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Island im Winter erleben – Nordlichter und Schneegestöber

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Der Ausbruch des Eyjafjallajökull legte im Frühjahr 2010 den Flugverkehr über Europa weitgehend lahm. Die ganze Welt rästelte damals über die Aussprache seines Namens. Island war plötzlich in aller Munde. An der Fußball-Europameisterschaft 2016 hat sich die isländische Nationalmannschaft dann in die Herzen der Zuschauer gespielt. Die Mentalität der Wikinger, Siegeswille, Teamgeist und Bescheidenheit machten die Mannschaft zum Sympathieträger. Unvergesslich bleibt der Moment, als Zehntausende die Fußballer in Reykjavik empfingen – Hu!

All das macht Island und die Isländer sympathisch.

Seit die elf «Söhne» über den Rasen fegten, weiß der Rest Europas, wie das mit den Familiennamen in Island funktioniert, dass man fermentierten Hai als Delikatesse ansieht, einmal ausgereiste Islandpferde nicht mehr auf die Insel zurück dürfen und Fast-Food-Ketten nicht erwünscht sind. Und dann sind da ja noch die Elfen und Trolle. Das Bauamt in Reykjavik soll regelmäßig eine Elfenbeauftragte engagieren, die Ratschläge gibt, wo in Island Straßen gebaut werden können oder nicht.

Zudem wartet die Insel im Nordatlantik mit einzigartigen Naturschönheiten auf. Seit Jahren boomt der Tourismus in Island und ist heute die Haupteinnahmequelle des Landes.

Im Beitrag erfährst du alles über einen Besuch des Südwestens der Insel im Winter.

Island im Winter

Das Klima in Island ist gemessen an der nördlichen Lage dank des Golfstroms relativ mild. Als beste Reisemonate gelten Juni, Juli und August. Als ich im Sommer 2009 die Insel auf der Ringstraße umrundete und zweimal quer durchs Hochland fuhr, hatte ich riesiges Glück mit dem Wetter: Island präsentierte sich oft mit Sonnenschein, Temperaturen über 18 Grad und nur ein wenig Regen. Das ist außergewöhnlich.

Seither hatte ich den Wunsch, das Land auch einmal im Winter zu erleben. Island im Winter, das sind für mich mit Schnee und Eis bedeckte weite Landschaften, Lavagestein und Wollpullover. Außerdem träume ich von Ausritten in die unberührte Natur auf Islandpferden und vor allem von Nordlichtern.

Dafür reicht ein verlängertes Wochenende in und rund um Reykjavik. Während man  die Hauptstadt und ihre Sehenswürdigkeiten relativ schnell erkundet hat, gibt es in der näheren Umgebung auch im Winter viel zu erleben und zu entdecken. Langweilig wird es bestimmt nicht. So oder so, ist Dauer des Aufenthalts ist immer zu kurz, selbst wenn man vier Wochen geplant hat.

Zuallererst stellt sich die Frage, ob man für die Zeit in Reykjavik ein Mietauto nehmen möchte oder nicht. Autofahren in Island ist relativ unkompliziert. Man muss sich aber im Klaren darüber sein, dass der Golden Circle oder ein Ausflug an die Südküste weite Wege bedeuten. Selbstverständlich ist man mit einem Mietauto unabhängig und kann spontan losfahren, wohin man möchte. Man sollte jedoch auch bedenken, dass man im Bus wesentlich stressfreier und entspannter unterwegs ist und sich nicht um winterliche Straßenverhältnisse kümmern muss.

Island Road Tripping mit dem Mietwagen oder organisierte Ausflüge?

Bei den vorherrschenden winterlichen Bedingungen, bin ich ganz froh, dass ich nicht ans Steuer muss. Zudem sind aufgrund von Sturm und Schnee die Straßen rund um Reykjavik zwei Tage lang gesperrt. Das sollte aber eher eine Ausnahme und nicht die Regel sein. Preislich lohnt sich ein Mietauto mit Sicherheit ab drei Personen. Darunter muss man die Kosten einfach einmal durchrechnen. Gerade im Winter sollte man sich nämlich nicht mit der billigsten Mietwagen-Kategorie zufrieden geben und ein Fahrzeug mit Vierradantrieb wählen.

Aber auch wenn man sich gegen ein Mietauto entscheidet, muss man auf nichts verzichten. Transfers und Ausflüge sind perfekt organisiert. Das Angebot an verfügbaren Touren ist vielfältig und lässt fast keine Wünsche offen. Ein organisierter Ausflug kostet je nach Dauer und Entfernung zwischen 40 und 100 Euro. Die Wege in der Stadt sind sowieso kurz.

Unternehmungen und Touren ab Reykjavik

Geothermische Bäder

Die blaue Lagune ist weit über Island hinaus bekannt. Entsprechend gut besucht und teuer ist sie auch. Da immer nur eine bestimmte Anzahl Personen pro Stunde ins Bad darf, heißt es unbedingt frühzeitig reservieren In meinem konkreten Fall waren zwei Wochen vor Reiseantritt sämtliche Termine zwischen 09:00 und 15:00 bereits ausgebucht. Spontane Besuche sind leider nicht mehr möglich.

Ich habe mich diesmal für das Premium-Paket entschieden. So erspart man sich lange Wartezeiten an der Kasse und muss sich nicht um Bademantel, Handtuch und Slipper kümmern. Die Umkleidekabinen sind leider hoffnungslos überfüllt und auch nicht immer sauber. Hoffentlich bringen die Erneuerung und der Umbau demnächst Abhilfe. Allerdings ist zu befürchten, dass es nur darum geht, noch mehr Gäste aufnehmen und noch mehr Profit machen zu können.

Neben den Masken (Silicium und Alge) ist die In-Water-Massage ein besonderes Highlight. Zierliche Masseurinen darf man dabei allerdings nicht erwarten. Gunnar, ein richtiger Wikinger mit langem Bart und viel Muskeln, macht seine Sache aber perfekt. So viel Feingefühl hätte ich ihm fast nicht zugetraut. Für die Massage liegt man auf einer Yogamatte (wusste nicht, dass man diese dafür zweckentfremden kann) und wird mit einem nassen Handtuch zugedeckt. Damit es nicht kalt wird, taucht Gunnar mich von Zeit zu Zeit ein wenig unter Wasser. Massiert werden Rücken, Arme, Hals- und Schulterpartie und das Gesicht. Am Ende darf man noch ein wenig entspannen.

Ebenfalls inklusive im Premiumpaket ist ein Drink z.B. an der Swim-Up-Bar und ein Glas Prosecco bei Reservation im Lavarestaurant. Vom Lava aus hat man Sicht auf die Lagune und man isst ausgezeichnet. Generell ist das Essen sehr gut, von hoher Qualität und sehr kreativ zubereitet. Bei den Menüvarianten hat man in der Regel die Auswahl zwischen Fleisch, Fisch und vegetarisch. Trotz der abgeschiedenen Lage im Nordatlantik ist das Angebot an Obst und Gemüse erstaunlich. Etwas, das auf Färöer wesentlich schwieriger ist.

Wer in der Blauen Lagune keinen Platz bekommt oder es gerne etwas ruhiger mag, dem kann ich die Secret Lagoon oder Laugarvatn Fontana empfehlen. Beide Bäder sind meiner Meinung nach gute Alternativen. Selbst ein Besuch in einem der öffentlichen Bäder in Reykjavik ist ein tolles Erlebnis, das bei keinem Besuch in Island fehlen sollte.

Nordlichter

Wenn man im Winterhalbjahr nach Island reist, muss man unbedingt „Nordlichter jagen“, sei es bei einem organisierten Ausflug oder auf eigene Faust. Vorhersagen helfen Aktivität und Bewölkung einzuschätzen und eine Route festzulegen. Teilweise sind die Nordlichter so stark, dass man sie auch von der Stadt aus beobachten kann. In der Regel muss man aber raus aus der Lichtverschmutzung, hinaus aufs Land und in die Natur, in abgelegene Gegenden. Möglichkeiten dazu gibt es auf der wenig bevölkerten Insel genug.

Die Aurora Borealis sind einer der Gründe, warum ich im Winter nach Island gereist bin. Allerdings muss ich mich dann in Geduld üben. Am ersten Abend tobt der Sturm und alle Straßen sind zu. Der folgende Tag bringt völlig bewölktes Wetter, kein Stück vom Himmel ist zu sehen. Am dritten Tag meines Aufenthaltes versinkt Reykjavik regelrecht im Schnee.

Außerhalb der Stadt nach Nordlichtern Ausschau zu halten, wird zu einem Ding der Unmöglichkeit. Am letzten Abend ist mir das Glück dann hold. Die Nacht ist klar, die Temperaturen bitterkalt, aber die Aktivität an Nordlichtern sehr hoch. Bereits vor 22:00 Uhr sehen wir erste sehr helle Nordlichter nördlich der Stadt beim Leuchtturm am Himmel tanzen. Das ist so ein eindrückliches Naturschauspiel, dass man davon gar nicht genug kriegen kann. Die meisten Lichter schimmern grün, aber auch leichte Rottöne kommen vor.

Danach schlafen die Lichter ein wenig ein. Gegen Mitternacht erreicht das Spektakel dann aber seinen Höhepunkt. Das lange Warten wird mit einer stundenlangen Lichtershow sondergleichen belohnt. Wer auf Nordlichtertour geht, sollte sich unbedingt warm anziehen. Auf den Anhöhen und am Meer pfeift der Wind und schnell hat man klamme Finger, wenn man mit Kamera und Stativ hantiert.

Golden Circle

Unweit der Hauptstadt befinden sich einige der eindrücklichsten Naturschönheiten Islands. Der Gullni hringurinn ist eine der beliebtesten Reiserouten im Südwesten der Insel. Ausgehend von Reykjavik kann man so in einem halben oder ganzen Tag, je nachdem wie viel Zeit man an den einzelnen Stationen lässt, drei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten besuchen.

Dazu zählen der Nationalpark Þingvellir (erstes isländisches Parlament und Zusammentreffen beziehungsweise Auseinandertriften der europäischen und der eurasischen Platte), der Gulfoss-Wasserfall und der noch aktive Geysir Strokkur, der etwa alle sechs Minuten heißes Wasser in eine Höhe von bis zu 30 Metern spuckt.

Der Golden Circle ist nicht nur im Sommer zu empfehlen, auch bei Schnee und unwirtlichen Bedingungen hat er seinen Reiz. Ich werde unterwegs immer wieder von heftigem Schneefall überrascht. Vom Gulfoss ist leider fast gar nichts zu sehen (gut war ich schon mal da) und auch bei den Geysiren ist es nasskalt und unwirtlich. Dafür darf ich Þingvellir bei Sonnenschein erleben und sehe zumindest noch den Faxafoss in voller Pracht.

Ausritte auf Islandpferden

Islandpferde gehören unverkennbar zu Island und Pferdefreunde sollten sich einen Ausritt in die Natur nicht entgehen lassen. In der näheren Umgebung von Reykjavik liegen mehrere Reiterhöfe, die in etwa einer halben Stunde zu erreichen sind. Alle bieten ganzjährig ein- bis zweistündige oder längere Touren inklusive Transfer an. Im Sommer sind auch Mehrtagesritte im Angebot.

Dabei kommen sowohl Anfänger als auch fortgeschrittene Reiter auf ihre Kosten. Ausrüstung wird bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Eigene Reitbekleidung darf sowieso nur frisch gewaschen mitgebracht werden. Ausritte im Winter durch die verschneite Landschaft haben etwas Magisches. Wenn man dazu noch die Gelegenheit bekommt, den Tölt auszuprobieren, liegt das Glück der Erde tatsächlich auf dem Rücken der Pferde.

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Praktische Tipps und Infos für Island – nicht nur im Winter

  1. Wer bereit ist, auf Komfort zu verzichten, kann bei Anreise aus der Schweiz für den Flug nach Island easyjet ab Basel wählen. Dabei bekommt man günstige Flugpreise aber ungünstige Flugzeiten. Eine weitere Direktverbindung gibt es aktuell mit Icelandair, die Zürich wieder anfliegt. Die Preise sind allerdings mehr als doppelt so teuer.
  2. Vom Flughafen Keflavik kommt man am besten mit dem Airport Express oder dem Flybus. Die Busse steuern zuerst den Busterminal in Reykjavik an. Dort kann man bei entsprechender Buchung auf kleinere Shuttles umsteigen, die einem direkt ins Hotel bringen (ca. 45 € für ein Retourticket).
  3. Die Unterkünfte sind teuer. Dennoch würde ich ein Viersternehotel unbedingt empfehlen. Die Hotels in Island entsprechen nicht unbedingt dem mitteleuropäischen Standard. Für eine Übernachtung in einem Viersternehotel sollte man zwischen 200 und 300 € einkalkulieren. Ich wohne während meines Aufenthalts im Fosshotel Reykjavik. Fosshotel ist eine isländische Kette mit verschiednen Häusern auf der ganzen Insel. Beim Fosshotel handelt es sich um das größte Hotel in Reykjavik und in ganz Island. Es wird von vielen Reisegruppen frequentiert. Die Zimmer sind funktional, wirken im Verhältnis zum Alter des Hotels bereits etwas abgewohnt. Wenig professionell ist das Personal an der Rezeption. Beim Frühstück herrscht leider ziemliches Chaos, da es viel zu wenig Plätze gibt und das Buffet katastrophal organisiert ist. Das Angebot ist in Ordnung, aber nichts Besonderes. Etwas mehr Auswahl würde gut tun.

Island ist immer eine Reise wert, völlig unabhängig von den Jahreszeiten. Ich bin der Meinung, dass man Island und die Isländer einfach gern haben muss. Ich werde immer wieder kommen, selbst wenn die Welt weit und das Leben kurz ist. Schließlich konnte ich aufgrund der Wetterverhältnisse meine Lieblingswasserfälle, den Seljalandsfoss und den Skógafoss sowie den Strand von Vik nicht besuchen.

Island im Winter erleben
Island im Winter

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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