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Naturlodge Gadestatt, Gommer Höhenweg und Gourmet-Bike

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Im Januar habe ich beim Langlaufen und bei klirrender Kälte im Goms ein kleines Paradies für mich entdeckt. Getreu dem Werbeslogan «Wallis. Ins Herz gemeisselt.» stand schnell fest: Hierher will ich zurück, auch im Sommer. Was liegt da näher als eine Wanderung am Gommer Höhenweg? Die Heimat des Hotelierkönigs Cäsar Ritz bietet zwar keine Luxushotels, dafür aber mit der Naturlodge Gadestatt ein wirklich außergewöhnliches Übernachtsungserlebnis. Die hervorragenden Gastronomiebetriebe im Rhonetal genießt man auf der kulinarischen Entdeckungstour «Gourmet-Bike».

Das Obergoms ist meiner Meinung nach eine unterschätzte Ferienregionen in der Schweiz, ursprünglich, authentisch, gastfreundlich und sonnenverwöhnt. Gleichzeitig ist es ein Eldorado für Wanderer, Biker und Ruhesuchende. Das Hochtal liegt ganz im Osten des Kantons Wallis und erstreckt sich von Oberwald im Nordosten bis nach Fiesch im Südwesten.

Lust auf ein erlebnisreiches Wochenende für alle Sinne? Begleite mich auf meiner Wanderung am Gommer Höhenweg, der kulinarischen Entdeckungstour «Gourmet-Bike» und lass dich entführen zum Glamping in die zauberhafte Naturlodge Gadestatt.

Gommer Höhenweg

Die Fakten

27 Kilometer zwischen Oberwald und Bellwald, 1350 m Auf- und 1155 m Abstieg, Wanderzeit neun Stunden – so die Kurzfassung der Wanderung in Zahlen. Vom deutschen Wanderinstitut e.V. erhielt der Gommer Höhenweg 2012 als erster Wanderweg der Schweiz das Wandersiegel «Premiumweg».

Welche Richtung?

Genaugenommen spielt es keine Rolle in welche Richtigung man wandert, der Start ist sowohl in Oberwald als auch in Bellwald möglich. Die Wegweiser und Zeitangaben funktionieren für beide Varianten bestens. Der Grund, warum die meisten in Oberwald starten, ist der, dass die erste Etappe bis nach Münster als einfacher Wanderweg einzustufen ist, während der Abschnitt von Münster nach Belwald als Bergwanderung kategorisiert wird. In dieser Richtung folgt man auch dem Flusslauf der Rotten, wie die Rhône, die unweit vom Goms entspringt, hier genannt wird. Detail am Rande: Vor genau vier Wochen war ich im Flussdelta der Rhône in der Camargue in Südfrankreich.

Teilstücke und Tagesetappen am Gommer Höhenweg

Das Tolle ist, dass man die Wanderung in jedem der Obergommer Dörfer beginnen, beenden oder unterbrechen kann. Der Auf- oder Abstieg dauert jeweils zwischen einer halben und einer Stunde. Mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn lassen sich Teile der Strecke zurücklegen, sodass abwechslungsreiche Tourenvarianten möglich.

Oftmals wird empfohlen, den Gommer Höhenweg auf zwei Tagesetappen aufzuteilen. Dann macht man einen Übernachtungsstopp in Münster. Hierzu gibt es auch Angebote mit Gepäcktransport. Ambitionierte Wanderer, die früh genug starten, können den Weg eventuell auch in einem Tag bewältigen.

Meine Anreise und Pläne

Ja, ich muss gestehen, dass auch ich von Instagram beeinflusst bin. Weil ich unbedingt vom alten Hotel Belvédère beim Rhonegletscher knapp unterhalb der Passhöhe machen will, wähle ich trotz beginnendem Wochenendstau am Gotthard die Anreise über den Furkapass bis nach Oberwald.

Mein Plan ist eigentlich von Oberwald aus (hier gibt es einen ausreichend großen Parkplatz) mit dem Zug nach Biel zu fahren und dann zur Walibachhütte hochzusteigen und danach Richtung Oberwald zu wandern. Je nach Lust und Laune – oder auch Kondition – werde ich einen Bahnhof ansteuern und zurückfahren. Ziel ist, um spätestens vier Uhr in der Naturlodge Gadestatt zu sein, um das Ambiente dort noch genießen zu können.

Auf Outdooractive findest du jede Menge Tourenvorschläge für das Goms und das Wallis. Dort lassen sich Routen für Wanderungen, Radtouren, Bergtouren und weitere Outdoor-Aktivitäten planen, ausdrucken und auf dein GPS-Gerät laden. Noch bequemer funktioniert das offline mit der Outdooractive App.

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Meine Tageswanderung am Gommer Höhenweg

Weil die Züge nur einmal pro Stunde fahren und ich ziemlich lange warten müsste, entscheide ich mich dann doch für den Start in Oberwald. Der Weg steigt langsam, aber kontinuierlich an. Nach einer Dreiviertelstunde komme ich direkt an der Naturlodge Gadestatt vorbei. Aber die ist ja erst das Ziel für heute Abend.

Die Wanderung führt auf der Sonnenseite des Tals in stetigem Bergauf und Bergab mehrheitlich über Waldwege, teilweise Fahrstraßen und Wiesenwege. Das Bergauf überwiegt dabei natürlich. An den Lichtungen hat man immer wieder schöne Ausblicke ins Tal. Mit der Wanderung am Gommer Höhenweg Richtung Bellwald habe ich noch den Vorteil, den Gipfel des Weisshorns immer im Blickfeld zu haben. Die Abstecher in die Steitentäler sind landschaftlich wunderschön, sodass man die Umwege gerne in Kauf nimmt.

Verpflegung am Gommer Höhenweg und Erfahrungen

Letztendlich wandere ich etwas mehr als fünf Stunden bis zur Buvette auf der Guferschmatte, wo ich mir eine Portion Raclette gönne. Danach steige ich 50 Minuten den steilen Weg hinab nach Reckingen. Wichtig zu wissen ist, dass es im ersten Teil des Gommer Höhenwegs keine Verpflegungsmöglichkeiten gibt. Erst im zweiten Teilstück von Müster nach Bellwald kann man in der Guferschhütte oder in der Walibachhütte einkehren.

Erstaunt bin ich, wie wenig begangen der Weg ist. Die gesamte Strecke über begegnen mir keine zehn Leute, Trailrunner und Mountainbiker inklusive. Eigentlich habe ich erwartet, dass Wandern im Goms doch populärer ist.

Naturlodge Gadestatt

In Sachen Unterkunft schätze ich das Außergewöhnliche, z.B. ein Bootshaus in Klima, Heritage-Hotels in Rajasthan, oder eine Nacht im historischen Hotel Rosenlaui. Große internationale Hotelketten mit Einheitszimmern buche ich nur in Ausnahmefällen.

Exakt so ein außergewöhnliches Erlebnis verspricht die Naturlodge Gadestatt. Die Unterkunft ist zwischen Juni und Ende September buchbar. Wenn du dort übernachten möchtest, solltest du dich frühzeitig darum kümmern, da dieses Bijoux nahezu durchgehend ausgebucht ist. Mittlerweile machen internationale Gäste, z.B. aus Saudi Arabien, einen großen Teil der Nächtigungen aus. Es gibt viele, die «einmal so wie Heidi» leben möchten.

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Lage und Ausstattung der Naturlodge Gadestatt

Lodge und Glampingzelt liegen oberhalb von Obergesteln. Von der Naturlodge aus genießt man einen atemberaubenden Blick übers Goms. Dennoch ist das private Maiensäss bequem mit dem Auto über eine Naturstraße zugänglich.

Die einfache Hütte und der Außenbereich sind akribisch sauber und bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltet. Alles sieht exakt so aus wie auf den Bildern: die beiden Campingstühle an aussichtsreicher Lage, der gedeckte Essbereich im Freien mit der Feuerstelle, das Zelt mit dem Bett, der Aufenthaltsraum, das Schlafzimmer, die Küche und das kleine Badezimmer mit Dusche in der Hütte.

Strom (Powerbank vorhanden) oder WLAN sucht man in der Naturlodge Gadestatt allerdings vergebens, auch den üblichen Luxus eines Sterne-Hotels. Oder doch nicht? Hier findet man ein Sterne-Hotel der anderen Art, nämlich mit Blick in den Sternenhimmel vom Bett im Freien aus. An diesem Ort ist man eins mit der Natur in völliger Ruhe und Abgeschiedenheit. Es braucht nicht viel zum Glücklichsein!

Dank der durchdachten Ausstattung muss man dennoch nicht im Dunkeln tappen oder frieren. Ein Holzofen und Lampen in allen Formen sind überall vorhanden. Man merkt, dass das Maiensäss im Winter privat genutzt wird. Auf Warmwasser muss man genauso wenig verzichten wie auf blitzsaubere Handtücher und Naturkosmetik im Badezimmer.

Superhost, im wahrsten Sinne des Wortes

Airbnb geht ja ziemlich inflationär um mit der Bezeichnung «Superhost». Wenn das tatsächlich auf jemanden zutrifft, dann auf Maya. Mit ihrer offenen und herzlichen Art kümmert sie sich vom ersten Moment (im Vorfeld mit Mails oder Textnachrichten) bis zum Abschied wirklich rührend um ihre Gäste.

Zum Service gehören unter anderem die Abholung vom Bahnhof oder ein Self-Checkin am Nachmittag. Wenn man die Naturlodge Gadestatt erreicht, wird man mit einem liebevoll gestalteten Willkommensgruß auf einer schwarzen Schiefertafel empfangen. Frische Zitronenlimonade, eine Kleinigkeit zum Knabbern und Schokolade stehen ebenfalls bereit.

Maya ist wahrlich eine geborene Gastgeberin.

Am Abend kommt Maya mit einem Begrüßungstrunk persönlich vorbei. Sie erzählt von der Geschichte der Naturlodge, über ihre Familie, von der Landwirtschaft und ihren vielen anderen innovativen Projekten. Maya sprudelt vor Ideen. Ihr Unternehmergeist und die Leidenschaft, mit der sie ihren Tätigkeiten nachgeht, suchen ihresgleichen.

Bevor man sich draußen ins Bett kuschelt, gibt es bei Bedarf noch Tee und eine gefüllte Wärmeflasche.

Die Verpflegung in der Naturlodge Gadestatt

Das frisch zubereitete Frühstück aus lokalen Zutaten ist selbstverständlich im Preis inbegriffen. Dafür kommt Maya am Morgen vorbei und serviert Kaffee in der Bialetti-Kanne, Orangensaft, ein Frühstücksei, Käse aus eigener Erzeugung, frische Dinkelbrötchen, Butter, selbstgemachte Konfitüre, selbstgemachtes Joghurt mit einer Prise Zimt, Melone und ein Birchermüesli mit frischen Beeren. Käse und Joghurt sind ein absolutes Gedicht. Der Käse, den Mayas Papa produziert, reift übrigens im Keller der Hütte. Dort lagern auch verschiedene Weine aus dem Wallis, die man zum Essen oder später am Abend genießen kann.

Wenn die Zutaten stimmen, sind die einfachen Speisen die besten.

Wer will, kann das Abendessen noch mit dazu buchen. Und das verspricht wie schon das Frühstück authentische Küche mit qualitativ hochwertigen und regionalen Zutaten. Unter dem Motte «Farm to Table» kommt alles aus der eigenen Landwirtschaft. Genau diese frischen Zutaten machen den Unterschied. Maya verwöhnt mich mit Salat, einer ihrer selbst produzierten Cholera (Gommer Spezialität) und frischen Früchten sowie einem herrlich saftigen Kuchen mit Walliser Aprikosen zum Dessert.

So umsorgt lässt es sich aushalten. Hier kann man so richtig die Seele baumeln lassen.

Mit Hans und Ulrich gab es von 2020 bis 2023 zwei Rooftop Glamping Domes auf Hangar 5 in Ulrichen. So war Luxus Glamping im Obergoms auch im Winter möglich. Das ist genau nach meinem Geschmack und ich hätte gerne einmal dort übernachtet.

Gourmet-Bike: kulinarisches Fahrradfahren im Goms

Nach dem Abschied von der Naturlodge und einem weiteren Schwatz mit Maya steht am Sonntag noch ein weiteres Highlight auf dem Programm: eine kulinarische Entdeckungsreise per Bike. Dieses Gesamtpaket war bei Tourismus Obergoms zu buchen.

Viele Städte haben Angebote mit kulinarischen Spaziergängen, bei denen man an mehreren Stationen Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch einnimmt. Genau dieses Konzept verfolgt auch Gourmet-Bike. Dabei fährt man entspannt durch die malerische Landschaft des Goms und kehrt in ausgewählten Gastronomiebetrieben ein. Gourmet-Bike ist eine tolle Idee und kombiniert Radeln im schönen Goms mit gutem Essen.

Insgesamt legt man beim Gourmet-Bike so in Etappen etwa 30 Kilometer von Oberwald bis nach Fiesch zurück. Dabei ist man überwiegend auf dem Rottenweg unterwegs. Dieser Weg, der auch zu Wanderungen einlädt, verläuft bis Münster völlig eben entlang der Rhone. Erst im unteren Abschnitt, insbesondere zwischen Gluringen und Ernen muss man mit ein paar Anstiegen rechnen. Mit vollem Bauch kann das schon einmal ein wenig anstrengend werden.

Das Besondere dabei ist, dass ich die Abschnitte des Gommer Höhenwegs, die ich gestern gewandert bin, nun nochmals vom Tal aus sehe.

Die einzelnen Gänge sind keine Überraschung. Sowohl die teilnehmenden Restaurants und ihre Speisekarte studiert man am besten bereits im Vorfeld der Tour. So kann man Menü und Strecke gut aufeinander abstimmen.

Ich mache meinen ersten Stopp im Restaurant Landhaus Münster und nehme den Hauptgang im Hotel Restaurant Castle in Blitzingen ein. Das Dessert genieße ich dann noch in der Gommerstuba auf der Abfahrt von Ernen nach Fiesch.

Wandern im Goms, Übernachten in der Naturlodge Gadestatt und Gourmet-Bike sind für mich die besten Beispiele, wie nachhaltiger und naturnaher Tourismus aussehen kann. Einmal mehr wird mir bewusst, wie schön das Wallis ist. Hier gibt es definitiv noch viel zu entdecken: Aletsch Arena, Bürchen mit der Moosalp, Crans Montana, Evolène, Grimentz und das Val d’Anniviers, Leukerbad, die Wanderung entlang der Lötschberg Südrampe, Saas Fee, die Fünf-Seen-Wanderung in Zermatt und vieles mehr wartet noch darauf von mir entdeckt zu werden.

Frühstückt in der Naturlodge Gadestatt, vor dem Gourmet-Bike und nach dem Gommer Höhenweg
Naturlodge Gadestatt

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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