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Brighton, meine sechs Highlights in London by the Sea

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Die etwas beschwerliche Anreise ist vergessen, nachdem ich am Morgen von Möwengeschrei geweckt werde, das Meer rieche und die Sonne vom wolkenlosen Himmel strahlt. In meinem Bed & Breakfast duftet es außerdem bereits herrlich nach dem versprochenen «best breakfast» in Brighton. Genau so habe ich mir die Stadt an der Südküste Englands vorgestellt.

Das Seebad ist durch seine Nähe zu London ein beliebtes Urlaubsziel. Aus dem ehemaligen Fischerdorf entwickelte sich im 18. Jahrhundert nach und nach ein Kurort. Als dann König George IV. bevorzugt seine Freizeit in Brighton anstatt in London verbrachte und den Royal Pavillion bauen ließ, begann das große Wachstum. Heute kommen Hipster, Alternative, Mods, LGBTs und Familien zum Feiern oder zur Erholung in die Stadt am Meer. Brighton ist hip, trendy, bunt, kreativ, teilweise ziemlich abgewrackt und schräg. Ein bisschen wie London, aber familiärer und insgesamt total liebenswert und faszinierend.

Gerne stelle ich dir in diesem Beitrag meine Brighton-Highlights vor, gebe Tipps und berichte, du in Stadt und Umgebung an einem Wochenende alles erkunden und unternehmen kannst.

Meine sechs persönlichen Highlights

Brighton Palace Pier und West Pier

Überall an der Südküste Englands gab es sie, die Piers, filigrane Stege über die einst die betuchten Besucher von den großen Schiffen an Land gingen. Später, als die Gäste mit der Eisenbahn an die Küste kamen, begann der Zahn der Zeit an ihnen zu nagen, sie wurden morsch, rosteten vor sich hin, wurden gesperrt oder abgetragen..

Der 1899 eröffente Palace Pier ist auch heute noch eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. War er einst Ort für Theateraufführungen und andere Veranstaltungen, ist er nach dem Umbau in den 1970er Jahren ein besonders idyllisch gelegener Vergnügungspark mit allem, was dazu gehört. Es riecht nach Fish and Chips, Zuckerwatte, Crêpes und Waffeln.

Auf halbem Weg erwartet einem das Casino, eine Spielhalle, in der fast rund um die Uhr gezockt wird. Am Ende des Piers befinden sich die Fahrgeschäfte. Abgesehen von dem historischen Karussell wirkt alles ein wenig deplatziert. Die Szenerie erinnert ein wenig an Scheveningen. Wenngleich der Pier dort um einiges neuer ist.

Meer, Seeluft, Wind und Möwen

Ein Spaziergang über den Pier ist sowohl tagsüber als auch abends ein schönes Erlebnis. In der Mitte des Piers stehen die typischen blau-weiß-gestreiften Liegestühle zur kostenfreien Nutzung bereit. Hier die frische Seeluft zu genießen, den Möwen zuzuhören und aufs Meer hinauszuschauen, ist einfach nur entspannend.

Noch glamouröser als am Palace Pier ging es einst am West Pier zu, auf dem sich auch ein großer Konzertsaal befand. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Übrig ist nur noch rostiges Metallgerippe im Meer, das von den Wellen umspült wird und unter Denkmalschutz steht. Ein Brand und mehrere Sturmfluten haben den Pier fast vollständig zerstört.

Strand, Bandstand und Beach Huts

Mehr als acht Kilometer Strand hat die Stadt zu bieten. Dabei handelt es sich aber nicht um Sandstrand, sondern um Kies oder besser gesagt ziemlich große Steine. So lang und breit wie der Strand ist, findet auch jede/r ein Plätzchen. Bei schönem Wetter ist der Strand gut besucht, die Liegestühle hier muss man übrigens mieten.

Brighton bietet sich an für lange Strandspaziergänge, und zwar entweder der Straße entlang oder direkt am Strand, wo Pubs, Bars, Seafood-Restaurants oder Fischräuchereien warten. Wer sich ein Fischbrötchen gönnt, sollte sich allerdings vor den räuberischen Möven in Acht nehmen. Hier befindet sich auch das Fishing Museum, das die Entwicklung der Stadt erzählt. Der Eintritt ist gratis. Auch abends treffen sich viele am Strand, um zu feiern und Freunde zu treffen.

Von meiner Unterkunft in Kemptown bin ich etwa 3,5 Kilometer zu den Beach Huts in Hove spaziert. Berühmt sind ja vor allem die Strandhütten in Muizenberg in Südafrika oder am Brighton Beach in Melbourne. Aber auch hier in Hove und anderen Ortschaften an der Südküste Englands gibt es sie. Sie sind bunt gestrichen, liebevoll gepflegt und geben ein entzückendes Fotomotiv ab.

Auf dem Weg dorthin kommt man noch am Bandstand vorbei. Dieser restaurierte Pavillion ist wirklich ein Schmuckstück und auf vielen Aufnahmen zu sehen. Hier finden im Sommer Konzerte statt. Außerdem kann der Bandstand für Hochzeiten gemietet werden. Das darunterliegende Café ist ebenfalls sehr einladend.

Wer in die andere Richtung zur Marina möchte, kann sich den Weg mit einer Fahrt mit der Volk’s Electric Railway, der ältesten elektrischen Eisenbahn, den Weg etwas abkürzen.

Britisch Airways i360

Früher stand in der Nähe des Palace Pier das Brighton Wheel. In Deutschland konstruiert, zur Fußball WM nach Südafrika gebracht, erfreute es von 2011 bis 2016 die Besucher und garantierte einen herrlichen Ausblick auf Stadt und Strand. Das südenglische Seeband und das Rieserad waren für mich immer untrennbar miteinander verbunden.

Neuerdings übernimmt der British Airways i360, ein 173 Meter hoher Aussichtsturm vor dem West Pier, seine Funktion. Nicht alle sind mit dieser gigantischen Stahlnadel glücklich, wenngleich die Konstruktion mit einigen Superlativen aufzuwarten hat. In einem gläsernen Ufo mit 360-Grad-Rundumblick geht es hinauf in die luftige Höhe von 138 Metern. Ich gönne mir diese Fahrt inklusive einem Gläschen Champagner an der Bar – zur Feier des Tages.

Tickets kannst du auf der Seite von britishairwaysi360.com im Voraus buchen. Unbedingt nötig ist das aber nicht. Ab begehrtesten sind die Flüge, wie der Betreiber die Fahrt nennt, am Abend und an den Wochenenden. Ich bin zur Mittagszeit mit nur wenigen Personen in Kabine. Dadurch kann ich mich frei bewegen und die Rundumsicht richtig genießen.

Lanes , North Laine und Kemptown

Brighton ist zugleich ein Shopping-Paradies. In den pittoresken und verwinkelten Gassen der Lanes erwarten dich vor allem Juweliere. Im ursprünglichen Ortskern des ehemaligen Fischerdörfchens Brithelmstone sind die Gassen teilweise so eng, dass man kaum aneinander vorbeikommt. Sobald etwas mehr Platz ist oder dort, wo sich die Gassen zu Plätzen öffnen, haben Restaurants ihre Tische nach draußen gestellt.

North-Laine ist so etwas wie das Szene-Viertel der Stadt. Hier finden Flohmärkte statt, Vintage-Läden, Second-Hand-Stores, Cafés und Konditoreien buhlen um Kundschaft. Jeder Store ist ein Kunstwerk für sich. Dazu gibt es Graffiti und Street Art. Es macht richtig Spaß durch die Straßen zu ziehen. Die Lanes und North Laine zählen zu meinen Lieblingsplätzen.

Und dann ist da noch Kemptown. Auch hier sprießen die Bars, Restaurants und Läden mit kreativen Geschäftsideen aus dem Boden. Wer ein pulsierendes und buntes Viertel unweit der Innenstadt sucht ist in Kemptown bestens aufgehoben. In den den Seitenstraßen zum Strand hin befinden sich viele kleine Boutiquehotels und B&Bs im viktorianischen oder Art-déco-Stil.

Brighton Royal Pavilion

Wenn man ein Bild dieses kuriosen Bauwerks sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass es ausgerechnet in England steht. Nach dem Vorbild indischer Mogulpaläste ließ Georg IV. dieses Kunstwerk errichten. Neben dem Besuch des Parks lohnt sich auf alle Fälle auch der Eintritt ins Museum. Denn innen erwartet dich mit der Einrichtung im chinesischen Stil nochmals ein starker Kontrast. Es handelt sich hier wohl um den exotischsten Palast in Europa.

Während meines Aufenthalts finden gerade Restaurierungsarbeiten statt. Wie viele andere Gebäude ist auch ein Teil des Pavilions eingerüstet.

Seven Sisters

Östlich der Stadt, Richtung Eastborne, befinden sich die als Seven Sisters bezeichneten Kreidefelsen. Über die Jahrhunderte hat sich durch die Erosion eine achte Klippe gebildet, der Name blieb jedoch erhalten. Am Strand und der Steilküste entlang kannst du ganz wunderbar wandern. Dabei solltest du allerdings wirklich vorsichtig sein und dich nicht zu nah an den Rand hinauswagen.

Da es sich um ein beliebtes Ausflugsziel handelt, bist du hier selten alleine. Ich wähle für meinen Besuch den späten Nachmittag. Dann sind die Massen schon weg und die weißen Felsen in ein sanftes Licht getaucht. Meinen Spaziergang starte ich am Beachy Head. Der Beachy Head ist der höchste Kreidefelsen in Großbritannien. Von hier aus hast du eine grandiose Aussicht auf den alten Leuchtturm Bell Tout. Dieser Leuchtturm ist heute ein Wohnhaus. Weil man seine Signale im Nebel oftmals nicht sah, wurde kurzerhand weiter unten ein neuer gebaut.

Den Blick auf die gesamte Felsformation genieße ich nicht vom Visitor Center aus, sondern in der Nähe von Seaford Head – unglaublich schön.

Mehr Ideen und Anregungen findet ihr auf der Seite der offiziellen Tourismusorganisation.

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Sechs Erkenntnisse nach meinem Wochenende

I‘m a British Girl

Wenn ich British English höre, geht mir das Herz auf. Mir gefällt das wesentlich besser als amerikanisches Englisch. Schon als Teenager fand ich Britische Rockmusik besser als die aus den USA. Zu Band-Aid-Zeiten hörte ich «Do they know it‘s Xmas Time?» lieber als «We are the world». Auf meinem Plattenteller drehten sich Queen, The Police, U2 und David Bowie und nicht Bon Jovi oder Michael Jackson. Klar, Amerika hat tolle Städte, ich liebe New York, aber Mentalität und Lebensstil sind einfach nicht meins, auch wenn viele das nicht verstehen. Und solange Trump an der Macht ist, stehen die USA auf meiner persönlichen Travel-Blacklist.

Ich bin und werde kein Fan von Tatoos

Jeder, wie er mag, aber mir persönlich gefallen Tatoos nicht. Deshalb habe ich auch selbst keine. Und wenn ich wie hier die geballte Ladung an teils hässlicher und schlecht gemachter Ganzkörperbemalung zu sehen bekomme, bin ich ganz froh, dass das so ist. Wer sich allerdings ein Tatoo stechen lassen möchte, ist in Brighton ganz gut aufgehoben. Die Dichte an guten Tätowierern soll sehr hoch sein.

Englisches Essen ist nicht so schlecht wie sein Ruf

Dem englischen Essen eilt bekanntlich ein etwas zweifelhafter Ruf voraus: deftig, fettig und geschmacklos. Das mag früher mal so gewesen sein. Mittlerweile gibt es ganz hervorragende Lokale, die ausgezeichnetes und gesundes Essen anbieten. Gerade in Brighton ist man da sehr innovativ. Bei dem reichen Angebot an vegetarischen und veganen Varianten aus aller Welt, könnte sich selbst manches Restaurant in der Schweiz eine Scheibe abschneiden.

Zwei Dinge, die die Freude ein wenig trüben

Leider gibt es in der Stadt viele Obdachlose, Bettler und Drogenabhängige. Sie sitzen vor Supermärkten und schlafen vor Hauseingängen. Der Rasen in den sonst schönen Parks ist oftmals voll mit Unrat und Spritzen. Außerdem ist Brighton berühmt für seine Sprachschulen. Die Folge davon ist, dass permanent Horden von deutschen, italienischen und spanischen Teenagern durch die Stadt geschleust werden. Immerhin macht es Spaß ihnen zuzusehen, wie sie sich langweilen und vor allem auf einen Besuch in einer Bar warten.

Brighton ohne englische Wetterkapriolen? Da fehlt etwas.

Nun,ich will mich ja nicht beschweren. Wer hat schon ein Wochenende in England mit strahlendem Sonnenschein, bei Temperaturen um die 27 Grad und völlig windstill. Im Juni kann ich tatsächlich glücklich und zufrieden am Strand liegen. Und trotzdem vermisse ich etwas: Zumindest einmal hätte mich ein kurzer Regenschauer überraschen können. Irgendwie gehört das zum Südengland-Feeling mit dazu.

Notiz an mich selbst: Du sollst nicht fremdfliegen!

Ein- bis zweimal pro Jahr lasse ich mich dazu hinreißen, anstelle meiner Lieblingsfluglinen SWISS oder Lufthansa Easyjet zu buchen. Das mache ich nicht aus Kostengründen, sondern weil z.B. die Flugzeiten für mich praktischer sind. In diesem Fall liegt der Flughafen Gatwick, der von SWISS nicht angeflogen wird, einfach unschlagbar nahe an Brighton. Nach einer halben Stunde Zugfahrt direkt ab dem South Terminal ist man am Ziel.

Mein Wochenende beginnt deshalb auf dem wenig einladenden Euroairport Basel. Nach 20:00 Uhr gibt es dort nichts mehr zu essen und auch sonst wirkt alles ein bisschen schmuddelig. In die Liste meiner Top-Flughäfen schafft Basel es mit Sicherheit nicht. Schlimmer ist die Verspätung über die wir zuerst einmal gar nicht informiert werden. Als ich dann 1,5 Stunden später als geplant am Bahnhof im Southterminal stehe, ist der letzte Zug nach Brighton schon lange weg. Zum Glück gibt es Uber! Ein freundlicher Fahrer bringt mich spät nachts noch verlässlich ans Ziel.

Eigentlich mag ich keine Billigairlines, schon alleine die Gepäckregelung (ich buche immer Extra Legroom oder Upfront, damit ich zumindest meine Handtasche noch mit in die Kabine nehmen kann), der Boardingprozess und das Einsteigen ins Flugzeug nerven mich gewaltig. Ich möchte mir nicht ausmalen, was los ist, wenn mal ein Flug ausfällt oder ich irgendwo strande. Deshalb schwöre ich mir jedes Mal, nicht mehr mit Easyjet zu fliegen. Ich hoffe, ich vergesse das nicht wieder!

Brighton, London by the Sea, Liegestühle am Strand
Brighton

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Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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