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5-Seenweg Zermatt: Wandern mit dem Matterhorn im Blickfeld

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Das Matterhorn ist einer der meistfotografierten Berge der Welt und so etwas wie das Wahrzeichen der Schweiz. 1970 hat es das Matterhorn sogar auf die Verpackung der Toblerone geschafft. Schließlich sind beide dreieckig. Die Schokolade ist eine Verlockung für Naschkatzen. Der 4’478 Meter hohe, majestätische und freistehende Berg ist Anziehungspunkt für Alpinisten. Für Zermatt ist das Horu, wie es hier genannt wird, ein Tourismusmagnet mit enormer Anziehungskraft. Auf dem 5-Seenweg hat man den Berg fast durchgehend im Blickfeld.

Die Wanderung am 5-Seenweg steht schon ganz lange auf meiner Liste. Das Motiv des sich in den Bergseen spiegelnden Matterhorns fasziniert mich. Auf der Wanderung präsentiert es sich von seiner besten Seite. Das will ich selbst sehen (und fotografieren).

Willst du wissen, ob meine Erwartungen erfüllt werden, der 5-Seenweg tatsächlich so «wanderbar» ist und ob sich das Matterhorn wirklich so schön im Stellisee spiegelt? In den folgenden Zeilen schildere ich meine Erlebnisse und Erfahrungen.

Kurzentschlossen nach Zermatt

Mit dem Wallis habe ich eigentlich nur ein Problem: Es ist weit weg oder besser gesagt, die Anreise dauert zu lange. Mit dem Auto bin ich mehr als drei und mit dem Zug gar mehr als vier Stunden unterwegs bis in das mondäne Bergdorf. Ein schneller Tagesausflug mit Wanderung? Fehlanzeige. Genau aus diesem Grund steht die Wanderung schon ganz lange auf meiner Bucketlist. Zermatt ist für mich immer mit Übernachtungen verbunden. Vor einigen Jahren habe ich dort meinen Geburtstag verbracht und den Gornergrat besucht. Zuletzt war es für mich Ausgangspunkt für die Fahrt mit dem Glacier Express nach St. Moritz.

An einem ausnahmsweise unverplanten Wochenende im September entscheide ich kurzerhand, unter den 5-Seenweg endlich ein «Been there, done that» zu setzen. Ich will hautnah miterleben, wie sich das Matterhorn in drei der fünf Bergseen spiegelt. Die Wetterbedingungen dafür sind gut. Meine kurzfristige Suche nach freien, modernen und preisgünstigen Zimmern führt mich ins Hotel Aristella Swissflair. Im Ferdinand Pop Up Hotel by CERVO Zermatt sind so kurzfristig keine Zimmer zu bekommen.

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Als ich am Nachmittag in Zermatt ankomme, herrscht geschäftiges Treiben wie eh und je. In der Bahnhofstraße tummeln sich Schau- und Kauflustige, Wanderer und Mountainbiker sind zielstrebig unterwegs und die kleinen Elektromobile chauffieren Gäste und ihr Gepäck zu den Hotels oder zum Bahnhof. Nachdem ich die Atmosphäre im Juni in Saas Fee eher trostlos empfand, fühle ich mich hier wesentlich wohler. Einzig die Gäste aus Übersee fehlen und in den Geschäften herrscht Maskenpflicht.

Endlich am 5-Seenweg

Der Wanderweg ist die Nr. 11 unter den Themenwegen in Zermatt. Dabei handelt es sich um eine leichte Wanderung ohne jegliche Schwierigkeiten. Das Schöne ist, dass man die Wanderung beliebig erweitern und die individuellen Voraussetzungen anpassen kann. Der klassische Weg und die einfachste Variante führt von der Bergstation Blauherd 9.8 Kilometer bergab. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreicht man die Station Sunnegga Zermatt.

Wer es gerne etwa anspruchsvoller hat, kann die Tour auch in umgekehrter Richtung in Angriff nehmen und hat dann anstelle von 250 Höhenmetern das Doppelte im Aufstieg vor sich. Ein Abstecher auf die Fluhalp ist ebenfalls möglich und verlängert die Wanderung nochmals um eine Stunde. Hier kannst du im Massenlager oder Zimmern übernachten und auf der Terrasse bei atemberaubender Aussicht köstliche Walliser Spezialitäten genießen. Ganz Ambitionierte haben die Möglichkeit direkt vom Ort aus zur Bergstation Sunnegga aufzusteigen. Wer auf die Bahnfahrt verzichtet, legt zusätzliche 850 Höhenmeter zurück.

Ich entscheide mich für die eingangs erwähnte Route vom Blauherd zur Sunnegga. Nicht, weil ich Aufstiege scheue oder so wahnsinnig gerne bergab laufe. Nein, ich möchte so früh wie möglich am Stellisee, dem Highlight des 5-Seenwegs, sein. Nur dann kann man den See einigermaßen in Ruhe genießen und die Zeit ist perfekt zum Fotografieren. Später am Tag kann hier viel los sein und die Oberfläche des Sees ist nicht mehr spiegelglatt. Die Spiegelung des markanten Berges einzufangen, wird dann unmöglich. Deshalb heißt es für mich früh aufstehen.

Schließlich will ich mit der ersten Bahn (Standseilabahn Sunnegga Blauherd) nach oben fahren. Die Fahrt nach Blauherd dauert circa 20 Minuten. Den ersten Abschnitt legt man mit der Sunnegga-Standseilbahn zurück. Sie ist übrigens die erste Standseilbahn der Schweiz, die vollständig in einem Tunnel fuhr. Hier auf halben Weg hat man erstmals die imposante Aussicht aufs Matterhorn und die Zermatter Bergwelt. Genieß sie, aber stell dich darauf ein, dass das Bergpanorama noch viel besser wird. Mit der Kabinenbahn geht es dann noch weiter auf fast 2600 Meter bis zum Blauherd, dem Ausgangspunkt der Wanderung.

Der wesentliche Nachteil, die Tour in diese Richtung zu starten, ist, dass die schönsten Seen gleich zu Beginn kommen. Es ist keine Steigerung mehr möglich. Wer am Ufer der ersten drei Seen gestanden ist, wird vom Rest beinahe ein wenig enttäuscht sein.

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Stellisee, das Highlight schlechthin

Von der Station Blauherd aus benötigt man gerade einmal 15 bis 20 Minuten bis zum Stellisee. Der beliebte Bergsee ist sozusagen die erste Station. Bis zum See führt der Weg leicht begrab und schon bald sehe ich, wie das Wasser in der Morgensonne glitzert. Unwillkürlich beschleunige ich meinen Schritt. Der Bergsee ist nicht umsonst ein beliebter Fotospot. Viele Fotografinnen und Fotografen campieren hier ähnlich wie am Griessliesee, dem kleinen Gletschersee am Klausenpass, über Nacht. Nur so kann man den See richtig genießen und in aller Ruhe in der Morgendämmerung, zum Sonnenuntergang und nachts ablichten.

Der Stellisee: Postkartenidyll und Fototapetenmotiv

Der kleine Hochgebirgssee unter dem Rothorn zeigt sich heute von seiner besten Seite. Die Wiesen verlieren langsam ihr sattes Grün und machen herbstlichen Farben Platz. Zudem ist es windstill. Nur dann kann man die perfekte Spiegelung des Matterhorns im Stellisee erkennen. Für die beste Aussicht machst du eine Runde um den See und stoppst am Ostufer. Mit den großen, teilweise mit Flechten bewachsenen Felsblöcken im Wasser, hast du hier die perfekte Bildkomposition.

Spiegelung des Matterhorns im Stellisee
Stellisee

Ich kann mich kaum sattsehen. Nach dem Fotografieren lasse ich noch ein wenig die Atmosphäre auf mich wirken. Die Sonne wärmt bereits ganz ordentlich. Mit der zunehmenden Zahl an Besuchern – der Stellisee ist keineswegs überlaufen – ist es dann aber schnell vorbei mit der Ruhe. Ich beschließe weiterzuziehen und wandere Richtung Grindjisee.

Grindjisee

Unterwegs vom Stellisee zum Grindjisee höre ich das Pfeifen der Murmeltiere. Die kleinen Alpenbewohner verständigen sich so untereinander oder geben Warnsignale ab. Es ist ein regelrechtes Konzert. Und schließlich bekomme ich sogar noch eines dieser putzigen Tiere zu Gesicht und vor die Kamera. Es hat wohl gemerkt, dass von mir keine Gefahr ausgeht.

Der Grindjisee, der zweite See auf der Tour, liegt in einer Senke und ist von Bäumen und einem kleinen Hochmoor umgeben. Schon die Aussicht von oben ist grandios. Auf dem großen Felsen am Nordufer kann man gut eine kleine Picknickpause einlegen. Auch hier solltest du dir unbedingt Zeit für eine Runde um den See nehmen. Ebenso wie zuvor spiegelt sich der Toblerone-Gipfel im Wasser. Der Eindruck ist durch die Lärchen am Ufer und das Grün ein anderer, alles wirkt etwas lieblicher.

Von diesem See aus ist man ein längeres Stück auf einer Naturstraße unterwegs. Meiner Ansicht nach ist das der unattraktivste Abschnitt der Wanderung. Das einzig Schöne ist die Gletschermoräne, die man von hier aus bewundern kann.

Spiegelung des Matterhorns im Grindjisee
Grindjisee

Grünsee, Moosjisee und zum letzten See an der Bergstation Sunegga

Das nächste Zwischenziel ist der Grünsee. Er wirkt eher karg. Der Grünsee ist der letzte See am Weg, der mit einer Spiegelung des berühmten Toblerone-Gipfels aufwarten kann. An Grün erinnert hier momentan wenig, weder das Wasser des Sees noch die Umgebung. Die herbstlichen Farben der Alpenflora sind allerdings faszinierend. Ein bisschen erinnert das an Indian Summer.

Speichersee
Grindjisee

Im Grünsee darf übrigens gebadet werden. Im Sommer ist das sicherlich eine tolle Erfrischung. Jetzt verzichte ich gerne auf das Bad in dem von Bergquellen gespeisten See. Wer eine kleine Pause braucht, ist auf der Terrasse des Bergrestaurants Ze Seewjinu bestens aufgehoben. In der Lodge kann man auch übernachten. Gastgeber sind Kurt Lauber und Stéphanie Mayor, die lange Zeit die Hörnlihütte am Fuße des Matterhorns bewirtschaftet haben.

Von hier aus beginnt der Abstieg zum Moosjisee. Der Weg führt im Zickzack durch ein Waldstück. Zwischendurch schimmert das türkisblaue Wasser durch die Bäume. Kurz vor dem See überquert man noch einen Bergbach. Die Aussicht von der Brücke ist perfekt.

Beim Mossjisee handelt es sich um einen kleinen Speichersee. Seine Farbe und das Matterhorn im Hintergrund sind zwar eindrücklich, aber mit der Schönheit der bisherigen drei Seen kann er nicht mehr mithalten.

türkisgrüner Stausee
Moosjisee

Ich halte mich hier nicht lange auf und wandere weiter zum Endpunkt. Hier im letzten Abschnitt der Tour wartet noch einmal ein kurzer, aber steiler Aufstieg zum Weiler Findeln. Viele der Berghäuser, Stadel und Speicher wurden liebevoll renoviert und zu Ferienwohnungen umgebaut. Mit ihrem eingedunkelten Lärchenholz geben sie tolle Fotosujets ab.

Außerdem kommen in Findeln Feinschmecker voll auf ihre Kosten. Mit dem Paradies gibt es hier ein Gourmet-Restaurant (Gault&Millau mit 14 Punkte) mit Blick in die Bergwelt. Leider hat das Paradies im Sommer nur von Juli bis August geöffnet. Sonst wäre ich sicher hier eingekehrt.

Den Leisee konnte ich zuvor schon von der Seilbahn auf den Blauherd aus sehen. Mit einem ruhig gelegenen Bergsee hat er nur wenig zu tun. Es handelt sich eher um einen Erlebnispark mit einem Spielplatz für Kinder. Es gibt Liegen aus Holz und Grillstellen, schließlich handelt es sich um einen im Sommer beliebten Badesee. Jetzt wagen sich nur noch vereinzelt Besucher mit den Füßen ins Wasser.

Leisee bei der Bergstation Sunegga
Badesee

Hier treffen sich auch Wanderfaule. Der See ist von der Bergstation Sunegga in ein paar Minuten erreichbar. Sollte jemand gar nicht gut zu Fuß sein, ist es sogar möglich einen Schrägaufzug zu nehmen.

Ansonsten würde ich aber allen, die nicht den ganzen Weg absolvieren möchten, empfehlen vom Blauherd zum Stellisee zu wandern. Wer diesen Bergsee mit der Spiegelung des Matterhorns nicht gesehen hat, hat etwas verpasst. Das ist einer der schönsten Plätze in der Region.

Und zum Schluss noch ein paar Gedanken

Die Zermatter Bergwelt mit dem Matterhorn ist sicherlich einzigartig. Gleichzeitig ist Zermatt ein beliebtes Skigebiet mit 360 Pistenkilometern. Das geht an der Natur nicht spurlos vorüber und jetzt im Herbst sind die Narben in der Natur deutlich zu sehen. Skipisten, Lift- und Beschneiungsanlagen verschandeln die Natur. Ich finde diese Ausblicke ziemlich bedrückend. Die Wandertour kann mich deshalb nicht so recht begeistern. Stellisee, Grindjisee und Grünsee sind traumhaft schön, die Abschnitte dazwischen und der Rest des Weges kommen aber nicht an meine Erwartungen heran. Zum Glück gibt es im Wallis noch viele andere Wanderungen, bei denen man die unberührte Natur genießen kann.

Übrigens gibt es auch im Pizolgebiet eine 5-Seen-Wanderung. Die ist vielleicht nicht ganz so berühmt, aber die Seen können sich auf alle Fälle sehen lassen. Und zwischen Melchsee-Frutt und Engelberg in Obwalden kannst du entlang von vier Seen wandern. Dabei passierst du unter anderem den wunderschönen Engstlensee. Aber Bergseen sind sowieso immer schön.

Stellisee am 5-Seenweg Zermatt mit Spiegelung des Matterhorns
5-Seenweg Zermatt

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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