Seite.

12:00: Uhr durch die Meir an die Schelde

Nicht, dass wir große Einkäufe geplant haben (das ist, wenn man fünf Tage nur mit Handgepäck unterwegs ist, nicht so empfehlenswert), aber der Weg ins historische Zentrum führt uns zunächst einmal über die größte Einkaufsstraße Antwerpens. Die Meir ist durchgehend Fußgängerzone, das Angebot eher langweilig, da die Straße vor allem die Filialen großer Modeketten beherbergt. Zudem ist sehr viel los.

Auf dem Weg Richtung Schelde bekommen wir einen ersten Eindruck von der Altstadt, die steht allerdings später noch auf dem Programm. Wir spazieren erst einmal der Schelde entlang, vorbei an der Burg Hetsteen. Die Atmosphäre hier ist zurzeit etwas getrübt durch mehrere Baustellen. In einer Stadt mit dem zweitgrößten Seehafen Europas sind Flussufer nicht unbedingt eine idyllische Gegend.

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13:00 Uhr: Museum aan de Stroom Antwerpen

Unser Ziel ist das MAS, das Museum aan de Stroom im Stadtteil Het Eilandje. Der moderne mit rotem Sandstein verkleidete Turm und den gewellten Glasflächen stellt eine Verbindung zwischen Hafen und Stadt dar. Viele kommen nur wegen der tollen Aussicht vom 10. Stockwerk. Dabei enthält das Museum einige durchaus sehenswerte Sammlungen des etnografischen Museums, des Schifffahrts- und des Volkskundemuseums sowie wechselnde Sonderausstellungen. Entlang der einzelnen Stockwerke mit den verschiedenen Ausstellungen gelangt man nach und nach über viele Rollstreppen nach oben.

15:00 Uhr: hinunter in den Sint-Anna-Tunnel

Das Modemuseum hat zum Zeitpunkt unseres Besuchs leider wegn Renovierungsarbeiten geschlossen. Deshalb machen wir uns gleich auf den Weg zu einem besonderen Bauwerk. Der Sint-Anna-Tunnel verbindet das rechte mit dem linken Ufer der Schelde. Das Eingangsgebäude alleine ist schon sehenswert. Über die zwei langen und originalen Rolltreppen aus dem Jahr 1933 gelangt man nach unten in den Fußgängertunnel. Der Sint-Anna-Tunnel ist vielleicht nicht ganz so eindrücklich wie der Elbtunnel in Hamburg, dennoch finde ich solch lebendige Geschichte immer sehr spannend.

Nach einem kleinen Abstecher in die Kloosterstraat mit ihrer bunten Mischung an Antiquitätengeschäften, Galerien, Designläden und Cafés geht es zurück ins Zentrum. Nachdem wir einmal daran vorbeigelaufen sind, finden wir auch den Eingang zum Vlaeykensgang.

16:00 Uhr: durch den im Vlaeykensgang an den Grote Markt

Beim Betreten des engen Gässchens macht man eine kleine Zeitreise. Früher lebten in dieser Gasse arme Schuhmacher, die im Notfall die Glocke der Kathedrale läuten mussten. Die versprochene Ruhe vor dem Trubel der Altstadt findet man hier nur bedingt. Alleine ist man im Vlaeykensgang keingeswegs. Eine besonders schöne Entdeckung ist allerdings der Hof des Restaurants t’Hofke.

Der Grote Markt, mitten im Herzen der historischen Altstadt, zählt nicht umsonst zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Antwerpen. Rund um den Platz mit dem Brabo-Brunnen gruppieren sich schmucke Zunft- und Giledhäuser. Nur wenige Schritte entfernt liegt die Liebfrauenkathedrale mit ihrem 123 Meter hohen Turm.

18:00 Uhr: Apéro und Abendessen

Jetzt ist der optimale Zeitpunkt eine Pause einzulegen. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen bei einem Drink und beobachten das bunte Treiben. In der Altstadt finden sich Brasserien, Cafes und Restaurants für jeden Geschmack. Wenn man etwas weniger touristisch möchte, schaut man sich am besten in der App Spotted by Locals um.

10:00 Uhr: Diamantenviertel Antwerpen

Am nächsten Morgen wollen wir noch einen Blick ins Diamantenviertel werfen. Gut, wir wissen im Vorfeld, dass die Liedzeile «Dimonds are a girl’s best friend» aus dem Song von Marilyn Monroe auf uns nicht zutrifft. Einen Eindruck vom größten Diamantenviertel der Welt wollen wir trotzdem bekommen. Mit Glitzer und Glamour hat das erstaunlicherweise relativ wenig zu tun. Das Viertel selbst ist unspektakulär bis unschön. Im Quartier, in dem überwiegend Juden leben, werden die edlen Steine gehandelt, bearbeitet und verkauft. So wird auch nahezu jeder Schritt von Videokameras überwacht. Den Schmuck in den Schaufenstern der Juweliere finde ich dann doch sehr altmodisch und bieder. Hier gibt es nichts, was mir auch nur annähernd gefallen würde.

11:00 Uhr: Rubenshaus und Stadtpark

Der Stadtpark ist eine kleine grüne Oase in Antwerpen. Er ist nichts Außergewöhnliches. Aber da ich Parks im Herbst, wenn sich das Laub verfärbt, liebe, machen wir auf dem Weg zum Rubenshaus einen kleinen Abstecher dorthin. Da meine Begleitung nicht so sehr für Museen zu begeistern ist, bleibt es bei einem kurzen Besuch. Leider wird zurzeit auch im Innenhof renoviert, sodass der Garten mit den abgedeckten Fassaden im Hintergrund kein besonders idyllisches Plätzchen abgibt.

Abschluss der Kurzreise durch Belgien in Brüssel

In weniger als 50 Minuten bringt uns Belgian Rail von Antwerpen-Centraal nach Bruxelles Central. Der Hauptbahnhof ist gleich auch mitten im Zentrum. Uns bleiben auch in Brüssel noch etwas mehr als 24 Stunden.

15:00 Uhr: ins Innere des Eisenkristalls

Unser erster Weg führt uns mit der U-Bahn in den Heysel-Park, etwa 7 Kilometer nordwestlich der Innenstadt. Das Atomium, das anlässlich der Expo 1958 erbaut wurde, gilt auch heute noch als Wahrzeichen Brüssels. Der Eintritt ist nicht gerade ein Schnäppchen. Mit dem Aufzug (zur Zeit der Erbauung der schnellste der Welt) gelangt man in die oberste Kugel, die als Aussichtsplattform und Restaurant genutzt wird. Die Aussicht von oben ist ganz nett, aber nicht spektakulär. Im Anschluss kann man die verschiedenen Ausstellungen besuchen. Über Rolltreppen und Treppen in den Röhren gelangt man von einer Kugel zur nächsten.

17:00 Uhr: süße Versuchung

Zurück in der Stadt schlendern wir durch die Gassen der Innenstadt und besuchen verschiedenste Chocolatiers. Und davon gibt es eine ganze Menge in Brüssel. Es ist schier unmöglich, den süßen Versuchungen in Form von Kugeln und Trüffeln zu entkommen. Neuhaus, Godiva, Leonidas oder Pierre Marcolini sind nur einige der bekannten Namen. Noch interessanter als die süßen Versuchungen finde ich die hübschen Dekorationen und gelungenen Kreationen, die ausgestellt sind.

18:00 Uhr: Abendessen, Grand Place und Galeries Royales Saint-Hubert bei Nacht und bis Delirium

Der Grand Place oder Grote Markt ist das touristische Zentrum Brüssels. Hier ist Tag und Nacht etwas los. Und prunkvoller wird es in Brüssel definitiv nicht mehr. Den Platz (UNESCO-Welterbe) mit dem gotischen Rathaus und den barocken Hausfassaden sollte man auch nachts, wenn er beleuchtet ist, einmal erleben. Die Galeries Royales Saint-Hubert ist zwar nur etwa 200 Meter lang, zu sehen gibt es allerdings viel und abends herrscht hier eine schöne Atmospähre.

Brüssel hat ein sehr lebendiges Nachtleben. Nachtschwärmer werden bestimmt fündig. Das Delirium ist bekannt für die umfangreichste Bierkarte der Welt mit über 2700 Biersorten – nichts für wenig Entscheidungsfreudige.

10:00 Uhr: royale und künstlerische Entdeckungen

Vom Hotel aus spazieren wir durch den Park de Bruxelles zum königlichen Palast. In den Sommermonaten ist der Palast für Besucher gratis zugänglich. Uns bleibt nur, ihn von außen zu bewundern. Dafür gibt es am Mont des Arts mit dem Museum der Schönen Künste, dem Magritte- oder dem Musikinstrumentenmuseum für Kunstliebhaber auch sonst einige Schätze zu entdecken. Zudem hat man von hier einen wunderbaren Ausblick über die Stadt.

11:00 Uhr: straffreies Urinieren in der Öffentlichkeit

Manneken Pis oder Petit Julien ist das Wahrzeichen Brüssels schlechthin. Dabei ist die nur 61 Zentimeter hohe Brunnenfigur ziemlich unscheinbar. Trotzdem zieht sie tagtäglich Scharen von Touristen an, die sich mit dem «Wildpinkler» ablichten lassen. Bei unserem Besuch ist Manneken Pis nackt, trägt dafür aber eine Atemmaske. Den Grund dafür konnte ich nicht recherchieren. Der kleine Kerl besitzt mittlwerweile über 850 verschiedene Kostüme, die ihm zu besonderen Anlässen angezogen werden.

Nicht alle wissen, dass hier nur eine Kopie ins Brunnenbecken pullert. Nachdem das Original mehrmals zerstört und gestohlen wurde, hat es heute seinen Platz im Stadtmuseum am Grand Place (montags geschlossen), wo man auch Petit Juliens umfangreiche Garderobe bewundern kann.

Neben Manneken Pis gibt es zwei weitere Figuren in Brüssel, die sich in der Öffentlichkeit erleichtern, nämlich das weibliche Pendent Jeanneke Pis und der noch weniger bekannte Hund Zinneke Pis. Zinneke pinkelt allerdings in keinen Brunnen, die Brozestatue hebt nur das Bein an einem Poller. Irgendwelche Idioten hatten kürzlich nichts Besseres zu tun, als die Szene mit Spray zu verunstalten.

13:00 Uhr: Goldrausch am Grand Place

Nach dem ersten Besuch am Abend wollen wir auch tagsüber noch einen Eindruck von den in der Sonne schimmernden Goldverzierungen an den Häusern rund um den Grand Place bekommen. Sobald das Wetter es zulässt, scheint es üblich zu sein, sich einfach am Boden niederzulassen. In den Restaurants und Cafés am Platz zahlt man übrigens wie auch sonst überall an priveligierter Lage völlig überteuerte Preise für ein mittelmäßiges Angebot.

14:00 Uhr: europäisches Jubeln

Am Nachmittag spazieren wir noch durch das Europaviertel mit seinen modernen Bürogebäuden in den Jubelpark. Als Hauptstadt der europäischen Union beherbergt Brüssel das Europäische Parlament und die Europäische Kommission. Hier im EU-Viertel herrscht während der Woche reges Treiben. Die Gebäude selbst sind architektonisch keine Meisterleistungen und allesamt trist bis hässlich. Der Jubelpark mit dem Trimuphbogen stellt dann einen angenehmen Kontrast zu den gesichtslosen Bauwerken dar.

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Fünf Tage lang waren wir in drei Städten in Belgien unterwegs. Wenn ich aufgrund der ersten Eindrücke eine Reihung machen müsste, dann ist Gent ganz klar mein Favorit – gefolgt von Antwerpen und Brüssel. Die Hauptstadt konnte mich irgendwie nicht so ganz begeistern. Um die versteckten Schätze, z.B. die vielen wunderschönen Jugendstil-Gebäude in Brüssel zu entdecken, blieb zu wenig Zeit.

Belgien scheint zurzeit im Trend zu liegen. Das Land hat viel Überraschendes zu bieten und ist ein lohnendes Reiseziel.

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Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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