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Caumasee – Karibikfeeling im dichten Flimser Tannenwald

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An den verlängerten Feiertagswochenenden vermeide ich es zu reisen. Die Preise sind überteuert, Hotels ausgebucht, auf den Straßen bilden sich lange Staus und auf den Flughäfen herrscht Chaos. Das muss ich nicht mitmachen. Ausnahmsweise lasse ich mich im Juni zu einem kleinen Wochenendausflug in der Schweiz überreden. Und wenn es schon nicht das Meer sein kann, verspricht der Caumasee in der Nähe von Flims in Graubünden Karibikfeeling mitten in den Bergen. Und weil ich ein Faible für Bergseen habe, bedeuten das türkisgrüne Wasser, die Stränden und lauschigen Buchten und die kleine Insel sowie Glücksgefühle pur.

Der Beitrag gibt dir ein paar Inspirationen, was du an einem Wochenende im Bergfrühling in Flims bei gutem und weniger gutem Wetter alles unternehmen kannst.

Bergfrühling in Flims Laax Falera

Die Region oder das Skigebiet «Flims Laax Falera» erreichst du mit dem Auto ab Chur in ca. 30 Minuten (Ausfahrt Reichenau). Für die Monate April und Mai wirbt die Region mit dem sogenannten Bergfrühling in Graubünden. Dann zeigt sich die Bündner Bergwelt von ihrer farbenfrohen Seite und jede der vier Höhenlagen hat ihren ganz besonderen Reiz. Während auf den Gipfeln noch der Schnee liegt, kannst du beim Wandern und Biken in tieferen Lagen Krokusse und später saftige Blumenwiesen bestaunen. Der Caumasee ist noch nicht überfüllt und die imposante Rheinschlucht lädt zu längeren Touren ein. Als Fan des azyklischen Reisens kann ich diese Idee nur befürworten.

The Hide Flims

Das exklusive 5-Stern-Hotel und Wellness Resort Waldhaus Flims mit seinen Top-Restaurants ist bis weit über die Grenzen hinaus bekannt – ein Luxus, den sich nicht alle leisten können oder wollen. Zum Glück verfügt Flims über eine große Auswahl an Unterkünften für jeden Geschmack und in jeder Preisklasse. Seit 2018 gibt es mit dem Hide Flims [Werbung, Affiliate Link] ein modernes Hideaway direkt neben den Bergbahnen. Das Hide befindet sich im unschönen Betonklotz Stenna, der sich mit Geschäften, Restaurants und einem Kino als Erlebniswelt in den Bergen versteht. Die 47 Zimmer liegen im obersten Stockwerk.

Hide Flims [Werbung, Affiliate Link]

Die Zimmer im Design Hotel sind sehr stylisch. Kuscheliger Samt trifft auf Sichtbeton, «spacige» Teppiche und glitzernde Tapeten auf Marmor und Wiener Geflecht auf mattes Metall. Die Badezimmer sind eine Kombination aus Altrosa und Schwarz. Vom großen Balkon aus eröffnet sich der Blick ins Tal oder in die Bergwelt. Im gleichen Stil eingerichtet sind auch der Barbereich und die beiden Restaurants. Das «Hide Dining» ist im Bergfrühling geschlossen, als Alternative im Haus bleibt das «Hide Deli». Das Frühstück ist meiner Meinung nach für ein Hotel dieser Kategorie etwas dürftig. Etwas mehr Angebot und Auswahl dürfte durchaus sein. Der geröstete Blumenkohl im Deli trifft dafür ganz meinen Geschmack. Leider ist dort die Bedienung etwas langsam.

Am meisten überzeugt mich der großzügige und helle Wellnessbereich. Mobiliar und Beleuchtung sind modern, aber doch gemütlich und habe nichts mehr mit den rustikalen Saunen früherer Jahre zu tun. Im großzügigen Außenbereich kannst du dich sogar auf Schaukelliegen betten. Leider ist bei meinem Besuch Ende Mai die Panoramasauna (finnische Sauna) nicht geheizt.

Gemütliche Drei-Seen-Tour mit dem Mountainbike

Flims und Laax sind bekannt für ihre Bike Trails. Der Runca Trail beispielsweise ist schon früh im Jahr befahrbar. Hinauf geht es mit den Sesselbahnen Foppa und Naraus. Danach wartet eine 7.5 Kilometer lange Abfahrt mit Wellen, Doubles, Tables und Sprüngen. Wenn du so wie ich lieber Cross Country unterwegs bist, findest du im märchenhaften Flimserwald die passende Tour für jedes Niveau. Die Drei-Seen-Tour verläuft mehrheitlich über Forststraßen und führt dich an die schönsten Punkte, z.B. zum Ausflugsrestaurant Conn und zur Aussichtsplattform Il Spir. Il Spir ist das rätoromanische Wort für Mauersegler. Und genau so sieht das Gebilde aus Holz und Stahl der Churer Architektin Corinna Menn auch aus.

Von der oberen Plattform präsentiert sich einem ein fantastischer Rundblick auf die Ruinaulta, die Rheinschlucht. Das Farbenspiel der Felsen und des 400 Meter unter mir liegenden Vorderrheins kann ich umso mehr genießen, als ich bei meinem Abstecher auf die Plattform tatsächlich die einzige Besucherin bin. So stehe ich und staune – und fotografiere. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Flussschlinge des Rheins mit dem Horsehoe Bend des Grand Canyons verglichen wird.

Über Naturstraßen und Singletrails geht es anschließend hinunter zum tiefsten Punkt der Tour und nach Trin Mulin. Bei gutem Wetter ist selbst im Bergfrühling ein erfrischendes Bad im Crestasee möglich, bevor du entlang der Felsbachschlucht über Naturstraßen zurück nach Flims radelst. Der Crestasee liegt in der Nähe von Trin Mulin. Mit seinem Holzsteg hat der Crestasee vor allem in den Morgen- und Abendstunden, wenn Nebelschwaden über dem See liegen, etwas sehr Mystisches. So erlebe ich ihn leider nicht. Bei unserem kurzen Stop während der Mountainbiketour ist es später Nachmittag und es herrscht Hochbetrieb.

Vom Caumasee nach Conn gibt es ebenso einen leicht zu bewältigenden Rundwanderweg.

Außerdem findest du auf Outdooractive jede Menge Tourenvorschläge rund um Flims und die Rheinschlucht. Dort lassen sich Routen für Wanderungen, Radtouren, Bergtouren und weitere Outdoor-Aktivitäten planen, ausdrucken und auf dein GPS-Gerät laden. Noch bequemer funktioniert das offline mit der Outdooractive App.

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Baden im Caumasee

Der idyllische Bergsee kann es durchaus mit so manchem Strand am Mittelmeer oder in der Karibik aufnehmen. Gespeist von einer unterirdischen Quelle ist das Wasser Sees angenehm warm und kann im Sommer Temperaturen bis zu 24° Celsius erreichen. Das alles lockt natürlich viele Besucher an, im Sommer kann es schon einmal recht voll werden.

Die Anfahrt zum Caumasee, genauer gesagt bis zu den Parklätzen in Flims Waldhaus, ist gut ausgeschildert und leicht zu finden. Von dort führt ein asphaltierter und nachts sogar beleuchteter Weg zur Bergstation der Standseilbahn, die ebenfalls von Mai bis Oktober in Betrieb ist. Dafür musst du ungefähr 10 Minuten einplanen. Die Aussicht von der Bergstation auf den Caumasee ist ohne Übertreibung atemberaubend und gehört für mich zu einer der schönsten in der Schweiz. Die Benützung des Lifts ist gratis. Wenn du lieber wanderst, musst du nochmals 15–20 Minuten für den Weg nach unten rechnen. 

In der Hochsaison von Ende Mai bis Oktober ist der See nicht frei zugänglich. Der Eintritt ins Strandbad kostet für auswärtige Gäste stolze CHF 19.- (2022). Das entspricht einer Teuerung von fast 20 Prozent seit meinem letzten Besuch vor fünf Jahren. Mit Gästekarte und für Einheimische kostet der Eintritt CHF 8.-. Daraus ist klar ersichtlich, dass Tagesgäste gar nicht gewünscht sind. Zusätzlich gilt «digital first». Tickets sind limitiert und ausschließlich über die INSIDE LAAX App oder den Ticketshop erhältlich. Selbstverständlich erspart das lange Wartezeiten. Gleichzeitig schließt es bewusst eine wenig digitale Klientel aus, die allenfalls umsonst anreist.

Ich habe Verständnis dafür, dass der Besucherstrom irgendwie kanalisiert werden muss. Ohne diese Maßnahme wäre es am Caumasee mit der Idylle und der Wasserqualität schnell vorbei. Grundsätzlich ist es gut, dass der «See der Mittagsruhe» nicht völlig überlaufen wird. Dennoch halte ich die Preise für auswärtige Tagesgäste für unverschämt hoch. Wenn immer möglich, solltest du einen Aufenthalt am Caumasee nicht an einem Ferienwochenende planen. Das gilt vor allem dann, wenn du Ruhe suchst und die Schönheiten der Natur genießen möchtest.

Dem Restaurant im Strandbad täte etwas Konkurrenz gut. So wie der Eintritt ins Strandbad sind auch hier die Preise eine Frechheit. CHF 4.90 für einen Espresso in einem Selbstbedienungsrestaurant, entbehren jeder Grundlage. Und so sind zwar die Preise auf Sterne-Niveau, Essen und Angebot enttäuschen. Da nützt es wenig, dass es einen Restaurant-Eintritt gibt, bei dem CHF 5.- an ein antialkoholisches Getränk angerechnet werden.

Das Restaurant wirbt mit Bestellungen über die INSIDE LAAX App direkt vom Tisch aus oder am Automaten. Danach wird das Essen an den Platz gebracht. Ich persönlich habe nichts gegen dieses Konzept, kann mir aber vorstellen, dass viele damit überfordert sind und es unpersönlich finden. Zum Glück sind bis auf Weiteres auch Bestellungen an der Theke noch möglich.

Der Caumasee ist von einem Zaun umgeben. Die gesamte Anlage ist vorbildlich gepflegt. Im See liegt eine kleine Insel, außerdem gibt es einen Felsen und mehrere Badeplattformen. In der Nähe des Restaurants kann man Tretboote oder Stand Up Paddle Boards mieten oder Beach Volleyball spielen. So wird sicher niemanden langweilig. Für mich bräuchte es das alles nicht. Der See alleine ist so wunderschön, dass es reicht die Wunder der Natur auf sich wirken zu lassen und dieses lauschige Plätzchen einfach nur zu genießen. Im Nachhinein betrachtet wirken die Bilder des Sees richtig kitschig. Eigentlich ist es egal, ob und wie man sie bearbeitet. Sie erscheinen immer nahezu unwirklich.

Trutg dil Flem – Wandern in Flims

Nach einem Wetterumschwung mit Temperatursturz entscheiden wir uns trotzdem, eine Wanderung zu unternehmen. An den Sesselbahnen Foppa und Naraus reihen wir uns ein in die lange Schlange der Mountainbiker, die den Runca Trail absolvieren. Durch dichten Nebel schweben wir bergwärts. Wie bestellt kommt pünktlich beim Erreichen der Bergstation die Sonne durch. Die nächsten knapp 300 Höhenmeter zum Segnesboden können wir bei durchaus angenehmen Temperaturen zurücklegen. Erst dort beginnt der eigentliche Wasserweg. Mehr als 1’200 Höhenmeter im Abstieg stehen und jetzt noch bevor.

Das Besondere des Flimser Wasserwegs sind die sieben Brücken des Bündner Bauingenieurs Jürg Conzett. Mit seinen ästhetischen Konstruktionen war er prädestiniert dafür, diese Aufgabe zu übernehmen. Der Trutg dil Flem ist ein Themenweg, der kreuz und quer über den Flem führt, teilweise ganz nah am Wasser verläuft und so die Kraft des Wassers erlebbar macht. Wasserfälle sind auch ohne Zutun ein faszinierendes Naturschauspiel. Hier am Wasserweg hat Conzett sie nochmals eindrücklich in Szene gesetzt. Überall dort, wo das Wasser sich besonders spektakulär seinen Weg sucht, gibt es Brücken und Stege. Material, Form und Konstruktion sind perfekt auf die Landschaft abgestimmt.

Entstanden ist ein Gesamtkunstwerk, das sich bestens in die Landschaft einfügt. Die gemütliche Variante des Weges führt in Tal hinab. Wenn du dich zu den ambitionierten Wanderinnen oder Wanderern zählst und dir en Aufstieg zutraust, kannst du den Weg auch in entgegengesetzte Richtung gehen.

Als Einkehrmöglichkeit am Trutg dil Flem bietet sich das Bergrestaurant Startgels an. Sei aber gewarnt. Die Kaffeepreise hier oben sind noch gesalzener als die am Caumasee. Da musst du für dich entscheiden, ob du das unterstützen willst. Der für mich schönste Abschnitt am Wasserweg liegt etwas unterhalb des Restaurants, dort wo Holzstege parallel zum Gebirgsbach verlaufen.

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Baumwipfelpfad Laax – Senda dil Dragun

Seit 2021 verfügt die Laax, die Nachbargemeinde von Flims, über einen Baumwipfelpfad. Es ist nicht nur irgendein Baumwipfelpfad, sondern mit 1.56 Kilometern der aktuell längste der Welt. Der Holzsteg, auf dem man auf Augenhöhe mit den Bäumen ist, verbindet die Ortsteile Laax Murschetg und Laax Dorf. Insgesamt ist der Baumwipfelpfad mit seinen Rutschbahnen, Schautafeln und Erlebnisorten eher etwas für Kinder. Als Schlechtwetterprogramm und wegen der Aussicht ist er für alle Altersgruppen zu empfehlen. Wie zu erwarten gibt es den Senda dil Dragun nicht gratis. Die Halbtageskarte kostet CHF 16.–.

Fazit zum Aufenthalt

Mit Riunaulta, Cauma- und Crestasee sowie einer imposanten Bergwelt ist Flims auf engstem Raum mit einer Reihe von Naturschönheiten gesegnet. Der Ort selbst ist ein hässliches, langgezogenes Straßendorf mit vielen Bausünden. Und es scheint nicht so, als hätte man in den letzten Jahren daraus gelernt. Unter der Marke Flims Laax Falera versteht es dir Region, sich bestens zu vermarkten. Verglichen mit anderen Tourismusregionen in den Schweizer Alpen fehlt Flims ein wenig der Glanz. Mit überzogenen Preisen alleine gelingt es auch nicht zu dieser Riege zu gehören.

Blick auf den Caumasee in Flims
Caumasee

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

2 Gedanken zu „Caumasee – Karibikfeeling im dichten Flimser Tannenwald“

  1. Schöner Beitrag über den Caumasee, der mich ebenfalls sehr begeistert. Im Sommer allerdings wird es, wie Du richtig schreibst, manchmal sehr voll. Dann besucht man diesen See besser frühmorgens oder abends. Was ich besonders eindrücklich finde: Flims hat – als erste Gemeinde der Schweiz, wie ich meine – bereits 2017 ein Drohnenverbot über dem Caumasee erlassen. Vernünftig, und alle profitieren davon!

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    • Liebe Beatrice

      Danke für dein Feedback. Vom Drohnenverbot habe ich gelesen – ich war zuletzt kurz davor am Caumasee. Ich finde das grundsätzlich auch eine gute Entwicklung, obwohl ich Drohnenbilder (nicht, dass ich selbst eine hätte) oftmals wunderschön finde. Aber der Wildwuchs oder besser Wildflug muss schon eingedämmt werden.

      Viele Grüsse
      Carola

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