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Bregenzer Festspiele – Carmen als Spektakel auf der Seebühne

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Seit 1946 findet das Spiel auf dem See statt. Die Bregenzer Festspiele auf der weltweit größten Seebühne mit ihren fantasievoll gestalteten Bühnenbildern vor der Kulisse des Bodensees ziehen jeden Sommer eine große Anzahl von Besuchern an.

Nach meinem Ausflug nach Verona im Juni 2016, wo ich bereits in der Arena di Verona bei Aida Open-Air-Opernluft geschnuppert habe, geht es nun nach Vorarlberg.

In diesem Beitrag erzähle ich von meinem ersten Besuch an den Bregenzer Festspielen.

Bregenzer Festspiele 2017: Georges Bizets Carmen

Jeden Juli und August gibt es in Bregenz hochkarätige Oper unter freiem Himmel. Die Festspiele, einer der Kulturhöhepunkte Österreichs, sind untrennbar mit der Vorarlberger Landeshauptstadt verbunden.

Nach der Zauberflöte 2013/14 und Turandot 2015/16 steht in der aktuellen Spielsaison Carmen auf dem Spielplan. Daneben ergänzen jedes Jahr Orchesterkonzerte, Opernaufführungen im Festspielhaus und weitere Veranstaltungen das Programm. Es ist nicht das erste Mal, dass die Bregenzer Festspiele die Oper auf der Seebühne zeigen. Bei leidenschaftlicher Liebe, Eifersucht und dem Schicksal der Protagonisten Sergeant Don José und Carmen gepaart mit eingänglicher Musik ist für volle Zuschauerränge gesorgt. Immerhin ist die Oper eines der meistgespielten Stücke, die Arie «L’amour est un oiseau rebelle» (Habanera) und das Torerolied auch jenen bekannt, die mit Oper sonst nichts am Hut haben. Es sind regelrechte Ohrwürmer, in Bregenz traditionell begleitet durch die Wiener Symphoniker.

Mit Carmen kann man eigentlich nichts falsch machen. Und so sind die Aufführungen 2017 in Bregenz auch so gut wie ausgebucht.

Das Bühnenbild der Bregenzer Festspiele

Die spektakulären Bühnenbilder sind so etwas wie temporäre Wahrzeichen der Stadt, gefertigt aus Stahl, Beton, Holz und Plastik. Es Devlin hat die Kulisse für Carmen entworfen. Zwei riesige aus dem See ragende Hände werfen ein Kartenspiel in die Luft. Tatoos, der abgeblätterte Nagellack, ein billiger Ring und die glimmende Zigarette in der rechten Hand symbolisieren Carmen und die Zigarettenfabrik, in der sie arbeitet. Gleichzeitig stehen die Karten für jene Szene im dritten Akt, in der Carmen sich die Karten legt, die ihr den Tod vorhersagen. Da kann sie mischen und legen, so oft sie will. Aber Carmen lässt sich nicht beirren und wirft die Karten einfach in die Luft.

Die Bregenzer Festspiele bieten Führungen mit dem Titel «Ein Blick hinter die Kulissen». Die € 7,50 sollte man unbedingt investieren. Tickets erhält man entweder vor Ort oder über die Website der Bregenzer Festspiele. Während 50 Minuten erfährt man viele interessante Details zu Geschichte und Entwicklung der Festspiele und zur Bühnenkonstruktion. So weiß ich jetzt, dass die rechte Hand ganze 21 Meter hoch ist und eine Spielkarte sieben mal vier Meter misst und ist somit fast 30 Quadratmeter groß ist. In den Karten befinden sich außerdem noch Lautsprecher.

Mussten die Wiener Symphoniker früher im Orchestergraben im Betonkern der Bühne schwitzten, sitzen sie heute im Festspielhaus. Das Soundsystem BOA sorgt dafür, dass alles technisch einwandfrei nach draußen übertragen wird. Musiker und Dirigent sind auf den Leinwänden an den Regietürmen ebenfalls zu sehen. Sollte eine Vorstellung aufgrund des schlechten Wetters abgebrochen und ins Festspielhaus verlegt werden, müssen die Musiker ihre wertvollen Instrumente dann auch nicht mehr über den langen Steg ins Trockene bringen.

Carmens Hände sind hinten offen und dienen als Treppenaufgang für Darsteller und Stuntleute. Hinter den höchsten Karten verlaufen ebenfalls überall Treppen.

Neben den Bühnentechnikern treffen täglich die Pyrotechniker ihre Vorbereitungen für das allabendliche Spektakel. Und damit nichts passiert, sitzen drei Berufstaucher bereit um allenfalls Schauspieler zu retten, die mit ihren schweren Roben unfreiwillig baden gehen.

Die Aufführung

Pünktlich um 21:15 Uhr beginnt die Vorstellung, die auf zwei pausenfreie Stunden gekürzt ist. Sind die Karten auf der Bühne zuerst nur Auftrittsfläche und Hintergrund, werden sie später zu Projektionsflächen mit verschiedenen Licht- und Farbeffekten. Live-Kameras filmen zusätzlich das Bühnengeschehen und zeigen die Protagonisten in Großaufnahme. Und einmal bringt der Regen in einer Videosequenz Herzdame und Pikbube sowie die anderen Karten zum Zerfließen.

Nach pyrotechnischen Spezialeffekten dient das Kartengerüst auch als Kletterwand für verschiedene Stuntfrauen und -männer die in schwindelerregende Höhen hinaufsteigen und sich abseilen. Die scheinbar vor der Bühne im See liegenden Karten werden ebenfalls Teil der Aufführung und der Bühne. Sie sind absenkbar, sodass die Protagonisten im wahrsten Sinne des Wortes im Wasser stehen gelassen werden.

Das Wasser oder der See spielt überhaupt eine tragende Rolle. Einmal entflieht Carmen mit einem Sprung ins Wasser, die Schmuggler kommen auf Booten und am Ende wird Carmen nicht erstochen, sondern ertränkt. Auch Tanzszenen finden im Wasser statt. Zum Glück hat der See im Juli und August einigermaßen angenehme Temperaturen.

Die gesamte Zeit über ist auf der Bühne enorm viel los und es wird nie langweilig: Solisten, Statisten, Video, Feuerwerk, Ballett und Stunts. Vielleicht ist das alles ein Tick zu viel. Die Musik geht dabei fast ein wenig vergessen. Aber Opernfestspiele im Sommer sollten oder müssen die breite Masse ansprechen. Die Carmen in Bregenz entspricht dem Mainstream in einer doch sehr traditionellen Inszenierung. Ich muss aber auch gestehen, dass ich keine Vergleiche mit Aufführungen der Bregenzer Festspiele aus den Vorjahren habe.

Insgesamt ist es ein wunderschöner Abend und nach der verregneten Premiere vier Tage vorher ist mir der Wettergott hold. Erst auf dem Weg zum Busbahnhof kommen Wasser und «pyrotechnische Effekte» von oben.

Praktische Tipps rund um die Bregenzer Festspiele

Die Opern werden in Bregenz jeweils zwei Sommer lang gezeigt. Premiere ist immer Mitte Juli und die Spielsaison dauert dann vier Wochen. Karten bestellt man am einfachsten über die Website der Bregenzer Festspiele. 2017 kostet die billigste Kategorie für die Aufführungen während der Woche € 65,-. Am Wochenende und bei den besseren Plätzen wird es natürlich teurer. Das reicht bis zum VIP-Package in der Festspiellounge im Festspielhaus inklusive Dinner für etwa € 350,-. Die Sicht auf die Bühne ist zum Glück nirgends wirklich schlecht oder eingeschränkt.

Karten der Kategorie 1 und 2 sowie in der Festspiellounge habe den Vorteil, dass man bei Wetterkapriolen einen Platz im Festspielhaus hat und die Oper im Trockenen zu Ende schauen kann. Alle anderen bekommen ihr Geld zurück, sofern weniger als 90 Minuten gespielt wurde.

Hotelzimmer sind zur Zeit der Festspiele in Bregenz Mangelware oder werden zu stark erhöhten Preisen angeboten. Ich habe meine Unterkunft bereits im Dezember gebucht. Alternativ kann man auch auf die umgrenzenden Städte und Regionen ausweichen. Vorarlberg ist nicht groß und Hotels z.B. im Bregenzerwald bieten Packages mit inkludiertem Bustransfer an. Das Ticket für die Aufführung gilt übrigens auch sonst am gleichen Tag als Fahrkarte für den ÖV.

Was kann man in Bregenz und Vorarlberg sonst noch unternehmen?

Ausschließlich für die Bregenzer Festspiele anzureisen wäre etwas zu schade. Mit dem Vorarlberg Museum und dem Kunsthaus hat Bregenz neben den Festspielen noch mehr Kultur zu bieten. In der Oberstadt steht das berühmte Wahrzeichen der Stadt, der Martinsturm. Eine Schifffahrt am schwäbischen Meer (auch ins angrenzende Ausland nach Lindau, Friedrichshafen, Konstanz, Meersburg usw.) sowie eine Fahrt auf den Hausberg, den Pfänder, sollten bei einem Besuch ebenfalls nicht fehlen.

Wer etwas mehr Zeit mitbringt, dem empfehle ich unbedingt einen Ausflug in den Bregenzerwald. Ich liebe diese Region, wo traditionelle und moderne Architektur perfekt verschmelzen und wo es ausgezeichneten Käse gibt.

Bregenzer Festspiele Carmen
Bregenzer Festspiele

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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